Eigengewächs startet durch
Matthias Wächter ist in der Herren-Bayernliga angekommen
Der TSV Abtswind hat vor zwei Wochen nicht nur seinen ersten Heimsieg im achten Duell in der Kräuter Mix Arena gefeiert. Nachwuchshoffnung Matthias Wächter hat auch seinen ersten Pflichtspieltreffer im Herrenbereich erzielt. Nämlich das zwischenzeitliche 1:1. Vergangenen Samstag legte er seinen zweiten nach. Ebenfalls das 1:1. Überraschend kamen die nicht, hatte sich der 19-Jährige doch in der bisherigen Saison unerwartet problemlos akklimatisiert und schon 16 Spiele absolviert.
Mit „Endlich habe ich getroffen!“ beantwortet Matthias Wächter die Frage, wie er denn sein erstes Bayernligator empfunden habe. Sehr glücklich sei er gewesen, dass das Ding endlich reingegangen sei. Schon in den vorherigen Spielen habe er sehr gute Chancen besessen. Gegen Feucht oder Ammerthal, als er aus Nahdistanz vergab, hätte er bereits treffen müssen, sagt er. Aber erst im 13. Bayernliga-Spiel hat es geklappt. Nach Doppelpass mit Fabio Bozesan marschierte er zentral auf den Chamer Strafraum zu, enteilte seinem Gegenspieler, zog aus 17 Metern ab und traf nach 16 Minuten abgefälscht zum postwendenden Ausgleich. Die Gäste waren kurz zuvor erst in Führung gegangen.
‚Heimfluch‘ endlich gebannt
In der Folge drehten die Abtswinder noch vor der Pause und feierten endlich den ersten Heimsieg. Dieser sei wichtig für das eigene Selbstverständnis gewesen. Denn auch wenn das in der Mannschaft selbst kein Thema gewesen sei, im Umfeld war es eines. Immer wieder redeten die Zuschauer vom jüngst gebannten ‚Heimfluch‘. Sieben Spiele lief in der heimischen Kräuter Mix Arena kaum etwas zusammen. Gegen Aufsteiger und Lokalrivale FC Geesdorf gelang nur ein 1:1-Remis. Don Bosco Bamberg erzielte aus zwei Chancen zwei Treffer zum 2:1-Erfolg. Gegen Ammerthal kassierte der TSV in der Schlussminute den Ausgleich. Zu Hause fehlte den Abtswindern schlichtweg das nötige Quäntchen Glück.
Auch kassierten die Grün-Weißen auf heimischem Feld bereits vier Rote Karten. Zuletzt Calvin Gehret gegen Ammerthal oder Fabio Groß gegen Gebenbach. Und auch Matthias Wächter flog im Derby gegen den FC Geesdorf nach einer ungestümen Attacke gegen Vincent Held an der Mittellinie vom Platz. In der 90. Minute. „Natürlich hat mich der Platzverweis gefuchst. Die Aktion war unüberlegt und unnötig. Ich wollte den Ball weggrätschen und bin dann in den Gegenspieler reingerutscht“, erinnert sich der Flügelflitzer.
Gesperrt, aber nicht raus
Zwar bekam er zwei Spiele Sperre aufgebrummt, raus war er aber nicht wirklich. Am darauffolgenden Wochenende sammelte im Freundschaftsspiel der Reserve gegen Unterkochen Spielpraxis und traf zum 2:0-Endstand. Eine Woche später durfte er gegen den TSV Münnerstadt ran, nachdem zuvor zwei Partien der Bayernliga-Mannschaft stattgefunden hatten. Es war der bisher einzige „Dämpfer“ in einer bisher fomidablen Saison des 19-Jährigen. Insgesamt 615 Minuten stand er bisher für seinen Heimatverein auf dem Platz, zweimal über die gesamte Spielzeit und fünfmal von Beginn an. Zahlen, mit denen auch Matthias Wächter selbst nicht gerechnet hatte: „Ich bin froh, dass ich soviel spielen darf und ich meine Chancen bekomme.“ Das sei auch den langfristigen Ausfällen Max Hillenbrands, Nicolas Johns oder Tom Bretorius zu verdanken. Schließlich bekleiden sie auch die Außenbahn.
Highlights schon in der Jugend
Dass der gebürtige Abtswinder jedoch das Zeug dazu hat, Bayernliga zu spielen, sah TSV-Coach Claudiu Bozesan schon vor der Saison: „Er hat Talent, ist schnell und hat einen guten Abschluss.“ Und auch in der JFG Steigerwald überzeugte der gelernte Elektriker. Zwei Spielzeiten kickte er dort in der Bayernliga. Vergangene Saison schrammte die Jugendfördergemeinschaft nur haarscharf am Klassenerhalt vorbei. „Das war zwar sehr bitter, aber für die Vereine war es ein Highlight, in dieser Liga zu spielen.“ So gastierte im Pokal Bundesligist SpVgg Greuther Fürth in Burgebrach. Das erste Auswärtsspiel in der Bayernliga 2021/22 bestritten die JFG-Kicker in Regensburg auf dem Jahn-Gelände. „Das war ein geiles Erlebnis. Wir sind gemeinsam dorthin gefahren und hätten beinahe einen Punkt mitgenommen. Aber das ist schon etwas Anderes, auch wenn damals das neue Funktionsgebäude noch nicht stand. Das war kein Vergleich zu uns. In den NLZs wird ganz anders gearbeitet“, erinnert sich Matthias Wächter. In der letzten Partie der abgelaufenen Saison spielten sie auch gegen die Würzburger Kickers. Damals auf der Gegenseite: Tizian Hümmer, der heute ebenfalls das Abtswinder Jersey trägt. „Natürlich haben wir darüber geflachst. Aber wir kennen uns schon lange, sind uns auch im Stützpunkt schon begegnet“, schmunzelt Matthias Wächter.
Vor niemandem verstecken
Zusammen sind sie die jüngste Flügelzange der Bayernliga und wollen auch in den kommenden Wochen für Furore sorgen. Beide haben sich mittlerweile an das Tempo und vor allem die Körperlichkeit in der Herren-Bayernliga gewöhnt. In den kommenden Wochen warten weitere aufregende Spiele. Ob nun gegen Regionalliga-Absteiger SC Eltersdorf, beim FC Geesdorf oder zu Hause gegen den Nachwuchs von Jahn Regensburg. „Das sind zwar happige Gegner, aber wir müssen uns mit unserer Mannschaft vor niemandem verstecken“, gibt sich der Youngster selbstbewusst. Schon in Donaustauf wäre nach seinem Treffer mehr möglich gewesen. Doch zwei kuriose Gegentreffer sorgten für eine unnötige Niederlage. Getroffen hat Matthias Wächter auch gegen den Vorjahres-Vizemeister der Bayernliga Süd. Der eigene Torknoten scheint geplatzt. Jetzt soll gegen Eltersdorf der zweite Heimsieg folgen. Am liebsten wieder mit einem Treffer des Abtswinder Eigengewächses.
Alexander Rausch