Im ersten Punktspiel des Jahres zeigt sich zu viel Schatten und zu wenig Licht

TuS Röllbach – TSV Abtswind 2:2 (1:1)

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Was geht noch für den TSV Abtswind in dieser Landesliga-Spielzeit? Auf Tabellenplatz vier hatte das Team die Winterpause verbracht und weiterhin einen Blick auf die Aufstiegsränge geworfen. Alles schien möglich. Vor allem nach den jüngsten Punktverlusten des Zweiten Jahn Forchheim wurde die Chance zunehmend größer, den Abstand zu verkürzen. Doch statt zur Aufholjagd zu blasen, mussten sich die Abtswinder im ersten Punktspiel des Jahres mit einem Unentschieden begnügen.

Es dauerte keine neunzig Sekunden, da entstand der Eindruck, als laufe alles nach Plan. Abtswinds erster Angriff war abgewehrt, doch der zweite Versuch fiel prompt Jona Riedel zu. Der Zwanzigjährige, der erst kurz vor dem Anpfiff in die Startformation gekommen war, holte aus zu einem fulminanten Schuss. Womöglich wäre der Ball knallhart eingeschlagen, hätte sich Marius Diwersi nicht dazwischengeworfen. Ungeschickt nur, dass dem Röllbacher Verteidiger dabei die Hand ausrutschte. Die Aussicht auf die frühe Führung der Gäste war enorm. Allerdings ergaben zu viel Risiko und zu viel Wucht eine schlechte Kombination, als Jörg Otto den Strafstoß ausführte. Das Leder flog in der dritten Minute deutlich über das Gestänge. Es hätte gut sein können, dass sich Verunsicherung einstellt. Tat es aber nicht. Im Nachhinein betrachtet war die Anfangsviertelstunde gar Abtswinds beste Phase in einer sonst schwachen Darbietung. Wenige Augenblicke nach dem versemmelten Elfmeter schickte Sven Gibfried ganz keck das Leder in die Höhe, und ehe es sich gefährlich senkte, musste Röllbachs Schlussmann Erich Giesbrecht eine Sprungeinlage vollziehen. Der Sturm und Drang der Elf von Trainer Petr Skarabela erinnerte in diesem zeitigen Stadium an jene rauschenden Heimspiele in der Vorrunde, in denen Abtswind flugs klare Verhältnisse geschaffen hatte. Beim 4:0-Erfolg gegen Röllbach im August lief es nach diesem Muster.

Und wenn schon nicht der Schuss vom Elfmeterpunkt sein Ziel gefunden hatte, dann schaffte das zumindest Pascal Kamolz auf recht energische Weise. Jörg Otto spielte den Vorbereiter, als er sich gegen Marius Diwersi reinkniete, um den Ball weiterzuleiten. Kamolz startete durch und schob dem Keeper die Kugel unter dem Körper durch zum 1:0 ins Netz (8. Minute). Wie sehr die Platzherren von der Rolle waren, demonstrierte Steffen Rohmann mit einem Rückpass ins Leere. Pascal Kamolz witterte erneut seine Möglichkeit, doch statt wiederum mit Schwung auf den Kasten zuzusteuern, ging ihm das Tempo aus, so dass Schlussmann Giesbrecht sich auf den Ball stürzen konnte (9.). Wie viele Chancen in eine Anfangsphase passen, stellte kurz darauf Philipp Hummel unter Beweis. Der Winterzugang von der SpVgg Steinachgrund kam in seinem ersten Pflichtspieleinsatz über die linke Seite, um Jörg Ottos Vorlage ohne Umschweife zu verwerten. Nur stand ihm dabei Giesbrechts Fuß im Weg (14.). Dem schwungvollen Auftakt mit bis zu drei Offensivkräften folgte lange Zeit Leerlauf, der den Röllbachern mehr nützte als Abtswind. Der tabellarisch beste Aufsteiger, der nach acht Spielen ohne Niederlage in der dreimonatigen Spielpause auf Platz sieben stand, konnte sich daran aufbauen, dass es nach all den Schreckmomenten erst 0:1 hieß. Und daran änderte sich auch nichts, als Philipp Hummel in der 39. Minute nochmals in aussichtsreicher Lage zum Abschluss kam. Hinten kam ein anderer Neuzugang zum Einsatz: Irnes Husic hütete das Tor und hatte den Vorzug vor Patrick Hefner erhalten, die beide nach der Verletzung Florian Warschechas um den Stammplatz zwischen den Pfosten gebuhlt hatten. Röllbach hatte es beinahe 45 Minuten nicht geschafft, einen Schuss abzugeben.

Hochspannung im Strafraum: Mit Sven Gibfried (von links), Jona Riedel und Michael Herrmann kümmern sich gleich drei Abtswinder um Röllbachs Benedikt Ludwig.

Nach Husics erster Aktion von Bedeutung bekamen auch die Hausherren ihren Strafstoß. Der Abtswinder Torwart musste herauseilen, um einen weiten Ball zu klären, und holte Alexander Grimm von den Füßen. Florian Grimm schickte Husic vom Punkt in die falsche Ecke (44.). Zur Pause stand es 1:1, auch wenn es aus Sicht der Röllbacher dafür kaum eine Erklärung gab. Endgültig auf den Kopf gestellt war der Spielverlauf, als Florian Grimm zum zweiten Mal traf. Zwei Minuten nach dem Wiederbeginn schlich sich der Mittelfeldspieler im Rücken Przemyslaw Szuszkiewiczs davon, um am hinteren Pfosten vollkommen unbehelligt das 2:1 zu erzielen. Ein weiter Röllbacher Einwurf, fix in die Mitte verlängert, hatte das ungeordnete Abtswinder System mit einem Mal lahmgelegt. Was die Gäste im ersten Durchgang hatten machen können, durfte das Team von Trainer Albano Carneiro nach dem Seitenwechsel. Fabian Wolf bot sich in der 49. Minute schon die nächste Großchance, die Carl Murphy gerade noch auf der Torlinie vereitelte. Ohne Adrian Graf in der Innenverteidigung und Jonas Wirth im defensiven Mittelfeld – beide befanden sich noch im Urlaub – konnte Trainer Petr Skarabela seine Wunschformation nicht aufbieten. Hinzukam, dass der aus dem Training angeschlagene Frank Hartlehnert beim Warmmachen passen musste. Steffen Barthel, Abtswinds bester Schütze, der unter der Woche kränkelte, war zunächst draußen geblieben. Er ersetzte nach einer Stunde Spielzeit Jörg Otto, der mit einer Oberschenkelzerrung vom Platz ging.

Bevor es dazu kam, glänzte Otto einmal mehr mit einem klugen Pass. Nicolas Wirsching zog den Sprint an und war damit zu schnell für Steffen Rohmann. Das nächste Foul im Strafraum zog den dritten Elfmeter an diesem Tag nach sich. Nach dem ersten Fehlschluss schritt nicht mehr Jörg Otto zur Ausführung, sondern Przemyslaw Szuszkiewicz, der umso souveräner schoss und zum 2:2 ausglich (56.). Röllbach konnte in der zweiten Halbzeit mit seinen einfachen Mitteln vieles bewirken, weil die Skarabela-Elf sich einfach düpieren ließ, häufig die zweiten Bälle nicht eroberte und in Kopfballduellen unterlegen war. Mario Ackermann lief nach einem Abwehrfehler alleine auf Irnes Husic zu und scheiterte an dessen ausgestrecktem Bein (62.). Ackermanns Seitfallzieher verfehlte sein Ziel nur um Zentimeter (65.). Von Abtswind war im Angriff nichts Großartiges mehr zu sehen. Eckbälle oder Freistöße wandelten sich in Gegenstöße. Nicht einmal die Flanken kamen von außen in die Mitte. Röllbach hatte es geschafft, sich in der Defensive zu stabilisieren. Ein schnell ausgeführter Freistoß der Heimmannschaft überraschte den Gegner so sehr, dass Alexander Grimm prompt frei abschließen konnte und Irnes Husic schon wieder in größter Not eingreifen musste (68.). Nach der wechselhaften Vorbereitung zeigte Abtswind auch im ersten Ligaspiel nach der Winterpause zu viel Schatten und zu wenig Licht. Was ist noch möglich in den verbleibenden zwölf Partien? Die Mannschaft benötigt endlich eine Siegesserie, die länger als nur zwei oder drei Wochen anhält.

Michael Kämmerer

Auf dem falschen Fuß erwischt: Der Abtswinder Schlussmann Irnes Husic springt beim Elfmeter in die andere Ecke.

Das Spiel in der Statistik

TuS Röllbach: Erich Giesbrecht – Maximilian Schreck (83. André Pascual), Marius Diwersi, Nicolai Kuhn, Steffen Rohmann (61. Björn Erhart) – René Hagendorf, Fabian Wolf, Florian Grimm, Benedikt Ludwig (69. Till Link) – Mario Ackermann, Alexander Grimm.
TSV Abtswind: Irnes Husic – Michael Herrmann, Sven Gibfried, Carl Murphy, Przemyslaw Szuszkiewicz – Jürgen Endres, Jona Riedel (69. Daniel Hämmerlein), Nicolas Wirsching, Philipp Hummel (75. Peter Mrugalla) – Pascal Kamolz, Jörg Otto (60. Steffen Barthel).
Schiedsrichter: Thomas Raßbach (Lehrberg); Assistenten: Peter Schweigert (Diespeck), Kevin Hegwein (Langenfeld).
Zuschauer: 210.
Gelbe Karten: Marius Diwersi, Florian Grimm, Daniel Koch, Benedikt Ludwig, Mario Ackermann (Röllbach); Irnes Husic, Jürgen Endres, Daniel Hämmerlein, Carl Murphy, Pascal Kamolz (Abtswind).
Tore: 0:1 Pascal Kamolz (8.), 1:1 Florian Grimm (44., Foulelfmeter, verursacht von Irnes Husic an Alexander Grimm), 2:1 Florian Grimm (48.), 2:2 Przemyslaw Szuszkiewicz (Foulelfmeter, verschuldet von Steffen Rohmann an Nicolas Wirsching).
Besonderheit: Jörg Otto (Abtswind) schießt Handelfmeter über das Tor (3.).

Stimmen zum Spiel

Petr Skarabela (Trainer TSV Abtswind): „Die Mannschaft hat zwei verschiedene Gesichter gezeigt. Wir können früh mit 3:0 führen und bauen den Gegner, der bis dahin kaum etwas auf die Beine gebracht hat, mit dem Ausgleich vor der Halbzeit wieder auf. Nach der Pause kam es zum offenen Schlagabtausch. Leider haben wir uns zu sehr dem Gegner angepasst und nicht unser eigenes Spiel durchgebracht. Das war kein Fußball, sondern der krampfhafte Versuch zweier Mannschaften, über den Kampf das Spiel zu entscheiden. Es war schon lange nicht mehr so einfach, auswärts drei Punkte mitzunehmen. Wir sind selbst schuld, weil wir unvermögend waren. Röllbach hat sich sehr robust präsentiert und hat unsere Geschenke dankend angenommen. Auch wenn die Punkteteilung gerecht ist, bringt uns der eine Zähler nicht weiter. Mich ärgert das alles wahrscheinlich mehr als die Spieler.“

Albano Carneiro (Trainer TuS Röllbach): „Wir sind unheimlich schlecht ins Spiel gekommen. Wenn wir 0:3 zurückliegen, ist das Spiel gelaufen. Es hat gedauert, bis wir in die Zweikämpfe fanden. Auch weil wir uns allmählich besser eingestellt hatten auf das 4-4-2-System Abtswinds mit den langen Bällen. Aus dem Nichts kam für uns der Elfmeter, so dass wir zurück im Spiel waren. Durch das, was wir nach der Halbzeit gezeigt haben, haben wir uns das Ergebnis verdient. Wir hatten sogar die Möglichkeiten für das dritte Tor. Ich bin auf alle Fälle zufrieden. Das Unentschieden bringt uns einen Pluspunkt. Beim 0:4 im Hinspiel haben wir noch grobe individuelle Fehler gemacht. Die konnten wir abstellen. Das ist der Grund, warum wir eine Serie hingelegt haben und schon so lange ungeschlagen sind. Wir haben uns seitdem stabilisiert und kassieren nicht mehr so viele Gegentore. Das war ein Lernprozess, der uns am Ende hoffentlich den Klassenerhalt bringt.“

Philipp Hummel (Winterneuzugang TSV Abtswind): „Ein Punkt ist zu wenig. Die Chancen waren da, den Sieg mitzunehmen. Auch ich hatte eine auf dem Fuß. Am Ende müssen wir sogar noch froh sein, dass wir nicht verloren haben. Röllbach ist uns gerade bei Freistößen gefährlich geworden. Es ist kaum zu fassen, wie einfach wir es dem Gegner gemacht haben und Chancen zugelassen haben. Die langen Bälle müssen wir unterbinden und klären. Bei den Kopfbällen haben wir nicht gut ausgesehen. Genauso war es bei langen Einwürfen, die ein gefährliches Mittel der Röllbacher waren. Das hat das zweite Gegentor schonungslos gezeigt. Mit Blick auf die Spiele der anderen am Tag zuvor haben wir heute zwei Punkte verloren. Ich bin froh, dass ich nach meinem Wechsel Einsatzzeit bekomme. In den ersten Wochen war im Training die Umstellung von der Kreisklasse auf die Landesliga gar nicht so einfach.“

Ernüchterung im Blick: Abtswinds Kapitän Michael Herrmann kann kaum glauben, dass es mit den drei Punkten nichts geworden ist. Die Mitspieler Daniel Hämmerlein (von links), Sven Gibfried und Steffen Barthel schauen ebenfalls bedröppelt drein.

Viele Impressionen vom Spiel gibt es in einer Fotoserie.

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