Sömmersdorf leistet sich gegen Abtswind weniger Fehler und gewinnt somit verdient

TSV Abtswind II – SV Sömmersdorf/Obbach 1:3 (1:2)

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„Wenn man ehrlich ist, kann man die Interviews schon vorher halten. Ist eh immer das gleiche Scheissspiel.“ Abtswinds Mittelfeldspieler Daniel Kaminski geht es wie seinen Kameraden. Wieder alles gegeben, viel investiert und erneut schlurft die Landesligareserve als Verlierer vom Platz.

Auch Abtswinds Trainer rätselt: „Warum wir uns die Dinger selbst reinlegen?“, und zählt sofort einige Böcke seiner neu formierten, defensiven Dreierkette auf: „Erste Halbzeit, Querpass von Sven direkt zum Gegner. Vor dem 0:1 unterläuft Christoph Kniewasser die Flanke und irritiert so seinen eigenen Keeper. Und weitere Ungenauigkeiten im Spielaufbau mehr. Das geht so nicht in dieser Kreisliga. Das wird umgehend bestraft.“ Abtswinds Schönwetterlage ist arg getrübt. Oder wie es Bulli Herbig als Indianer Abahachi treffend formuliert: „Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden!“

Auch Stürmer Patrick Hock fühlt sich, als wäre er an den Marterpfahl gefesselt: „Wenn du alles gibst, so doofe Gegentore bekommst, durch Zufall oder was weiß ich denn, das ist einfach unbegreiflich.“ Während die Gäste eine Asbach-Maß nach der nächsten reinzimmern, herrscht Ratlosigkeit im Abtswinder Kreisligakader. Kaum einer hat Bock drauf, das ewig gleiche Szenario mit immer den gleichen Hausparolen halbwegs schön zu reden. Die dritte Niederlage hinterlässt deutliche Spuren. Dabei stimmt vieles. Einsatz, Laufbereitschaft, das Kämpfen für den Mitspieler, Chancen herausgearbeitet, nach Gegentreffer wieder aufgerafft. Und zum Schluss feiern die Gäste eine rauschende Kabinenpartie. Echt unterfränkischer Katzenjammer breitet sich aus.

Der Plot der heutigen Kreisligapartie kann leicht zusammengefasst werden: Zwei schnelle Treffer für beide Seiten in den ersten fünf Minuten. Danach macht Abtswind das Spiel. Sömmersdorf verlegt sich erfolgreich auf schnelle Tempogegenstöße, Pfostenkracher inklusive. Mit einem direkt verwandelten Freistoß von der Strafraumkante aus bringt Sömmersdorfs Spielertrainer Daniel May seine Farben in Front. Nach dem Seitenwechsel investiert Abtswind viel in die Offensive. Die Gäste verteidigen konzentriert und lauern auf die entscheidende Gelegenheit. In der 66. Minute zeigt Abtswinds wuseliger Stürmer Jona Riedel an, dass er einen wichtigen Termin hat und grätscht zum zweiten Mal von hinten rein. An der Mittelline.

Auch mit einem Mann in Unterzahl bestimmt Abtswind die Taktzahl und erarbeitet sich einige gute Torabschlüsse. Bis zur 77. Minute steht Sömmersdorfs Keeper Jens Dotzel im Mittelpunkt des Geschehens. Dann leistet sich Sven Gibfried den alles entscheidenden Bock. Im Sekundenschlaf gefangen, landet seine Flanke punktgenau vor den Füßen von Sömmersdorfs Niklas Saal, der brav „Danke“ murmelt, ehe er zum 1:3-Endstand einnetzt. Im großen und ganzen ist die Messe natürlich gelesen. Engagement, Einsatz, Willen, alles top bei Abtswind. Aber man bekommt die Pille nicht mehr im gegnerischen Kasten unten. Während der beinahe obligatorischen Hauruck-Offensive der letzten zehn Minuten blitzt weider einmal die lieb gewonnene Brechstange auf. Und mit dem Schlusspfiff fällt beinahe noch das 1:4 durch Sebastian Schirmer. Das wäre jedoch des Guten zu viel.

Abgang mit den brümten Worten von Giovanni „Trap“ Trappatoni: „Habbe Fertich!“ Was jetzt noch fehlt ist eine intensive Fehlersuche unter der Woche. Bevor es nächstes Wochenende wieder heißt: Kein Kommentar von der Spielerfront! Währenddessen schläft in Sömmersdorf ein Kollektiv seinen Asbachrausch aus. Glückwunsch und Prosit aus Abtswind an eine fehlerfreie Leistung.

Matthias Ley

Das Spiel im Überblick:

TSV Abtswind II: Patrick Hefner – Christoph Hofmann, Janek Wendt, Christoph Kniewasser, – Markus Schamberger, Eric Köhler – Daniel Kaminski, Jona Riedel, Sven Gibfried, Andreas Herrmann – Aljoscha Keßler. Einwechselspieler: Eduard-Alin Wellmann, Michael Herrmann, Maximilian Heß, Julian Beßler, Thorsten Götzelmann, Patrick Hock.
SV Sömmersdorf/Obbach: Jens Dotzel – Julian Amthor, Fabian Korte, Maximilian Briegert, Jan Brunner – Jan Wehner, Daniel May, Marius Mergenthal, Sebastian Schirmer – Niklas Saal, Johannes Schaefer. Einwechselspieler: Marius Bohn, Tobias Garbe, Sebastian Stahl.
Schiedsrichter: Burkhard Böhm (Niederwerrn)
Zuschauer: ca. 80
Gelbe Karten: Jona Riedel, Christoph Hoffmann, Aljoscha Keßler (TSV Abtswind II)
Gelb-rote Karte: Jona Riedel (66., wiederholtes Foulspiel)
Tore: 0:1 Johannes Schaefer (4., Flanke Marius Mergenthal, robust gegen Torwart Patrick Hefner), 1:1 Aljoscha Keßler (5., Kopfball nach Eckball von Andy Herrmann), 1:2 Daniel May (23., direkt verwandelte Freistoß), 1:3 Niklas Saal (77., Vorlage Sven Gibfried).

Die Stimmen zum Spiel:

Velibor Teofilovic (Trainer TSV Abtswind II): „Wir bekommen keine Gegentreffer. Ich nenne das Eigentore. Einen großgewachsenen Stürmer wie Sömmersdorfs Johannes Schaefer kann man einfach nicht übersehen. Einen solchen Spieler ohne Absicherung am eigenen Elfmeterpunkt frei zum Ball kommen zu lassen, das ist fahrlässig. Da stimmt die defensive Abstimmung überhaupt nicht. In der Kabine habe ich meine Jungs schon auf die starken Offensivspieler hingewiesen, auf Johannes Schaefer, auf Niklas Saal, der bereits 5 Tore erzielt hat. Auch auf Spielertrainer Daniel May, über den bei Sömmersdorf viele Spielzüge laufen. Einen Topspieler wie Sebastian Schirmer nicht zu vergessen, der uns heute arge Probleme bereitet hat. Wenn du dann wieder mit einem 0:1 startest, wo der Gegner nichts dafür tut und trotzdem trifft, das geht einfach nicht. In dieser Liga wird das gnadenlos bestraft. Wir investieren viel mehr in unsere Treffer. Beim Ausgleich muss sich Aljoscha Keßler gleich gegen zwei Gegenspieler durchsetzen. Das sagt doch viel aus, über unsere momentane Situation. Das 1:2 war ein technisch einmaliger Freistoß. Und über das dritte Gegentor möchte ich eigentlich nicht viel sagen. Sven Gibfried ist erfahren genug, um zu wissen, was er sich heute für Böcke geleistet hat. In der Verteidigung hat sich Sömmersdorf heute keinen einzigen Fehler geleistet. Das war der Unterschied.“

Daniel May (Trainer SV Sömmersdorf/Obbach): „Guter Beginn mit einem schnellen Tor für uns. Wir kriegen dann zwar postwendend den Ausgleich durch eine Standardsituation, in der wir den Kopfball eigentlich verhindern müssen. Danach war Abtswind am Drücker. Trotzdem hatten wir immer wieder gute Konterchancen, die wir teils unkonzentriert vergeben. Durch meinen direkt erwandelten Freistoß gehen wir mit 2:1 in die Pause. Mir war klar, wenn wir die ersten 10 Minuten nach dem Seitenwechsel unbeschadet überstehen, dass wir dann immer mehr Konterchancen bekommen und einfach eine davon nutzen müssen. Mit einem 3:1 wäre die Partie entschieden. Und so kam es auch. In der ein oder anderen Szene hatten wir zudem etwas Pech, beispielsweise beim Pfostenschuss von Sebastian Schirmer. Die Überzahl hat man nicht gemerkt. Unser aktuelles Problem sind sieben, acht Stammspieler, die uns aus den unterschiedlichsten Gründen fehlen. Bevor wir uns da selbst in die Bredouille bringen, spielen wir hinten lieber einfach, bleiben konzentriert, klopfen die Dinger raus oder, wenn es geht, spielen kontrolliert nach vorn. Aber immer mit der Betonung auf Sicherheit, vor allem wenn man führt. So gewinnt man gegen Abtswind, die in dieser ausgeglichenen Kreisliga wahrscheinlich die spielerisch stärkste Truppe aufbietet. Das war heute ein gutes Stück Arbeit. Wenn man denkt, das geht schon von allein, dann geht die ganze Angelegenheit nach hinten los.“

Patrick Hock (Stürmer TSV Abtswind II): „Lass mich heute mal in Ruhe. Wenn du alles gibst, so doofe Gegentore bekommst, durch Zufall oder was weiß ich denn, das ist einfach unbegreiflich. Wir ackern zwei, drei Male die Woche wie die Tiere und werden am Wochenende wieder eiskalt erwischt. Das kotzt mich maximal an. Eigentlich kann man Keinem einen Vorwurf machen. Alles solide gespielt, jeder hat für den Mitspieler gekämpft. Am Einsatz liegt es nicht, dass wir am Schluss wieder als Deppen dastehen. Vielleicht soll es im Moment einfach nicht sein, dass auch wir einmal ein Spiel mit Dussel gewinnen.“

Kam von der Bank und ackerte wie seine Mannschaftskollegen bis zum Umfallen: Patrick Hock

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