Unerklärliche Schwächen führen zur dritten Saisonniederlage
TSV Abtswind – DJK Schwebenried/Schwemmelsbach 1:4 (0:1)
Wenn der TSV Abtswind bislang einen Lieblingsgegner hatte, dann war es zweifellos die DJK Schwebenried/Schwemmelsbach: Siebenmal trafen die Teams in der Liga aufeinander, siebenmal ging der Sieg an die Mannschaft aus dem Kräuterort, die damit einen zuverlässigen Punktelieferanten gefunden hatte. Im achten Anlauf hielt das Gesetz der Serie nicht, auch weil ein Schwebenrieder den Tabellenführer nahezu im Alleingang zerlegte.
Fast ein Jahr lang hatte David Fleischmann dieses Gefühl nicht mehr erlebt: Wie war das noch mal, ein Tor in der Landesliga zu erzielen? Vor zwölf Monaten hatte der Angreifer zuletzt für die erste Mannschaft der DJK Schwebenried/Schwemmelsbach getroffen. In den Spielzeiten zuvor war der 30-Jährige ein sicherer Vollstrecker gewesen. Von seinen Toren lebte der Verein. Nur eben nicht in dieser Saison. „David hatte in der Vorbereitung ein bisschen Pech. Er konnte nicht so durchstarten, wie er das wollte“, erklärte Trainer Mario Schindler, der frühere Abtswinder, die lange Flaute seines Mittelstürmers, der zuletzt sogar zur Reservemannschaft versetzt worden war, um aus seinem Tief herauszukommen. Am Ostermontag gelang Fleischmann in der Kreisklasse ein Hattrick. Fünf Tage später schnürte er erneut einen Dreierpack, nur diesmal in der Landesliga und nicht in einer Halbzeit.
„In Normalform gehört er zu den besten Angreifern der Liga“, ist sich Schindler sicher. In Abtswind lieferte Fleischmann am Samstag weit mehr als nur Normalform. Mit unnachahmlichen Aktionen machte er dem Gegner zu schaffen. Fleischmann lief genau richtig, zielte genau richtig, traf genau richtig. Abtswind in Normalform hätte Schwebenried/Schwemmelsbach ohne Weiteres deklassieren können. Weil die Mannschaft weit davon entfernt blieb, kam es genau umgekehrt. Der vermeintliche Lieblingsgegner wurde zum Albtraum. „Es ist alles schiefgelaufen“, musste Trainer Petr Skarabela feststellen. Eigentlich unverständlich, nachdem seine Elf über Ostern mit zwei Siegen die volle Ausbeute verbucht hatte und gerade die unverhoffte Aufholjagd gegen Unterpleichfeld mit dem Erfolg in letzter Minute zur Hochstimmung beigetragen hatte.
„Von Selbstvertrauen war heute nichts zu sehen“, wunderte sich der Abtswinder Übungsleiter nach der dritten Saisonniederlage, die es der Konkurrenz möglich macht, weiter aufzuholen. Das Gute an der Sache: Der TSV hat sein Wohl und Wehe als Erster sieben Spieltage vor Schluss weiterhin in der eigenen Macht. Jeder weitere Ausrutscher könnte jedoch die Tabellenführung kosten, vor allem weil der starke Verfolger Vach mächtig nachrückt. Schwebenried/Schwemmelsbach machte es wie viele Mannschaften zuvor, die in Abtswind angetreten waren, und stellte sich weit in die eigene Hälfte. Selbst David Fleischmann als einzige echte Spitze zog sich bis hinter die Mittellinie zurück, wenn die Hausherren zum Spielaufbau ansetzten. Es blieb nicht viel Platz, und Abtswind fand kein Mittel, das Bollwerk zu knacken.
Und noch ein Haken: Schwebenrieds Thomas Cäsar (Mitte) ist vorbei an Abtswinds Jürgen Endres und hat Adrian Graf vor sich.
Vor allem über außen kam kaum mal ein Ball in den Strafraum, um Pascal Kamolz zu füttern. Mit dem beruflich verhinderten Daniel Endres fehlte ein zweiter Stürmer, um Druck auszuüben. Eine andere Offensivkraft musste in die Abwehr: Als Linksverteidiger Daniel Hämmerlein kurz vor der Halbzeit verletzt ausschied – er hatte bereits nach einer Viertelstunde den Oberschenkel bandagiert –, übernahm Peter Mrugalla die fremde Position. Schwebenrieds Taktik war darauf zugeschnitten, auf gegnerische Fehler zu spekulieren und zu kontern. Und von Abtswinder Unzulänglichkeiten und Fehlpässen gab es diesmal unerklärlich viele. „Wir können das deutlich besser“, sagte Petr Skarabela. Thomas Cäsar konnte den Ball an die Latte knallen (9. Minute) und Felix Zöller aus der Distanz abziehen (24.).
Auch wenn die Gastgeber ansatzweise vor dem Tor zum Zug kamen, hatte Schwebenried/Schwemmelsbach die klareren Möglichkeiten. Nach einer halben Stunde vollendete David Fleischmann auf Zuspiel von Fabian Lichtlein zur Führung der Gäste. Beim zweiten Tor lief Fleischmann aus der eigenen Hälfte einfach davon. Die aufgerückte Abtswinder Hintermannschaft kam nicht hinterher, und auch Florian Warschecha ließ sich umkurven (51.). Fabian Lichtlein, von Fleischmann in Szene gesetzt, stoppte der Schlussmann durch ein Foul. Den Elfmeter zum 3:0 ließ sich Fleischmann nicht nehmen (71.). Es war nicht so, dass Abtswind keine Gelegenheiten besaß, um zurück ins Spiel zu finden, um vielleicht einen ähnlichen Kraftakt zu starten wie wenige Tage zuvor. Nach einer Stunde hatte Nicolas Wirsching nach einem wilden Stochern mehrerer Akteure die größte Möglichkeit zu verkürzen.
Wenige Minuten darauf schuf Adrian Dußlers Freistoß – exzellent pariert von Nikolas Herold – ein Gemenge, in dem sich etliche versuchten und am Ende Pascal Kamolz das Leder per Seitfallzieher über die Latte setzte. Zarte Hoffnung kam auf, als Jona Riedel drei Minuten nach seiner Einwechslung eine Flanke von Peter Mrugalla volley zum 1:3 versenkte (75.). Mit Sven Gibfried im Sturm warf Abtswind alles nach vorne. Hohe Bälle waren der letzte Versuch, das Spiel zu drehen. Dußler und Gibfried hatten in den Schlussminuten tatsächlich noch Großchancen. Genauso offen stand die Heimelf hinten. Dominik Barth lief bei einem Gegenstoß in der Nachspielzeit auf und davon und hob den Ball zum 4:1-Endstand ins Netz. Schwebenried/Schwemmelsbach kann kommenden Mittwoch im Nachholspiel gegen Vach zum Favoritenschreck werden. Abtswind drückt die Daumen, muss aber seinerseits in Kleinrinderfeld eine ganze Menge zulegen.
Michael Kämmerer
Nur kein Foul riskieren: Der Abtswinder Mathias Brunsch gegen Schwebenrieds Yannick Deibl.
Das Spiel in der Statistik
TSV Abtswind: Florian Warschecha – Michael Herrmann, Mathias Brunsch, Adrian Graf, Daniel Hämmerlein (38. Peter Mrugalla) – Nicolas Wirsching, Jürgen Endres – Philipp Hummel (72. Jona Riedel), Adrian Dußler, Frank Hartlehnert (83. Sven Gibfried) – Pascal Kamolz.
DJK Schwebenried/Schwemmelsbach: Nikolas Herold – Philipp Paul, Sebastian Heinlein, Justin Michel, Pascal Stürmer – Thomas Cäsar, Simon Weißenberger (65. Oliver Mützel) – Yannick Deibl (67. Marcel Kühlinger), Felix Zöller, Fabian Lichtlein – David Fleischmann (80. Dominik Barth).
Schiedsrichter: Benjamin Wagner (Kirchehrenbach); Assistenten: David Wagner (Kirchehrenbach), Thomas Wolf (Herzogenaurach).
Zuschauer: 160.
Gelbe Karten: Frank Hartlehnert, Florian Warschecha, Adrian Graf (Abtswind); Simon Weißenberger, Sebastian Heinlein, Yannick Deibl, Nikolas Herold (Schwebenried/Schwemmelsbach).
Tore: 0:1 David Fleischmann (29.), 0:2 David Fleischmann (51.), 0:3 David Fleischmann (71., Foulelfmeter), 1:3 Jona Riedel (75.), 1:4 Dominik Barth (90.+2).
Stimmen zum Spiel
Petr Skarabela (Trainer TSV Abtswind): „Der Sieg geht in Ordnung. Schwebenried hat es mit seinen zwei schnellen Stürmern clever gemacht, hinten dicht gehalten und auf unsere Fehler gewartet. Das machen viele Mannschaften gegen uns. Die Fehler sind uns von der ersten Minute an passiert, weil keiner von uns die Leistung gebracht hat, die wir kennen. Daher müssen wir froh sein, dass es nur 1:4 ausgegangen ist. Die Bälle wurden von hinten schlecht gespielt. Wir hatten keine Ideen. Über außen hatten wir nicht so viele Situationen wie sonst. Das muss für uns ein Warnschuss sein. Die Mannschaft hat so oft gezeigt, was sie kann. Heute haben wir einen schlechten Tag erwischt. Die Jungs wissen, dass die Leistung nicht akzeptabel war und sich nicht wiederholen darf. Am Mittwoch in Kleinrinderfeld wird die Mannschaft anders auftreten.“
Mario Schindler (Trainer DJK Schwebenried/Schwemmelsbach): „Ich traue es mich kaum zu sagen, aber wir sind der verdiente Sieger. Das Ergebnis ist ein wenig hoch ausgefallen. In mancher Situation hatten wir Glück. Normalerweise machen die Abtswinder ihre hundertprozentigen Chancen. Endlich haben wir es geschafft, gegen Abtswind zu punkten. Ein bisschen tut es mir leid, weil ich will, dass Abtswind Meister wird. David Fleischmann ist eine Waffe, ein Wahnsinnsstürmer. Seine Form war zuletzt aufsteigend. In Normalform gehört er zu den besten Angreifern der Liga. Aber die Mannschaft insgesamt hat super gearbeitet. Wir brauchen noch etliche Punkte für den Klassenerhalt, daher wollen wir am Mittwoch gegen Vach nachlegen und Abtswind Schützenhilfe leisten. Das Hinspiel haben wir schließlich auch gewonnen.“
Pascal Kamolz (Angreifer und Co-Trainer TSV Abtswind): „Mario Schindler hat seine Mannschaft sehr gut eingestellt. Wir haben alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. Es kann nicht sein, dass wir lange Bälle in die Spitze spielen, die dann von den großen Verteidigern geklärt werden können. Schon beim Aufwärmen war die Stimmung bedrückt, ganz komisch, eigentlich unerklärlich, nachdem wir letzte Woche zwei Siege geholt haben und vor Selbstvertrauen hätten strotzen müssen. Wir müssen die Niederlage hinter uns lassen. Der Trainer hat direkt nach dem Spiel mit der Aufarbeitung der Fehler begonnen. Beim Training am Montag werden wir nach der Videoanalyse vereinzelte Situationen ansprechen. Viel wichtiger aber ist die Vorbereitung auf das Spiel in Kleinrinderfeld. Am Mittwoch müssen wir unbedingt drei Punkte einfahren.“
Schwebenrieds Yannick Deibl (links) packt gegen den Abtswinder Peter Mrugalla die Grätsche aus.
Bilder von der Partie gegen Schwebenried/Schwemmelsbach gibt es in einer Fotoserie.
Die Partie in voller Länge bei sporttotal.tv.
Das Stenogramm zum Spiel im Liveticker.
Abtswinds Sven Gibfried im Video-Interview.
Wahl zur Elf der Woche beim Fußballportal Fupa: Für Abtswind abstimmen.