Ein 0:3-Rückstand nach zwanzig Minuten erweist sich als große Bürde für die Aufholjagd
TSV Kleinrinderfeld – TSV Abtswind 3:2 (3:0)
Wenn die Kleinrinderfelder zu Hause spielen, sind sie zu Großem fähig: Nach dem Sieg gegen Forchheim brachte die Mannschaft am Rande Bayerns dem nächsten hochgehandelten Konkurrenten eine Niederlage bei. Ehe Abtswind sich versah, waren drei Treffer gefallen. Die Aufholjagd in der Hitze scheiterte am Ende knapp.
Mit dem Schlusspfiff ging die Musik an. „Wer friert uns diesen Moment ein? Besser kann es nicht sein“, dröhnte es aus den Lautsprechern. Mit dem Einfrieren dürften sie in Kleinrinderfeld ihre Probleme gehabt haben angesichts der über dreißig Grad an diesem hitzigen Nachmittag. Besser ging es für den Augenblick freilich nicht. Schon wieder hatten sie einem Großen der Liga ein Bein gestellt. Neulich war es Bayernliga-Absteiger Jahn Forchheim (4:3), nun beim 3:2 der TSV Abtswind. „Das ist das Nonplusultra“, fand Kleinrinderfelds Trainer Hans-Jürgen Meyer, während im Hintergrund passenderweise der Refrain des Liedgutes lief: „Ein Hoch auf uns!“
Auf der anderen Seite galt es über einen Tiefpunkt zu grübeln. Abtswind hatte sich zwanzig Minuten lang völlig neben der Spur präsentiert, wie vom Hitzschlag getroffen. Dass der Gegner ausgerechnet in der Phase zur Hochform auflief und gleich dreimal traf, machte den Gästen schwer zu schaffen. „So schnell haben wir noch nie so viele Tore bekommen“, stellte Trainer Petr Skarabela fest. Die unerklärliche Schwächephase zu Beginn kostete seinem Team die Punkte, auch wenn ein Unentschieden beinahe noch der Lohn geworden wäre. Selbst Hans-Jürgen Meyer musste erkennen, dass „für Abtswind der Ausgleich hochverdient gewesen wäre.“
Wie also kam es zu den Kleinrinderfelder Treffern in der zehnten, sechzehnten und zwanzigsten Minute? Abtswind hatte sich düpieren lassen durch das schnelle Umschaltspiel der Hausherren. Sandro Kramosch, Silas Krebelder und Mario Christ stifteten mit ihren Finten Verwirrung, die dann das Toreschießen umso einfacher machte. Kramosch besorgte die 1:0-Führung zunächst selbst, indem er zum Gehäuse durchstartete. Dann legte der kleine Offensivmann für Peter Endres auf. Schließlich führte Krebelder die Abtswinder Hintermannschaft vor: ein Tanz mit Ball und Gegner, ein Haken nach dem anderen, bevor er noch die Kraft hatte, das Leder ins obere Eck zu zimmern. „Das Ding ging immer rein“, sagte Petr Skarabela zerknirscht. So viel Glück hatte seine Mannschaft nicht. Die guten Abschlüsse von Pascal Kamolz und Thilo Wilke wurden pariert oder abgelenkt (8. und 12. Minute). Carl Murphys Freistoß sprang auf die Latte (29. Minute).
„Mit einem 0:3 bin ich als Trainer schon lange nicht mehr in die Pause gegangen“, erinnerte sich Petr Skarabela. „Ein Tor vor der Halbzeit hätte uns gut getan.“ Einen Rückstand dieses Ausmaßes aufzuholen wäre freilich nicht unmöglich gewesen, die Wahrscheinlichkeit wurde mit zunehmender Spielzeit jedoch umso geringer. Ein schneller Treffer musste her, um die selbst errichtete Hürde wieder etwas herabzusetzen. Thilo Wilke kam im zweiten Abschnitt vermehrt zu Aktionen über die rechte Seite. Statt in der 51. Minute einen Mitspieler in Position zu bringen, wäre es wohl geschickter gewesen, selbst den Abschluss zu suchen. So verging die Zeit, in der bei Abtswind die Null auf der falschen Seite stand. Kleinrinderfeld befand sich in der komfortablen Situation, sich auf seiner Vorleistung auszuruhen. Kein Ball flog mehr in Richtung des Abtswinder Kastens, entgegengesetzt dafür immer häufiger.
Jürgen Endres brachte das Leder beim Freistoß in Bewegung, Adrian Graf legte ab zu Pascal Kamolz, und der köpfte ein zum 1:3. Eine Stunde war da vorüber. Die Abtswinder liefen heiß. Jonas Wirths Flanke wurde zum Torschuss. Die Latte verhinderte im ersten Moment den Erfolg, doch Mitspieler Thilo Wilke nutzte per Kopf die Chance im zweiten Anlauf (63.). Abtswind war mit dem 2:3 zurück im Spiel, und die Uhr noch lange nicht abgelaufen. „Meine Hoffnung war, dass wir irgendwie einen Punkt ergattern“, sagte Skarabela. Pascal Kamolz ging dorthin, wo es wehtat. Weil Kleinrinderfelds Schlussmann Pascal Krämer einen Befreiungsschlag mit voller Wucht auf dessen Hintern schoss, wurde der Ball zum Bumerang und trudelte am Tor vorbei (67.). Zwei schnelle Leute sollten das Abtswinder Spiel weiter ankurbeln. Jona Riedel und Michael Herrmann (erster Saisoneinsatz nach ausgestandener Verletzung) kamen aufs Feld und reihten sich in der Offensive auf. Carl Murphy nahm einmal per Vollspann Maß, scheiterte aber an Pascal Krämer „Zum Schluss war es ein Vabanquespiel: alles oder nichts“, sagte Petr Skarabela, der in den letzten Minuten sogar Torhüter Florian Warschecha nach vorne ließ. Auszahlen sollte sich das Risiko nicht mehr.
Michael Kämmerer
Das Spiel in der Statistik
TSV Kleinrinderfeld: Pascal Krämer – Kevin Engert, Simon Sommer, Manuel Jäger, Julian Meyer – Benedikt Engert, Tim Schlachter – Silas Krebelder, Mario Christ (64. Marco Kramosch), Sandro Kramosch (81. Stephan Spingler) – Peter Endres (72. Joshua Heberlein).
TSV Abtswind: Florian Warschecha – Carl Murphy, Daniel Hämmerlein, Adrian Graf, Przemyslaw Szuszkiewicz (46. Jonas Wirth) – Jürgen Endres, Nicolas Wirsching, Thilo Wilke, Steffen Barthel (57. Jona Riedel) – Peter Mrugalla (68. Michael Herrmann), Pascal Kamolz.
Schiedsrichter: Steffen Ehwald (Geldersheim); Assistenten: Stefan Orf (Bad Neustadt), Dominic Hofmann (Schwanfeld).
Zuschauer: 130.
Gelbe Karten: Mario Christ, Manuel Jäger, Julian Meyer, Silas Krebelder (Kleinrinderfeld); Jürgen Endres, Adrian Graf (Abtswind).
Tore: 1:0 Sandro Kramosch (10.), 2:0 Peter Endres (16.), 3:0 Silas Krebelder (20.), 3:1 Pascal Kamolz (61.), 3:2 Thilo Wilke (63.).
Stimmen zum Spiel
Petr Skarabela (Trainer TSV Abtswind): „Das Spiel wurde in der ersten Halbzeit verloren, nicht in der zweiten. So schnell haben wir noch nie so viele Tore bekommen. Die Mannschaft hat in diesen Situationen hinten ohne Absicherung gespielt. Nach der Pause haben wir gezeigt, was wir können. Das war zu spät. Die spielerische Überlegenheit bringt dir nichts, wenn du verlierst. Ein 0:3-Rückstand bedeutete für uns eine ungewohnte Situation. Das kannten wir bisher nur umgekehrt. Schaut man sich unsere gravierenden Fehler an, so war das unsere Niederlage und nicht der Sieg des Gegners. Kleinrinderfeld stand tief und hatte im zweiten Durchgang keine einzige Chance mehr. Aber bei drei Toren Vorsprung braucht man auch nicht mehr nach vorne zu spielen. Eigentlich hätten wir nach unseren Riesenchancen nach zehn Minuten 2:0 führen müssen. Am Ende wäre ein Punkt für die Moral wichtig gewesen.“
Hans-Jürgen Meyer (Trainer TSV Kleinrinderfeld): „Der Sieg gegen diesen Gegner ist für uns das Nonplusultra. Wir haben es mit Kampf und Willenskraft geschafft. In der zweiten Halbzeit mussten wir uns durchbeißen, was bei der hohen Temperatur nicht einfach war. Mit der 3:0-Führung haben wir das Spiel verwaltet. Doch dann standen wir vor einem Problem: Nach den zwei Gegentreffern wurde es richtig eng. Plötzlich waren wir nervös und hektisch und hatten wieder etwas zu verlieren. Für Abtswind wäre der Ausgleich hochverdient gewesen. Entscheidend war, dass wir aus den ersten vier Chancen gleich drei Tore gemacht haben. Schnelle Seitenwechsel und erfolgreiche Aktionen im Eins-gegen-eins haben uns geholfen. Gegen Abtswind reicht es nicht, den Ball nach vorne zu dreschen. Wir wissen um unsere Qualität, nur können wir die nicht jeden Spieltag über neunzig Minuten abrufen.“
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