In der Steigerwaldhalle werden Michael Herrmann, Steffen Barthel und Co. zu Helden der Nacht

Thilo Wilke bester Torschütze des Turniers

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Es wird sich ein passender Ort finden, an dem der Pott ein Jahr lang seinen Platz bekommt. Schließlich wandert die goldglänzende Trophäe des Fackelmann-Cups – ein stattlicher Henkeltopf, der für den Siegesrausch einige Liter Flüssigkeit fasst – nicht zum ersten Mal die vier Kilometer von Wiesentheid nach Abtswind. 2013 hatte der Landesligist zuletzt das Turnier in der Nachbargemeinde gewonnen, das mit seinem erlesenen Teilnehmerfeld und seiner besonderen Atmosphäre den Höhepunkt der Hallensaison bildet.

Draußen hat es zwölf Grad unter Null, und drinnen machen sie Feuer. Die Wiesentheider Steigerwaldhalle taugt in dieser frostigen Januar-Nacht als Wärmestube. Das Anschüren haben die Spieler des TSV Abtswind übernommen. Sie sind die Helden der Arbeit. Den Lohn für das wohlige Gefühl, das sie unter die Leute gebracht haben, erhalten sie weit nach Mitternacht. Es geht auf ein Uhr zu, als ihnen Pokal und Prämie in die Hand gedrückt werden. Für die Spätschicht gibt es 200 Euro Zulage. Dann ist Feierabend. Das fällige Löschen fällt in die Freizeit.

Der Gute-Nacht-Fußball der Abtswinder machte warm ums Herz. Und die Gegner bekamen Hitzewallungen. Sechs Siege und ein Unentschieden, dazu 19:5 Tore loderten in der Glut, mit der die Mannschaft ihren Erfolg befeuerte und die Konkurrenz in Schutt und Asche legte. „Wir haben gebrannt für das Turnier, waren heiß auf die Spiele“, sagte Carl Murphy. Der 30-Jährige war an diesem Abend alleiniger Anführer des Abtswinder Einsatzzuges. Weil Cheftrainer Petr Skarabela wegen Urlaubs dienstfrei hatte, übernahm der Assistent das Kommando über die Truppe. Um die Halle und den Boden kennenzulernen, hatte es zwei Tage vorher eine Übungseinheit vor Ort gegeben. Zwei Neulinge verstärkten den Verbund: Schlussmann Irnes Husic vom SV Euerbach/Kützberg, ein Rückkehrer, der vor zweieinhalb Jahren Abschied genommen hatte, und Offensivmann Philipp Hummel, ein Geiselwinder, der von der SpVgg Steinachgrund kam, verliehen dem Aufgebot zusätzlich Qualität. Keine Frage, Abtswind galt in seiner erstklassigen Besetzung als Favorit auf den Turniersieg und wurde diesem Anspruch eindrucksvoll gerecht. Nicht nur nach den Ergebnissen war der Landesligist der beste unter den zehn Teilnehmern, darunter sechs Bezirksliga-Klubs.

Carl Murphy hatte dem Team mit seinen technisch beschlagenen Einzelkönnern die richtige Taktik verordnet, um Hallenfußball auf hohem Niveau zu zeigen. In einer Raute formierten sich die vier Feldspieler. Ziel war es, den Ball auf den vordersten Mann zu bringen, prallen zu lassen und damit einem der Außen den Abschluss zu ermöglichen. Besonders im Endspiel gegen den TSV/DJK Wiesentheid ging das Konzept voll auf. Peter Mrugalla brachte Abtswind auf Zuspiel von Thilo Wilke früh in Führung. Ein 1:0 ist in der Halle, wo die Angriffe ständig wechseln, eine dünne Angelegenheit, doch die Gastgeber kamen während der zwölf Minuten Spielzeit zu keiner einzigen klaren Tormöglichkeit. Dafür stieg Wiesentheids Daniel Holzmann ruppig ein und stieß Andreas Herrmann in die Spielfeldbegrenzung. Die Knieschmerzen waren so groß, dass der Abtswinder vom Parkett geleitet werden musste und nicht mehr zurückkam. Selbst bei der Pokalübergabe konnte er sich nicht unter die Mitspieler mischen. Thilo Wilke hatte den 2:0-Endstand im Finale besorgt und sich mit seinem achten Turniertreffer zum besten Torschützen gekürt.

Gerangel an der Bande: Der Abtswinder Michael Herrmann (Mitte) schirmt den Ball ab, begleitet und beobachtet von den Mitspielern Steffen Barthel und Torhüter Irnes Husic.

Aus Abtswinder Sicht konnte es in der proppenvollen Halle keinen besseren Endgegner als Wiesentheid geben: das Derby als letztes Spiel der Nacht, beim Einmarsch der Protagonisten in Szene gesetzt durch Lichteffekte und Musik. Mit weniger aufregenden Begleiterscheinungen war der TSV sechs Stunden vorher ins Turnier gestartet. Umso mehr konnte sich das Geschehen auf dem Spielfeld sehen lassen. Mit 4:1 zogen die Abtswinder den FC Geesdorf ab. Voran Thilo Wilke lief heiß und traf dreimal zum Einstand. Ein Wechselfehler des Gegners hatte zu einem indirekten Freistoß geführt, den der 25-Jährige zur Führung nutzte. Dass auch direkte Freistöße erlaubt sind und Erfolg bringen, demonstrierte Nicolas Wirsching im zweiten Gruppenspiel mit seinem 1:0 gegen Titelverteidiger TSV Forst. Dagegen sind Grätschen in der Halle nicht erlaubt. So war der Freistoß zustande gekommen. Nach dem 1:1-Ausgleich des Bezirksligisten tat sich nichts Entscheidendes mehr in einer für die Halle eher verhaltenen Partie. „Das Unentschieden war ein Zeichen, dass wir mehr machen mussten“, stellte Carl Murphy fest.

Das taten seine Schützlinge im Duell gegen die FG Marktbreit/Martinsheim. Für Abtswinds Steffen Barthel war es ein Wiedersehen mit seinem Ex-Verein und noch dazu ein Aufeinandertreffen mit seinem Bruder Joachim. Ein Tor gelang Steffen Barthel nicht. Das erledigten diesmal andere. Auch so kam der 22-Jährige auf vier Turniertreffer. Abtswind musste sich gegen Marktbreit/Martinsheim in Geduld üben. Mehrere Chancen verfehlten das Ziel, bevor Jona Riedel und Thilo Wilke einnetzten und das Ergebnis auf 2:0 stellten. Damit war das Viertelfinale vorzeitig erreicht und eine gute Ausgangssituation gesichert. Im letzten Vorrundenspiel gab es für einen anderen im Abtswinder Trikot ein Treffen mit alten Kameraden: Philipp Hummel, erst ganz frisch gewechselt, trat nun gegen die SpVgg Steinachgrund an. Der Kreisklassist aus Mittelfranken, ausgestattet mit etlichen höherklassig bewährten Leuten, zog gar in Front. Es war das einzige Mal im Turnier, dass Abtswind mit einem Rückstand umgehen musste. Doch das gelang. Michael Herrmann, Steffen Barthel und Thilo Wilke wandelten das Resultat in ein 3:1.

Als Erster der Gruppenphase ging es in die K.o.-Runde: Viertelfinale gegen den SC Schwarzach. Der ambitionierte Kreisligist imponierte im Vorjahr durch starke Leistungen in der Halle und forderte Abtswind auch diesmal. Philipp Hummels Führung glich Dominik Laudenbach mit dem 1:1 aus. Hummel, beim Gegentreffer noch zögerlich im Zweikampf, entschied sich wenig später für das Foul an Laudenbach und musste für zwei Minuten vom Feld. In Unterzahl musste Abtswind noch intensiver zu Werke gehen, besonders aber rasch in der Verteidigung verschieben, wenn die Schwarzacher sich den Ball im Halbkreis vor dem Tor zurechtlegten. Die kritische Phase blieb ohne Auswirkungen. Als die Formation wieder komplett war, schloss Steffen Barthel den erstbesten Angriff zum 2:1 ab. Jona Riedel legte das 3:1 nach. So bahnten sich Michael Herrmann und Co. ihren Weg ins Halbfinale, wo der zweite Vergleich gegen Steinachgrund anstand.

Was zunächst nach einer einfachen Sache aussah – Thilo Wilke traf nach wenigen Sekunden, Steffen Barthel erhöhte mit einem direkten Freistoß, weitere Chancen waren vorhanden –, entwickelte sich zeitweise zu einer knappen Geschichte. Philipp Hummel foulte im Strafraum, so dass Steinachgrund per Neunmeter auf 1:2 verkürzte. Außerdem folgte wenig später erneut eine Zeitstrafe. Diesmal traf es Barthel. Wieder mussten die Abtswinder einen Mann kompensieren, wieder ging es nur mit aggressivem Gegenpressing. Häufig gab es Unterbrechungen in der hitzigen und umkämpften Partie. Keeper Irnes Husic koordinierte die Vorderleute, wehrte ab, was es zu halten gab. Jona Riedel traf freistehend den Pfosten. Steffen Barthel gelang kurz vor Schluss die Entscheidung zum 3:1, einmal mehr mit einem Freistoß. Die Zugabe kam von Thilo Wilke, der in den letzten Sekunden den Finaleinzug mit dem 4:1 endgültig perfekt machte. „Das war eins a“, sagte Carl Murphy in seiner Turnierbilanz. Das Feuer der Spieler hatte auch ihn ergriffen.

Michael Kämmerer

Abtswinds Jona Riedel hat die Wahl: Abziehen oder zu Mitspieler Nicolas Wirsching passen?

Zahlen, Daten & Fakten zu den Abtswinder Spielen

Vorrunde

FC Geesdorf – TSV Abtswind 1:4
Tore: 0:1 Thilo Wilke, 0:2 Thilo Wilke, 0:3 Jona Riedel, 0:4 Thilo Wilke, 1:4 Daniel Wagner.

TSV Abtswind – TSV Forst 1:1
Tore: 1:0 Nicolas Wirsching, 1:1 Mohamed Hamdoun.

TSV Abtswind – FG Marktbreit/Martinsheim 2:0
Tore: 1:0 Jona Riedel, 2:0 Thilo Wilke.

SpVgg Steinachgrund – TSV Abtswind 1:3
Tore: 1:0 Fabian Schubert, 1:1 Michael Herrmann, 1:2 Steffen Barthel, 1:3 Thilo Wilke.

Tabelle nach der Vorrunde
1. TSV Abtswind (10 Punkte)
2. FC Geesdorf (9 Punkte)
3. SpVgg Steinachgrund (6 Punkte)
4. TSV Forst (4 Punkte)
5. FG Marktbreit/Martinsheim (1 Punkt)

Viertelfinale
TSV Abtswind – SC Schwarzach 3:1
Tore: 1:0 Philipp Hummel, 1:1 Dominik Laudenbach, 2:1 Steffen Barthel, 3:1 Jona Riedel. Besonderheit: Zwei-Minuten-Strafe gegen Abtswinds Philipp Hummel wegen Foulspiels beim Stand von 1:1.

Halbfinale
TSV Abtswind – SpVgg Steinachgrund 4:1
Tore: 1:0 Thilo Wilke, 2:0 Steffen Barthel, 2:1 Fabian Schubert (Neunmeter), 3:1 Steffen Barthel, 4:1 Thilo Wilke. Besonderheit: Zwei-Minuten-Strafe gegen Abtswinds Steffen Barthel wegen Foulspiels beim Stand von 2:1.

Finale
TSV Abtswind – TSV/DJK Wiesentheid 2:0
Tore: 1:0 Peter Mrugalla, 2:0 Thilo Wilke.

Endstand
1. TSV Abtswind
2. TSV/DJK Wiesentheid
3. FC Geesdorf
4. SpVgg Steinachgrund
5. FV Karlstadt
6. DJK Oberschwarzach
7. SC Schwarzach
8. TSV Forst
9. VfL Volkach
9. FG Marktbreit/Martinsheim

Für Abtswind spielten (Tore in Klammern): Irnes Husic; Andreas Herrmann, Michael Herrmann (1), Nicolas Wirsching (1), Thilo Wilke (8), Steffen Barthel (4), Jona Riedel (3), Peter Mrugalla (1), Philipp Hummel (1), Julian Beßler.

Bester Torschütze des Turniers: Thilo Wilke (8 Treffer).

Sonderpreise: Jona Riedel (33. Tor des Turniers), Thilo Wilke (55. Tor des Turniers).

Strecken für den Erfolg: Abtswinds Nicolas Wirsching macht die Beine lang.

Stimmen zum Turnier

Carl Murphy (Co-Trainer TSV Abtswind): „Wir sind mit einer jungen Truppe angetreten. Dazu kamen mit Irnes Husic und Philipp Hummel zwei neue Spieler, die sich gut eingebracht haben. Wir haben überzeugt und sind unserer Favoritenrolle gerecht geworden. Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft. Die Derbys haben dem Turnier gutgetan. Auch wir waren heiß auf die Duelle. Mit unserer offensiven Ausrichtung sind wir sehr oft gefährlich geworden. In Unterzahl wurde es gegen Schwarzach und Steinachgrund brenzlig. Aber auch diese Minuten haben wir überstanden, weil wir gut gegen den Ball gearbeitet und verschoben haben. Das Unentschieden gegen Forst in der Vorrunde war ein Zeichen, dass wir mehr machen mussten. Das haben die Spieler beherzigt. Mehrere Freistöße haben wir direkt verwandelt. Ich hatte den Eindruck, einige Mannschaften wussten nicht, dass das erlaubt ist. Unsere Ballstafetten hatten Hand und Fuß. Manchmal hätte ich mir gewünscht, wir nehmen die Bande häufiger mit, um den Gegner zu überspielen. Eher hat es uns in die Mitte gezogen. Kompliment an Thilo Wilke: Mit seinen acht Toren war er einer unserer Schlüsselspieler.“

Thilo Wilke (TSV Abtswind, bester Torschütze des Turniers): „Das Turnier hat einen hohen Stellenwert. Das Flair ist ganz besonders, die Zuschauer kommen zahlreich in die Halle, es gibt einige Spiele mit Derbycharakter. Mit der Lichtshow vor dem Finale inszeniert der Veranstalter den Höhepunkt des Turniers, so dass es zu einem Erlebnis wird. Wir als Favorit haben den Spielen eine große Bedeutung zugemessen. Es war eine Mischung aus Spaß und dem Willen, den Pokal nach Abtswind zu holen. Mit dem ersten Spiel gegen Geesdorf haben wir sofort einen Meilenstein gesetzt. Das war wichtig für den weiteren Verlauf. Wir haben uns von Spiel zu Spiel gefunden. Die Konkurrenten haben uns gefordert, doch abgesehen von den zwei Zeitstrafen sind wir nie ernsthaft in Schwierigkeiten gekommen. Ich bin ein begeisterter Hallenspieler und immer total motiviert, wenn es in die Halle geht. Für mich lief es auch auf Anhieb perfekt, dass ich im ersten Spiel gleich dreimal getroffen habe.“

Irnes Husic (Abtswinds neuer alter Torhüter): „Wir haben das Turnier gewonnen – perfekt. Wir waren die beste Mannschaft, gerade in spielerischer Hinsicht. Es war richtig gut, wie wir den Ball laufen ließen. Durch die beiden Zeitstrafen haben wir es uns selbst schwer gemacht. Das hätte nach hinten losgehen können. In der Phase kamen mehr Bälle auf mein Tor. Dafür haben wir im Finale überhaupt nichts zugelassen. Das haben die Jungs stark gemacht. Es hat mir großen Spaß bereitet, nach zweieinhalb Jahren wieder für Abtswind zu spielen. Beim letzten Turniersieg in Wiesentheid 2013 stand ich auch im Tor. Heute musste ich in den sieben Spielen nur fünf Gegentore hinnehmen und habe zweimal zu Null gespielt. Für meinen Einstand war das natürlich optimal. Es war ein gutes Gefühl, wieder das Abtswinder Trikot zu tragen. Gefreut habe ich mich auch über die Begegnungen mit unseren Zuschauern, die ich noch von damals kenne. Die Stimmung in Wiesentheid ist immer ganz besonders. Als Abtswinder hast du das Publikum – abgesehen von den eigenen Fans – immer gegen dich. Das motiviert zusätzlich.“

Das ist das Ding! Der Pokal wandert nach Abtswind. Vor vier Jahren hatte der TSV zuletzt in Wiesentheid triumphiert.

Das Finale in voller Länge gibt es als Video.

Impressionen von den Spielen, von der Siegerehrung und dem ganzen Drumherum finden sich in einer großen Fotoserie.

Alle Hallenturniere mit Abtswinder Beteiligung in der Übersicht.