Den Korbballerinnen eröffnet sich vollkommen unerwartet eine neue Perspektive
Letzter Spieltag der Hallenrunde 2016/17
Als wäre die Vizemeisterschaft nicht schon Überraschung genug, kommt es für die Korbballfrauen des TSV Abtswind jetzt noch besser. Nach den beiden souveränen Siegen gegen den SV-DJK Sommerach II und den TSV Geiselwind am letzten Spieltag und dem Erreichen des zweiten Tabellenplatzes geht es unverhofft um den Aufstieg in die Bezirksliga.
Kerzen im Kloster Münsterschwarzach haben sie vor der Saison keine angezündet, und auch vor dem entscheidenden letzten Spieltag der Hallenrunde verlief bei den Korbballerinnen des TSV Abtswind die Vorbereitung wie gewohnt. Als Peter Schmitt vor einem Jahr als Trainer einstieg, war ihm rasch klar, dass die Mannschaft bis dahin unter ihrem Niveau geblieben war, dass die Spielerinnen weit mehr Potenzial besaßen, als es der letzte Tabellenrang damals zum Ausdruck brachte. Zwölf Monate später ist Schmitt Trainer des Vizemeisters, der – statt Kerzen im Kloster zu stiften – lieber seine Schützlinge die Grundtugenden des Korbballsports lehrte und als ordnende Hand von außen den Abläufen im Training und in den Spielen eine sinnvolle Struktur gab. So hat Beständigkeit Einzug gehalten in einen Haufen junger Frauen, die sich zuvor in Eigenregie organisiert hatten. Peter Schmitt ist der sprichwörtliche Beleg dafür, dass das Spiel einer Mannschaft die Handschrift ihres Trainers trägt. „Es ging darum, die Spielerinnen anzuleiten und für Disziplin zu sorgen“, sagt der 51 Jahre alte Wiesentheider. Abwehrarbeit, schnelles Umschalten und Kondition waren weitere Stellschrauben, an denen er erfolgreich drehte. Der Lohn ist nicht nur der zweite Platz in der Kreisklasse, sondern auch die unerwartete Möglichkeit, in einem Entscheidungsspiel um den Aufstieg in die Bezirksliga zu kämpfen.
Im Saisonfinale galt es, noch einmal alle Stärken abzurufen, um die Vizemeisterschaft hinter dem längst feststehenden Klassenprimus, der Jugendspielgemeinschaft Prichsenstadt/Altenschönbach, einzufahren. Doch die Partie gegen den SV-DJK Sommerach II, einen der Verfolger, begann nicht wie erhofft. Früh führte der Gegner mit 2:0. Eine Niederlage hätte den Traum vom großen Ziel zerstören können. Abtswind kämpfte sich mit viel Einsatz zurück. „Die Einstellung war super“, stellte Peter Schmitt fest. „Wir haben Einsatz gezeigt und Mut und das bis zur letzten Minute.“ Noch in der ersten Halbzeit drehte sich das Spiel. Mit fünf Treffern, drei davon durch Spielführerin Christina Mix, ging es in die Pause. Danach geriet der Vorsprung nicht mehr in Gefahr. Souverän spulte Abtswind sein Pensum ab und siegte mit 8:5. Das zeigte, welche Entwicklung die Abtswinderinnen in den zurückliegenden Monaten genommen hatten. Das Hinspiel war noch mit 3:4 verloren gegangen. Genauso hatte es in der Vergangenheit Spiele gegeben, in denen die Schlüsselfiguren Christina Mix und Kristin Gegner die Körbe untereinander aufteilten, in denen die eine dreimal traf, die andere viermal und sonst keine.
Ab geht die Post: Abtswinds Spielführerin Christina Mix leitet einen Konter ein.
Das hat sich mittlerweile geändert. Gegen Sommerach traten fünf Schützinnen auf den Plan. „Eine richtig starke Mannschaft zeichnet aus, dass jede Spielerin in der Lage ist, einen Korb zu erzielen“, sagt Peter Schmitt, der seit Beginn seiner Tätigkeit daran arbeitete, allen im Team das Selbstvertrauen zu geben, freie Würfe zu nehmen. „Wir sind dadurch nicht mehr so leicht ausrechenbar.“ Was für Abtswind gilt, trifft auf andere nicht zu. Der TSV Geiselwind ist so ein Beispiel. Linda Stadler schaffte es in der zweiten Partie des Tages, durch konsequente Manndeckung die Spielmacherin und zugleich wichtigste Werferin des Gegners zu beherrschen – und auf diese Weise viele Treffer oder einen Rückstand zu vermeiden. Peter Schmitt hatte seinen Mädels seither eingeimpft, wie wichtig eine funktionierende Deckung für den Erfolg einer ganzen Saison sein würde. Der 51-Jährige behielt Recht, wie die geringe Zahl an kassierten Körben über die gesamte Runde zeigte. Geiselwind brachte im Laufe der zwanzig Minuten Spielzeit gerade mal zwei Bälle ins Ziel. Das waren bei Weitem nicht genug, um den Abtswinderinnen Paroli zu bieten. Deren Sieg gegen Sommerach hatte einen Motivationsschub für das zweite Spiel geliefert. Spätestens nach dem Pausen-1:1 drehten die Schmitt-Schützlinge auf und wandelten ihre Überlegenheit in Zählbares.
Geiselwind vor der Brust und die Vizemeisterschaft vor den Augen brachte die Mannschaft ihre letzten Kräfte auf. Drei der fünf Körbe im zweiten Durchgang kamen allein aus der Hand von Kristin Gegner. Zum Schluss stand es 6:2. „Die kontinuierliche Arbeit des letzten Jahres hat sich gelohnt“, sagte Peter Schmitt über den zweiten Tabellenplatz. „Durch den Erfolg ist der Spaß am Training umso größer.“ Genauso überraschend, wie es Abtswind zur Vizemeisterschaft brachte, geht die Saison für die Mannschaft vollkommen unverhofft in die Verlängerung. Wie sich herausstellte, darf Meister Prichsenstadt/Altenschönbach mit seinem Juniorenteam nicht aufsteigen. Das Entscheidungsspiel zur Bezirksliga bestreitet deshalb Abtswind gegen den TSV Nordheim, den Meister der anderen Kitzinger Kreisklassen-Staffel. „Wir wollen schauen, wo uns das Ganze hinführt“, sagt Christina Mix. Das Aufstiegsmatch steigt am Samstag, 18. März, um 18:15 Uhr. Die Herausforderung ist enorm und zugleich reizvoll. Wie bei allen Spielen der Wintersaison ist auch diesmal Münsterschwarzach der Austragungsort. Durch die Fenster der Schwarzach-Halle sind die bekannten Klostertürme zu sehen. Vielleicht zünden die Abtswinder diesmal eine Kerze an.
Michael Kämmerer
Erfolgreiche Wendung: Die Abtswinderin Stefanie Hümmer (links) entzieht sich ihrer Gegnerin.
Die Spiele in der Statistik
TSV Abtswind – SV-DJK Sommerach II 8:5 (5:2)
Abtswinder Korbschützinnen: Christina Mix (3), Anne Winter (2), Linda Stadler (1), Kristin Gegner (1), Stefanie Hümmer (1).
TSV Abtswind – TSV Geiselwind 6:2 (1:1)
Abtswinder Korbschützinnen: Kristin Gegner (3), Christina Mix (1), Linda Stadler (1), Stefanie Hümmer (1).
Für Abtswind spielten: Lisa Schmitt, Anne Winter, Linda Stadler, Nina Henning, Stefanie Hümmer, Kristin Gegner, Christina Mix, Elisabeth Ritz.