Ein Derby mit Ecken und Kanten
1.FC Geesdorf II II – SG TSV Abtswind III / FC Feuerbach 0:2 (0:2)
Dieses Derby hatte alles, was uns König Fußball bieten kann: Verbale Entgleisungen, Zuschauer Tumulte, eine überharte rote Karte, Rätselhaftes bis Kurioses, viel Schweiß, Leidenschaft, abwechslungsreiches Spiel mit oft wechselnden Vorzeichen. Und den ganzen Zinnober dazu bei frühsommerlichen Temperaturen. Herrlich, wären da nicht diese unschönen Szenen Mitte der zweiten Hälfte, als die Partie kurzzeitig vor dem Abbruch stand. Aber alles der Reihe nach.
„Wir sind 11 Mann, die anderen spielen ebenfalls mit 11 Mann. Warum sollen wir uns verstecken, wenn Geesdorf mit 2 oder 2 Akteuren aus dem Bezirksligakader aufläuft?“, stellt Markus Kräutner klar. Abtswinds Innenverteidiger soll Recht behalten. Gerade die erste Hälfte gehört klar den Gästen. Vor allem Marc Köhler und Spielgestalter Karsten Kraus stellen Geesdorfs Abwehrreihe um Libero Bernd Oppmann einige Male vor schier unlösbare Aufgaben. Wenn sonst nichts hilft, dann ist Keeper Christian Bothe auf dem Kasten und pariert mit breiter Brust. Nach einer halben Stunde jedoch leisten sich Geesdorfs Torwart und Verteidiger Jan-Manfred Lordo einen entscheidenden Abstimmungsfehler. Weiter Befreiungsschlag von Tobias Holzberger: Frei nach dem Motto „Geh Du hin, ich hab ihn auch nicht“ irritieren sich beide Geesdörfer Akteure gegenseitig. Justin Laudenbach, frisch von der Auswechselbank auf die Showbühne katapultiert, sprintet dazwischen und spitzelt die Pille unhaltbar ins Netz.
Die Hausherren sind fürs erste bedient und fangen sich prompt das zweite Ei ein. Marc Köhler fängt einen zu flach angesetzten Ball ab, mitten im Geesdorfer Aufbauspiel, was bekanntlich am meisten schmerzt. Ab jetzt geht es schnell. Steil auf Maximilian Mahler, der die Pille direkt auf den zentral postierten Justin Laudenbach weiterleitet. Abtswinds wuseliger Mittelstürmer legt sich den Ball per Brustannahme vor, jedoch ein Mitspieler ist schneller am Leder. Es ist der Initiator des Angriffs. Mit seiner linken Klebe bugsiert Marc Köhler das Ding gefühlvoll zum 2:0 für die Gäste ins Netz.
„Der Käs isch gessa?“ Der gern zitierte Spruch von Winfried Kretschmann gilt heute nicht. Noch vor der Pause setzt die Heimelf alles daran, wenigstens zum Anschlusstreffer zu kommen. Aus gefühlten 35 Meter Tordistanz, also irgendwo zwischen „Probier das ja nicht“ und „Das Ding kommt eh nicht an“, drischt Lukas Rößner einen Freistoß aufs Abtswinder Tor. Mit einem weit hörbaren „Boing“ knutscht das Kunstleder die Latte. Kurz darauf entschärft Gästekeeper Thomas Klein einen Torabschluss des frei zum Schuss kommenden Billal Hassan. Der Geesdorfer fing vorher einen riskanten Querpass von Tobias Holzberger ab. Zwei Riesenchancen zum Anschlusstreffer, die Geesdorf fahrlässig liegen lässt.
Nach der Pause übernimmt Geesdorf II vollends die Kontrolle. „Wir wussten, Geesdorf wird kommen, wird Druck machen“, berichtet Thomas Klein und schildert den Knackpunkt in diesem Derby: „Schlüsselszene des Spiels war der Elfmeter, den ich gehalten habe.“ Marc Köhler soll im Strafraum ein Textilvergehen begangen haben. Der Unparteiische lässt sich für diese Entscheidung wie üblich recht lange Zeit, was die Gemüter zum ersten Mal zum Kochen bringt. Thomas Klein pariert den scharf getretenen Elfmeter von Lukas Rößner, was nicht darüber hinweg täuscht, dass die Gäste in der Klemme stecken. Kaum offensive Entlastung, die Spitzen hängen in der Luft. Viele hohe Bälle segeln gefährlich in den Gästestrafraum. Ein Geesdorfer Anschlusstreffer liegt in der Luft.
Nach einer roten Karte gegen Abtswinds Spielertrainer Michael Ludwig steht die Partie kurz vor dem Scheideweg. Vorausgegangen war ein Pressball auf Höhe der Mittellinie, die der Schiedsrichter recht einseitig bewertete. In Unterzahl werden die Gäste in der eigenen Hälfte eingeschnürt. Mit einigen guten Paraden zeichnet sich Co-Trainer und Keeper Thomas Klein aus. „Heute habe ich anscheinend einen guten Tag erwischt“, wie der Schlussmann nach Abpfiff zu Protokoll gibt. Und mitten in dieses hitzige Hin und Her, kochen auch abseits des Spielfeldrandes die Emotionen hoch. Ursächlicher Diskussionspunkt scheinen einige Entscheidungen des Schiedsrichters zu sein. Verbal schaukelt sich die ganze Sache munter hoch, bis man sich gegenseitig die Visage einseifen möchte. So ganz ohne Gurkenmaske, wenn sie verstehen, was ich gar nicht meine. Im Nachgang eigentlich viel Rauch um nichts.
Ach ja, nach kurzer Unterbrechung wird weiter gespielt. Doch in den letzten Minuten passiert wenig. Irgendwie bringen die Gäste das knappe 2:0 über die Zeit. Die Aktiven trotten in Richtung Geesdorfer Sportheim zu einer verdienten Maß Hopfengold. Weitere werden folgen.
Das Schlusswort gebührt Innenverteidiger Markus Kräutner: „Wir stehen vor einer englischen Woche gegen Ebrach und danach Geiselwind“, meint der sympathische Spieler. „Da rechne ich mir schon 6 Punkte aus. Man muss optimistisch sein. Obwohl wir einige Verletzte haben, sind wir eine gute Mannschaft, spielen einen gepflegten Stiefel. Wenn bei uns jeder alles gibt, können wir jede Mannschaft schlagen!““
Matthias Ley
Das Spiel im Überblick:
1.FC Geesdorf II: Christian Bothe – Bernd Oppmann, John-Manfred Lordo, Patrick Beuerlein – Markus Kober, Lukas Rößner, Florian Ott, Philipp Seufert, Billal Hassan – Stefan Omert, Daniel Mönius. Einwechselspieler: Martin Hahn, Daniel Römer, Mario Michel.
SG Feuerbach / Abtswind III: Thomas Klein – Tobias Holzberger, Arthur Eberhardt, Markus Kräutner – Matthias Winkler, Maximilian Mahler, Johannes Baumann, Michael Ludwig – Karsten Krauß – Marc Köhler, Cedric Mix. Einwechselspieler: Justin Laudenbach, Alexander Becker, Dennis Zehnder.
Schiedsrichter: Jan Sterker
Zuschauer: ca. 50
Gelbe Karten: Patrick Beuerlein, Daniel Mönius, Bernd Oppmann (Geesdorf II) – Marc Köhler (Feuerbach/Abtswind III)
Rote Karte: Michael Ludwig (76., Feuerbach/Abtswind III, grobes Foulspiel)
Besonderheit: Thomas Klein hält Elfmeter getreten von Luka Rößner (60.)
Tore: 0:1 Justin Laudenbach (31.), 0:2 Marc Köhler (35.).
Die Stimmen zum Spiel:
Thomas Klein (Co-Trainer SG Feuerbach / Abtswind III): „Wir wussten, das wir heute schwer, da Geesdorf einige Ergänzungsspieler rund um die erste Mannschaft aufgeboten hat. Allerdings haben wir uns vorgenommen, uns davon nicht unterkriegen zu lassen. Wir können Fußball spielen, was man auch heute wieder gesehen hat. In der ersten Hälfte haben wir kaum Torchancen zugelassen und unsere wenigen Gelegenheiten eiskalt genutzt. Überragendes Tor von Justin Laudenbach. Super auch das zweite Tor von Marc Köhler. Mit 2:0 in die Halbzeit. Wir wussten, Geesdorf wird kommen, wird Druck machen. Schlüsselszene des Spiels war der Elfmeter, den ich gehalten habe. Dann die rote Karte gegen Michael Ludwig. Meiner Meinung nach eine absolut überzogene Entscheidung. Danach flogen viele hohe Bälle in meinen Strafraum, wo ich heute einen guten Tag hatte. In den letzten 10 Minuten konnten wir die Null hinten halten. Wir haben gewonnen. Das zählt. Von der Leistung bin ich sehr zufrieden. 3 Punkte waren das ziel. Ziel erfüllt. Jetzt trinken wir erstmal ein Bier.“
Markus Kräutner (Spieler SG Feuerbach / Abtswind III): „Unser Trainer hat uns gut auf dieses Spiel eingestellt. Bei Geesdorf rückten ein paar Akteure aus dem Bezirksligakader nach. Wir sollten uns davon allerdings nicht verunsichern lassen. Trotz einiger guter Einzelspieler beim Gegner, sind wir als Kollektiv besser aufgetreten. Die Einstellung hat gepasst. Dementsprechend halten wir hinten auch die Null. Wenn du so einen Spieler vorne drin hast, wie Justin Laudenbach, der einfach knipst, dann ist das die halbe Miete.
Wir sind mit einer scheinbar beruhigenden 2:0-Führung in die Pause gegangen. Lle sprechen sich gut zu, ja, guck mal, 2:0, alles in Butter. Aber das ist ein gefährliches Ergebnis. Man denkt, man wäre gut abgesichert, aber beim ersten Gegentreffer klappert man plötzlich. Nach dem Seitenwechsel bekam Geesdorf Überwasser. Das sind alles starke Spieler, die alles reingeworfen haben, was sie hatten. In der Phase hat uns Thomas Klein den Arsch gerettet mit einigen super Paraden. Auch nach der roten Karte und dem Tumult neben dem Platz haben wir uns nicht anstecken lassen.“
Arthur Eberhardt (Spieler SG Feuerbach / Abtswind III): „Für mich war Geesdorf das ganze Spiel über besser. Unheimlich engagiert. Davon, dass sie Tabellenletzter sind, hat man nichts gemerkt. Wenn sie immer so spielen würden, hätten sie einige Punkte mehr auf dem Konto. Heute können wir uns vor allem auf unseren Keeper Thomas Klein bedanken, dass er nicht nur den Elfmeter gehalten, sondern uns mit seinen Paraden die Null gerettet hat. Gerade wenn der Elfmeter drin gewesen wäre, hätten wir diese Partie aus der Hand gegeben. Da bin ich mir absolut sicher. Zur Abwechslung haben wir heute mal unsere Chancen genutzt. Aus drei Gelegenheiten zwei Tore. Mit einigen zweifelhaften Entscheidungen hat der Schiedsrichter das seine dazu beigetragen, dass es richtig hitzig wurde. Absolut unnötig, da es für beide Seiten um nichts mehr geht.“
Mann des Spiels: Thomas Klein hält nicht nur einen Elfmeter, sondern das gesamte Spiel über seinen Kasten sauber