Abtswind gewinnt das Altbessinger „Party-Spiel“

DJK Altbessingen – TSV Abtswind II 2:4 (0:3)

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Dieses Mal geht die Rechnung nicht ganz auf. Die Altbessinger Spezialisten im Zurückkommen, also einen Rückstand egalisieren, bzw. zu drehen, scheitern am Abtswinder Defensivbollwerk. Mit dem Dreier beim zweiten „Sechs-Punkte-Spiel“ (O-Ton Velibor Teofilovic) steigt die Landesligareserve auf Rang sieben, fünf Punkte hinter Spitzenreiter Mühlhausen/Schraudenbach und auch nur fünf Zähler mehr als Schlusslicht Stadelschwarzach. Ein weiteres Kapitel in der Kreisliga SW1 mit ihrer ungeheuren Leistungsdichte.

Altbessingens Kapitän ist sichtlich ausgepumpt. „Das war heute mal wieder typisch Kreisliga.“ Peter Reitz schüttelt den Kopf ob der Tabellenkapriolen dieser Kreisliga: „Wenn man unbedingt einen Meistertipp abgeben muss, zeigt jedes Team auf irgendeinen anderen, weil jeder weiß, fünf trauen sich nicht und der sechste steht plötzlich ganz oben und weiß nichts von seinem Glück.“ Altbessingens Trainer schiebt noch hinterher, dass „Abtswind da unten eigentlich nichts verloren hat.“ Auch heute wider musste Michael Fery auf der ein oder anderen Position umdisponieren, beispielsweise mit Kapitän Peter Reitz auf der aufreibenden Außenbahn, oder Mario Full erneut in der wenig spektakulären, weil defensiv angelegten Sechserposition. Auch Abtswinds Übungsleiter Velibor Teofilovic schickte seine Schützlinge mit einem gewissen Sicherheitskonzept in die Begegnung.

Was dabei herauskommt ist „Party“, wie es Altbessingens Kapitän Peter Reitz beschreibt. Taktisch anspruchsvolles Abtasten auf läuferisch zunächst überschaubarem Niveau. Aber mit der Zeit gewinnt die Partie deutlich an Tempo. Im letzten Drittel der ersten Hälfte „fallen die Tore für Abtswind wie reife Früchte“, wie es Michael Fery bildhaft umschreibt. „Wir waren nicht nah genug an den Gegenspielern dran.“ Nimmt man noch die individuelle Klasse einiger Abtswinder Akteure hinzu, die „im entscheidenden Moment vieles richtig machen“, wie es Nordheims Trainer Udo Braun letzte Woche analysierte, dann ergibt das ein abgerundetes Bild. Der Doppelschlag durch Jona Riedel und Frank Hartlehnert (30. und 33. Minute) lähmt die Heimelf. Mit dem 0:3 kurz vor dem Seitenwechsel deutet sich eine klare Tendenz an, wie die zweite Hälfte vermutlich verlaufen wird.

Aber so nicht mit Altbessingens Drehbuchautoren. Kurz nach Pausentee und Kabinenpalaver köpft Janik Quitsch eine scharfe Flanke von Manuel Burkard ein. Und spätestens als Peter Reitz kurz darauf im Abtswinder Strafraum unsanft von den Socken geholt wird, ist wieder alles offen im „Party-Spiel“, der neuen Synonym für überbordendes Taktikrumgeschubse. Kurzes Szene-Update: Steilpass auf Peter Reitz ans linke Strafraumeck. Abtswinds Torwart sprintet wie angestochen aus seinem Kasten und kommt einen winzigen Moment zuspät. Manuel Burkard verwandelt unter Julian Beßler hinweg, der heute ersatzweise für Eduard-Alin Wellmann zwischen den Pfosten stand.

Für einige Minuten scheint die Partie komplett offen. Aufgeladene Spannung am Spielfeldrand bis kurz darauf Altbessingens Mittelfeldakteur Pascal Warmuth einen weiten Flugball unterläuft. Der Rest ist schierer Torhunger. Eric Köhler leitet per Kopf weiter auf Andreas Herrmann. Abtswinds Mann hinter den Spitzen legt sofort in den Lauf von Axel Zehnder an die line Strafraumkante. Eine Körpertäuschung, ein langes Bein und Schiedsrichter Thomas Edelmann deutet sofort auf den Punkt. Christoph Hoffmann drischt die Murmel humorlos zum entscheidenden 4:2 aus Abtswinder Sicht in die Maschen.

Altbessingen gibt sich nicht geschlagen. Moral ist der Brennstoff, der das Team von Michael Fery immer wieder nach vorne peitscht. Abtswind hält gut dagegen und hat bei zwei hochgradig feuergefährlichen Szenen das Quäntchen Glück auf seiner Seite. Bei einer Doppelchance durch Marcel Warmuth und Manuel Burkard pariert Julian Beßler reaktionsschnell beide Kopfbälle aus kurzer Distanz. In den letzten Minuten kontern die Gäste ein ums andere Mal, bringen den Spielball jedoch nicht erneut im Altbessinger Kasten unter.

Ausgepumpt und glücklich über das Resultat, und dennoch nicht vollends zufrieden: Jona Riedel hadert etwas mit der Chancenverwertung in der Schlussphase. „Wir haben viel zuwenig aus unseren Konterchancen gemacht. Das müssen wir bei nächster Gelegenheit cleverer ausspielen.“ Und der nächste Anlass bietet sich bereits am kommenden Freitag zum Abtswinder Kirchweihspiel. Anstoß in der Kräuter Mix Arena bereits um 17:15 Uhr. Gegner ist die DJK Schweinfurt mit dem ehemaligen Abtswinder Sascha Cäsar.
Matthias Ley

Das Spiel im Überblick:

DJK Altbessingen: Andreas Full – Stefan Wecklein, Dominik Göbel, Peter Reitz, Steffen Full – Mario Full, Pascal Warmuth, Marcel Warmuth, Julian Weidner – Kai Herold, Manuel Burkard. Einwechselspieler: Daniel Lilienweiss, Christian Reuter, Jonas Heil, Janik Quitsch.
TSV Abtswind II: Julian Beßler – Axel Zehnder, Christoph Hofmann, Daniel Kaminski, Markus Golombek – Eric Köhler, Markus Schamberger – Jona Riedel, Andreas Herrmann, Frank Hartlehnert – Aljoscha Keßler. Einwechselspieler: Michael Rügamer, Mladen Grujic, Velibor Teofilovic, Patrick Hock, Christoph Kniewasser, Maximilian Heß.
Schiedsrichter: Thomas Edelmann
Zuschauer: ca. 80
Gelbe Karten: Peter Reitz, Pascal Warmuth, Kai Herold (DJK Altbessingen) – Julian Beßler, Daniel Kaminski, Christoph Hofmann (TSV Abtswind II)
Tore: 0:1 Jona Riedel (31.,Zuspiel von Axel Zehnder vors Tor, Abstauber per Sohlenstreichler), 0:2 Frank Hartlehnert (33., Vorarbeit von Jona Riedel, Drehung um Innenverteidiger und trockener Abschluss aus 5 Metern), 0:3 Jona Riedel (43., Flanke Axel Zehnder, Ablage per Brust von Christoph Hoffmann, artistischer Seitfallzieher), 1:3 Janik Quitsch (48., Kopfball nach Flanke von Manuel Burkard), 2:3 Manuel Burkard (57., Elfmeter nach Foul an Peter Reitz), 2:4 Christoph Hoffmann (67., Elfmeter nach Foul an Axel Zehnder).

Die Stimmen zum Spiel:

Jona Riedel (Stürmer TSV Abtswind II): „Wir wollten die Partie etwas vorsichtiger angehen, als zuletzt. Unser Trainer Velibor Teofilovic hat uns auf einige wichtige Altbesssinger Spieler hingewiesen, vor allem auf Mario Full, über den vor allem in der ersten Halbzeit viel lief. Auch auf den 18er, Manuel Burkard, sollten wir aufpassen. Deshalb auch das Mittelfeldgeplänkel zu Beginn. Aber mit dem 1:0 lief es dann besser bei uns. In der Viertelstunde vor der Pause haben wir sehr gut zusammengespielt. Das 1:0 sah wirklich kurios aus. Zuerst mal eine sehr gute Flanke von Axel Zehnder. Eigentlich wollte ich den Ball mit dem rechten Fuß einschieben. Aber dann ist mir das Ding von der Sohle ins Netz abgeprallt. Wie gesagt, kurios, aber Hauptsache drin. In der Kabine hat uns der Trainer gelobt. Wir sollten unseren Stil weiterspielen, aber gleichzeitig aufpassen, denn Altbessingen kann auch einen 0:3-Rückstand aufholen. Das haben sie oft genug bewiesen. Es ist dann auch eingetreten, wovor der Trainer uns gewarnt hatte. Aber zum Glück machen wir das entscheidende 4:2. Zum Schluss haben wir viel zuwenig aus unseren Konterchancen gemacht. Das müssen wir bei nächster Gelegenheit cleverer ausspielen.“

Michael Fery (Trainer DJK Altbessingen): „Das 0:3 zur Pause war für uns schon ziemlich heftig. Da noch einmal zurückzukommen, ist halt sauschwer. In der ersten halben Stunde war nichts zu sehen. Mittelfeldgeplänkel vom einen Strafraum zum anderen und wieder retour und dann sind die Tore gefallen wie reife Früchte. Abtswind hat seine wenigen Chancen gut genutzt, während wir unsere nicht im Tor unterbringen konnten. In der Kabine war ich ganz ruhig. Ich habe den Jungs gesagt, wir brauchen mindestens ein schnelles Tor. Das haben wir dann auch gemacht. Dann legen wir das zweite Tor hinterher. Aber der Elfmeter hat uns wieder zurück geworfen. Fehler im Mittelfeld, mein Spieler unterläuft den Ball, dann war es natürlich zu spät, irgendetwas verteidigen zu können. Abtswinds Stürmer hat das auch clever gemacht, einen guten Trick angewandt. Dann musste das lange Bein kommen. Und nach dem 2:4 war die Partie heute erledigt. Die Partie hatte heute ein ordentliches Niveau. Das Tempo war hoch.“

Peter Reitz (Kapitän DJK Altbessingen): „Das war heute Party, gerade in der ersten halben Stunde voll ausgeglichen. Ein absolut taktisches Spiel, beileibe kein Sommerkick. Wir und Abtswind wollen einfach Fußball spielen. Nach dem 0:1 haben wir komplett den Faden verloren, haben schlecht verteidigt als komplette Mannschaft. Dann kriegen wir gleich darauf das zweite Gegentor und das war wie ein Genickschlag. Kurz vor der Pause dann das 0:3, wo wir uns absolut dämlich anstellen, den Ball nicht klären können. Noch vor dem Seitenwechsel hatten wir eine Riesenchance und machen die Kiste nicht. Das war auch der entscheidende Unterschied: Abtswind hat seine Chancen genutzt, wir nicht. In unserem Team ist eine Riesenmoral. In der Kabine war unser Trainer sehr entspannt, anstatt uns zur Sau zu machen. Er hat an uns geglaubt, hat uns vorgehalten, was wir alles können. In der zweiten Hälfte haben wir auch endlich bewiesen, was in uns steckt. Der Elfmeter für Abtswind, nachdem wir bereits auf 2:3 heran gekommen waren, war natürlich ärgerlich. Auch danach hatten wir zwei hundertprozentige Torchancen. Zuerst köpft Marcel Warmuth aus kurzer Entfernung aufs Tor. Abtswinds Keeper pariert. Manuel Burkard setzt nach. Auch hier kann Abtswinds Keeper reflexartig parieren. Wir haben zur Zeit ein paar Ausfälle, Urlauber, Verletzte, da muss man halt auch mal an ungewohnter Position ran. Ich war heute auf der Außenbahn eingesetzt. Dabei bin ich eigentlich gelernter Innenverteidiger. Aber wo auch immer man steht, man muss Gas geben. Heute hat uns ein Quäntchen Glück gefehlt.“

Als Doppeltorschütze, Vorlagengeber und Außenbahnflitzer maßgeblich am Auswärtserfolg beteiligt: Jona Riedel

Jona Riedel

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