Hotspot Hirschfeld: Reserve auswärts unter Flutlicht

Hier finden Sie den Fahrplan zum Wochenende

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Das Wochenende grüßt aus der Ferne. Höflich winken wir zurück und zermartern subito unser gebrauchtes Hirn, wie man mit der aufkommenden Freizeit rationell umgehen sollte. Aktivitäten (im besten Schweitzer-Slang „Erlebnisse erleben“) gibt es zuhauf: Wildwasser Rafting Tour mit Wärmflasche in der Badshorts, die Autoren von „Game of Thrones“ pauschal wegen Inzest anzeigen oder eine Koch Challenge gewinnen – gegen die eigene Ehefrau.

Ob sinnvoll oder stillos, lustig oder einfach kurios, meine Empfehlung jedenfalls heißt: Pokemon Go spielen. Die perfekte Location ist hier besonders wichtig, gerade an den herbstlich abgedunkelten Abendstunden. In der aktuell sichtbehinderten Jahreszeit – jedenfalls von spät nachmittags bis spät Vormittags – irren Pokemon fetischisierte Fußballfans vom ihren Smartphone Displays geblendet, ziellos durch Feld und Flur, angestrengt auf der Suche nach Hypno, alias Zlatan Ibrahimovic. Der DJK Hirschfeld ist etwas besonders Fanfreundliches eingefallen. Angesichts unkontrolliert umhertapsender Fanmassen dachte der Vorstand um den 1. Vorsitzenden Georg Woelke, „Hey, kann man da nicht etwas verbessern?“ und setzte sich für ein runderneuertes Sportgelände ein. Mit luxgewaltigem Flutlicht. Auf dass nicht nur den aktiven Sportlern ein Licht aufgehen möge. Auch die Zuschauer profitieren davon, wenn man etwas sieht für seinen Eintritt.

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Bereits am Freitagabend, Anpfiff um 19:00 Uhr, gastiert die zweite Mannschaft in Hirschfeld. Statistisch gesehen ein Kontrahent, der unserer Landesligareserve liegen dürfte. Die Bilanz seit 2012 weit 4 Siege für die Kräuterkicker auf, bei einem respektablen Torverhältnis von 12:2. Allerdings versprühte der „Angstgegner der DJK“ zuletzt wenig Angsteinflößendes bei der Konkurrenz. Speziell die letzten drei Niederlagen hinterließen tiefe Kratzspuren. In Bergrheinfeld erntete die Truppe von Trainer Velibor Teofilovic außer lauen Komplimenten wenig Zählbares. Wolfgang Hau, stimmgewaltiger Bercher Coach, meinte „gegen Abtswind musst du 90 Minuten lang hellwach sein“ und hob dabei die „unwahrscheinlich hohen Abtswinder Offensivqualitäten“ hervor. Das echte Leben verschluckte sich fast daran und sprach eine deutlich differenzierte Sprache. Wenig Zwingendes, kaum ein durchdachter Spielzug gelang den Offensiven um den zentralen Antreiber Andreas Herrmann.

In Zeiten sozialer Medien mit paparazziösem Schreibstil auf den sogenannten Hose-Runter-Portalen bleibt Abtswinds Inkonstanz kaum verborgen. Hirschfelds Trainer Jürgen Reisinger dagegen plagten vor einiger Zeit ganz andere Sorgen. Mitte Oktober standen seine Jungs kurz vor dem ultimativen Absturz auf den letzten Tabellenplatz, also Kellergeschoss sieben, gleich unterhalb der Krypta. Dem Befreiungsschlag gegen Stadelschwarzach folgte ein 2:2 gegen Nordheim und zuletzt der 2:0-Auswärtserfolg in Altbessingen. Trendkurve steil nach oben, allerdings nicht für den ehemaligen Abtswinder Philipp Kutzenberger, der sich gegen die Maininselkicker verletzte. Marco Stock, Hirschfelds rasender Reporter, bewertet die Vorzeichen positiv. „Wenn man sich im Flutlichtspiel am Freitag auch so präsentiert, darf man sich auch gegen den TSV Abtswind II durchaus etwas ausrechnen“, und warnt im selben Atemzug: „Offensiv können die Abtswinder auch ein Feuerwerk abbrennen, wenn sie gut drauf sind.“ Vom spielerischen Niveau kann man das Kompliment getrost retournieren. Spieler wie Jannik Lutz, Spiridon Antoniou oder Keeper Medet Aydin sind keine Unbekannten auf der Kreisligabühne. Letztendlich ist alles Schall und Rauch. Auch diese Begegnung startet remis. Zudem existieren in der Kreisliga SW 1 Favoriten nicht einmal auf dem Papier.

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Vergleichbares spielt sich in der Landesliga ab. Wer hätte vor Saisonbeginn darauf gewettet, dass sich Abtswind und Karlburg am letzten Hinrunden Spieltag punktgleich gegenüberstehen? Der Dritte gegen den Viertplatzierten, ein sportlicher Leckerbissen, richtungsweisend für die kommenden Wochen.

In dieser Saison spielen die Gastgeber mal so richtig auf. Vom (geschassten) Coach Uwe Neunsinger auf Erfolg getrimmt, gipfelte die Entwicklung des Teams am 13. Spieltag, mit freundlichen Grüßen vom Spitzenreiter. Seitdem zeigt die Trendkurve leicht nach unten. Aus den letzten drei Partien holten die Jungs von Trainer Marco Scheder gerade einmal einen mageren Zähler. Remis gegen Rimpar, danach zwei Niederlagen, jeweils auswärts gegen Memmelsdorf (1:4) und Schweinfurt II (1:2). Doch gerade die knappe Pleite im Spitzenspiel macht Mut für die interessante Aufgabe gegen Abtswind, haften dieser doch Attribute wie „unnötig, knapp, stark verbessertes Auftreten, einen Punkt verdient gehabt“ an. Selbst in Unterzahl (62., geld-rote für Maurice Kübert, wiederholtes Foulspiel) spielte Karlburg nach vorn, auf Punkt oder Sieg. „Der Platzverweis hat uns gepusht. Die Jungs haben richtig Gas gegeben, da ziehe ich meinen Hut. Das war eine hundertprozentige Leistungssteigerung im Vergleich zu den letzten beiden Partien. Wir hätten einen Punkt verdient gehabt“, so das Fazit von Marco Scheder. Letztlich war Schweinfurt II einfach effektiver, veredelte gerade in der ersten Hälfte drei Chancen in zwei Treffer.

Ähnlich zielorientiert sollte die Skarabela Truppe dort agieren. Aber die Jungs der Abtswinder ersten Garde schweben vermutlich immer noch auf Wolke 70-Prozenter. Der Last-Minute-Sieg gegen Memmelsdorf schweißt das Team auf alle Fälle noch enger zusammen. Nach Abpfiff war Petr Skarabela natürlich überglücklich, hob jedoch nach dem Gänsehaut-Erlebnis auch warnend den Zeigefinger: „Ein Punkt aus den letzten zwei Spielen – das hinterlässt Spuren. Wir sind eine Mannschaft, die in der Liga polarisiert. Alle spielen gegen uns volle Kanne.“ Ganz der Stratege, mit einem Blick bereits beim nächsten Spiel.

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Auch die dritte Mannschaft muss am Samstag auswärts ran. Nach dem spielfreien Wochenende zur Feuerbacher Kerm, reist die Truppe von Michael Ludwig erfrischt nach Rügshofen. Der Tabellennachbar liegt nur einen Zähler vor der Dritten. Ob sich der positive Trend der letzten Wochen fortsetzt? Ob Alexander Becker seinem Kollegen Ouannes Chadoura zwei, drei Dinger auflegt? Ob an Andreas Beyer wieder reihenweise die gegnerischen Offensiven verzweifeln? Alles das und noch viel mehr am Sontag in Rügshofen.

Matthias Ley

Alle Spiele im Überblick:

Landesliga: TSV Karlburg – TSV Abtswind
Samstag, 29. Oktober 2016, Anstoß 14:00 Uhr, Sportgelände In der Au Karlburg, Zum Sportgelände 12, 97753 Karlstadt-Karlburg
Abfahrt des Fanbusses am Wormser-Platz um 12:45 Uhr (Fahrpreis 7 Euro)
Schiedsrichter: Simon Marx
Assistenten: Benedikt Bruns und Fabian Ritter

Kreisliga: DJK Hirschfeld – TSV Abtswind II
Freitag, 28. Oktober 2016, Anstoß 19:00 Uhr, Sportgelände DJK Hirschfeld, Mainstr. 7, 97520 Hirschfeld
Schiedsrichter: noch keine Angabe auf dem Verbandsportal

A-Klasse: SV Rügshofen – SG Abtswind III / Feuerbach
Samstag, 29. Oktober 2016, Anstoß 14:00 Uhr, Sportgelände Rügshofen, Rügshofen, 97447 Gerolzhofen (auf halber Strecke zwischen Gerolzhofen und Frankenwinheim, an der Staatsstrasse 2274 gelegen)
Schiedsrichter: Michael Treutlein