Sömmersdorf kontert und kauft Abtswind in vielen Belangen den Schneid ab
SV Sömmersdorf/Obbach – TSV Abtswind II 5:0 (3:0)
Einhellige Analyse am Spielfeldrand: Selbst bei großzügig bemessener Overtime, so ein paar Stunden jenseits der regulären 90 Minuten, wird Abtswind II heute nicht einmal der Ehrentreffer gelingen. Chancen waren tatsächlich vorhanden. Allerdings traf nur ein Team am heutigen Sonntag.
„Von Beginn an war Sömmersdorf gedanklich schneller und aggressiver als wir“, analysiert Abtswinds Trainer Velibor Teofilovic nach Abpfiff. Während seine Schützlinge wortkarg und vollkommen bedient in die Kabine schlurfen, stellt sich der Übungsleiter der harten Realität. „So wie wir heute kann man in dieser Klasse einfach nicht auftreten.“ Teofilovic meinte damit nicht nur die zunächst mangelnde Zweikampfhärte seiner Jungs. Viel mehr wurmten Abtswinds Trainer die vielen Abspielfehler, das ungenaue Kleinklein im Spielaufbau.
Auf dem schmierigen, aber nicht unbespielbaren Obbacher Nebenplatz waren heute andere Tugenden gefragt. Konsequent „die Bälle hinten rausklopen“, wie es Sömmersdorfs Spielertrainer Daniel May beschreibt. Defensiv nichts zulassen und offensiv den Kontrahenten in dessen eigener Hälfte unter Druck setzen, wie es die Heimelf geradezu mustergültig zelebrierte. Auch Kampf hat eine gewisse sportliche Schönheit. Wenn man ihn denn annimmt. Phasenweise gelang den Gästen aus dem beschaulichen Kräuter- und Weindorf nicht einmal eine kleine Ballstaffette über fünf oder sechs Stationen hinweg. Und hinten stand Torwart Timo Katzenberger, der für den verletzten Eduard-Alin Wellmann (Kapselverletzung im Daumen) das Tor hütete, unter besonderer Beobachtung von Sömmersdorfs Offensivfraktion um Spielertrainer Daniel May, den wuseligen Niklas Saal und dem baumlangen Johannes Schaefer. Mitte der ersten Hälfte benötigt Sömmersdorf gerade einmal sechs Minuten und Abtswind II steckt mit der Nase mächtig im Dreck.
Sömmersdorfs Führung erzielt Marius Mergenthal nach einem perfekten Konter über Johannes Schaefer, der sich gegen Christoph Kniewasser durchsetzen kann. Weiter präzise auf Niklas Saal der direkt rüber legt auf die rechte Seite. Mergenthal verlädt Abtswinds Keeper und schiebt locker ein. Zwei Minuten später serviert Niklas Saal einen Freistoß scharf Richtung langem Pfosten. Sömmersdorfs Spielertrainer Daniel May verlängert ins Eck. Keine Abwehrchance für Abtswinds Schlussmann, der sich wenig später auch das dritte Ei einfängt. Wieder ein Konter, erneut schnell und zielgerichtet aufgebaut mit wenigen Stationen bis zum sicheren Torabschluss. Das ist Konterspiel auf ganz hohem Niveau, beziehungsweise gelungenes Offensivpressing. Mit Ausnahme einer Eckstoßorgie zum Ende der ersten Hälfte ist von den Gästen reichlich wenig zu sehen. Peter Mrugalla (in der 33. Minute verletzt ausgewechselt), Jona Riedel und Mittelstürmer Aljoscha Keßler hängen in der Luft.
Nach dem Seitenwechsel sollte sich dies gewaltig ändern. Abtswind kommt hellwach, aggressiv und willig aus dem Kabinentrakt. Und gerade darauf hatte Daniel May seine Mannschaft zur Pause eingestellt: „Abtswind kommt jetzt noch einmal. Wir müssen so bissig weiterspielen wie bisher.“ gerade die Körpersprache der Gäste zeigt an, wir wollen hier noch einmal alles versuchen. Ein erster Warnschuss von Markus Golombek, der den Offensivrebound gegen Jan Brunner gewinnt, streicht knapp am langen Pfosten vorbei. Auf Flanke von Linksverteidiger Julian Beßler legt wieder Markus Golombek klug ab in die Mitte. Janek Wendt wird beim Torabschluss noch gestört, was Abtswinds Trainer Velibor vollends auf die imaginäre Palme bringt. Der Gästetrainer fordert hier vehement einen Elfmeter, den ihm der ruhig leitende Schiedsrichter Martin Weidinger verwehrt. Kurz darauf prüft Markus Schamberger Sömmersdorfs Torwart Jens Dotzel aus 10 Metern. Per Hechtsprung wehrt der Keeper den Ball zur Seite ab. Der Nachschuss von Andy Herrmann wird in höchster Not abgeblockt. Abtswind drückt, geht hinten volles Risiko und fängt sich nach einem kuriosen Konter den entscheidenden vierten Streich ein. Weiter Befreiungsschlag von Johannes Schaefer. In der Mitte schlurft Niklas Saal gemütlich aus dem Abseits, während seine Kollegen munter nach vorne preschen. Abtswinds Hintermannschaft ist nicht nur in dieser Szene vollends von der Rolle, während Sömmersdorfs Sebastian Schirmer an Timo Katzenberger vorbei einnetzt. Auch das letzte Tor des Tages resultiert aus dem brandgefährlichen Sömmersdorfs Konterspiel. Marcel Martschoke verwandelt zum 5:0 und die Messe ist gelesen.
Manchmal erwischt man einen solchen Tag, an dem nichts klappt, man spielen kann, so lange man will und trotzdem nicht trifft. „Und dann fängt man sich halt eine solche Packung ein“, wie Andy Herrmann nüchtern zugibt und trocken nachschiebt: „Hinten Totalversagen, vorne Totalversagen. Vorne waren wir ungefährlich und hinten haben wir geschlafen.“ Sein Trainer schaut schon aufs kommende Wochenende: „Nächstes Wochenende zählt es. Das Derby gegen Stadelschwarzach ist ein Sechs-Punkte-Spiel. Das müssen wir gewinnen.“
Matthias Ley
Das Spiel im Überblick:
SV Sömmersdorf/Obbach: Jens Dotzel – Jan Brunner, Fabian Korte, Timo Markert, Patrick Amthor – Julian Amthor, Daniel May, Marius Mergenthal, Sebastian Schirmer – Johannes Schaefer, Niklas Saal. Einwechselspieler: Tamer Gürek, Dominic Keller, Tobias Garbe, Jan Wehner, Marcel Martschoke.
TSV Abtswind II: Timo Katzenberger – Christoph Kniewasser, Daniel Kaminski, Christoph Hofmann, Markus Golombek – Janek Wendt – Andreas Herrmann, Jona Riedel, Peter Mrugalla – Aljoscha Keßler. Einwechselspieler: Markus Schamberger, Johannes Knorr, Mladen Grujic.
Schiedsrichter: Martin Weidinger
Zuschauer: ca. 90
Gelbe Karten: Patrik Amthor(SV Sömmersdorf/Obbach)
Tore: 1:0 Marius Mergenthal (19.), 2:0 Daniel May (22.), 3:0 Niklas Saal (25.), 4:0 Sebastian Schirmer (68.), 5:0 Marcel Martschoke (76.).
Die Stimmen zum Spiel:
Velibor Teofilovic (Trainer TSV Abtswind II): „Auf dem kleinen, schmierigen Nebenplatz in Obbach haben wir uns viel zu viele Abspielfehler geleistet. Gerade in der Spieleröffnung tut dir das besonders weh. Wenn man dann noch bei Standardsituationen nicht hellwach ist, dann wird man zurecht bestraft. Aus den ersten drei halbwegs guten Chancen hat Sömmersdorf drei Tore gemacht. Top Chancenverwertung. Sie waren einfach bissiger, aggressiver und gedanklich schneller am Geschehen dran. Nach dem Seitenwechsel sind wir dann so aufgetreten, wie es uns Sömmersdorf vorgemacht hat. In diesen 20 Minuten müssen wir mindestens zwei Male treffen. Meiner Meinung hätten wir zudem einen Elfmeter bekommen müssen. Beim Torabschluss hat sich ein Verteidiger direkt auf Janek Wendt geworfen. Aber Schwamm drüber. Meine Maxime, kein böses Wort gegen den Schiedsrichter, der es in der Kreisliga ohnehin sehr schwer hat ohne Linienrichter Unterstützung. Wenn wir den Anschlusstreffer erzielen können, vielleicht kommen wir dann zurück in die Partie. Mit dem 4:0 war das Spiel dann selbstverständlich entschieden. Wir haben heute wieder einmal fünf leicht zu erzielende Gegentreffer bekommen. Nächstes Wochenende zählt es. Das Derby gegen Stadelschwarzach ist ein Sechs-Punkte-Spiel. Das müssen wir gewinnen.“
Daniel May (Trainer SV Sömmersdorf/Obbach): „In der ersten Hälfte haben wir es richtig gut gemacht, den Gegner unter Druck gesetzt, haben dadurch auch viele Bälle gewonnen und vorne eiskalt verwertet. Bis auf wenige Standardsituationen war Abtswind kaum gefährlich. Deswegen geht die klare 3:0-Führung zur Pause absolut in Ordnung. In der Pause habe ich meinen Jungs gesagt, dass wir genau so weiterspielen müssen, wie bisher. Auf unserem kleinen Nebenplatz kriegst du schnell mal zwei, drei Gegentore. Und dann geht das Klappern wieder los. Trotzdem sind wir zu passiv aus der Kabine gekommen, waren nicht mehr so präsent. Da hatten wir teilweise Glück, dass wir diese starke Abtswinder Phase ohne Gegentreffer überstanden haben. Der Konter zum 4:0 hat die Partie dann entschieden. Kompliment an meine Mannschaft, die heute alles gegeben hat.“
Andreas Herrmann (Spieler TSV Abtswind II): „In der ersten Halbzeit lassen wir außer den Gegentoren defensiv nichts zu. Aus drei individuellen Fehlern, weil wir schlafen oder noch nicht ganz auf dem Platz sind. Ich dachte das letzte Spiel gegen Hirschfeld sei eine Ausnahme. Wir sind eigentlich gut drauf, schlagen den Tabellenführer, fahren ungeschlagen hierher und bekommen sowas den Arsch voll. Völlig zurecht bekommen wir die Hucke voll. Selbst hatten wir auch kaum klare Torchancen. Fußballerisch ist uns auch nichts eingefallen. Nach dem Seitenwechsel gehörten diese 15 Minuten uns. Aber das war unsere einzige starke Phase im gesamten Spiel und dann muss man sich nicht wundern, wenn man abgeschossen wird. Ich würde sagen, hinten Totalversagen, vorne Totalversagen. Vorne waren wir ungefährlich und hinten haben wir geschlafen.“
Auch ihm gelang heute offensiv nicht viel: Andy Herrmann