Der Verteidiger legt sich gegen seinen Ex-Verein ins Zeug und trifft zum Ausgleich
FC Würzburger Kickers II – TSV Abtswind 1:1 (0:0)
Weniger als 24 Stunden nach dem letzten Vorbereitungsspiel standen die Akteure des TSV Abtswind schon wieder auf dem Platz und mussten sich beweisen: Waren gegen den Bezirksligisten DJK Oberschwarzach gerade in der Defensive mehrere Unstimmigkeiten aufgetreten (8:4), sahen die Abtswinder gegen den Bayernligisten Kickers Würzburg II um einiges besser aus. Für ihre starke Leistung belohnten sie sich mit einem 1:1.
Im April vergangenen Jahres kreuzten sich zuletzt die Wege des TSV Abtswind und der Würzburger Kickers II. In der Landesliga standen sich die beiden Teams gegenüber. Die Rothosen siegten damals mit 1:0 und schafften wenige Wochen später den Aufstieg in die Bayernliga. Ein einziger Kickers-Akteur aus der Vorsaison war beim Testspiel jetzt noch dabei. Die Würzburger haben den Unterbau der Profi-Abteilung massiv verjüngt und mit etlichen weitgereisten Spielern aus der ganzen Republik bestückt. „Hier hat sich in letzter Zeit viel getan“, stellte Abtswinds Carl Murphy fest. Der Co-Spielertrainer hatte bis vor zweieinhalb Jahren selbst am Dallenberg gespielt. Beim Kick auf dem Nebenplatz der Flyeralarm-Arena, die seit dem Aufstieg des Klubs in den Profifußball ebenfalls zahlreiche bauliche Änderungen mitgemacht hat, kannte Murphy kaum noch einen aus dem Kickers-Tross.
Aber auch ohne persönliche Beziehungen zum Ex-Verein war es für den 30-Jährigen an der Seite seiner Mitspieler eine besondere Herausforderung, sich mit einem höherklassigen Gegner zu messen. Und das gelang sogar richtig gut. „Gute Mannschaften liegen uns mehr“, sagte Murphy. „Daran lässt sich anknüpfen, wenn die Landesliga wieder beginnt.“ Dass Abtswind den Kickers die Stirn bieten wollte, verdeutlichte Adrian Graf auf seine eigene Weise. Nach einem Foul in der 25. Minute geriet er mit Dominik Wüst aneinander. Beide drückten ihre Köpfe zusammen, bevor Schiedsrichter Hannes Hemrich das Trennkommando aussprach. Es war der einzige hitzige Momente in einer fairen Begegnung. Und doch war es eine Aktion mit Symbolcharakter, die deutlich machte, dass die Gäste nicht zurückwichen: Vier saubere Möglichkeiten in der ersten halben Stunde zeigten, wie gut Abtswind in Schuss war. „Das kam durch das schnelle und direkte Passspiel“; sagte Murphy, der als Außenverteidiger selbst den Freiraum bekam, nach vorne zu stoßen. Sein bester Schuss verfing sich am Außennetz (23. Minute).
Die Abtswinder Jona Riedel (Mitte) und Philipp Hummel (rechts) beharken sich mit Würzburgs Dino Kardovic.
Diejenigen, die offensive Aufgaben erfüllten, hatten ebenfalls einiges zu bieten. Pascal Kamolz kam zweimal in die aussichtsreiche Lage, den Kickers-Kasten unter Beschuss zu nehmen. Einmal schepperte es am Pfosten (27.). Frank Hartlehnert konnte eine Hereingabe volley nicht verwerten (22.). Alles in allem hatte Abtswind die Partie unter Kontrolle. Die trickreichen Dribbelversuche mancher Würzburger scheiterten an der energischen Zweikampfführung der Gäste. So dauerte es tatsächlich bis zur 42. Minute, ehe die Kickers durch Leon Volz den ersten gefährlichen Schuss abgaben. Die Situation bereinigte Jona Riedel im Fünfmeterraum. Dass der 20-Jährige an der Stelle auftauchte, kam nicht zufällig. Trainer Petr Skarabela hatte den gelernten Angreifer erstmals als rechten Verteidiger aufgeboten. Es war ein Experiment, weil Michael Herrmann leicht angeschlagen draußen geblieben war und weil sich auf dieser Position nur wenige Optionen anbieten.
„Jona ist eine Möglichkeit, und sie hat gut funktioniert“, stellte Carl Murphy fest. Ins Hintertreffen geriet sein Team in der zweiten Halbzeit, als es bei einem Würzburger Einwurf unaufmerksam war. Sebastian Fries legte quer, Adrian Dußler stand optimal und traf aus sechzehn Metern zur Führung unter die Latte (64.). In einem Testspiel kein Drama, aber Abtswind wollte das nicht unbeantwortet lassen. Das brachte Leben in die Partie. Murphy knallte einen Aufsetzer an den Pfosten (68.). Auf der anderen Seite scheiterte Can Sakar am glänzenden Fußreflex Patrick Hefners, während Dominik Wüst den Nachschuss drüber jagte (73.). Abtswinds Schlussmann hatte noch eine knifflige Prüfung zu bestehen, als er die Rettungsaktion von Mitspieler Daniel Hämmerlein mit einem beherzten Sprung klärte (82.). Bei Dominik Wüsts Schuss verhinderte der Pfosten Schlimmeres (89.). Auch die Skarabela-Elf war in der Schlussphase nochmals an der Reihe: Steffen Barthels langgezogenen Freistoß nagelte Adrian Graf zum 1:1-Ausgleich unter die Latte (86.). Wie Carl Murphy und Nicolas Wirsching war auch Adrian Graf für die Kickers aufgelaufen, als die noch ein Amateurverein waren. Wie sich der Kreis manchmal schließt.
Michael Kämmerer
Abtswinds Pascal Kamolz ist auf dem Weg zum Tor, doch Kickers-Schlussmann Jan Nirsberger springt ihm vor die Füße.
Das Spiel in der Statistik
FC Würzburger Kickers II: Jan Nirsberger – Leon Volz, Ali Koller, Alex Beier, Sebastian Fries – Dino Kardovic (33. Adrian Dußler), Lukas Boateng, Moritz Lotzen, Onur Ünlücifci (60. Tammo Klesse) – Dominik Wüst (30. Can Sakar), Pascal Jeni (60. Nikita Kirik); Rückwechsel: Dino Kardovic für Moritz Lotzen (60.), Dominik Wüst für Alex Beier (60.).
TSV Abtswind: Patrick Hefner – Jona Riedel, Sven Gibfried (60. Daniel Hämmerlein), Adrian Graf, Carl Murphy – Jürgen Endres, Jörg Otto (76. Julian Beßler), Philipp Hummel, Frank Hartlehnert (60. Jonas Wirth) – Steffen Barthel, Pascal Kamolz.
Schiedsrichter: Hannes Hemrich (Urspringen); Assistenten: Lorenz Höfler (Karsbach), Lorenz Kuger (Gänheim).
Zuschauer: 50.
Tore: 1:0 Adrian Dußler (64.), 1:1 Adrian Graf (86.).