Den Spitzenreiter hat es nach langer Zeit mal wieder erwischt
TSV Abtswind – SV Euerbach/Kützberg 2:4 (1:1)
Nach neun Spielen ohne Niederlage und sechs Siegen in Folge ist die beeindruckende Serie des TSV Abtswind beim 2:4 gegen den SV Euerbach/Kützberg gerissen. Der Tabellenführer, dessen Vorsprung an der Spitze auf sechs Zähler zurückging, machte das Spiel, während der Aufsteiger mit seiner Kontertaktik die Tore erzielte. Abtswinds größtes Manko war die Chancenverwertung. Andernfalls hätte die Partie einen anderen Sieger gefunden und wäre schon zur Pause entschieden gewesen.
Der SV Euerbach/Kützberg und seine Torhüter – für den TSV Abtswind ist das ein Ding zum Verzweifeln. Auch im zweiten Anlauf in dieser Landesliga-Spielzeit hat es der Tabellenführer nicht hinbekommen, den Klub aus dem Schweinfurter Land zu bezwingen. Beide Male spielten Euerbachs Ballfänger eine nicht unerhebliche Rolle. Im Hinspiel zeigte der Ex-Abtswinder Irnes Husic Reflexe, wie man sie vor seinem Vereinswechsel nicht kannte. Der Bosnier rettete seiner Elf im Juli ein glückliches 0:0. Ein Wiedersehen auf dem Rasen in Abtswind gab es für Husic vier Monate später nicht: Der 29-Jährige saß nach einer Roten Karte eine Sperre ab. Stattdessen stellte sich Maximilian Schanz zwischen die Pfosten. Einer Schwächung kam der Torwartwechsel nicht gleich. Im Gegenteil.
Schanz, der in dieser Saison zum siebten Mal zum Einsatz kam, war einer der Erfolgsfaktoren für den Euerbacher Sieg, auch wenn sein Trainer den 25-Jährigen nicht eigens hervorheben mochte. „Alle Spieler haben eine riesige Leistung gebracht“, stellte Oliver Kröner fest. Fakt war jedoch, dass Schanz allein sechs Großchancen vereitelte. Fünf parierte er in der ersten Halbzeit, drei davon, noch bevor seine Vorderleute überhaupt einmal aufs gegnerische Tor geschossen hatten. Die Stärke des Euerbacher Schlussmannes spiegelte sich in Abtswinds Schwäche beim Abschluss. Wann hatte sich die gefährlichste Offensive der Liga zuletzt derart leichtfertig im Umgang mit ihren Möglichkeiten gezeigt? Fünf Treffer waren im ersten Durchgang ohne Weiteres möglich. Dass Mittelstürmer Daniel Endres nach einer gut getakteten Freistoßflanke Adrian Dußlers per Kopf gegen die massive Euerbacher Verteidigung zum Durchbruch kam, erwies sich als vergleichsweise schwieriges Kunststück, das kurz vor der Pause den überfälligen 1:1-Ausgleich nach sich zog (42. Minute).
Einfacher hatten es Steffen Barthel, Nicolas Wirsching, Pascal Kamolz, Jürgen Endres, Adrian Dußler und auch Daniel Endres, doch der Ball schaffte es nicht über die Linie. Meistens weil Maximilian Schanz seine Hände und Füße im Spiel hatte, selbst dann wenn ein Angreifer alleine vor ihm stand. „Die Chancen waren super herausgespielt“, sagte Abtswinds Trainer Petr Skarabela, „doch im letzten Moment waren wir ein bisschen zu hektisch.“ Nach 45 Minuten war für die Hausherren deutlich mehr möglich gewesen. Besonders ärgerlich aber war, dass Euerbach mit seinem ersten und einzigen Schuss vor dem Seitenwechsel in Führung gegangen war. Das passte nicht ins Bild des Spiels. Thomas Heinisch überrumpelte Abtswinds Hintermannschaft mit einem Konter. Keiner griff den Stürmer an, der die Freiheit zu einem satten Flachschuss zum 1:0 nutzte (22.).
Erfolgreich zugepackt: Euerbachs Schlussmann Maximilian Schanz schnappt sich den Ball vor dem Abtswinder Daniel Endres.
Die Gäste, bei denen mit Frederik Weiß und Daniel Hey zwei weitere Ex-Abtswinder aufliefen, ergriffen wie schon in der Hinrunde eine deutliche Defensivtaktik. Oder wie Oliver Kröner es formulierte: „Meine Mannschaft hat als Einheit sehr diszipliniert gegen den Gegner gearbeitet.“ Ein Unentschieden gegen Röllbach und eine Niederlage gegen Schwebenried/Schwemmelsbach hatten allem Anschein nach keine Spuren der Beeinträchtigung hinterlassen. „Wir sind gestärkt aus der Situation herausgekommen“, sagte Kröner, der nach Jahren als Spieler die Mannschaft seit vergangenem Sommer als Trainer anleitet und dabei ein klares Konzept im Kopf hat. „Das Allerwichtigste ist, wie wir uns weiterentwickeln“, sagt der 44-Jährige, der in seiner langen Laufbahn unter anderem für Schweinfurt 05, Großbardorf und Sand spielte und sich mit Anfang zwanzig ein halbes Jahr bei Fortuna Düsseldorf in der Bundesliga versuchte.
„Wir können mit den Punkten, die wir geholt haben, vieles ausprobieren, den Gegner ausgucken.“ Als Landesliga-Rückkehrer ist Euerbach mit mehreren höherklassig erfahrenen Akteuren bestückt. Dass das Team eine so gute Rolle spielt, sich durch den Erfolg in Abtswind nun sogar auf Rang drei geschoben hat, verwundert daher nicht. Es war am Samstagnachmittag nicht die Brillanz des Spiels, die die Euerbacher auszeichnete, sondern die Effektivität, mit der sie sich von den Gastgebern abhoben. Während die Skarabela-Elf auch nach der Pause erst mal die Gelegenheiten ausließ, brauchte Euerbach wieder nur einen Konterangriff für sein zweites Tor: Timo Pitter, von Michael Kraus auf den Weg geschickt, ließ sich nicht aufhalten und überwand den beschäftigungslosen Julian Schneider zum 2:1 (60.).
Nächster Versuch, nächster Treffer: Sechs Minuten später legte Mirza Mekic nach einem Abtswinder Abwehrfehler für Thomas Heinisch zum 3:1 auf. Wie sich ein Zwei-Tore-Rückstand drehen lässt, hatte Abtswind beim 4:2 in Haibach bewiesen. Diesmal misslang die Wende, zumal die Gäste noch vermehrt zu Möglichkeiten kamen, weil der TSV alles nach vorne warf. Mohamad Ghanem für Euerbach (90.) und Adrian Dußler auf der anderen Seite (90.+2) beendeten mit ihren Toren zum 4:2-Endstand die Partie. „Man darf heute nicht alles schlechtreden. Es waren viele gute Sachen dabei“, sagte Petr Skarabela über die Leistung seines Teams. „Die Niederlage ist nur ein kleiner Fleck auf unserer weißen Weste. Sechs Punkte aus den nächsten zwei Spielen sind Pflicht. Ich hoffe, dass wir dann mit unseren Chancen besser umgehen.“
Michael Kämmerer
Hauptbeschäftigung von Abtswinds Torhüter Julian Schneider war es, den Ball aus dem Netz zu holen.
Das Spiel in der Statistik
TSV Abtswind: Julian Schneider – Michael Herrmann, Mathias Brunsch, Adrian Graf, Lukas Wirth (75. Frank Hartlehnert) – Nicolas Wirsching, Adrian Dußler, Jürgen Endres (84. Daniel Hämmerlein), Pascal Kamolz – Steffen Barthel (66. Peter Mrugalla), Daniel Endres.
SV Euerbach/Kützberg: Maximilian Schanz – Niko Papatzimos (32. Daniel Hey), Florin Popa, Frederik Weiß, Raphael Rogers – Mirza Mekic, Michael Kraus, Timo Pitter, David Thomas (87. Mohamad Ghanem), Ronaldo Mucaj (59. Julian Brändlein) – Thomas Heinisch.
Schiedsrichter: Peter Frank (Uttenreuth); Assistenten: Florian Leschka (Röttenbach), Jonathan Lorenz (Strullendorf).
Zuschauer: 260.
Gelbe Karten: Mathias Brunsch, Pascal Kamolz, Daniel Endres, Adrian Graf (Abtswind); Niko Papatzimos, Timo Pitter, Ronaldo Mucaj, Daniel Hey, Mirza Mekic (Euerbach/Kützberg).
Tore: 0:1 Thomas Heinisch (22.), 1:1 Daniel Endres (42.), 1:2 Timo Pitter (60.), 1:3 Thomas Heinisch (66.), 1:4 Mohamad Ghanem (90.), 2:4 Adrian Dußler (90.+2).
Stimmen zum Spiel
Petr Skarabela (Trainer TSV Abtswind): „Wir sind selbst schuld an der zweiten Saisonniederlage. Wir haben phasenweise sehr guten Fußball gespielt und hatten in der ersten Halbzeit vier, fünf hochkarätige Chancen. Das Manko der Chancenverwertung kannten wir in dieser Form bisher nicht. Gegen eine defensive, gut eingestellte Mannschaft haben wir uns schwergetan. Euerbachs Torwart hat überragend pariert. Auf den einen Konter des Gegners zum 0:1 waren wir schlecht eingestellt. Nach dem Ausgleich zur Pause waren meine Jungs heiß. Fünfzehn Minuten nach dem Seitenwechsel waren gut. Und wieder haben wir die Möglichkeiten ausgelassen. Das hat sich gerächt. Schade. Die Niederlage tut weh, weil mehr möglich war, aber sie wird uns nicht umhauen. Wir sind stabil und werden alle Kräfte für die ausstehenden zwei Spiele vor der Winterpause mobilisieren.“
Oliver Kröner (Trainer SV Euerbach/Kützberg): „Der TSV Abtswind hat eine sehr gute Mannschaft. Das war streckenweise zu sehen. Trotzdem kann ich meiner Mannschaft ein wahnsinniges Kompliment machen. Sie hat sehr diszipliniert gespielt. Jeder war für den anderen da. Dieser absolute Wille, als Team zu funktionieren, stand über der Taktik und der Spielidee. Wir haben uns in Abtswind etwas ausgerechnet. Dass das Spiel 4:2 ausgeht, habe ich nicht gedacht. Ich schaue nicht auf die Tabelle und auf die Punktabstände. Für uns geht es nur darum, uns in der Liga zu halten. Darüber steht, jeden einzelnen Spieler weiterzubringen, als Team zu lernen und sich auf Situationen individuell einzustellen. Das haben wir gut gemacht. Alle Spieler haben eine riesige Leistung gebracht, ohne dass ich einen hervorheben möchte. Deswegen bin ich heute sehr, sehr zufrieden.“
Adrian Dußler (Mittelfeldspieler TSV Abtswind): „Wir haben in der ersten Hälfte ein richtig gutes Spiel gezeigt, ohne dass wir die Chancen nutzen konnten. Wir sind auf einen sehr effektiven Gegner getroffen, der das Konterspiel versteht. Der Glaube, den Rückstand aufzuholen, war immer vorhanden. Wir haben nicht aufgegeben, nach vorne zu spielen. Gegen eine Mannschaft, die hinten komplett zugemacht hat und nur auf Konter gelauert hat, war es schwer. Das muss man anerkennen. Was die Euerbacher gemacht haben, haben sie gut gemacht. Sie stehen mit ihren großen Verteidigern unheimlich kompakt. Aus meiner Sicht war der Ausgang des Spiels nicht unverdient. Die Niederlage wird uns nicht aus dem Tritt bringen. In den letzten beiden Spielen werden wir noch mal alles raushauen, um sechs Punkte einzufahren und als Tabellenführer zu überwintern.“
Erklärungsversuche: Abtswinds Adrian Dußler an der Seite von Trainer Petr Skarabela bei der Pressekonferenz.
Viele Bilder vom Heimspiel gegen Euerbach/Kützberg gibt es in einer Fotoserie.
Die Tore und Höhepunkte der Partie als Video.
Das Stenogramm zum Spiel im Liveticker.
Abtswinds Pascal Kamolz im Video-Interview.
Wahl zur Elf der Woche beim Fußballportal Fupa: Für Abtswind abstimmen.