Abtswinder Sekundenschlaf entscheidet die Kreisligapartie

FV Egenhausen – TSV Abtswind II 1:0 (1:0)

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„Zur Zeit ist der Wurm drin“, gibt Daniel Kaminski zu, „und wenn der Wurm einmal drin bohrt, wird es ganz schwer, aus der Scheisse rauszukommen.“ Ernüchterndes Statement nach der knappen Auswärtsniederlage in Egenhausen. Dabei sahen die knapp 100 Zuschauer einen engagierten Auftritt der Abtswinder Landesligareserve. „Heute haben wir uns nichts vorzuwerfen, bis auf den einen Sekundenschlaf. Aber der war entscheidend“, analysiert Christoph Kniewasser.

Selbe Taktik, wie zuletzt aus Parkett zelebriert: Vor die Viererkette beordert Abtswinds Trainer Teofilovic heute Sevn Gibfried und Eric Köhler auf die Doppelsechs. Hinter Mittelstürmer Aljoscha Keßler agieren Mladen Grujic, Markus Golombek und Daniel Kaminski. Von Beginn an agieren die Gäste im Vorwärtsgang. Aus einer kompakt stehenden Abwehr heraus erarbeiten sich die Kräuterkicker vom Friedrichsberg einige aussichtsreiche Torabschlüsse. „Die Verteidigung strahlte heute eine unheimliche Ruhe aus“, berichtet Außenbahnflitzer Daniel Kaminski. „Man hatte nie den Eindruck, dass Egenhausens offensiv starke Spieler um Julian Weiß einen Schnitt machen können.“

„In der Vergangenheit habe ich Egenhausen zwei Mal beobachtet. Hinten links haben sie ihren Schwachpunkt.“ Velibor Teofilovic erklärt seinen Matchplan. „Genau auf diese Position habe ich Markus Golombek gehetzt, der seine Sache richtig gut gemacht hat.“ Und eben dieser Markus Golombek zieht gleich zwei Male allein aufs Egenhäuser Tor zu. Beim ersten Versuch pariert Keeper Fabian Weingart reaktionsschnell. In der folgenden Szene setzt Abtswinds quirliger Außenbahnstürmer den Ball knapp neben den Außenpfosten.

Über Abtswinds rechte Seite rollt die Lutzi traumwandlerisch sicher. Bis 20 Meter vor das Tor von Fabian Weingart. Dann ist es aus mit der Leichtigkeit des Sein im Hier und Jetzt kombinatorischer Windungen, sowie verschnörkelter Ballstafetten. Und wenn man merkt, es geht nicht mehr, schaltet irgendwer die Lampe an und knallt das Ding einfach mal vollstock mitten ins Eingemachte. Aus 18 Metern Torentfernung trifft Eric Köhler zunächst nur den Pfosten. Flummiball mit Aluvorbande direkt an den Schädel eines Egenhäuser Verteidigers. Und wieder straight Richtung Pfosten und retour. Am Spielfeldrand wird man schier wahnsinnig, wenn man solchen Slapstick verfolgt.

Abtswind vergeigt reihenweise gute bis beste Einschuss Gelegenheiten. Währenddessen wahrt die Truppen von Dieter Noack mit großem Einsatz und etwas Fortune eine weiße Weste, die mit zunehmender Spieldauer schon arg strapaziert wird. Entlastung gelingt der Heimelf kaum, auch wenn Dauerläufer wie Julian Weiß oder Jonas Pfeuffer auf gelegentliche offensive Nadelstiche sinnen. Einen solch einseitigen Spielverlauf hatte Dieter Noack bestimmt nicht einkalkuliert für das eigene Kirchweihspiel. Für neutrale Außenstehende jedenfalls ist kaum ersichtlich, wer jetzt eigentlich der favorisierte Tabellenzweite ist beziehungsweise welche Truppe seit Wochen als Punktelieferant auftritt.

Bis auf diese eine Szene kurz vor dem wärmenden Pausentee. Im Aufbau aus dem eigenen Strafraum verliert Abtswind den Ball. Eine sofortige Verlagerung auf die linke Außenbahn irritiert und die scharfe Flanke in den 5-Meter-Raum sorgt für Hochspannung. Irgendwie flitzt die Pille durch alle Hosenträger hindurch an den langen Pfosten. Dort steht Julian Weiß, das Schlitzohr, welches man halt keine Sekunde aus den Augen verlieren darf, und stochert das Ding irgendwie rein. Psychologisch zum besten Zeitpunkt um kämpferischen Gäste erst einmal den Backenzahn zu ziehen. Rumms, Drehung und ab in die Kabine.

Nach dem Seitenwechsel intensiviert Abtswind die eigenen Angriffsbemühungen. Christoph Kniewasser fasst die folgenden 45 Minuten kurz zusammen: „In der zweiten Halbzeit rennst du an, immer nach vorne, immer weiter. Da hatten wir auch einige zwingende Chancen. Aljoscha Keßler wird zwei Male beim Kopfball umgestoßen. Das hätte Elfmeter für uns geben müssen. Wir tun und machen und flanken, was das Zeug hält und bekommen das Ding nicht unter. Selbst in den letzten Sekunden, als Markus Schamberger nur das Außennetz trifft.“ Wer in der Abwärtsspirale feststeckt, ist mehr mit sich selbst beschäftigt, als mit dem Gegner. In der Schlussphase verwaltet Egenhausen den knappen Vorsprung und rettet diesen über die Zeit.

Zur Kirchweih grüßt die Elf von Dieter Noack breit grinsend vom Platz an der Sonne. Zumindest zur Kultparty „Krach im Dach“. Am Sonntag kann Mühlhausen in Niederwerrn vorbeiziehen. Für Abtswinds Landesligareserve hingegen funkelt ein kleiner, fahl leuchtender Stern in der Ferne, ein sanft glühender Hoffnungsschimmer, der aus der heute gezeigten, engagierten Vorstellung resultiert. Spielerisch deutet sich eine gewisse Trendwende an, auch wenn das Ergebnis nur wieder den ewig gleichen Zustand spiegelt. Im Kabinengang der heimischen Kräuter Mix Arena bringt es Michael Ludwig trocken auf den Punkt: „Vom Willen her, vom Engagement, war das eine Top Leistung. Aber in der Endabrechnung steht wieder nur eine Niederlage.“

Matthias Ley

Das Spiel im Überblick:

FV Egenhausen: Fabian Weingart – Lukas Rettner, Hannes Römert, Felix Pfeuffer, Christoph Rettner – Louis Kümmet, Jonas Wehnert, Tobias Kraus, Julian Weiß – Martin Weingart, Jonas Pfeuffer. Einwechselspieler: Marvin Müller, Tobias Fick, Danile Christ, Timo Breitenbach (ETW).
TSV Abtswind II: Eduard-Alin Wellmann – Markus Golombek, Christoph Kniewasser, Christoph Hofmann, Michael Rügamer – Sven Gibfried, Eric Köhler – Mladen Grujic, Maximilian Heß, Daniel Kaminski– Aljoscha Keßler. Einwechselspieler: Markus Schamberger, Tobias Holzberger, Michael Ludwig, Velibor Teofilovic.
Schiedsrichter: Kevin Seidlitz
Zuschauer: exakt 102
Gelbe Karten: Felix Pfeuffer, Jonas Pfeuffer (FV Egenhausen) – Michael Rügamer, Markus Schamberger, Daniel Kaminski (TSV Abtswind II)
Tor des Tages: 1:0 Julian Weiß (44.).

Die Stimmen zum Spiel:

Velibor Teofilovic (Trainer TSV Abtswind II): „Wenn alles gut läuft, müssen wir mit 2:0 in Führung gehen. Allein Markus Golombek rennt zwei Male allein auf den gegnerischen Keeper zu. Wenn man das als Trainer sagen darf, dass man mit einer Niederlage zufrieden ist, dann ist das heute der Fall. Ich bin so stolz, was meine Jungs heute gezeigt haben. Letzte Woche in Hirschfeld war ich von meiner Mannschaft richtig enttäuscht. Dort haben wir 80 Prozent aller Zweikämpfe verloren. Heute haben wir von der ersten bis zur letzten Minute das Spiel kontrolliert und haben uns mindestens fünf Großchancen erarbeitet. Der Schuss von Eric Köhler an den Pfosten ist doch ein gutes Beispiel, in welcher Situation wir uns befinden. Vom Pfosten geht der Ball an den Kopf eines Verteidigers und wieder an den Pfosten. Wenn uns das passiert, bekommen wir normalerweise aus einer einzigen Szenen gleich zwei Gegentreffer. Kurz vor der Halbzeit kriegen wir das Gegentor. Im Fußball gibt es nichts schlimmeres. Man spielt gut, investiert viel in eine Partie und passt ein Mal nicht auf. Das zehrt am Nervenkostüm. In der zweiten Hälfte hatte Egenhausen gerade einmal zwei Fernschüsse. Unsere Verteidigung hat ansonsten nichts zugelassen. Da muss ich auch Michael Rügamer loben, der sein bislang bestes Spiel abgeliefert hat. Top Leistung defensiv auf der Außenverteidiger Position. Insgesamt war das eine geschlossene, sehr gute Mannschaftsleistung, die leider wieder nicht belohnt wurde. Wie gesagt, wenn man mit einer Niederlage richtig zufrieden sein kann, dann heute.“

Michael Ludwig (Spieler TSV Abtswind II): „Die Mannschaft hat wirklich gut gespielt, hat bis auf das Gegentor nichts zugelassen. Man merkt halt, welches Team hinten drin steht. Da gehen die eigenen Chancen einfach nicht rein. Da stehen dann Pfosten oder Latte im Weg. Bis 20 Meter vor das gegnerische Tor kombinieren die Jungs wunderbar. In der letzten Zone fehlt aktuell die Durchschlagskraft. Vom Willen her, vom Engagement, war das eine Top Leistung. Aber in der Endabrechnung steht wieder nur eine Niederlage.“

Christoph Kniewasser (Spieler TSV Abtswind II): „Heute haben wir gut begonnen, hatten auch einen Haufen Torchancen, mehrmals Latte oder Pfosten getroffen. Kurz vor dem Seitenwechsel waren wir ein einziges Mal nicht hellwach. Ungefähr 20 Meter vor dem eigenen Tor verlieren wir den Ball, der sofort nach außen gespielt wird. Perfekte Flanke vors Tor. Im Grätschen komme ich noch leicht hin aber am langen Pfosten stochert der Julian Weiß das Ding irgendwie rein. In der zweiten Halbzeit rennst du an, immer nach vorne, immer weiter. Da hatten wir auch einige zwingende Chancen. Aljoscha Keßler wird zwei Male beim Kopfball umgestoßen. Das hätte Elfmeter für uns geben müssen. Wir tun und machen und flanken, was das Zeug hält und bekommen das Ding nicht unter. Selbst in den letzten Sekunden, als Markus Schamberger nur das Außennetz trifft.“

Daniel Kaminski (Spieler TSV Abtswind II): „Heute haben wir uns wirklich nichts vorzuwerfen. Wir hatten Egenhausen voll im Griff, standen defensiv ruhig und kompakt. In der ersten Halbzeit hatte der Gegner nur einen Kopfball an die Latte und diese eine Torchance, kurz vor der Pause, die zum 1:0 führte. Das war es dann auch. Aber wenn man den Torschuss von Eric Köhler nimmt, der das Ding aus 18 Metern an den Pfosten knallt. Von dort prallt der Ball an den Kopf eines Verteidigers. Und der Ball geht wieder an den Pfosten. Das geht dir nicht in den Schädel rein, dass wir aus solchen Gelegenheiten nichts Zählbares rausholen. Im Moment haben wir auch nicht das notwendige Glück, dass mal so ein Krapfen reingeht. Aber eigentlich haben wir endlich mal das gezeigt, was wir drauf haben, ganz im Gegensatz zu den letzten Wochen, wo wir unsere Leistung nicht auf den Platz gebracht haben. Da waren wir oft selber schuld, dass wir verloren haben. Uns fehlt das Glück und Egenhausen macht aus einer aussichtsreichen Gelegenheit das Maximum. In der zweiten Halbzeit habe ich nichts vom Gegner gesehen. Wir hingegen bringen im zweiten Durchgang unsere Angriffe nicht zu Ende. Aus meiner Sicht heraus hätten wir zwei Elfmeter kriegen müssen. In Wrestlingmanier wurde Aljoscha Keßler beide Male beim Kopfball nieder gerempelt.“

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Bekam wie Michael Rügamer ein dickes Sonderlob vom Trainer: Markus Golombek
Machte über die rechte Außenbahn viel Betrieb und hatte bei zwei Individualreisen Richtung Egenhäuser Tor etwas Pech beim Abschluss.