Stetige Entwicklung und historisch bestes Bayernliga-Ergebnis
TSV-Coach hebt Mentalität der Mannschaft hervor
Mit dem Heimspiel gegen die U21 des SSV Jahn Regensburg endet nicht nur die laufende Spielzeit, sondern auch die Ära Claudiu Bozesans. Der Übungsleiter hatte bereits im Herbst entschieden, sein Engagement beim TSV Abtswind nicht mehr zu verlängern. Viereinhalb Jahre coachte der gebürtige Rumäne die Grün-Weißen. Unter dem heute 57-Jährige entwickelten sich die Grün-Weißen einer der Top-Adressen der Bayernliga Nord. Sogar ans Regionalliga-Tor klopften das Team in der Vorsaison. Dabei bewältigte der frühere Erstliga-Spieler Rumäniens mehrere Umbrüche und legte den Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft.
Claudiu Bozesan bringt Ruhe und Kontinuität
Es herrschte große Unruhe in Abtswind, als Claudiu Bozesan im Winter 2019 die Grün-Weißen übernahm. Mario Schindler musste nach elf sieglosen Spielen gehen. Auch Uwe Neunsinger musste nach vier Partien wieder gehen. Mit Thorsten Götzelmann stand für die abschließenden drei Begegnungen bereits der dritte Trainer an der Seitenlinie, ehe der gebürtige Rumäne wieder Ruhe reinbrachte. Doch noch ehe es richtig losging, war es plötzlich vorbei. Vor dem ersten Pflichtspiel Claudiu Bozesans brach die Corona-Pandemie aus, die Saison wurde bis auf Weiteres ausgesetzt. „Das war eine sehr schwierige Zeit“, erinnert sich der Übungsleiter.
Schwierige Corona-Spielzeit
Als es dann im September losging und der TSV-Coach erstmals in einem Ligaduell an der Seitenlinie stand, holten die Grün-Weißen zwei Siege. Die reichten letztlich zum Klassenerhalt, weil eine reguläre Fortführung der Saison aufgrund der Pandemie nicht möglich war. Wieder ruhte der Ball bis in die Sommermonate 2021. Die Abtswinder beendeten die Spielzeit als Zwölfter. Allerdings verlor der Bayernligist mit Jürgen Endres, Adrian Graf, Nicolas Wirsching oder Jonas Wirth langjährige Stützen. Ein Umbruch stand bevor, den Trainerteam und Mannschaft trotz einiger Auf und Abs bravourös meisterte und sich souverän als Neunter behauptete. Das Gesicht des Teams hatte sich verändert. Angeführt von Kapitän Michael Herrmann trugen Neuzugang Kevin Steinmann, Fabio Groß, Roman Hartleb, Pascal Henninger oder Severo Sturm die Mannschaft. Letzterer schaffte dann auch den Sprung zum Regionalligisten FC 05 Schweinfurt.
Holpriger Start, fulminantes Saisonende
Was in der darauffolgenden Saison eher holprig begann – erst im achten Heimspiel Anfang Oktober gelang der erste Heimsieg, endete mit einem Husarenritt. Nach der Winterpause waren die Grün-Weißen kaum zu schlagen, liefen als beste Rückrunden-Mannschaft ein und belegten am Ende Platz Vier. Nie zuvor schnitt ein TSV-Team besser ab. Dabei klopften die Jungs um Michael Herrmann sogar ans Tor der Regionalliga. Abtswind war in der Spitze der Bayernliga angekommen und längst eine feste Größe im unterfränkischen und nordbayerischen Fußball.
Der nächste Umbruch im vergangenen Sommer
Doch auf den beeindruckenden Erfolg folgte der nächste Umbruch. Erneut verließen Leistungsträger den Verein. Fabio Bozesan ging nach Schweinfurt, Kevin Steinmann zu seinem Heimatverein, Identifikationsfigur Michael Herrmann nach Gochsheim. „Die Abgänge im vergangenen Sommer haben uns sehr wehgetan, sportlich wie menschlich“, sagt Claudiu Bozesan. Wieder galt es, Lücken zu schließen. Oberstes Ziel war der frühzeitige Ligaverbleib. Wieder präsentierten sich die Grün-Weißen, auch geschwächt durch langwierige Verletzungen, sehr wankelmütig. Zum Winter war das Abstiegsgespenst keineswegs gebannt.
Abtswinder Mentalitätsmonster schlagen wieder zu
Mit dem Wissen, dass der 57-Jährige nach der Verkündung im November im Sommer geht, starteten die TSV-Kicker zwar mit zwei schwachen Heimspielen in das Jahr, zeigten aber auswärts, was in ihnen steckt. Mit dem ersten Heimsieg 2024 spielten sie sich dann aber in einen Flow und blieben in Folge neun Spiele ungeschlagen. Sogar ein 0:4 in Gebenbach brach die Moral der Grün-Weißen nicht. „So eine Partie habe ich in meiner Karriere noch nicht erlebt“, schüttelt der Übungsleiter den Kopf über den 5:4-Erfolg am vergangenen Wochenende. Er sorgte dafür, dass die Abtswinder die Saison als bestes Auswärtsteam beenden mit starken 34 Punkten. Und er zeigte einmal mehr die Mentalität und den Charakter der Mannschaft. „Sie will jedes Spiel gewinnen. Auch Rückschläge steckt sie immer wieder weg“, zeigt sich der TSV-Coach beeindruckt. Ein Teil des Prozesses der vergangenen viereinhalb Jahre. Trotz aller Unwägbarkeiten entwickelte sich die Mannschaft auf und neben dem Platz, überzeugte spielerisch, kämpferisch und charakterlich. Alles auch ein Verdienst Claudiu Bozesans, der den TSV in der Bayernliga erst stabilisierte und dann etablierte.
Grundstein für erfolgreiche Zukunft gelegt
Mit dem Heimspiel gegen Regensburgs Zweite endet nun seine Zeit im Kräuterdorf. „Ich bin sehr dankbar für die viereinhalb Jahre. Es hat immer sehr viel Spaß gemacht, mit der Mannschaft zu arbeiten. Wir hatten viele schöne Erlebnisse. Es war schön zu sehen, wie sie immer zusammengehalten hat, wie sie sich Dinge erarbeitet hat, sich weiterentwickelt hat. Auch die Zusammenarbeit mit meinem Trainerteam und Christoph Mix war immer herausragend“, nimmt Claudiu Bozesan viele prägende Erinnerungen mit aus Abtswind und hinterlässt seinem Nachfolger Thorsten Götzelmann eine intakte Mannschaft mit einer guten Struktur. „Wir haben die Basis für eine erfolgreiche Zukunft geschaffen. Trotz vieler Herausforderungen. Darauf bin ich sehr stolz“, übergibt der scheidende TSV-Coach. Ein Sieg gegen den kleinen Jahn wäre nun das I-Tüpfelchen auf eine aufregende und schöne Zeit.
Alexander Rausch