Drei frühe Gegentore entscheiden das Spiel gegen den Spitzenreiter vorzeitig

TSV Abtswind – FC Schweinfurt 05 II 0:3 (0:3)

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Land unter in Abtswind: Mit dem Dauerniederschlag, der sich den ganzen Tag über den Kräuterort ergoss, ließ sich ja noch irgendwie zurechtkommen. Schlimmer war es, wie das Team von Trainer Petr Skarabela auf dem Rasen absoff. Bereits nach der Anfangsphase sendete Abtswind SOS, um sich über Wasser zu halten. Doch die Rettung kam nicht mehr. Den Titel des Bademeisters haben sich die Schweinfurter nach dem 3:0-Erfolg schon einmal gesichert.

Es kommt nicht oft vor, dass einem Spitzenspiel so leicht die Spannung verloren geht. Schweinfurt zu Gast in Abtswind. Das hieß: Erster gegen Dritter, Herbstmeister gegen Verfolger, Industriestadt gegen Kräuterdorf. Die Vorzeichen hätten besser nicht sein können für ein Duell auf Augenhöhe, für einen Kampf auf Biegen und Brechen, für ein packendes Fußballfest. Nichts dergleichen erfüllte sich. Nach etwas mehr als einer Viertelstunde war die Luft raus. Abtswind lag mit 0:3 hinten, vorgeführt wie ein tapsiger Tanzbär im Zirkus. Das war heftig. „Das war eine kalte Dusche für mich und für die Mannschaft“, sagte Abtswinds Petr Skarabela und blieb damit im Bild, das zu diesem verregneten, wolkenverhangenen November-Samstag passte. Wie konnte das nur passieren? Die Chance, in die Spitzengruppe aufzurücken, mit einem Sieg auf drei Punkte an Schweinfurt heranzukommen und gleichzeitig Forchheim auf den Fersen zu bleiben, war so groß wie nie zuvor in dieser Runde. Ausgerechnet jetzt misslang Abtswind mit dem ersten Ballkontakt des Spiels alles, was nur schiefgehen konnte. Ein Auftritt wie Kraut und Rüben. Scheinbar mühelos bahnten sich die Schweinfurter ihren Weg durch die gegnerischen Reihen. Besonders für Markus Thomann gab es kein Halten. Der Mann aus dem Mittelfeld machte, was er wollte. Die Abtswinder ließen ihn ziehen. In der dritten Minute legte er unbedrängt auf, und Max Hillenbrand zog genauso unbedrängt ab. Der Schuss zum 0:1 traf die Hausherren in Mark und Bein. Zwei weitere Tiefschläge binnen weniger Augenblicke folgten: Vor dem 0:2 setzte Thomann Mitspieler Christoph Schmidt in Szene. Der rannte in die Grätsche von Schlussmann Florian Warschecha. Thomann schoss den Elfmeter (7. Minute) und erfüllte sich sein Scorer-Triple mit der Flanke zum 3:0 auf Christoph Schmidt (17.). „Markus Thomann ist ein ganz wichtiger Spieler auf der Zehn. Er setzt die Spitzen und die Außenspieler gut ein“, erklärte Trainer Ulli Baumann. Der hatte seinen Posten im Sommer nicht vorrangig angetreten, um das Schweinfurter Perspektivteam an die Tabellenspitze zu führen. Baumann bemisst seine Arbeit daran, wie es ihm gelingt, Spieler auszubilden und nach oben in die erste Mannschaft zu schieben. „Mit unseren Erfolgen ist der ein oder andere schon ins Blickfeld der Regionalliga gerückt“, sagt der 54-Jährige. Wenn dann auch noch die Mannschaft von Sieg zu Sieg eilt, wie das seit Wochen der Fall ist, umso besser. Aufstieg nicht ausgeschlossen.

Unter Beschuss: Abtswinds Torhüter Florian Warschecha fliegt durch den Regen.

Zu Saisonbeginn deutete noch nichts darauf hin, dass die Schweinfurter derart die Liga aufmischen würden. „Es hätte auch in die andere Richtung gehen können“, gibt Baumann zu. „Erst nach dem 1:0-Sieg in Forchheim ging es aufwärts. Die Spieler glauben seitdem an sich. Wer weiß, was bei einer Niederlage passiert wäre?“ Von einer solchen Serie ist Abtswind weit entfernt. Nach zwei, spätestens drei Spielen folgt regelmäßig ein Rückschlag. Der personelle Engpass war zum Rückrundenstart am Samstag auch ein Faktor, der sich bemerkbar machte: Durch die Rotsperre von Pascal Kamolz – das Urteil des Sportgerichts steht noch aus – und die Verletzung Daniel Hämmerleins aus dem Spiel in Karlburg musste Trainer Petr Skarabela umbauen, was sich durch alle Mannschaftsteile zog. Nicolas Wirsching verteidigte und fehlte somit im Mittelfeld. Jürgen Endres rutschte aus dem Angriff zurück und übernahm andere Aufgaben als sonst. „Wir müssen jetzt einfach auf die Zähne beißen und die restlichen Spiele bis zur Winterpause noch durchziehen“, sagte Skarabela. „Wir schalten nicht ab und versuchen, weiter Druck auf die Mannschaften vor uns auszuüben.“ Als es 0:3 stand, probierte sein Team zumindest, den Schaden in Grenzen zu halten und für Entlastung zu sorgen. Ein verheißungsvoller Antritt hier, ein gelungener Doppelpass dort – als Abtswinder musste man sich diesmal schon mit wenig zufrieden geben. Carl Murphys Freistoß, der um wenige Zentimeter am Ziel vorbeiging, gab kurz vor der Pause das Signal, dass ein Treffer die Partie vielleicht noch einmal belebt hätte. Genauso gut hätten die Schweinfurter zuvor durch Max Hillenbrand und den im Vergleich dazu unscheinbaren Christopher Lehmann erhöhen können. Sie scheiterten beide an Florian Warschecha. Nach dem Seitenwechsel tat sich nichts Weltbewegendes mehr. Abtswind mühte sich, lieferte ein besseres Spiel ab, musste aber einsehen, dass das an diesem Tag nicht genug war, um eine furiose Aufholjagd zu initiieren. Nicolas Wirschings einziger Ausflug nach vorne endete mit einem langen Bein, das er im Fallen ausstreckte, um dann doch den Ball über die Latte zu bugsieren (63.). Thilo Wilkes Schuss wurde gerade noch abgewehrt (72.). Auf der anderen Seite hatte Schweinfurts Steffen Schmidt mit einem ansatzlosen Heber Torhüter Warschecha noch einmal eine Parade abgerungen (57.). So endete ein Spitzenspiel, das doch keines war.

Michael Kämmerer

Abtswinds Carl Murphy (links) rangelt mit dem Schweinfurter Patrick Helfrich um den Ball.

Das Spiel in der Statistik

TSV Abtswind: Florian Warschecha – Carl Murphy, Nicolas Wirsching, Adrian Graf, Przemyslaw Szuszkiewicz – Jonas Wirth, Jürgen Endres, Peter Mrugalla, Steffen Barthel, Thilo Wilke (83. Andreas Herrmann) – Jörg Otto (75. Jona Riedel).
FC Schweinfurt 05 II: Christoph Saballus – Marius Heinze, Mert Topuz, Marcel Ruft, Patrick Helfrich – Max Hillenbrand (90. Eren Özdemir), Steffen Behr, Steffen Schmidt, Christopher Lehmann – Markus Thomann (73. Tobias Fleischer), Christoph Schmidt (88. Marcel Kühlinger).
Schiedsrichter: Andreas Peplinksi (Nürnberg); Assistenten: Tim Lehmeier (Rittersbach), Tamer Pineci (Nürnberg).
Zuschauer: 120.
Gelbe Karten: Florian Warschecha, Adrian Graf, Carl Murphy, Thilo Wilke, Nicolas Wirsching (Abtswind); Patrick Helfrich (Schweinfurt).
Tore: 0:1 Max Hillenbrand (3.), 0:2 Markus Thomann (7., Foulelfmeter), 0:3 Christoph Schmidt (17.).

Stimmen zum Spiel

Petr Skarabela (Trainer TSV Abtswind): „Das Spiel wurde in der Anfangsviertelstunde entschieden. Drei grobe Fehler, auf die Schweinfurt gelauert hat, waren für die Gegentreffer verantwortlich. Dafür habe ich im Moment keine Erklärung. Ob es daran lag, dass wir Respekt vor dem Gegner hatten? In den letzten Wochen haben wir hinten souverän gespielt. Heute haben wir uns überraschen lassen. Die Unsicherheit der Spieler war nach dem Rückstand zu spüren. Hinzukommt, dass sich die Mannschaft durch Ausfälle derzeit von selbst aufstellt. Wir haben gesehen, warum Schweinfurt an erster Stelle steht. Die Mannschaft war richtig stark. Das haben die schnellen Konter gezeigt. In der zweiten Hälfte stand eine ganz andere Abtswinder Mannschaft auf dem Platz. Doch ohne den Anschlusstreffer war es schwierig, Euphorie ins Spiel zu bekommen. Wir haben es probiert, aber beim Abschluss alles verkehrt gemacht.“

Ulli Baumann (Trainer FC Schweinfurt 05 II): „Wir haben es in der ersten Halbzeit sehr gut gemacht. Wir haben schnell umgeschaltet. Daran arbeiten wir Woche für Woche, auch dass die Spieler vom Kopf schneller werden. Abtswind war im Aufbauspiel ungenau bei den Pässen und hat uns die Räume geboten, um die Konter auszuspielen. Hier konnten wir immer wieder hineinstoßen. Die drei Tore waren die logische Folge. Die Effektivität im Abschluss war vorhanden. In der zweiten Halbzeit haben wir läuferisch nachgelassen. Vielleicht ist die Kraft geschwunden. Abtswind kam besser ins Spiel. Wichtig war, dass dem Gegner nicht der Anschlusstreffer gelungen ist. Sonst hätte Abtswind Aufschwung bekommen. Darauf war unser Spiel nach der Halbzeit ausgerichtet. Mit dem Aufstieg beschäftige ich mich derzeit nicht. Die Runde ist noch lang. Wir genießen einfach, dass wir vorne stehen.“

Jonas Wirth (Mittelfeldspieler TSV Abtswind): „Die Schweinfurter haben im ersten Durchgang gut gespielt. Wir haben unseren Teil beigetragen, dass sie die drei Tore machen konnten. Wir hatten viele Fehler im Aufbau und leicht den Ball verloren. So konnte der Gegner anrennen. Mit den schnellen Leuten ist Schweinfurt extrem gefährlich. Nach dem 0:3 steht man auf dem Platz und der Kopf ist unten. Nach der Pause haben wir gezeigt, dass wir uns nicht hängen ließen. Wer weiß, was im Falle des Anschlusstreffers passiert wäre? Wenn wir ins Rollen kommen, schießen wir eine Menge Tore. Das hat das 8:1 gegen Bamberg gezeigt. Wenn wir dagegen nicht ins Spiel finden, ergeben sich kaum Torchancen. Dann wird es schwierig mit einem Sieg. Am Willen liegt es jedenfalls nicht, dass sich in dieser Saison gute Leistungen mit schwächeren Auftritten abwechseln.“

Umzingelt von lauter Gegnern: Der Abtswinder Jörg Otto hat einen schweren Stand.

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