„Heute Schwerstarbeit, morgen für 14 Tage Sex on the Beach in Kroatien“
TSV Abtswind II – VfL Volkach 3:0 (1:0)
Wo steckt nur Volkachs zweiter Spielertrainer Sebastian Otto? Wieso nimmt sein Bruder Jörg zu Beginn einen Platz auf der harten Ersatzbank ein? Wen verhaftet Michael Seuling? Fragen über Fragen rund ums Kreisligaderby. Kräuterkicker gegen Mainschleifler, hoch gehandelter Aufsteiger gegen den häufigsten Meistertipp, Rumble in the Jungle am Fuße des Friedrichsberg. Das 3:0 ist „harte Arbeit, täuscht über die wahren Verhältnisse“, meint Robert Brenner. Für seinen Kompagnon Patrick Gnebner ist das Ergebnis auch in dieser Höhe absolut verdient. Was jetzt?
„Dreifach Fehler gleich zu Beginn: Der lange Ball wurde von uns nicht richtig angegangen. Dann wurde hinten nicht raus geschoben. Ein anderer schlägt über die flache Hereingabe. Und am langen Pfosten wartet ein Kaliber Marke Kamolz. Leichtes Spiel“, analysiert Volkachs Spielertrainer Albert Fischer abgekämpft nach Abpfiff. Der Matchplan ist fürs erste Geschichte. In der kommenden halben Stunde sind die Gäste optisch präsenter, laufen jedoch einem 0:1 veritabel hinterher. Wenn dann noch überbordendes Respekt Gefühl mitschwingt, dann sind das kaum optimale Voraussetzungen, um in der Kräuter Mix Arena bestehen zu können.
Im Volkacher Aufgebot vermisst man auch den ein oder anderen ehemaligen Abtswinder Akteur. Sebastian Otto fühlt sich noch nicht fit, und lässt seinen jungen Wilden konsequent den Vorzug. „Wenn man sieht, wie sich die Jungs im Training reinhauen, kann man nicht hergehen und sagen, da laufe ich mit halber Fitness auf. Das wäre nicht richtig“, meint der Kumpel von Albert Fischer. Mit anhaltenden Kniebeschwerden sitzt sein Bruder Jörg zunächst nur auf der Bank. Zum heutigen Derby reicht es gerade einmal für einen Kurzeinsatz im zweiten Durchgang. Währenddessen sucht man Michael Seuling vergebens auf dem Spielberichtsbogen. „Ich bin beruflich und privat zu sehr eingespannt. Da reicht es weder zum Training noch oft zum Spiel“, gibt der sympathische Rotschopf zu Protokoll. Alle drei sehen eine offensiv eingestellte VfL-Truppe.
Denn Hängen lassen zählt für die Mainschleifler nicht. Beständig suchen die Spitzen um Maximilian Bedenk, Albert Fischer oder auch Fabian Hahn eine Abtswinder Abspielschwäche, eine sich urplötzlich bietende Gelegenheit, dazwischen zu gehen. In der 19. Minute erbarmt sich Abtswinds Verteidiger Christoph Kniewasser und serviert die Pille höflich aber präzise ins vermeintliche Niemandsland. Lucas Springer sprintet ins lässige Abspiel und passt sofort in den Lauf von Maximilian Bedenk. Allein vor Abtswinds Keeper Eduard-Alin Wellmann versagen beim Stürmer die Nerven. Abtswinds Torwart bereinigt die Situation. Im direkten Gegenzug zeichnet sich Volkachs Torwart Robert Leipold gegen Markus Golombeks Abschluss und Oliver Dörings Nachschuss aus.
Ein munterer Schlagabtausch mit wechselnden Vorzeichen entwickelt sich in der Kräuter Mix Arena. Gegen Ende des ersten Durchgangs drückt die Heimelf mächtig auf die Tube. Chancen im Minutentakt fliegen Robert Leipold um die Ohren. In dieser Phase hätte sich Volkach nicht beschweren dürfen, wenn die Landesligareserve die Führung weiter ausgebaut hätte. „Aber ausgleichende Gerechtigkeit: Gleich nach Wiederanpfiff vergibt Volkachs Bedenk auch eine Torchance zum Ausgleich“, berichtet Robert Brenner. „Das Ding muss er eigentlich machen. Aber gut, man muss auch mal Glück haben.“ Volkachs spielender Trainer Albert Fischer ergänzt: „ Wenn wir den einfachen Ball spielen, wenn wir fußballern, dann treten wir richtig stark auf, gerade in der Offensive.“ Sein Kompagnon Sebastian Otto spricht ebenfalls den eigentlich fälligen Ausgleichstreffer an: „Wenn man sieht, dass wir gleich nach dem Seitenwechsel die tausendprozentige Chance vergeben, das zieht runter. Wenn du in der Kreisliga solche Dinger nicht machst, und dein Gegner erzielt aus fünf Gelegenheiten gleich drei Treffer, jetzt mal so grob gesagt, dann ist das einfach effektiver. Mit unserer Chancenauswertung gewinnst du keinen Blumentopf.“
Nach dem Seitenwechsel kontrolliert Volkach weitgehend das Spielgeschehen. Ganz allmählich kann sich Abtswind von der taktischen Umklammerung befreien und setzt selbst offensive Akzente. Auffällig sind Christoph Hofmanns Einwürfe im isländischen Stil, also „neigepfeffert“, mehr scharfer Eckball aus banale Wurfkunst.
Abtswind legt die Tore zwei und drei zum psychologisch wertvollen Zeitpunkt nach. In der 63. Minute drückt Christoph Hofmann einen Freistoß, getreten von Markus Golombek, aus kurzer Distanz über die Linie. Vor dem 3:0 entschärft Abtswinds Keeper zwei weitere aussichtsreiche Torraumszenen der Gäste. Dann köpft Julian Beßler eine punktgenaue Flanke von Johannes Primus zum 3:0-Endstand ins gegnerische Netz.
Die kommenden zwei Wochen lastet die komplette Verantwortung auf den Schultern von Patrick Gnebner. Währenddessen entspannt sich sein Kompagnon Robert Brenner in Kroatien: Sex on the Beach mit Schatzi und BFV-App.
Matthias Ley
Das Spiel im Überblick:
TSV Abtswind II: Eduard-Alin Wellmann – Robert Brenner, Christoph Hofmann, Christoph Kniewasser, Sven Gibfried, Johannes Knorr, Jona Riedel, Markus Golombek, PascalKamolz, Oliver Döring, Julian Beßler. Einwechselspieler: Daniel Eberhardt, Bojan Tatic, Tobias Holzberger, Johannes Primus.
VfL Volkach: Robert Leipold – Thomas Bernhardt, Florian Prause, Maximilian Bedenk, Maximilian Lechner, Juian Wiederer, Michael Klug, Lucas Springer, Albert Fischer, Fabian Hahn, Timo Wolf. Einwechselspieler: Andreas Prause, Felix Weissenseel, Jörg Otto, Tillmann Schaefer, Marco Heinrich.
Schiedsrichter: Thomas Wolf.
Zuschauer: ca. 70.
Gelbe Karten: Christoph Hofmann, Jona Riedel (Abtswind II) – Felix Weisenseel (Volkach)
Tore: 1:0 Pascal Kamolz (7.), 2:0 Christoph Hofmann (62.), 3:0 Julian Beßler (90.).
Die Stimmen zum Spiel:
Patrick Gnebner (Trainer TSV Abtswind II): „Ich fand Volkach nicht so stark, wie von vielen erwartet. Wenn ich an Altbessingen denke, die DJK Schweinfurt, auch Mühlhausen, die vor allem defensiv top auftraten, dass ist da noch ein klarer Unterschied. Trotzdem war es nicht einfach heute, zum zweiten Tor zu kommen. Der Sieg geht vollkommen in Ordnung, auch in dieser Höhe, aber man muss auch zugeben, dass es in den entscheidenden Momenten klar für uns lief.“
Robert Brenner (Trainer TSV Abtswind II): „Nachdem wir die letzten drei Spiele nicht gewinnen konnten, hat uns das frühe 1:0 doch einiges an Sicherheit geschenkt. Volkach war das erwartet schwere Spiel. Der Gegner war richtig gut, hat zugestellt, uns nicht kontrolliert aus der Abwehr rausspielen lassen, bis auf lange Bälle. Im kreative Mittelfeld haben wir heute Christoph Hofmann aufgestellt. Eine Postion, die er noch nie ausfüllen musste, was man auch gesehen hat. Er hat sich reingeworfen, aber fürs erste Mal war das schon ganz ordentlich. Kurz vor der Pause hatten wir fünf Riesenchancen, das Ergebnis weiter auszubauen. Aber ausgleichende Gerechtigkeit: Gleich nach Wiederanpfiff vergibt Volkachs Bedenk auch eine Torchance zum Ausgleich. Das Ding muss er eigentlich machen. Aber gut, man muss auch mal Glück haben. Das 2:0 haben wir zum richtigen Zeitpunkt gemacht. Erst nach dem 3:0 war die Partie entschieden. Wenn du vorher eins fängst, kann die Partie kippen. In dieser Liga kann jeder jeden schlagen. Insgesamt möchte ich keinen Spieler hervorheben. Das Kollektiv hat gewonnen. Und bei den beiden Trainern kann man auch einen Hofmann auf eine ungewohnte Postion stellen. Es ist schwer zu sagen, wohin die reise geht. Wenn wir unsere Leistung bringen, wir es schwer uns zu schlagen. Aber die nächsten zwei Wochen ohne mich. Sex on the Beach für mich in Kroatien.“
Albert Fischer (Trainer VfL Volkach): „Ein Abstimmungsproblem gleich zu Beginn und schon liegen wir hinten. Dumm gelaufen. Trotzdem hat unser Spiel richtig gut ausgesehen. Leider ist der letzte Pass nicht angekommen. Da sind wir noch zu grün hinter den Ohren. Wenn der Gegner Druck macht, haben wir teilweise Probleme, das Spiel zu beruhigen, langsam zu machen. Da agieren wir phasenweise viel zu kompliziert. In der Pause haben wir das angesprochen. Wenn wir den einfachen Ball spielen, wenn wir fußballern, dann treten wir richtig stark auf. Weil wir richtig gute Fußballer trainieren, die alle etwas mit dem Ball anfangen können. Körperlich haben wir alle soweit, in dieser Klasse bestehen zu können. Vom Kopf her ist der ein oder andere noch etwas gehemmt. Aber da entwickelt sich etwas Großes. Davon sind Sebastian und ich absolut überzeugt.“
Sebastian Otto (Trainer VfL Volkach): „Wir sind etwas ängstlich aufgetreten. Der Respekt vor Abtswind war riesig. Gleich mit der ersten Aktion fällt der Gegentreffer. Danach hatten wir eigentlich gute Chancen zum Ausgleich. Maxi Bedenk steht allein vor Eduard-Alin Wellmann und vergibt die Riesenchance. Bei weiteren Möglichkeiten könnten wir effektiver auftreten. Vielleicht hätten wir den Ausgleich noch vor der Pause verdient gehabt. Aber zwischen den 30. und 36. Minute hat uns die Konzentration gefehlt. In der Phase hatte Abtswind fünf oder sechs Hundertprozentige. Da wollen wir zuviel. Anstatt den klaren Ball zu spielen, den nächsten Mann zu bedienen, geraten wir unter Druck. In der Halbzeit haben wir uns nicht versteckt. Das habe ich auch den Jungs gesagt. Mit einem Quäntchen Glück holen wir hier den Sieg. Wenn man sieht, dass wir gleich nach dem Seitenwechsel die tausendprozentige Chance vergeben, das zieht runter. Wenn du in der Kreisliga solche Dinger nicht machst, und dein Gegner erzielt aus fünf Gelegenheiten gleich drei Treffer, jetzt mal so grob gesagt, dann ist das einfach effektiver. Mit unserer Chancenauswertung gewinnst du keinen Blumentopf.“
Seine punktgenaue Flanke auf Julian Beßler entscheidet das Kreisliga Derby: Johannes Primus