Pokal Sensation bleibt aus
Toto Pokal: SV Alemannia Haibach – TSV Abtswind 1:4 (0:1)
Torsten Zeuch nennt das Kind beim Namen: „Ich möchte das heutige Spiel natürlich nicht überbewerten. Aber Abtswind ist cleverer und kaltschnäuziger aufgetreten und hat deshalb verdient gewonnen.“ Punkt und abhaken die ganze Chose. Dabei gab es viele attraktive Spielzüge auf beiden Seiten. Ein Sommerkick war´s beileibe nicht, den die gut 150 Zuschauer beobachten durften. Die Sensation im Pokal blieb dabei freilich aus.
In der ersten Qualifikationsrunde zur BFV Hauptrunde bekommt es Abtswind mit einem Schwergewicht der kommenden Landesliga Saison zu tun. Auch wenn es Torsten Zeuch nicht gerne hört. Schon aufgrund der namhaften Neuzugänge dirigiert der neue Trainer von Alemannia Haibach ein Ensemble, welches meist im oberen Tabellendrittel anzutreffen sein wird. Als Findungshilfe fungiert dabei ein kürzlich zu ende gegangenes Trainingslager im Salzburger Land. Ob die Beine vom gemeinschaftlichen Kraxeln noch schwer waren, müssen die Spieler selbst entscheiden. Jedenfalls gerät die Heimelf vom Anpfiff weg unter beständigen Dauerdruck. Entlastung funktioniert selten. Abtswinder Torabschlüsse häufen sich. Das 1:0 aus Gästesicht fällt auf eine schnörkellose, chirurgisch präzise Kombination mit wenigen Stationen. Innenverteidiger Adrian Graf fängt einen Gegenangriff ab. Von jetzt an geht es rasant auf die andere Seite. Aus der eigenen Hälfte schiebt Adrian Dußler an. Sven Gibfried lupft die Pille genau in den Lauf von Abtswinds Spielmacher, der noch Haibachs Keeper umkurvt und locker einschiebt.
Bis zum Pausentee reihen sich einige wirklich ansehnliche Abtswinder Torabschlüsse aneinander. Torwart Tim Glanz Haibachs Bester an diesem Nachmittag, wischt beispielsweise einen fiesen Dußler-Aufsetzer katzengleich zur Seite. Wenig später zwingt ihn Christopher Lehmann dazu, sein komplettes physisches Portfolio in die Waagschale zu werfen. Von Max Wolf auf die einsame Reise zum gegnerischen Kasten geschickt, taucht Abtswinds linker Außenstürmer mit Wucht vor Haibachs Schlussmann auf. Der erste Versuch prallt ab, den zweiten – ein Fallrückzieher im Sitzen – klärt ein Verteidiger gerade so auf der Linie. Es ist schon etwas geboten im Haibacher Strafraum.
Das denkt sich auch Torsten Zeuch: „In der Kabine habe ich meinen Jungs gesagt, seid mutiger, lauft den Gegner mal aggressiver an.“ Im Pressegespräch nach Abpfiff analysiert Haibachs Trainer die beste Phase seines Team. „In der zweiten Halbzeit haben wir die Räume enger gemacht, haben mehr Zweikämpfe gewonnen. So zwingst du den Gegner zu Fehlern. Dann kommst du zu Torchancen. 20 Minuten lang sind wir sehr ordentlich aufgetreten, können dabei ausgleichen. Aber der unnötige Ballverlust der direkt zum 1:2-Gegentreffer führt, muss nicht sein.“ Seine Mannschaft sei allerdings auch gespickt mit jungen, begeisterungsfähigen Spielern, die aus solchen Situationen das Beste herausnehmen könnten. Torsten Zeuch betont, das Pokalspiel sei zweitrangig. Zum Rundenstart in zwei Wochen ist das Ergebnis vorrangig.
In der 56. Minute setzt sich Raphael Klausmann robust gegen Mathias Brunsch durch und passt scharf vors Abtswinder Tor. Pasquale Lauria drischt das Kunstleder humorlos aus 5 Metern unters Gebälk und weckt dabei auch die lang verschollenen Lebensgeister aus der Haibacher Fankurve. Es dauert einige Minuten, bis sich die Gäste aus der defensiveren Presswurstrolle befreien können. Ein Doppelschlag durch Pascal Jeni und Adrian Dußler beseitigt alle Zweifel, wer die Partie am Hohen Kreuz gewinnen wird.
Für die Schlussphase frischt Mario Schindler die zentrale Mittelstürmerposition auf. Cristian Fischer ersetzt den fleißigen Torschützen Pascal Jeni. Offensichtlich ist Abtswinds Coach mit dem 3:1-Zwischenstand noch nicht ganz zufrieden. Und eben jener „Fisch“-Zug mit dem sympathischen, spektakulär austrainierten Kerl führt zum 4:1-Endstand. Roman Hartleb und Adrian Dußler schieben einen der zahlreichen Abtswinder Tempogegenstöße an. Noch aus der eigenen Hälfte heraus bedient Cristian Fischer seinen stürmischen Kollegen. Ein Pass mit Ansage, perfekt in Timing und Intensität. Dieses Ding ist so offensichtlich, man hätte es Tags zuvor inserieren können. Die Haibacher Viererkette hat trotzdem keine Chance, den Ball abzufangen. Das adelt erst das Fischer Zuspiel durch die Schnittstelle der Abwehr. Für den erfolgreichen Abschluss sorgt Christopher Lehmann in seiner unnachahmlichen Art, spritzig, schnell, dabei wuchtig und kaltschnäuzig.
Am Sonntag, 01. Juli, Anpfiff um 15:00 Uhr in Reichmannsdorf testet Mario Schindler munter weiter. Dabei kommt es zum Duell, welches man auch in der kommenden Bayernligasaison beobachten kann. In Reichmannsdorf wartet die DJK Don Bosco Bamberg zum Vorbereitungsspiel.
Matthias Ley
Das Spiel im Überblick:
SV Alemannia Haibach: Tim Glanz, Marco Wadel, Pasquale Lauria, Furkan Sandikci, Baris Eren, Nikolaos Koukalias, Christian März, Mato Papic, Lukas Föhlich, Tobias Schrod, Marvin Rehm. Einwechselspieler: Jannik Thummerer, Julius Reis, Bastian Grossmann, Raphael Klausmann.
TSV Abtswind: Florian Warschecha, Adrian Graf, Sven Gibfried, Nicolas Wirsching, Jürgen Endres, Max Wolf, Roman Hartleb, Pascal Jeni, Max Hillenbrand, Christopher Lehmann, Adrian Dußler. Einwechselspieler: Felix Wilms, Marcel Ruft, Mathias Brunsch, Jonas Wirth, Cristian Fischer, Shawn Hilgert, Philipp Hummel.
Schiedsrichter: David Kern
Assistenten: Peter Schmitt und Thomas Gscheidl
Gelbe Karten: Christian März, Mato Papic – Pascal Jeni
Zuschauer: 150
Tore: 0:1 Adrian Dußler (19.), 1:1 Pascquale Lauria (56.), 1:2 Pascal Jeni (62.), 1:3 Adrian Dußler (69.), 1:4 Christopher Lehmann (86.).
Die Stimmen zum Spiel:
Mario Schindler (Trainer TSV Abtswind): „Im ersten Durchgang haben wir defensiv wenig zugelassen und gehen auch verdient in Führung. In der Phase des Spiels wäre auch der zweite, vielleicht auch der dritte Treffer drin gewesen. Nach dem Seitenwechsel waren wir ziemlich zerfahren, haben uns auch eine ziemlich hohe Fehlpassquote erlaubt. Zurecht bekommen wir den Gegentreffer zum 1:1 weil wir merklich unter Druck geraten waren. Allerdings hatten wir gleich darauf die richtige Antwort. Das hat uns super in die Karten gespielt. Danach hat sich Haibach taktisch geöffnet, agierten im Stellungsspiel undiszipliniert. Diese Lücken konnten wir ausnutzen und das Ergebnis dementsprechend in die Höhe schrauben. Ein verdienter Sieg gegen eine wirklich starke Haibacher Mannschaft, die ein gehöriges Wörtchen um die Meisterschaft der Landesliga mitreden werden.“
Torsten Zeuch (Trainer SV Alemannia Haibach): „Abtswind gewinnt verdient, weil cleverer und kaltschnäuziger. Zudem hatten die Gäste die bessere spielerische Anlage. Das können wir normalerweise auch, aber heute haben wir das nicht umsetzen können. So einfach ist das manchmal. Wir befinden uns erst am Anfang des Weges. Zudem sind wir gerade erst aus dem Trainingslager zurückgekehrt. Ich möchte das heutige Pokalspiel auch nicht überbewerten. Meine Mannschaft ist ordentlich aufgetreten. Wir wissen nun, wo wir ansetzen müssen. Ich glaube auch nicht, dass wir als Topfavorit in die Hinrunde der Landesliga starten. Wenn das Außenstehende behaupten, können wir das natürlich nicht verhindern. Wir bleiben auf dem Boden der Tatsachen. Es braucht Zeit, bis sich das Team findet. Und dann schauen wir einmal, was am Ende dabei rauskommt.“
Adrian Graf (Verteidiger TSV Abtswind): „Das Spiel aus meiner Sicht? Oje, wir haben gut begonnen, sind auch verdient in Führung gegangen. Nach der Pause haben wir es verpennt, wieder ins Spiel reinzukommen und kassieren prompt den Ausgleich. Absolut unnötig, aber in der Trinkpause haben wir uns gesagt, wir wollen nochmal Gas geben. Das haben wir dann auch gut umgesetzt. Jeder ist gerannt, hat sich angeboten, wollte sich zeigen. Zum Schluss geht das Ergebnis absolut in Ordnung. Meiner Meinung nach ein lupenreiner, verdienter Sieg.“
Die Partie in voller Länge bei sporttotal.tv
Das Stenogramm zum Spiel im Liveticker.