Mit einer bewegenden Geste demonstriert die Mannschaft Zusammenhalt
TSV Abtswind – FC Fuchsstadt 5:1 (3:1)
Der TSV Abtswind siegt mühelos mit 5:1 gegen den FC Fuchsstadt, doch das war am Samstagnachmittag mehr als belanglos. Die Fahnen in der Kräuter Mix Arena wehten auf Halbmast, daran flatterten schwarze Bändern im Wind. Spieler und Schiedsrichter trugen Trauerflor. Vor dem Anpfiff gedachten die Mannschaften und Zuschauer in einer Schweigeminute des am vergangenen Wochenende tödlich verunglückten Abtswinder Unparteiischen Steffen Mix, Sohn des Fußballmanagers Christoph Mix.
„Steffen, du fehlst uns. Wir werden dich nie vergessen“, sagte Vereinsvorsitzender Ulrich Zehnder in seinem Nachruf auf den 27-Jährigen. Zehnders Worte bewegten die Akteure und alle, die sich am Sportplatz versammelt hatten. Abtswinds Spieler hatten im Gedenken ein Aufwärmtrikot gestaltet. „You’ll never walk alone. Wir halten zusammen“, stand darauf. Eine bewegende Geste, die in der Trauer Kraft geben soll, während die Akteure, die sich am Tag zuvor zur Beerdigung getroffen hatten, sich vor dem Anpfiff an den Schultern fassten. Nicht nur in Abtswind erinnerte man an den verstorbenen Drittliga-Schiedsrichter, auch in der Regionalliga, der Bayernliga, den Landesligen sowie allen Spielen in Unterfranken gab es am Wochenende Gedenkminuten. Alle Schiedsrichter von der Bundesliga bis zur dritten Liga zeigten ihre Verbundenheit mit einem Trauerflor in den Stadien, in denen es mitunter ebenfalls einen Moment des Innehaltens vor dem Anpfiff gab. „Der Fußball stand heute im Hintergrund“, waren sich Abtswinds Trainer Petr Skarabela und sein Fuchsstädter Kollege Martin Halbig einig. Die Gäste hatten angeboten, das Spiel zu verlegen, doch die Mannschaft des TSV wollte spielen, um damit ein Zeichen im Sinne von Steffen Mix zu setzen. Der Rahmen des Spiels war würdig und andächtig.
Mit sanften Melodien wurde das Spiel vor dem Anstoß, in der Pause und nach dem Schlusspfiff untermalt, auch einige Lieblingslieder von Steffen Mix waren zu hören. Die Stimmung war ruhig und gedämpft. Es fand kein überschwänglicher Torjubel statt, keine Torhymne war zu hören. „Wir haben für Steffen, seinen Vater Christoph und die ganze Familie Mix gespielt“, sagte Skarabela. Das zeigten seine Schützlinge von der ersten Minute. Sie gingen hochkonzentriert zu Werke, so dass es nicht lange dauerte, bis sich die ersten Chancen ergaben. Nicolas Wirschings Abschluss in der zweiten Minute parierte noch Schlussmann Sven Eyrich. Weil die Kombinationen mustergültig verliefen und der Druck hoch war, konnte sich Abtswinds Innenverteidiger Adrian Graf sogar so weit nach vorne wagen, dass Frederik Döpferts Foul im Strafraum einen Elfmeter nach sich zog. Adrian Dußler verwandelte sicher zur 1:0-Führung der Hausherren nach nicht einmal drei gespielten. Minuten, obwohl Keeper Eyrich sich auf richtige Ecke festgelegt hatte. In diesem Tempo, mit dieser Intensität ging es weiter. Michael Herrmanns Flanke war die perfekte Vorlage. Philipp Hummel brachte den Ball nicht im Tor unter, sondern legte ungewollt zu Steffen Barthel, der sich die Möglichkeit aus kürzester Distanz nicht entgehen ließ.
Abtswinds Pascal Kamolz (Mitte) nimmt es mit den Fuchsstädtern Christoph Schießer (rechts) und Philipp Halbrietter auf.
2:0 nach fünf Minuten – der Start war mehr als gelungen und die Partie fast schon entschieden. Fuchsstadt traute sich nicht viel und blieb harmlos. Abtswind nahm sich Pausen und zog anschließend wieder an. Gegen Steffen Barthel hielt Sven Eyrich hervorragend (34. Minute), gegen den Schuss von Nicolas Wirsching zum 3:0 konnte er nichts machen (40.). Einmal mehr hatte ein mustergültiger Spielzug zum Erfolg geführt: Die Hereingabe von Przemyslaw Szuszkiewicz landete bei Peter Mrugalla. Die Ablage per Kopf zu Wirsching schien eher unfreiwillig als gewollt. Sei’s drum. Aus dem Spiel heraus mühte sich Fuchsstadt vergeblich, selbst der lange Johannes Feser blieb im Angriff ohne Wirkung. Dominik Halbig schaffte es, Abtswinds Torwart Julian Schneider mit einem Freistoß aus achtzehn Metern zu überwinden, weil sich die Fünf-Mann-Mauer öffnete und Peter Mrugalla ins eigene Netz abfälschte (43.). Das 1:3 machte es aber kaum mehr spannend. Nach dem Seitenwechsel gab es einen schmerzhaften Schreckmoment für Kapitän Michael Herrmann. Von Mitspieler Przemyslaw Szuszkiewicz unabsichtlich aus der Nahdistanz voller Wucht mit dem Ball getroffen, ging der Abtswinder kurzzeitig K.o., konnte aber weitermachen. Für Adrian Dußler war wenig später Schluss. Der Oberschenkel machte Probleme. Für ihn kam Jonas Wirth zu seinem ersten Saisonspiel.
Im Juli hatte sich der Mittelfeldmann einer Operation am Sprunggelenk unterzogen. Mit dem ersten Kopfball, mit dem ersten Zweikampf war der 25-Jährige umgehend im Spiel. Das war wichtig für die eigene Sicherheit nach der dreimonatigen Pause. Im Vergleich zum 5:0-Sieg gegen die TG Höchberg in der Vorwoche hatte es Veränderungen auf vier Positionen in der Startaufstellung gegeben: Julian Schneider, zuletzt privat verhindert und von Oldie Timo Katzenberger vertreten, kehrte ins Tor zurück. Michael Herrmann hatte seine Oberschenkel-Zerrung kuriert und Pascal Kamolz seinen Trainingsrückstand nach dem Urlaub aufgeholt. Dafür musste Frank Hartlehnert verletzt passen, so dass Steffen Barthel von Beginn an auflief. Jürgen Endres hatte sich unterdessen in die Flitterwochen verabschiedet. Kamolz war nach knapp einer Stunde am vierten Abtswinder Treffer maßgeblich beteiligt. Als er auf Torhüter Sven Eyrich zulief, kam er zu Fall, was nur Elfmeter bedeuten konnte. Adrian Graf verwandelte clever flach in die Ecke. Die Hausherren spielten zwischenzeitlich wieder souverän und verzeichneten hohen Ballbesitz, während die Fuchsstädter nur hinterherliefen. Michael Herrmann prüfte noch Eyrich, ehe er Peter Mrugalla mit einer glänzenden Aktion in Szene setzte. Es war der 5:1-Endstand, der den TSV zu Hause weiterhin ungeschlagen ließ. Viel wichtiger war aber das Motto des Tages, das in Erinnerung an Steffen Mix noch lange nachhallen soll: „You’ll never walk alone. Wir halten zusammen.“
Michael Kämmerer
Gute Haltungsnote, doch der Ball ist weg: Der Abtswinder Przemyslaw Szuszkiewicz (rechts) bleibt an Fuchsstadts Pascal Schmitt hängen.
Das Spiel in der Statistik
TSV Abtswind: Julian Schneider – Michael Herrmann, Mathias Brunsch, Adrian Graf, Przemyslaw Szuszkiewicz (63. Daniel Hämmerlein) – Nicolas Wirsching, Adrian Dußler (54. Jonas Wirth), Peter Mrugalla, Steffen Barthel, Philipp Hummel (73. Daniel Endres) – Pascal Kamolz.
FC Fuchsstadt: Sven Eyrich – Pascal Schmitt, Christoph Schießer, Michael Emmer, Philipp Baldauf – Philipp Halbritter, Simon Bolz, Dominik Halbig (79. Alexander Lebsak), Harald Bayer, Frederik Döpfert (46. Mario Böhm) – Johannes Feser.
Schiedsrichter: Thomas Gscheidl (Weiherhof); Assistenten: Alexander Glasow (Deutenbach), André Govorusic (Nürnberg).
Zuschauer: 140.
Gelbe Karten: Przemyslaw Szuszkiewicz, Michael Herrmann, Mathias Brunsch (Abtswind); Simon Bolz (Fuchsstadt).
Tore: 1:0 Adrian Dußler (3., Foulelfmeter), 2:0 Steffen Barthel (6.), 3:0 Nicolas Wirsching (40.), 3:1 Dominik Halbig (43.), 4:1 Adrian Graf (59., Foulelfmeter), 5:1 Peter Mrugalla (77.).
Stimmen zum Spiel
Petr Skarabela (Trainer TSV Abtswind): „Mein aufrichtiges Beileid zum Tod von Steffen. Die Mannschaft steht wie in Mann hinter der Familie Mix, hinter Christoph. Wir hoffen, dass die Zeit diesen großen Schmerz überwindet und dass irgendwann wieder so etwas wie Normalität einkehrt, wenn man davon überhaupt sprechen kann. Unter diesem Eindruck hat die Mannschaft gespielt. Das hat die Spieler mitgenommen. Sie haben das Beste aus der Situation gemacht. Eigentlich wollten wir nicht spielen, aber nach langer Besprechung uns doch dafür entschieden, da es im Sinne von Steffen gewesen wäre. Ich habe den Jungs nicht viel gesagt, nur dass sie für Steffen und für Christoph spielen sollen. Das hat sie beherzigt. Wir haben gewonnen und die Tabellenspitze verteidigt. Der Sport und das Ergebnis sind heute zweitrangig.
Martin Halbig (Trainer FC Fuchsstadt): „Von mir persönlich und im Namen des FC Fuchsstadt möchte ich meine Beileidsbekundungen an die Familie Mix ausdrücken. Nach einem solchen Schicksalsschlag rückt der Fußball in den Hintergrund. Zum Spiel selbst könnte ich sagen, dass es wie jedes Jahr gelaufen ist, wenn ich nach Abtswind fahre. Wir liefern mal wieder die Punkte ab. Ich bin heute unter einem anderen Aspekt hierhergekommen. Das war für mich persönlich ein sehr komisches Gefühl. Es war ein Spiel ohne Emotionen. Es war zweitrangig. Glückwunsch zum Sieg an den TSV Abtswind. Ich bin von meiner Mannschaft ein wenig enttäuscht. Wir haben zu viele einfache Fehler gemacht und hatten keine Siegchance. Nach sechs Minuten war das Spiel entschieden. Weiterhin viel Erfolg. Bleibt an der Tabellenspitze, haltet zusammen und kommt durch die schwierige Zeit.“
Zusammenhalt tut gut: Die Abtswinder Philipp Hummel (links) und Pascal Kamolz herzen sich nach einem Tor.
Viele Bilder vom Spiel gegen Fuchsstadt gibt es in einer Fotoserie.
Die Tore und Höhepunkte der Partie als Video.
Das Stenogramm zum Spiel im Liveticker.
Nachdenkliches zu den Ereignissen der letzten Tage von Abtswinds Vereinssprecher Michael Kämmerer im Video.
Wahl zur Elf der Woche beim Fußballportal Fupa: Für Abtswind abstimmen.