Im Gespräch mit Gästetrainer Mario Bail

Unser heutiger Gaststar im Porträt

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„Fährt man auf der Bundesstraße B22 Richtung Stegaurach und biegt nach Wildensorg ab, findet sich unterhalb der Altenburg das wunderschön gelegene Sportgelände der DJK Don Bosco Bamberg. Seit 1983 hat der Verein, der früher seine Heimstätte im Canisiusheim hatte, seine Bleibe in Wildensorg gefunden“, so die Wegbeschreibung unseres heutigen Gaststars. Der im Jahr 1950 gegründete Mehrspartenverein mit aktuell ca. 1.300 Mitgliedern etabliert sich seit einiger Zeit in der Bayernliga Nord.

Die Wildensorger vereinen das christlich geprägte Leitbild „Sport um der Menschen willen“ der Deutschen Jugend Kraft mit einem Ausspruch des Namensgebers, des Ordensgründers der sogenannten Salesianer Don Boscos: „Dem fröhlichen Menschen hilft Gott, und der Teufel hat Angst vor fröhlichen Menschen“. Kumuliert als Ziel, Anspruch und Zukunftsvision: „Wir bewegen Jugend!“

Sportlich pendelt die DJK seit einigen Jahren zwischen Landes- und Bayernliga. Seit dem knirschenden Abgang von Gerd Schimmer (November 2016) findet man Mario Bail an der Seitenlinie. Seitdem führte der 38-Jährige sein Team auf jeweils auf einen sicheren, wenn auch Nerven raubenden Mittelfeldplatz. Gezittert wurde in den beiden Spielzeiten beinahe bis zum letzten Atemzug. Einen ruhigeren Saisonverlauf verhinderte zuletzt eine gewisse „Ladehemmung“ im Sturm. Wobei der Trainer fast schon gebetsmühlenartig darauf hinweist, dass sich seine Schützlinge stets eine durchaus ansehnliche Anzahl Torchancen erarbeiten.

Dafür weist der Kader ausreichend Qualitäten auf. Zugegeben, einen ausgewiesenen Gerd Müller sucht man lange. Mit Daniel Schäffler wechselte der Treffsicherste (9 Tore) als Spielertrainer in die Kreisliga (DJK Hirschaid). Mit den jungen, hungrigen Marco Haff (LL NO, Friesen, leider aktuell verletzt) und Patrick Hoffmann (LL NO, Baiersdorfer FV) wurde mehr als adäquater Ersatz gefunden. Insgesamt stammt ein Großteil aus der eigenen superben Jugendausbildung, bzw. auch vom lokalen Konkurrenten FC Eintracht Bamberg 2010.

Wieder einmal durchwachsene Ergebnislage beim fünfwöchigen „Saisonanschwitzen“: Torreiche Erfolge gegen Quelle Fürth und Schwebenried/Schwemmelsbach stehen Niederlagen gegen Vach und Großbardorf (im Pokal) gegenüber, letztere dabei ohne eigenen Torjubel. Sinnigerweise trafen die heutigen Rundenpartner beim 65-jährigen Jubiläum des SC Reichmannsdorf aufeinander. Das Testspiel endete mit 1:1. Wie man den Erkenntniswert dieses Freundschaftsspiels bewerten mag, bleibt jedem selbst überlassen. Basis für eine Prognose zum heutigen Aufeinandertreffen lassen wir einmal getrost beiseite.

Im Vorfeld der heutigen Partie hat sich unsere Redaktion mit Mario Bail unterhalten. Über dies und das und alles rundherum.

Redaktion: Hallo Herr Bail. Wie bewerten Sie ihre bisherige Sommervorbereitung?

Mario Bail: Bisher grundsätzlich positiv. Leider hatten wir zwischendurch immer mal wieder verletzte oder angeschlagene Spieler. Mario Müller, der mit Sand bereits durch die Relegationsmühle musste, ist ein Stück weit ein Sorgenkind. Bei Marco Haff haben wir den Verdacht auf Kreuzbandanriss im Knie. Da müssen wir noch abwarten. Deshalb war es schwierig, mit der gleichen Aufstellung in den Testspiele aufzulaufen. Ergebnisse waren in Ordnung, auch die Leistungen. Eine normale Vorbereitung, weder gut noch schlecht. Wir wissen doch alle, was Resultate im Sommer wert sind. Ab dem ersten Spieltag zählt es. Wir kennen die Liga und wissen, was auf uns zukommt.

Redaktion:
Die DJK zieht seit Langem viele eigene Jugendspieler hoch in die erste Mannschaft. Ein Kraftakt. Spiegelt sich das wieder im sportlichen Abschneiden der letzten Jahre, dem Pendeln zwischen Landes- und Bayernliga?

Mario Bail: Jeder Bayernliga Kenner weiß, wie enorm der Aufwand ist, diese Liga zu halten. Man weiß auch, wie schwierig es ist, überhaupt reinzukommen. Abtswind ist hier ein Paradebeispiel. Gefühlsmäßig seit vier, fünf Jahren versucht Abtswind es, in diesen Club reinzukommen …

Redaktion:
Ja, war ein langer Weg …

Mario Bail: Ja, und sicher auch ein steiniger Weg (lacht). Gerade deshalb können wir als Don Bosco Bamberg stolz auf das Erreichte sein. In ganz Bayern gibt es vielleicht zwei oder drei andere Vereine, die insgesamt so viele Mannschaften melden, von der Jugend bis in den Herrenbereich. Unser Unterbau ist die Zweite in der Bezirksliga, die immer wieder eine gute Rolle in dieser Liga spielt und uns tatkräftig unterstützt. Auch meine persönliche Philosophie, nicht nur die des Vereins, ist es, mit jungen Spielern zu arbeiten. Anders geht das auch gar nicht, vom finanziellen Aufwand her betrachtet. Deshalb wissen wir auch, dass das Abenteuer Bayernliga immer sehr sehr eng werden wird. Wenn man sich die Konkurrenz ansieht, was hier für Mannschaften, Namen, Traditionen auf uns treffen, können wir uns da ganz klar einordnen.

Redaktion:
Ist der Unterschied zwischen Landes- und Bayernliga wirklich so groß, wie alle behaupten? Für uns als Abtswinder ist das ja absolutes Neuland …

Mario Bail: (lacht) Na ja, sehe ich nicht so …

Redaktion: Bayernliga hatten wir ja noch nicht in unserer Historie. Wir sind ein guter alter C-Klasse-Verein, der in den letzten Jahren ein paar Mal aufgestiegen ist …

Mario Bail: (lacht sich schlapp) Ich denke, das es ganz normal und legitim ist, dass man als Aufsteiger etwas auf Understatement macht. Nichtsdestotrotz denke ich, dass Abtswind ein sehr guter Aufsteiger ist. Finanziell ein guter Background, nicht von ungefähr finden immer wieder Spieler auch aus höheren Ligen den Weg nach Abtswind.

Redaktion: Wahrscheinlich wegen dem weithin bekannten Weinfest?

Mario Bail: Kann auch sein. Es ist eine Herausforderung für Euch. Gerade was das Körperliche betrifft, auch vom Fußballen her und dann muss man einfach schauen, ob die spielerische Klasse, die der TSV unbestritten besitzt, ausreicht oder ob man den eigenen Stil neu interpretieren muss. Das werden die ersten Wochen zeigen. Wir gehören zu den kleinsten Vereinen in der Liga. Wir wissen genau, wie wir unsere Spiele angehen müssen, um das Ziel 40 Punkte zu erreichen. Wir lassen uns auch von Rückschlägen nicht aus der Bahn werfen, weil wir gewohnt sind, tendenziell eher nach hinten zu spielen. Wir wissen, was Druck bedeutet. Denn in dieser ausgeglichenen Liga muss man regelmäßig mindestens einen Punkt holen, um das Ziel 40 Punkte zu schaffen. Wenn man nur das Jahr 2018 sieht, wären wir auf Platz fünf eingelaufen. Unsere Truppe ist am Druck gewachsen, hat sich super entwickelt. Diesen Schwung wollen wir einfach mitnehmen. Nichtsdestotrotz wissen wir, dass wir ab der ersten Begegnung wieder 34 Spieltage brauchen, um diese ominösen 40 Punkte einzufahren.

Redaktion:
Wer sind aus ihrer Sicht die Favoriten?

Mario Bail: Den Topfavorit wie letztes Jahr Viktoria Aschaffenburg, die mit vielen Profis im Kader durch die Liga marschiert sind, gibt es heuer nicht. Ganz oben erwarte ich den Würzburger FV, Großbardorf, Aubstadt natürlich, vielleicht auch Gebenbach als Geheimfavorit, die eine körperlich bärenstarke Truppe beisammen haben.

Matthias Ley