Abtswind II verzweifelt beinahe an Schleerieths Keeper Christian Aumueller

SG Schleerieth – TSV Abtswind II 0:1 (0:1)

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„Wenn wir in der ersten Halbzeit unsere Chancen reinmachen, nimmt die Partie einen anderen Verlauf“, resümiert Schleerieths Trainer Bernd Bargert. „Man hat gesehen, dass Abtswind spielerisch eine Topmannschaft ist, die nicht von ungefähr zum Kreis der Titelfavoriten zählt.“

Die Landesligareserve braucht etwas Zeit, sich in Schleerieth zu akklimatisieren. Sicherheit geht vor, defensiv wie im eigenen Kombinationsspiel, wie Abtswinds Trainer Velibor Teofilovic seinen Schützlingen vor der Partie einimpft. Zunächst geht sein Matchplan jedoch beinahe nach hinten los: „Hinten dicht und ruhig aufbauen“ lädt die Hausherren zu schnellen Tempogegenstößen ein. Mit zwei, maximal drei Ballstationen bekommt Schleerieths Viererkette den Ball aus dem eigenen Strafraum heraus. Mit einem Zwischenstop im Mittelfeld hält man sich kaum auf. Lieber gleich direkt und steil auf David Schmittfull oder Johannes Neubert. Gerade letzt genannter taucht in drei Szenen unvermittelt vor Abtswinds Keeper Eduard-Alin Wellmann auf. Mit der notwenigen Gelassenheit und überragenden Reflexen hält der Routinier im Kasten der Abtswinder Gäste seine Farben Grün und Weiß im Spiel.

Das „dumme Ding“, wie es Schleerieths Übungsleiter später betitelt, kommt mit sanften Pfoten angeschlichen. Abtswinds spielfreudig aufgelegte Offensivfraktion hat Schleerieths linke Defensivreihe als überwindbare Schwachstelle erkannt. Man könnte auch sagen: erschnuppert. Christoph Hoffmann und Markus Golombek treiben an, Andreas Herrmann als zentrale Speerspitze beschäftigt meist gleich zwei Verteidiger und Jona Riedel sowie Patrick Hock lauern auf den Nachschuss. Gleich die erste gelungene Abtswinder Ballstafette führt zum Treffer des Tages. Jona Riedel wird regelwidrig gelegt. Daniel Kaminski zirkelt den Freistoß gefährlich scharf rein. Im 5-Meter-Raum verpassen Jona Riedel und Andreas Herrmann die Flanke und irritieren so entscheidend Schleerieths Besten, Keeper Christian Aumueller. Gerade noch mit einer Hand kommt der Schlussmann an den fiesen Aufsetzer heran, kann die Flugbahn des Balles jedoch nicht mehr entscheidend verändern.

Mit viel Dusel und Einsatz gelangt Schleerieth ohne weiteren Gegentreffer in die Pause. Das ist vor allem Keeper Christian Aumueller geschuldet, oder liegt andererseits an der mangelnden Abtswinder Chancenverwertung. Je nach Sichtweise. Was Abtswind nach Wiederanpfiff offensiv aufs Parkett zelebriert, macht einen fassungslos. Schleerieth kommt kaum mehr aus der eigenen Hälfte heraus, von seltenen Befreiungsschläge auf die zwei mehr und mehr in der Luft hängenden Offensivkräfte abgesehen. Der schnelle Johannes Neubert ist bei Maximilian Heß gut aufgehoben. David Schmittfull wird mit Defensivaufgaben überfrachtet. Das 2:0 aus Abtswinder Sicht liegt in der Luft.

„Tausendmal probiert, tausendmal ist nix passiert.“ (Frei nach Klaus Lage) Wenn man hier alle hochklassigen Abtswinder Torgelegenheiten auflisten müsste, es wäre eine Abend füllende Beschäftigung. Das Publikum auf den Rängen staunt nicht schlecht, wie leichtfüßig Abtswind kombiniert und gleichzeitig beste Chancen sinnlos pulverisiert. Allein Rechtsaußen Markus Golombek hätte zwei Treffer erzielen müssen. Beide Male sehr schön vorbereitet von Jona Riedel. In der ersten Szene entscheidet er sich für die Variante „Vollspan knapp übers Quergebälk“. Kurz darauf ist die Sicherheitsmaxime genau die falsche Problemlösung. Von Christoph Hoffmann und Jona Riedel präzise vorbereitet, windet sich Mittelstürmer Andreas Herrmann am letzten Verteidiger herum und zieht mit links ab. Unkonventionell pariert Schleerieths Torwart per Fußabwehr. In der Not ist jedes Mittel recht.

Das lustige Spielchen namens „Alle gegen den Einen“ geht in eine weitere Runde. Jetzt probiert sich der Mann mit dem Eisenschlappen. Man nennt ihn nicht zu unrecht den „Hämmer“. Daniel Hämmerlein´s Freistoßgeschoss fällt ohne Diskussion unters Kriegswaffengesetz. Abtswinds Defensivstratege macht dem Schalker Naldo (auch bekannt als „Knalldo“) hier definitiv Konkurrenz. Waagerecht in der Luft schwebend hält Schleerieths Keeper auch die Unhaltbaren.

Jona Riedel scheitert ebenso an der Reaktionsschnelligkeit von Schleerieths Schlussmann wie Thorsten Götzelmann ´s Kopfball aus kürzester Distanz. Von der Unterkante der Latte springt der Ball zurück ins Feld. Wenige Millimeter fehlen zum erlösenden 2:0. Irgendwie pariert Christian Aumueller alles, was auf seinen Kasten kommt. Bisweilen nimmt das slapstickartige Züge an. Die Zuschauer jedenfalls kommen voll auf ihre Kosten.

Es ist spannend, keine Frage. In seiner Coachingzone tigert Abtswinds Trainer Velibor Teofilovic auf und ab. Der erfahrene Übungsleiter erkennt, dass Schleerieth das Risiko erhöht während seine Jungs auf ein anscheinend vernageltes Tor anrennen. Mit zwei, drei strategischen Wechseln nimmt er zum Ende hin Zeit von der Uhr. Denn in der Schlussviertelstunde bringt Schleerieths Trainer Bernd Bargert mit dem mehr als zwei Meter großen Stefan Noeth einen Mittelstürmer, der gerade bei Freistößen der Marke Brechstange für viel Aktion im Abtswinder Strafraum sorgt. Bis auf einen knapp am Gehäuse vorbeifliegenden Kopfball von Simon Pfeuffer gelingt Schleerieths Offensivfraktion nichts.

Nach drei Minuten Nachspielzeit pfeift Schiedsrichter Harald Treubert eine vom Verlauf her leidlich einseitige Vorstellung ab. Von den ersten 20 Minuten abgesehen, dominiert Abtswind die Partie und hätte deutlich höher gewinnen können. Aber manchmal reicht auch ein einzelnes Tor zur vollen Punkteausbeute.

Matthias Ley

Das Spiel im Überblick:

SG Schleerieth: Christian Aumueller – Sebastian Fischer, Matthias Pfeuffer, Sven Ludwig, Roman Jakubowski – Jonas Schmittfull, Andreas Pfeuffer, Simon Pfeuffer, Simon Bechtold – Johannes Neubert, David Schmittfull. Einwechselspieler: Martin Rettner, Michael Dereser, Stefan Noeth, Frank Metzger, Stefan Ruhl, Michael Goebel

TSV Abtswind II: Eduard-Alin Wellmann – Daniel Kaminski, Maximilian Heß, Christoph Kniewasser, Christoph Hoffmann – Hanek Wendt, Daniel Hämmerlein – Patrick Hock, Jona Riedel, Markus Golombek – Andreas Herrmann. Einwechselspieler: Michael Rügamer, Eric Köhler, Thorsten Götzelmann, Velibor Teofilovic.
Schiedsrichter: Harald Treubert
Zuschauer: ca. 100
Gelbe Karten: Simon Bechtold (SG Schleerieth) – Velibor Teofilovic (TSV Abtswind II)
Tore: 0:1 Daniel Kaminski (35.)

Die Stimmen zum Spiel:

Berndt Bargert (Trainer SG Schleerieth): Gegen eine spielerisch starke Mannschaft aus Abtswind wollten wir uns kompakt dagegen stemmen. Eine halbe Stunde etwa ist uns das gut gelungen, haben den Gegner meist von unserem Tor fern gehalten. Über schnelle Gegenstöße wollten wir zum Torerfolg kommen. Mit etwas mehr Glück können wir in Führung gehen. Und wie aus dem Nichts bekommen wir ein dummes Gegentor. Simpler Freistoß, drei Mann hüpfen am Ball vorbei. Dann ist es für den Keeper natürlich schwer, noch etwas zu retten. In der zweiten Halbzeit mussten wir über den Kampf etwas probieren. Irgendwann macht man halt zwangsläufig hinten auf, was die Abtswinder zu brandgefährlichen Kontern geradezu eingeladen hat. Mit etwas Glück hätten wir zumindest ein Unentschieden erreichen können. Wenn wir in der ersten Halbzeit unsere Chancen reinmachen, nimmt die Partie einen anderen Verlauf. Kommendes Wochenende steht uns ein heißes Derby gegen Altbessingen vor der Tür. Das wird auch eine ganz schwere Aufgabe. Wir wussten schon in der Vorbereitung, dass es dieses Jahr schwer werden würde. Uns haben mit Felix Klein und Jan Ludwig zwei Offensivspieler verlassen, die letzte Saison allein 60 % unserer Tore erzielt haben.

Christoph Kniewasser (Kapitän TSV Abtswind II): Die erste Viertelstunde haben wir relativ bescheiden angefangen. Da ist unser Kombinationsspiel nicht so gelaufen, wie wir das eigentlich draufhaben. Nach dieser Eingewöhnungsphase hatten wir die Partie voll im Griff. Das Tor kam etwas aus dem Nichts. Freistoß. Daniel flankt eigentlich rein. Alle fliegen am Ball vorbei und dann war der Ball plötzlich drin. Wenn man sieben hundertprozentige Chancen hast und nur 1:0 gewinnst, weiß man, was los ist. Und am Schluss zitterst du dich über die Zeit. Es liegt nicht daran, dass wir eine junge Truppe sind. Wie lang spielen die Jungs schon Fußball? In der zeit hat jeder schon mal ein Tor geschossen. Das ist nicht so schwer, wie es von außen aussieht. Es kommt immer auf die Situation an und da entscheiden wir uns zur Zeit immer für die falsche Lösung. Unser nomineller Mittelstürmer Aljoscha Keßler ist noch verletzt. Der wird in zwei oder drei Wochen wieder dazustoßen. Dann schaut die ganze Sache wieder anders aus.