Adrian Dußler als Vorbereiter und Torschütze
TSV Heimbuchenthal – TSV Abtswind 1:4 (0:3)
Im Hinspiel trotzte der TSV Heimbuchenthal dem TSV Abtswind noch ein 2:2-Unentschieden ab. Davon war der Tabellenletzte beim zweiten Aufeinandertreffen weit entfernt. Der Tabellenführer schuf in der ersten Halbzeit klare Verhältnisse, versäumte aber die endgültige Entscheidung. Hätte ein Elfmeter des Gegners den Weg ins Tor gefunden, wäre es noch einmal richtig spannend geworden.
Wenn Adrian Dußler gut spielt, dann spielt auch Abtswind gut?! Das war dem Mittelfeld-Antreiber nach dem 4:1-Erfolg am Sonntagnachmittag zu viel des Lobes. Der 22-Jährige mochte die Behauptung nicht bestätigen und antwortete lieber diplomatisch: „Ich freue mich, wenn ich der Mannschaft helfen kann. Wir sind ein Team und können nur zusammen gewinnen.“ Nicht leugnen ließ sich allerdings, dass Dußler an allen vier Toren entscheidend mitgewirkt hatte. Jedes Mal war er der Ausgangspunkt, bevor der Ball im Netz zappelte. Nach zwei Ecken und einem Freistoß des gebürtigen Augsburgers kamen die Mitspieler in die glückliche Lage des Torabschlusses. Am Ende wurde Dußler gar noch elfmeterreif gefoult, dass er den Strafstoß selbst in den Winkel des Gehäuses beförderte. Vierzehn Vorlagen und zwölf Treffer sind ligaweite Spitzenwerte. Doch der Abtswinder ist selbstkritisch genug, um sich zu erinnern, dass es in dieser Saison auch schon Auftritte gab, bei denen seine Freistöße und Ecken nicht so präzise kamen.
Es will schon was heißen, wenn die spielstärkste Mannschaft der Klasse, die den Ball laufenlassen kann wie kaum eine andere, alle ihre Tore aus Standardsituationen erzielt. „Das macht uns noch ein Stück gefährlicher“, sagt Adrian Dußler. Dafür spielte es keine Rolle, dass Trainer Thorsten Götzelmann die Mannschaft neu aufgestellt hatte, in der Abwehr statt mit einer Vierer- mit einer Dreierkette agierte. Die 3-5-2-Formation bedeutete für den neuen Übungsleiter keine grundsätzliche Abkehr von bewährten Strukturen. Der Systemwechsel war allein der Personalsituation geschuldet. Es fehlten schlichtweg die Leute, um alle Außenpositionen im etablierten 4-4-2 zu bestücken. Frank Hartlehnert erkältet, Peter Mrugalla in Erwartung der Geburt seines Kindes und Jona Riedel auf einer Familienfeier – damit fehlten alleine drei für den Flügel. So standen mit Mathias Brunsch, Sven Gibfried und Adrian Graf drei Innenverteidiger nebeneinander auf dem Feld. Michael Herrmann rückte aus der Abwehr ins Mittelfeld und Philipp Hummel auf die zweite Stürmerposition.
Die Veränderungen funktionierten auch deshalb, weil Heimbuchenthal nicht die Qualität besaß, Abtswind ernsthaft zu gefährden. „Unser generelles Problem liegt darin, dass wir immer ein paar Aussetzer haben, die in der Landesliga eiskalt bestraft werden“, stellte Fabian Thiel, der Spielertrainer der Hausherren, fest, die als Aufsteiger in den verbleibenden fünf Begegnungen beinahe über sich hinauswachsen müssen, um nicht umgehend den Weg in die Bezirksliga antreten zu müssen. Einer der Höhepunkte für den Tabellenletzten im sonst eher tristen Saisonverlauf war das Unentschieden in Abtswind. „Das 2:2 hat uns damals sehr gut getan“, erinnert sich Thiel. „Für den Kopf, für die Psyche.“ Sieben Monate später hatte Heimbuchenthal, das in der Zuschauertabelle mit 400 im Schnitt auf Platz eins liegt, nichts mehr groß entgegenzusetzen. Bevor Pascal Kamolz in der zwölften Minute für seinen achtzehnten Saisontreffer zum 1:0 abdrückte, hatte schon zweimal vor dem Tor der Hausherren Ausnahmezustand geherrscht. Und so ging es munter weiter.
Immer wenn der Ball vor Adrian Dußlers Füßen ruhte, zog es die langen, kopfballstarken Kerle nach vorne. Einer von ihnen, Mathias Brunsch, bekam das Leder bei der Ecke in der 33. Minute genau auf die Stirn. Schon stand es 2:0. Kurz darauf stand Nicolas Wirsching so frei, dass auch er per Kopf zum Dritten traf (37. Minute). Das Ganze wiederholte sich am Ende des ersten Durchgangs, nur dass Sven Gibfrieds Versuch auf der Linie geklärt wurde. Heimbuchenthal stellte zur Pause um und wechselte gleich zweimal. Rechtsverteidiger Marius Hopf hatte keinen guten Tag erwischt. Er stand mehrmals falsch zum Ball und ließ sicher überlaufen. Nach seiner Auswechslung stabilisierten sich die Gastgeber – und kamen mit dem ersten Angriff überhaupt auf 1:3 heran. Steffen Bachmann schnippte den Ball in der 55. Minute ins Netz.
„Wir haben nicht mehr so strukturiert gespielt“, erkannte Abtswinds Trainer Thorsten Götzelmann. „Das war schlampig und unkonzentriert.“ Mit einem Mal sah Heimbuchenthal seine Chancen steigen. Rüdiger Vath jagte die Kugel nach 75 Minuten knapp über die Latte, aber die größte Chance kam erst noch: Moritz Kunkel kreuzte den Weg mit Mathias Brunsch und nahm die Berührung zum Anlass, um zu fallen. Steffen Bachmann trat zum Elfmeter an, doch Abtswinds Julian Schneider wehrte den Ball im Eck ab (79.). „Beim Stand von 2:3 wäre was losgewesen“, sagte Thorsten Götzelmann, dessen Elf die einzige kritische Phase überstand. Im Gegenzug machte Adrian Dußler mit dem 4:1 die Sache endgültig klar (81.).
Michael Kämmerer
Das Spiel in der Statistik
TSV Heimbuchenthal: Dominik Stürmer – Marius Hopf (46. Tim Ritter), Sebastian Roscher, André Spatz, Philipp Aulbach – Fabian Thiel, Christopher Grund – Peter Heilig (46. Moritz Kunkel), Kevin Schmitt (66. Rüdiger Vath), Christopher Röth – Steffen Bachmann.
TSV Abtswind: Julian Schneider – Mathias Brunsch, Sven Gibfried, Adrian Graf – Nicolas Wirsching, Jürgen Endres (90. Julian Beßler), Lukas Wirth (82. Daniel Endres), Michael Herrmann (86. Daniel Kaminski), Adrian Dußler – Philipp Hummel, Pascal Kamolz.
Schiedsrichter: Manuel Steigerwald (Karlstadt); Assistenten: Florian Sellmer (Essenbach), Christopher Braun (Hessenthal).
Zuschauer: 300.
Tore: 0:1 Pascal Kamolz (12.), 0:2 Mathias Brunsch (33.), 0:3 Nicolas Wirsching (37.), 1:3 Steffen Bachmann (55.), 1:4 Adrian Dußler (81., Foulelfmeter).
Besonderheit: Julian Schneider (Abtswind) hält Foulelfmeter von Steffen Bachmann (79.).
Stimmen zum Spiel
Thorsten Götzelmann (Trainer TSV Abtswind): „Die erste Halbzeit war richtig gut. Wir haben nichts zugelassen und haben gute Aktionen herausgespielt. Wir sind verdient mit 3:0 in die Halbzeit. Heimbuchenthal hat uns nicht in den Griff bekommen. Bei einem solchen Spielstand ist es wichtig, die Konzentration hochzuhalten und weiter so zu spielen. Mit einem schnellen Tor nach der Pause wäre die Sache erledigt gewesen. Jeder war mit sich zufrieden und hat einen Tick weniger gegeben. Da reicht es schon, wenn die Spieler fünf Prozent zurückfahren. Mit hat nicht gefallen, dass wir von unserer Spielidee abgewichen sind. Wir haben nicht mehr so strukturiert gespielt. Das war schlampig und unkonzentriert. Dann kommt das dabei raus, dass mit einem Angriff das Gegentor fällt, und es mit einem Mal wieder gefährlich für uns wird. Es war extrem wichtig, dass Julian Schneider den Elfmeter hält. Mit 2:3 wäre was losgewesen. Erst mit dem 4:1 war das Ding durch.“
Fabian Thiel (Trainer TSV Heimbuchenthal): „Nüchtern betrachtet hatten wir im Hinspiel das Glück, dass uns ein Unentschieden gelungen ist. Heute sind die ersten Abtswinder Chancen sofort im Tor gelandet. Wir hatten extreme Probleme bei Standards. Auch hinten rechts waren wir sehr anfällig. Das war ich so nicht gewohnt. Als Tabellenletzter nimmst du dir vor, möglichst lang die Null zu halten. Das war recht schnell dahin. In der zweiten Halbzeit haben wir uns zusammengerauft und uns gut präsentiert. Wir standen nach Umstellungen sicherer nach hinten und hatten ein paar Szenen nach vorne. Wenn der Elfmeter reingeht, weiß man nie, was vielleicht passiert. Dennoch gibt es an dem Sieg nichts zu rütteln. Abtswind war mindestens eine Klasse besser und spielerisch die stärkste Mannschaft diese Saison. Unser Ziel ist es, vom letzten Platz wegzukommen, um die Relegation zu erreichen. Aber auch das wird schwer genug. Die Landesliga ist für uns ein Abenteuer.“
Adrian Dußler (Mittelfeldspieler TSV Abtswind): „Wir haben in der ersten Halbzeit ein richtig gutes Spiel gemacht und den Gegner sofort unter Druck gesetzt. Wir hatten eine Vielzahl an Chancen. Mit unserem neuen 3-5-2-System haben wir stark rotiert im Mittelfeld und im Sturm, auch wenn natürlich nicht alles sofort geklappt hat. Ich bin froh, dass meine Ecken und Freistöße wieder gut gekommen sind. Das gibt auch mir Sicherheit und macht uns neben unserer Spielstärke ein weiteres Stück gefährlicher. Ich freue mich, wenn ich der Mannschaft helfen kann und es so gut läuft wie heute. Julian Schneider hat uns in einer kritischen Phase nach der Pause gerettet. Das Problem war, dass wir passiver und leichtsinniger geworden sind. Uns sind einfache Fehler von hinten passiert. Wir haben den Gegner eingeladen. Wenn wir weniger Gas geben, wittern auch die anderen ihre Chance.“
Die Partie in voller Länge bei sporttotal.tv.
Das Stenogramm zum Spiel im Liveticker.
Abtswinds Adrian Dußler im Video-Interview.
Wahl zur Elf der Woche beim Fußballportal Fupa: Für Abtswind abstimmen.