Der Schlussmann spielt seit Wochen mit einer Verletzung und verschiebt die Operation auf die Winterpause
TSV Abtswind – TuS Röllbach 4:0 (2:0)
Das nennt man wohl eine makellose Bilanz: Alle seine drei Spiele auf eigenem Terrain hat der TSV Abtswind diese Saison mehr als souverän gewonnen. Macht in Zahlen neun Punkte und zwölf Tore, ohne dass dabei ein Gegentreffer fiel. Ins Muster fügte sich die Partie gegen den TuS Röllbach gleichermaßen. Daheim ist es halt doch am schönsten.
Er sei ja nicht so ein Mann der großen Worte. Sagt Florian Warschecha und meint das fast schon entschuldigend. Die hochgestochenen Sätze braucht’s meist auch gar nicht, um ein Fußballspiel treffend zu beschreiben. Und außerdem: Warum so bescheiden, Herr Warschecha? Abtswinds Schlussmann kam nach dem Schlusspfiff dann doch ganz nett ins Plaudern und hatte manchen Lacher auf seiner Seite. Vorrangig interessierte natürlich sein Gesundheitszustand. Der 27-Jährige ist nämlich verletzt, angeschlagen, wie auch immer. Irgendwas ist kaputt in seiner Schulter. Warschecha stellt sich trotzdem in den Kasten. Seit Wochen. Wann und wie das Ganze passiert ist? Puh! Weiß er selbst nicht so genau. Vermutlich war’s ein ungelenkes Strecken im Pokalspiel gegen den TSV Aubstadt Anfang Juli. „Am nächsten Tag konnte ich meine Schulter kaum bewegen“, erzählte Warschecha.
Mehrere Doctores schauten sich ihn an. Häufiger als auf dem Trainingsplatz war er bei Ärzten anzutreffen, doch erst der letzte Mediziner traf die richtige Diagnose. Um eine Operation wird Warschecha nicht herumkommen. Unters Messer legt er sich aber einstweilen nicht, weil das mehrere Monate Pause nach sich ziehen wird. Also hat Warschecha zusammen mit Trainer Petr Skarabela entschieden, den Eingriff in die Winterpause Anfang Dezember zu verschieben. Bis dahin beißt der pfundige Torwart die Zähne zusammen. „Manch anderer würde wohl nicht spielen“, glaubt Warschecha. „Ich bin nicht aus Zucker.“ Ganz ohne Vorsorge geht’s freilich nicht. Vor jedem Training, vor jedem Spiel versucht Masseur Johann Schäfer die Verletzung in den Griff zu bekommen – mit Salben und anderen Mittelchen, um die Schmerzen einzudämmen, was auch nicht immer angenehm ist. „Ich dachte heute einen Moment, mir verbrennt die Schulter“, sagte der Ballfänger nach dem Röllbach-Spiel. So sehr ging eine Wärmepaste unter die Haut.
Die Scherereien lohnen sich gerade für Florian Warschecha. Auch wenn’s ihn manchmal zwickt, entscheidend beeinträchtigt scheint er nicht. Jedenfalls gab’s große Anerkennung für eine immens wichtige Einlage. Nicht nur der eigene Coach Petr Skarabela lobte: „Mit so einem Torwart geht es mir noch besser.“ Selbst Röllbachs Trainer Albano Carneiro war beeindruckt: „Glückwunsch zur Parade!“ Knapp eine Stunde war vorüber, als Warschecha in den Flugmodus musste. Marius Diwersi hatte freistehend aus kurzer Entfernung abgezogen, doch Abtswinds Schlussmann lenkte den Ball dank starker Reflexmotorik übers Gestänge. 2:0 stand es da für sein Team. Mit dem Anschlusstreffer der Gäste wäre es womöglich noch mal eine heiße Kiste geworden. So aber machte Abtswind wenig später den Deckel drauf. Nicolas Wirsching schaufelte den Ball nach einem abgewehrten Freistoß im Rückwärtsfallen ins obere Eck. 3:0 hieß es damit (67. Minute).
Viel öfter war Florian Warschecha gar nicht gefordert, der trotz der niedrigen Beschäftigung im richtigen Moment aufmerksam war. Zu sicher stand die Abwehr vor ihm, als dass noch mehr Bälle durchrutschten. Es war ein Spiel ganz nach dem Geschmack von Trainer Skarabela. „Ich bin momentan richtig stolz die Mannschaft“, sagte der 48-Jährige. Abtswind befindet sich schließlich in einer Wohlfühlzone. Mit drei Siegen am Stück hat die Mannschaft eine kleine Serie gestartet. Die Ergebnisse sind ausufernd. Besonders daheim stimmen Ergebnis und Erlebnis. In der Tabelle gab es zur Belohnung einen kräftigen Sprung nach vorne. Besonders der Rückstand auf den wohl schärfsten Konkurrenten Jahn Forchheim hält sich bei drei Zählern in Grenzen.
Dass es mal wieder ein souveräner Sieg wurde, machte sich schon früh bemerkbar. Bis zur ersten Chance dauerte es keine zwei Minuten. Pascal Kamolz verpasste und stand kurz darauf schon wieder dort, wo ein Stürmer eben sein muss. Nur mit dem Zielen brauchte er noch ein bisschen. Das lief bei Thilo Wilke besser. Carl Murphys steiles Zuspiel kam da gerade recht. Wilke eilte davon und traf zum 1:0 (13.). Das Adrenalin aus dem Spiel nahm Kamolz noch vor der Pause. Sein dritter Anlauf, ein Tor zu erzielen, glückte. Nach der Flanke von Przemyslaw Szuszkiewicz brachte ein Kopfball das beruhigende 2:0 (41.). „Zwei einfache Fehler waren das von uns“, stellte Röllbachs Trainer Albano Carneiro fest. Einmal war seine Truppe richtig nah dran am Ausgleich, als Fabian Wolf das Tor knapp mit dem Kopf verfehlte (30.). „Wir müssen lernen“, sagte Carneiro, „und wir müssen Ruhe bewahren.“
Fünfmal hintereinander hat der Aufsteiger nun schon verloren, erst einen Sieg geholt. Solche Verhältnisse kannte man die letzten Jahre nicht. Zur Meisterschaft in der Bezirksliga ging’s tatsächlich ohne Niederlage. In Abtswind spielte Röllbach munter mit. „Wir versuchen es nicht nur übers Laufen und Kämpfen“, erklärte Carneiro. „Ich habe viele Spieler, die toll kombinieren können.“ Nur geht’s bei den Gegnern in der Landesliga eben schneller zu. Hoch anzurechnen war den Röllbachern, dass sie sich selbst nach dem dritten Gegentreffer nicht hängen ließen. Den direkt verwandelten Freistoß von Carl Murphy zum 4:0-Endstand verhindern konnten sie dennoch nicht (86.).
Michael Kämmerer
Das Spiel in der Statistik
TSV Abtswind: Florian Warschecha – Carl Murphy, Daniel Hämmerlein, Adrian Graf, Przemyslaw Szuszkiewicz –Nicolas Wirsching, Jürgen Endres (86. Patrick Gnebner), Steffen Barthel, Thilo Wilke –Pascal Kamolz (70. Jona Riedel), Peter Mrugalla (83. Frank Hartlehnert).
TuS Röllbach: Erich Giesbrecht – Nico Heckmann (65. André Pascual), Marius Diwersi, Nicolai Kuhn, Björn Erhart (66. Daniel Koch)– René Hagendorf, Florian Grimm, Fabian Wolf, Till Link – Alexander Grimm (89. Merter Förtig), Mario Ackermann.
Schiedsrichter: Peter Frank (Uttenreuth); Assistenten: Martin Pehle (Großdechsendorf), Florian Leschka (Röttenbach).
Zuschauer: 170.
Gelbe Karten: Thilo Wilke (Abtswind); René Hagendorf, Björn Erhart, Marius Diwersi (Röllbach).
Tore: 1:0 Thilo Wilke (13.), 2:0 Pascal Kamolz (41.), 3:0 Nicolas Wirsching (67.), 4:0 Carl Murphy (86.).
Stimmen zum Spiel
Petr Skarabela (Trainer TSV Abtswind): „Wichtig ist mir, dass wir in den drei Heimspielen neun Punkte geholt, zwölf Tore geschossen und keines kassiert haben. Mittlerweile befinden wir uns auf einer Welle des Erfolgs. Jeder Spieler ist begeistert, wenn er von Beginn an aufläuft. Die Art und Weise, wie wir auftreten, begeistert auch mich. Torhüter Florian Warschecha war im richtigen Moment präsent. Wenn nach einer Stunde das 1:2 fällt, wäre das Spiel vielleicht schwieriger geworden. Wir hatten die Spielanteile, haben nicht viel zugelassen. Es freut mich, dass wir momentan so viele Tore schießen. So kommen auch die Zuschauer auf ihre Kosten. Das wird auch mal wieder anders sein. Hauptsache ist, dass die Mannschaft erfolgshungrig bleibt, dass jeder einzelne auf seinen Einsatz brennt. Wenn die Mannschaft so wie heute umsetzt, was ich vorgebe, ist das der Idealfall.“
Albano Carneiro (Trainer TuS Röllbach): „Das war unsere fünfte Niederlage in Serie. Das sind wir nicht gewohnt nach einer sehr guten Bezirksliga-Saison, in der wir kein einziges Mal verloren hatten. Wir dürfen nicht die Köpfe hängen lassen, denn wir haben die Qualität, um in der Klasse zu bleiben. Gegen jeden Gegner haben wir mitspielt und die Punkte zu einfach liegen lassen. Wir müssen uns so schnell wie möglich an die Landesliga gewöhnen. Mit viel Laufarbeit und Kampf wollten wir heute ins Spiel kommen. Zwei einfache Fehler haben vor der Pause zu den Abtswinder Toren geführt. In der zweiten Halbzeit haben wir gut verteidigt und auch nach vorne einige Akzente gezeigt. Und dann holt der Abtswinder Torhüter den Ball mit einem hervorragenden Reflex heraus. Der Anschlusstreffer hätte noch einmal etwas bewegen können.“
Florian Warschecha (Torhüter TSV Abtswind): „Heute gibt es nicht viel zu meckern. Bis auf Kleinigkeiten haben wir unsere Sache wieder gut gemacht. Ich selbst habe nur einen Ball aufs Tor bekommen, und den habe ich gehalten. Dafür bin ich schließlich da. Auch wenn man als Keeper nicht viel zu tun hat, ist man immer mittendrin, um die Konzentration zu bewahren. Wir sind hinten kompakt, egal welcher Verteidiger vor mir steht. Jeder kann sich auf den anderen verlassen. Das gibt ein Gefühl der Sicherheit. Vor jedem Spiel versuchen wir mit Masseur Johann Schäfer meine Schulterverletzung in den Griff zu bekommen. Im Spiel bin ich dann nicht entscheidend beeinträchtigt, spüre nur hin und wieder einen Schmerz. Ich bin nicht aus Zucker. Bis zur Winterpause ziehe ich es auf diese Weise durch. Im Dezember lasse ich mich operieren.“
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