Die beiden Angreifer beweisen, dass sie gut miteinander können
TSV Abtswind – TuS Feuchtwangen 7:0 (2:0)
Dieser Saisonstart ist ganz nach dem Geschmack aller Abtswinder: Nach vier Spielen steht die Mannschaft dort, wo sie auch gerne am Ende landen darf, nämlich an der Spitze des Landesliga. Vielleicht gelingt als Erster ja der Durchmarsch bis zum Schluss. Trainer Petr Skarabela hält seine Mannschaft für unschlagbar, wenn sie ihre Leistung hundert Prozent abruft. Gegen Feuchtwangen traf das am Samstag schon mal eindrucksvoll zu.
Genauso wenig wie man den Tag vor dem Abend loben soll, ist es besser, den Stürmer nicht vor dem Abpfiff zu kritisieren. Es gibt Angreifer, die sind 89 Minuten nicht zu sehen und treffen dann ausgerechnet in letzter Sekunde, um ihre Zweifler eines Besseren zu belehren. Wäre es im Spiel gegen den TuS Feuchtwangen nach Abtswinds Manager Christoph Mix gegangen, dann wäre Pascal Kamolz zur Pause wahrscheinlich in der Kabine geblieben: „Er stand einfach neben sich“. Doch in sportlichen Fragen hat allein Petr Skarabela das Sagen. „Dem Trainer rede ich nichts rein“, machte Mix deutlich. Das war in dem Fall auch besser. Skarabela hielt an Kamolz fest und ließ ihn bis zum Ende auf dem Feld. Der dreißig Jahre alte Torjäger dankte es mit zwei späten Treffern, die beide das Prädikat der Perfektion erreichten. Kamolz schraubte damit das Ergebnis in eine Dimension, die für das Abtswinder Publikum seit dem vergangenen Jahr fast schon zur Gewohnheit geworden ist. Zu Hause läuft es in aller Regel für den TSV. Ein Stürmer wird nun mal vor allem an Toren gemessen. Und Kamolz zerstreute alle Skepsis mit zwei fulminanten Abschlüssen.
„In der ersten Halbzeit hätte Pascal wohl kein Tor gemacht“, glaubte Christoph Mix. Manche missglückte Aktion ließ den Frust bei Kamolz größer werden, der sich dann beim 6:0 und 7:0 umso krachender entlud. In gleicher Weise wie das Team ganz oben steht, ist der Stürmer mit insgesamt vier Erfolgserlebnissen an die Spitze der Torschützenliste geklettert. Ohnehin war es der Tag der Angreifer: Daniel Endres stand seinem Sturmpartner in nichts nach und erzielte seine ersten beiden Saisontore. Zur Vollendung des Ganzen legte der Neuzugang aus Marktbreit noch zwei Vorlagen obendrauf. „Daniel und Pascal haben sehr gut gespielt“, sagte Trainer Skarabela. „Bei Pascal hat es ein wenig gedauert, bis er die Dose geöffnet hat.“ Dass vier der sieben Buden allein auf das Konto der beiden Frontmänner gingen, bestätigte den Übungsleiter in der Wahl seiner Aufstellung. Obwohl Kamolz und Endres vom gleichen Schlag sind und als Stoßstürmer identische Spielertypen bilden, lieferten sie den Beleg, dass sie miteinander zurechtkommen. Während Pascal Kamolz als Spätzünder für Knalleffekte sorgte, war Daniel Endres für den Blitzstart verantwortlich.
Abtswinds Daniel Endres (Zweiter von rechts) beschäftigt die gegnerische Hintermannschaft.
Einen Spielzug wie aus dem Lehrbuch über Jürgen Endres und Philipp Hummel verwertete der Mittelstürmer in der fünften Minute trefflich. Es waren ohnehin meistens blitzsauber herausgespielte Tore, die Abtswind fabrizierte. Zweimal kamen Standardsituationen ins Spiel, als Nicolas Wirsching nach einer Ecke den Ball zum 2:0 ins Netz stocherte (27. Minute) und Adrian Dußler einen Freistoß direkt zum fünften Abtswinder Treffer versenkte (78.). Bevor in der zweiten Halbzeit die Verhältnisse derart deutlich wurden, hatte Feuchtwangen durchaus auch seine Möglichkeiten. Ein Eckball wurde in der 16. Minute zum direkten Torschuss an den Pfosten. Nach etwas mehr als einer Stunde prüfte Fabian Biegler gleich zweimal kurz hintereinander Abtswinds Schlussmann Julian Schneider. Während die Gäste nach vorne gute Ansätze hatten, waren sie hinten umso anfälliger. „Nach einem Gegentor fällt die Mannschaft regelmäßig zusammen“, bedauerte Feuchtwangens Trainer Ralf Meier nach der dritten Niederlage im vierten Spiel. „Dadurch machen wir uns das ganze Spiel kaputt.“
In den letzten zwanzig Minuten lief bei den Mittelfranken, denen in der Schlussphase jeder Fehler bestraft wurde, nichts mehr. Hinzukam bei Timo Schaller der Frust. Als der Ball schon weg war, trat er noch mal zu, was bereits die Rote Karte nach sich zog. Gleichzeitig ging Schaller den Schiedsrichter an und verpasste ihm einen Rempler. „Dumm, einfach dumm“, sagte Ralf Meier über die Szene, die seinem Spieler mehrere Spiele Sperre einbringen dürfte. Nach Carl Murphys beruflich veranlasstem Abschied und dem Wechsel zu den Sportfreunden Dorfmerkingen Ende Juli, verteidigte bei Abtswind Przemyslaw Szuszkiewicz die meiste Zeit auf der linken Abwehrseite. In den letzten zwanzig Minuten nahm Mathias Brunsch die Position ein. „Wir haben dafür zwei, drei gute Leute, die umschulen werden“, sagte Skarabela zu der Neubesetzung, so dass Szuszkiewicz nicht die einzige Option bleibt. Der Konkurrenzkampf in der Mannschaft befeuert ohnehin die Leistungen jedes einzelnen. „In den vier Spielen haben wir uns wie eine Mannschaft präsentiert, die aufsteigen will“, erkannte Skarabela.
Michael Kämmerer
Auf und davon: Der Abtswinder Kapitän Michael Herrmann (links) sprintet die Außenlinie entlang.
Das Spiel in der Statistik
TSV Abtswind: Julian Schneider – Michael Herrmann, Sven Gibfried, Nicolas Wirsching, Przemyslaw Szuszkiewicz (68. Mathias Brunsch) – Adrian Dußler, Steffen Barthel (80. Damian Rzedkowski), Jürgen Endres, Philipp Hummel (77. Lukas Wirth), – Daniel Endres, Pascal Kamolz.
TuS Feuchtwangen: Philipp Deeg – Pascal Richter (64. Manuel Reichert), Christian Beck, Bastian Beck (70 Tim Willer), Tobias Keilwerth – Daniel Seyler, Sebastian Arold, Sebastian Lux, Fabian Biegler, Timo Schaller – Steven Bartels (86. Marco Wegert).
Schiedsrichter: Christopher Knauer (Lichtenfels); Assistenten: Tobias Hannweber (Gestungshausen), Johannes Ruß (Arnstein).
Zuschauer: 230.
Gelbe Karten: Sven Gibfried (Abtswind); Sebastian Arold, Pascal Richter, Timo Schaller, Fabian Biegler (Feuchtwangen).
Rote Karte: Timo Schaller (Feuchtwangen, 72., grobes Foulspiel).
Tore: 1:0 Daniel Endres (5.), 2:0 Nicolas Wirsching (27.), 3:0 Philipp Hummel (53.), 4:0 Daniel Endres (69.), 5:0 Adrian Dußler (78.), 6:0 Pascal Kamolz (80.), 7:0 Pascal Kamolz (82.).
Stimmen zum Spiel
Petr Skarabela (Trainer TSV Abtswind): „Das Ergebnis spricht für alles. Wir haben schon in der ersten Halbzeit gut angefangen. Trotz des schnellen 2:0 waren wir immer in der Vorwärtsbewegung. Die Mannschaft hat sehr viel investiert. Wir waren nach Feuchtwangens 6:1 gegen Röllbach gewarnt, dass der Gegner keine schlechte Mannschaft hat und nach vorne gefährlich spielen kann. Die Defizite in der Abwehr haben wir genutzt. Nach dem 4:0 sind alle Dämme gebrochen. Die Tore wurden super herausgespielt. Wir haben eine sehr gute Leistung gebracht und Feuchtwangen als Aufsteiger nicht unterschätzt. Das Team hat sich den Applaus verdient. Der entscheidende Unterschied zur Vorsaison ist, dass wir konstant spielen und bisher nur ein Gegentor kassiert haben. Wir befinden uns auf einem sehr guten Niveau. Jeder Abtswinder kann auf diese Mannschaft stolz sein.“
Ralf Meier (Trainer TuS Feuchtwangen): „0:7 spricht eine klare Sprache. Das Ergebnis war enttäuschend. Noch mehr ärgert mich die Art und Weise, wie meine Mannschaft sich nach dem 0:3 aufgegeben hat. Das ist beinahe beschämend. Anfangs haben wir noch gut mitgespielt und unsere Chancen bekommen, um in Führung zu gehen oder auszugleichen. Unser großes Problem nach einem Rückstand ist, dass die Köpfe viel zu schnell nach unten gehen. Das war leider typisch für uns. Mit einem Erfolgserlebnis wäre mehr möglich gewesen. Es hat sich bemerkbar gemacht, dass wir aufgrund einiger Ausfälle improvisieren mussten. Leider müssen wir als Neuling immer noch Lehrgeld bezahlen. Mit der deutlichen Klatsche haben wir das hoffentlich beendet. Wir sind ja durchaus in der Lage mitzuhalten, wie die anderen Spiele gezeigt haben.“
Daniel Endres (Stürmer TSV Abtswind): „Das war von mir ein guter zweiter Startelf-Einsatz mit zwei Treffern und zwei Vorlagen. Deshalb bin ich zufrieden, der Trainer mit mir hoffentlich auch. Gut, dass wir mal ein richtig schnelles Tor gemacht haben. Das hat uns in die Karten gespielt. Ich habe schon in den ersten Spielen gemerkt, dass Pascal und ich gut miteinander harmonieren. Unsere Absprachen funktionieren. Wenn beide Stürmer zweimal treffen, ist das ein Beleg dafür. Mit meinem Wechsel nach Abtswind wollte ich wieder Landesliga spielen. Mit diesem Kader macht es noch einmal mehr Spaß als in der Vergangenheit. Wenn ich dann noch von Beginn an spiele und treffe, bin ich hochzufrieden.“
Abtswinds Schlussmann Julian Schneider stellt sich dem Feuchtwangener Fabian Biegler (rechts) in den Weg, der sich von Przemyslaw Szuszkiewicz nicht am Torschuss hindern lässt.
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