Erst im Hochgefühl, dann zutiefst betrübt: Vom pfeilschnellen Torschützen zum Patienten
FC Eintracht Bamberg – TSV Abtswind 0:2 (0:2)
Frohe Ostern?! Zumindest die erste Mission des verlängerten Wochenendes ist für den TSV Abtswind schon mal erfolgreich zu Ende gegangen. Im Landesligaspiel beim FC Eintracht Bamberg konnte die Mannschaft von Trainer Petr Skarabela am Samstag einen weiteren Sieg einfahren. Am Montag steht gegen den TSV Unterpleichfeld zu Hause die nächste schwere Aufgabe bevor. Verlängert Abtswind seine Serie, könnte es im Kampf um Platz zwei noch einmal spannend werden.
In Bamberg scheint die Uhr an manchen Ecken stehengeblieben zu sein. Der FC Eintracht hat fürwahr schon bessere Zeiten gesehen. Damals als der Verein in der Regionalliga spielte und noch nicht von einer in die nächste Insolvenz torkelte. Mittlerweile spielt die Mannschaft, die von der Bayernliga in die Bezirksliga durchgereicht zu werden droht, nicht einmal mehr im altehrwürdigen Volksparkstadion, das seit einigen Jahren den Namen einer örtlichen Großbäckerei trägt und daher als Fuchs-Park-Stadion firmiert. In der Winterpause wurde der Nutzungsvertrag mit der Stadt nicht mehr verlängert. Die Heimspiele finden nunmehr einen Steinwurf davon entfernt auf der eigenen Sportanlage statt. Das Verwaltungsgebäude mit Geschäftsstelle, Kabinentrakten und Gaststätte ist so neu, dass sich mancher Profiklub daran ein Beispiel nehmen kann. Die zahlreichen Pokale in den Glasvitrinen auf den Gängen erzählen von früheren Erfolgen. Dagegen versprüht der Rasen den Charme eines Dorfsportplatzes in der A-Klasse: Das Geläuf ist löchrig, uneben und ungepflegt. An der Anzeigetafel, auf der ein Schlachthaus mit dem Slogan „fit durch Fleisch“ Werbung treibt, ist der Lack ab. Es passt ins Bild, dass die Zeiger der Uhr permanent auf acht vor vier stehen, was unwissende Gästeakteure über die Spielzeit täuschen mag.
Und als sei es eine Prophezeiung, hängt an der Ergebnistafel unter „Heim“ die Null, während für den Gast jegliche Anzeige fehlt. Die Zahlen bedient an dem Tag, als der TSV Abtswind hier auftritt, jedenfalls niemand. Hätte es jemanden gegeben, wäre das Ergebnis zweimal geändert worden: nach zwanzig Minuten, als Frank Hartlehnert nach einem unnachahmlichen Antritt die Abtswinder Führung besorgte, und kurz vor dem Halbzeitpfiff, als Peter Mrugalla den Ball nach Ecke von Jürgen Endres mit dem Kopf ins lange Eck streichelte (41. Minute). Ein rauschendes 8:1 wie im Hinspiel gelang der Elf von Petr Skarabela zwar nicht mehr, was daran lag, dass Abtswind nach der Pause einen Gang zurückschaltete. Doch auch so geriet der 2:0-Erfolg beim Tabellenletzten zu keiner Zeit in Gefahr. Gemessen an den Ergebnissen gibt es in diesen Wochen nichts zu mäkeln. „Wir holen Punkte ohne Ende“, erkannte Torschütze Frank Hartlehnert. Das war nicht immer so. Erstmals in dieser Saison hat Abtswind vier Siege am Stück hingelegt. Auf der Zielgeraden einer wechselhaften Runde hat das Team Fahrt aufgenommen, was die besserplatzierte Konkurrenz auf den letzten Metern noch einmal in den Rückspiegel blicken lässt. Alles Gute kommt von hinten.
Der Ball tanzt ihm auf der Nase herum: Abtswinds Jürgen Endres versucht, die Kugel zu kontrollieren, während der Bamberger Maximilian Großmann in seinem Rücken lauert.
Hinten war auch in Bamberg ein gutes Stichwort. Dort nämlich ließen die Abtswinder nichts anbrennen. Kompromisslos in der Abwehr, die in den vergangenen vier Partien nur ein Gegentor hinnehmen musste, ließen sie den ohnehin recht harmlosen Hausherren kaum einmal eine Gelegenheit zum Abschluss. Ein Schuss von Alexander Glöckle in der ersten Halbzeit (19.) und einer von Maximilian Großmann nach der Pause (53.) waren für die heimschwachen Bamberger schon das Höchste der Gefühle. Eine Woche zuvor hatten sie mit einem Sieg beim TSV Karlburg aufhorchen lassen. Ausgerechnet nach dem Trainerwechsel von Georg Lunz hin zu Mannschaftskapitän Christian Ott gelang es dem Schlusslicht, einen 0:2-Rückstand in den letzten dreißig Minuten in ein 3:2 zu wandeln – und zwar dank zweier Treffer von Maximilian Großmann. Als am Samstag diese neuralgische Zeit anbrach, war Bambergs Stürmer schon nicht mehr auf dem Feld. Nicht etwa seine Auswechslung war der Grund gewesen. Großmann war in der 68. Minute mit Gelb-Rot vom Platz gestellt worden, weil er sich im Fallen mit der Hand auf den Ball geworfen hatte. In Unterzahl wiederholte sich Bambergs Aufholjagd nicht. Spätestens durch den Platzverweis war die letzte Hoffnung geschwunden.
Interimstrainer Christian Ott geisterte später eine andere Szene durch den Kopf, in der sein Team Anschluss hätte finden können: Nach einer Stunde Spielzeit musste Abtswinds Abwehrspieler Adrian Graf als letzter Mann eingreifen. Er tat dies so, dass Bambergs Patrick Titzmann den Ball eroberte und alleine aufs Tor lief, ehe ihn Schiedsrichter Kevin Rösch mit einem Pfiff stoppte. Offenbar hatte Titzmann auch die Hand am Ball, als Graf ihm bei seinem Klärungsversuch ins Gesicht schoss. „Mein Spieler sagt, es war kein Handspiel“, berichtete Ott. „Vielleicht wären wir sonst noch mal rangekommen.“ Gleichwohl machten es die Bamberger ihrem Gegner ziemlich einfach, Tore zu erzielen: Peter Mrugalla verlängerte einen Einwurf zu Frank Hartlehnert, und für den gab es kein Halten mehr. Wie schon bei seinem Treffer gegen Fuchsstadt lief der Linksaußen allen davon und schloss überlegt ins lange Eck ab. Als Hartlehnert zum Sprint ansetzte, raunte das Publikum vor Staunen. „Meine Schnelligkeit ist wahrscheinlich angeboren. Anders kann ich mir es nicht erklären“, sagte der Schütze, der so viel Schwung aufgenommen hatte, dass er fast in die Bande gekracht wäre. Schmerzhaft wurde es für den 25-Jährigen später trotzdem: Erneut war er mit langen Schritten davongezogen, als er plötzlich aufschrie, zu humpeln anfing und ins Gras fiel. Rasch war klar: Diese Verletzung ist gravierender.
„Ich habe gleich gespürt, dass etwas gerissen ist“, sagte Hartlehnert deprimiert, der in den Wochen zuvor Probleme mit dem rechten Oberschenkel hatte. „Warum jetzt der linke streikt, keine Ahnung.“ An übermäßiger Belastung konnte es nicht gelegen haben, nachdem die Abtswinder zuletzt spielfrei waren. Nun wird Hartlehnert einige Zeit Pause haben und am Montag für das Heimspiel gegen Unterpleichfeld (15 Uhr) ausfallen. „Er ist so gut in Form gewesen“, bedauerte Petr Skarabela, der damit einen weiteren Spieler auf der ohnehin langen Verletztenliste kompensieren muss. Als hätte der Übungsleiter nicht schon seit Wochen das letzte Aufgebot aufs Feld geschickt, ist der Kader nun noch mehr dezimiert.
Michael Kämmerer
Jetzt kühlen Kopf bewahren: Abtswinds Sven Gibfried (Mitte), umzingelt von den Bambergern Maximilian Großmann (links) und Michael Weimer.
Das Spiel in der Statistik
FC Eintracht Bamberg: Matthias Kühhorn – Alexander Glöckle, Maximilian Vetter, André Jerundow, Niklas Tscherner – Marc Reischmann, Dominik Oppelt (51. Simon Bube), Michael Weimer (63. Bashkim Peci), Tobias Linz (82. Thomas Görtler) – Patrick Titzmann, Maximilian Großmann.
TSV Abtswind: Patrick Hefner – Michael Herrmann (82. Julian Beßler), Sven Gibfried, Adrian Graf, Przemyslaw Szuszkiewicz – Jürgen Endres, Jonas Wirth, Philipp Hummel, Frank Hartlehnert (32. Carl Murphy) – Peter Mrugalla, Steffen Barthel.
Schiedsrichter: Kevin Rösch (Veitsbronn); Assistenten: Jan Kauper (Poppenreuth), Johannes Wellmann (Deutenbach).
Zuschauer: 208.
Gelbe Karten: Maximilian Vetter, Niklas Tscherner (Bamberg); Jürgen Endres, Carl Murphy (Abtswind).
Gelb-Rote Karte: Maximilian Großmann (Bamberg, 68., Handspiel).
Tore: 0:1 Frank Hartlehnert (20.), 0:2 Peter Mrugalla (41.).
Stimmen zum Spiel
Petr Skarabela (Trainer TSV Abtswind): „Es war schön, bei meinem Ex-Verein so viele Bekannte wiederzutreffen. Hauptsache war aber, dass wir das Spiel gewonnen haben. In der ersten Halbzeit haben wir gemacht, was nötig war. Im Hinblick auf das Spiel am Montag gegen Unterpleichfeld haben wir ökonomisch gespielt. Entscheidend war, dass wir von den vier guten Chancen zwei reingemacht haben. Nach der Pause war es zerfahren ohne herausragende Aktionen. Gegen zehn Mann haben wir die Partie auf dem schlechten Platz heruntergespielt und hinten nichts anbrennen lassen. Die Punkte zählen, der Rest ist egal. Solange es rechnerisch möglich ist, werden wir alles versuchen, um noch auf Tabellenplatz zwei zu kommen. Wenn wir so weitermachen, bauen wir die Siegesserie aus, die wir uns so lange gewünscht haben. Das bringt die Mannschaften, die vor uns stehen, unter Druck.“
Christian Ott (Trainer FC Eintracht Bamberg): „Der Sieg geht in Ordnung. Auf diesem Platz haben wir versucht, über Kampf und Leidenschaft ins Spiel zu finden. Die Gegentore waren auf individuelle Fehler zurückzuführen. Die zweite Halbzeit war von uns ganz okay, wobei zu sehen war, dass Abtswind zurückgeschaltet hatte. Im Endeffekt hatten wir keine nennenswerten Chancen. In der ersten Halbzeit gab es einen Schuss, den der Torwart gut pariert hat. Es wäre nicht verdient gewesen, wenn wir zurückgekommen wären. Wir besitzen auch nicht die individuelle Klasse, um mit zehn Mann ein Spiel zu drehen, vor allem nicht ohne Maximilian Großmann. Uns bleiben noch fünf Spiele, um den letzten Platz zu verlassen und in die Relegation zu kommen. Alles andere wäre vermessen. Wir wussten, dass es ein schweres Jahr wird. Dass es so schwer wird, hatte keiner vermutet.“
Frank Hartlehnert (verletzter Torschütze TSV Abtswind): „Ich bin trotz des Sieges deprimiert, denn ich bin schon wieder verletzt. Für uns als Mannschaft ist es optimal, dass wir den nächsten Dreier geholt haben und auf Tuchfühlung zur Spitze bleiben. Wir haben gerade einen Lauf. Wenn wir weiter so punkten, wird es noch mal richtig interessant. Wir können auch innerhalb kurzer Zeit zwei gute Spiele machen. Daher bin ich für das Spiel am Montag gegen Unterpleichfeld zuversichtlich. Ich dagegen werde nicht spielen können. Ein weiterer Ausfall ist in der gegenwärtigen Situation denkbar schlecht. Wir gehen seit Wochen auf dem Zahnfleisch. Ich habe mich heute gut gefühlt, hatte keine Probleme beim Aufwärmen. Leider schlage ich mich schon die ganze Saison mit Verletzungen herum. Trotz allem machen das die Jungs richtig gut. Ein Lob an die Mannschaft, dass sie momentan so stark spielt.“
Gestützt von Masseur Johann Schäfer, verlässt der Abtswinder Frank Hartlehnert verletzt das Spielfeld.
Viele Impressionen vom Spiel gibt es in einer Fotoserie.
Wahl zur Elf der Woche beim Fußballportal Fupa: Für Abtswind abstimmen.