Nach einer halben Stunde schafft Abtswind klare Verhältnisse

SG Hettstadt – TSV Abtswind 0:5 (0:3)

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Ein wenig Anlauf war nötig, ehe der TSV Abtswind seine Pflichtaufgabe im Pokal souverän und ungefährdet beim Kreisligisten SG Hettstadt löste. Eine halbe Stunde lang tat sich die mit einigen Spielern aus der zweiten Reihe ergänzte Mannschaft von Petr Skarabela schwer. Doch der Führungstreffer durch den Jüngsten im Kader setzte Kräfte frei, die nach der Pause für noch deutlichere Verhältnisse hätten sorgen können. In der zweiten Runde könnte Abtswind nun ein hochkarätiger Gegner zugelost werden.

Als die Begegnung längst entschieden war, tat ein Hettstädter Fan kund, was ihm auf der Seele brannte. „Wenn wir komplett wären“, meinte der Herr im mittleren Alter, „würden wir hier mitspielen.“ Er sagte das im Vorbeigehen in Richtung einer Schar Abtswinder Anhänger, die ob dieser gewagten Einschätzung belustigt schienen. „Glaubst du etwa“, entgegnete einer aus dem Pulk schlagfertig, „bei uns spielt die beste Mannschaft?“ Müsste Petr Skarabela die Frage beantworten, würde er mit ziemlicher Sicherheit den Hinweis geben, dass er immer nur seine besten Akteure auf den Rasen schicke. Abtswind ist in dieser Saison jedenfalls derart ausgeglichen besetzt, dass es kaum einen Unterschied macht, wen der Trainer aufbietet. „Sie sind nahezu gleichwertig“, sagt Skarabela über jene, die nicht von Beginn an spielen, die er aber genauso bedenkenlos einsetzen könnte wie das etablierte Stammpersonal.

Lukas Wirth, Jona Riedel, Mathias Brunsch und Damian Rzedkowski bekamen gegen die um zwei Klassen niedriger angesiedelte SG Hettstadt ihre Chance. Dass es auswärts beim Außenseiter kein böses Erwachen gab, bestätigte Skarabelas Personalrochaden. Bevor der Landesliga-Tabellenführer klare Verhältnisse schuf, verging eine zähe halbe Stunde. Hettstadt versuchte mit einer Fünferkette in der Abwehr, den Abtswinder Ansturm zu verhindern, was eine Zeitlang eindrucksvoll gelang. So viel beherzte Gegenwehr passte den Gästen nicht ins Konzept, die manchen ungenauen Pass schlugen, der den Spielaufbau wieder auf Anfang setzte. Die Hettstädter, die im Pokalwunschkonzert lieber die Würzburger Kickers oder Schweinfurt 05 empfangen hätten, sich dann aber doch lieber für Abtswind statt für Aschaffenburg oder Aubstadt entschieden, spekulierten am Mittwochabend auf den einen glücklichen Moment, der ihnen womöglich zur Überraschung verholfen hätte. Doch der trat nicht ein. Nicht nach einer Ecke, nicht nach einem Freistoß, nicht auf andere Weise.

Abtswinds zweimaliger Torschütze Adrian Dußler nimmt Fahrt auf.

Ein einziges Mal musste Abtswinds Julian Schneider bei einer Standardsituation nachfassen, doch ehe ein Hettstädter davon profitierte, begrub der Schlussmann den Ball sicher unter seinem langen Körper. Würden die Gäste einmal einen Angriff konsequent zu Ende spielen, so viel schien sicher, würde das einen Dominoeffekt auslösen. Lukas Wirth lieferte die Initialzündung. Der Achtzehnjährige, im Sommer erst in den Herrenbereich gewechselt, nahm ein Zuspiel von Jürgen Endres auf und wuchtete den Ball aus einiger Entfernung ins Hettstädter Tor (29. Minute). Es dauerte nicht lange, bis sich die Großchancen häuften – und weitere Treffer fielen. Jürgen Endres spitzelte das Leder bei einer Ecke vor allen anderen über die Linie (31.), und Adrian Dußler nutzte die zunehmende Überforderung des Gegners, um noch vor der Pause auf 3:0 zu erhöhen (42.). Es wäre schlimm gewesen, hätte es keine Klassenunterschiede gegeben. Unter Druck unterliefen den Hausherren die meisten Fehler.

Nach einer Stunde schwand der Widerstand des Kreisliga-Vizemeisters, der in der Relegation den Sprung nach oben verpasst hatte, noch einmal deutlich. Angriff um Angriff näherte sich Hettstadts Torhüter Oliver Weippert, der im Dauerbeschuss eine starke Figur abgab. Die weiteren Treffer durch Daniel Endres und Adrian Dußler zum 5:0-Endstand vermochte auch er nicht zu verhindern. Hettstadts Offensive, die in der zurückliegenden Kreisliga-Saison mit fast hundert Toren für Furore gesorgt hatte, musste lange auf ihre Chance warten: Ali Ceylan gab in der Schlussphase den einzigen Schuss ab, dem Julian Schneider die Wirkung nahm. Die übrigen unterfränkischen Spitzenteams gaben sich in der ersten Pokalrunde ebenfalls keine Blöße. Somit befinden sich bei der Auslosung am kommenden Freitag im Regionaltopf neben Abtswind auch die Würzburger Kickers, Schweinfurt 05, Viktoria Aschaffenburg und der TSV Aubstadt. Eine dieser Mannschaften könnte am 22./23. August in Abtswind gastieren.

Michael Kämmerer

Der Abtswinder Jürgen Endres (links) im Zweikampf mit einem Hettstädter.

Das Spiel in der Statistik

SG Hettstadt: Oliver Weippert – Dominik Mödl (46. Benedikt Wald), Sebastian Schebler, Tilman Lorey, Steffen Rögele, Lukas Lorey – Michael Schaupp, Mark Urkom (74. Mehmet Sahinkaya), Ali Ceylan, Jonas Hörner – Lukas Heßdörfer (46. Lukas Cichon).
TSV Abtswind: Julian Schneider – Michael Herrmann (46. Damian Rzedkowski), Mathias Brunsch, Adrian Graf, Przemyslaw Szuszkiewicz – Lukas Wirth, Adrian Dußler, Jona Riedel, Frank Hartlehnert (58. Philipp Hummel), Jürgen Endres – Daniel Endres (79. Pascal Kamolz).
Schiedsrichter: Steffen Ehwald (Geldersheim); Assistenten: Michael Krug (Versbach), Matthias Rehm (Grombühl).
Zuschauer: 100.
Tore: 0:1 Lukas Wirth (29.), 0:2 Jürgen Endres (31.), 0:3 Adrian Dußler (42.), 0:4 Daniel Endres (55.), 0:5 Adrian Dußler (87.).

Stimmen zum Spiel

Petr Skarabela (Trainer TSV Abtswind): „Wir haben unsere Pflicht erfüllt und das Spiel neunzig Minuten beherrscht. Daher geht das Ergebnis in Ordnung. Eine halbe Stunde gab es unsererseits Leerlauf. Dann hatten wir die Sache im Griff und haben am Ende unsere Klasse bewiesen. Gegen unterklassige Vereine tut man sich anfangs meistens schwer. Wir standen mehr unter Druck. Der Gegner konnte nur gewinnen. Mit der ersten Chance sind wir in Führung gegangen. Das hat Kräfte freigesetzt. Spätestens nach dem 3:0 war das Spiel entschieden. Das ein oder andere Tor wäre noch möglich gewesen. Für die Leute, die bisher nicht viel gespielt haben, war es ein guter Test. Ich habe fünf neue Akteure gebracht: Sie sind fast gleichwertig zu den anderen, aber ihnen fehlt wie gesagt die Spielpraxis. Die Mannschaft hat sich in jedem Fall das Weiterkommen verdient. Mal sehen, wer in der zweiten Pokalrunde auf uns wartet.“

Steffen Rögele (Trainer SG Hettstadt): „Ein hochverdienter Sieg für die Abtswinder, die über eine gute Mannschaft verfügen und in der Breite gut besetzt sind. Bis zum 1:0 haben wir es dem Gegner schwer gemacht und uns auch insgesamt gut verkauft. Dreißig Minuten lang haben wir wenig zugelassen. Wir wollten hinten kompakt stehen. Um in der Abwehr Überzahl zu schaffen, habe ich eine Fünferkette aufgestellt. Sonst hätte Abtswind uns richtig abgeschossen. Wir haben darauf spekuliert, vielleicht durch eine Standardsituation in Führung zu gehen. Leider sind wir derzeit nicht üppig besetzt. Nach einer Verletzung war unser bester Torschütze Lukas Cichon noch nicht voll einsatzfähig. Letztlich hat sich die Qualität durchgesetzt, indem Abtswind mit der ersten Chance in Führung gegangen ist und schnell nachgelegt hat. Danach war das Spiel gelaufen. Ich wünsche den Abtswindern, dass sie diese Saison den Aufstieg packen.“

Lukas Wirth (Mittelfeldspieler TSV Abtswind): „Die ersten zwanzig Minuten haben wir verschlafen. Wir waren nicht gut im Spiel. Die Flanken sind nicht angekommen. Nach dem 1:0 hat sich unser Knoten gelöst, so dass wir doch noch eine gute Leistung gezeigt haben. Ein paar Tore mehr hätten es noch werden können. Mit dem, was ich gezeigt habe, bin ich eigentlich ganz zufrieden. Ich habe bei meinem ersten Einsatz in der Startelf viele Bälle bekommen. Die Mannschaft hat mich unterstützt. Zu Beginn der zweiten Halbzeit habe ich mir schwergetan, indem ich mir ein paar Fehlpässe geleistet habe. Die Mitspieler haben mich aufgebaut, von daher alles kein Problem. Eigentlich bin ich kein Torschütze, aber heute hat es mal geklappt. Ich hoffe, dass ich auch in der Landesliga meine Spielzeit bekomme. Für einen Jungen wie mich ist es schwer, sich in eine so überragende Mannschaft zu spielen, vor allem weil auf meiner Position im Mittelfeld die Konkurrenz groß ist.“

Hettstadts Schlussmann Oliver Weippert (links) klärt vor dem Abtswinder Pascal Kamolz.

Viele Bilder vom Pokalerfolg in Hettstadt gibt es in einer Fotoserie.

Die Tore und Höhepunkte des Spiels als Video.

Abtswinds Lukas Wirth im Video-Interview.