Die Verbindungen zu Petr Skarabela und Christoph Mix führen Helmut Hack nach Abtswind

TSV Abtswind – SpVgg Jahn Forchheim 0:2 (0:1)

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Das Kleeblatt hat den Abtswindern kein Glück gebracht. Im Landesliga-Topspiel unterlag der TSV gegen Forchheim, weil manche Mechanismen nicht griffen, die das Team zuletzt stark gemacht hatten. Ein Hauch von Profifußball umgab derweil die Begegnung: Greuther Fürths Präsident Helmut Hack gehörte zum Publikum. Anschließend verteilte er dennoch reichlich Komplimente an Abtswind.

„An Ihnen lag es nicht, dass wir verloren haben“, stellte Trainer Petr Skarabela mit einem verschmitzten Lächeln fest und wandte sich in der Pressekonferenz direkt an seinen früheren Chef. Helmut Hack lenkte schon damals erfolgreich die Geschicke des Zweitligisten, als Skarabela von 1997 bis 2003 beim Kleeblatt spielte. Deshalb, aber auch aufgrund des Kontakts zu Abtswinds Manager Christoph Mix – beide sind Unternehmer in der Lebensmittel- und Pharma-Industrie – verschlug es Hack aus seiner mittelfränkischen Heimat Vestenbergsgreuth nach Abtswind. Tags zuvor war der 67-Jährige noch in Hamburg bei einer Sitzung der Deutschen Fußball-Liga gewesen, der er als Vizepräsident vorsteht. „Ich habe lange kein Landesligaspiel mehr gesehen“, erzählte Hack. „Das Niveau war gut, besser als erwartet.“ Auch wenn das Ergebnis für Abtswind nicht passte (Hack: „Insgesamt war Forchheim besser.“), verteilte der Funktionär viel Lob an den Verein aus dem Kräuterort. „Ich habe einen riesigen Respekt davor, was die Abtswinder in den letzten Jahren geleistet haben“, sagte Hack. „Ihr habt das enorme Glück, dass ihr mit Christoph Mix nicht nur einen Sponsor habt, sondern einen Menschen, der mit seiner Seele und seinem Herzen diesen Verein lebt.“

Bei solchen Worten mochte man als Abtswinder fast schon die vorangegangenen neunzig Minuten vergessen. Petr Skarabela und seine Spieler hatten sich zweifellos Zählbares ausgerechnet. Forchheim war nach zwei Niederlagen angekratzt und personell angeschlagen. Die Ergebnisse hatten der ambitionierten Mannschaft zugesetzt. „Wenn wir ein paar Spiele nicht gewinnen, ist die Stimmung in unserem Umfeld schlecht. Davon haben wir uns anstecken lassen“, erklärte Trainer Michael Hutzler. „Wir hatten alle Mann im Aufgebot, die zur Verfügung standen. Es schaute nicht gut aus. Wir mussten aufgrund von Ausfällen unsere komplette Innenverteidigung ändern.“ Verunsichert wirkte der Auftritt der Oberfranken trotzdem nicht. Vielmehr liefen die Gastgeber ihrer Form hinterher, die sie jüngst so stark und erfolgreich gemacht hatte. „Unser Fehlpassfestival hat dem Gegner die Chancen ermöglicht“, brachte es Skarabela auf den Punkt. „Mir haben die klaren Aktionen gefehlt. Das lag ohne Zweifel auch am Gegner.“ Im Aufeinandertreffen der mutmaßlich besten Mannschaften der Liga gab es kein Hinhalten, kein taktisches Geschiebe, kein Verstecken. Die Angriffe reihten sich aneinander, und Forchheim war mit dem erstbesten bereits am Ziel: Ein Abtswinder Ballverlust im Mittelfeld, ein Stellungsfehler beim Konter, schon lag der Ball im Netz (8. Minute). Felix Burkel schaffte das im zweiten Anlauf, nachdem der erste Versuch noch an Florian Warschecha abgeprallt war. Abtswinds Torhüter wurde im weiteren Verlauf mehrmals gefordert, was auch Schmerzen nach sich zog. Wenn Hände und Füße nicht reichten, musste eben das Gesicht herhalten, um die Bälle zu parieren. Viel zu oft ließen seine Vorderleute Lücken. Viele Flanken brachten Gefahr. Im schlimmsten Fall hätte es zur Pause bereits 0:4 gestanden.

„Zwei, drei Chancen sind zu wenig“, bilanzierte Petr Skarabela auf der anderen Seite. Dem Ausgleich am nächsten kam zunächst Thilo Wilke. Forchheims Keeper Markus Kredel machte sich vor dem einschussbereiten Flügelspieler immer breiter und das Gehäuse immer kleiner, sodass der Ball an ihm hängenblieb (38.). Alle anderen Versuche verliefen weniger aussichtsreich. Erst im zweiten Spielabschnitt machte Abtswind mehr aus seinen Fähigkeiten – was nichts daran änderte, dass die Gäste bei den Chancen wuchtiger blieben. Adem Selmanis ausgefeilter Schuss sah schon sehr nach dem zweiten Treffer aus (62.). Der Ball schlug ans Aluminium-Eck, wo Pfosten und Latte sich vereinen, und sprang zurück ins Feld. Abtswind intensivierte seine Bemühungen, lief immer wieder an und stieß nun auch selbst in freie Räume. So wie Steffen Barthel, der in der 62. Minute ans Außennetz schoss. Fast schon mustergültig lief die Gemeinschaftsaktion von Pascal Kamolz und Jürgen Endres ab, an dessen Ende nicht nur der Ball vorbeirauschte, sondern auch Thilo Wilke an selbigem (77.). Und dann sah sich Wilke noch im Zweikampf mit Tobias Eisgrub. „Zu achtzig Prozent Elfmeter“, sagte der Abtswinder. „Er hat mir die Beine weggezogen.“ Schiedsrichter Marcel Geuß entschied in der 86. Minute anders und pfiff nicht. Dass Forchheims Dominik Zametzer weit in der Nachspielzeit den Ball zum 0:2 ins Tor stocherte, machte dann auch nichts mehr. „Der Gegner war einen Tick besser. Die Niederlage werden wir verkraften“, fasste Petr Skarabela zusammen. „Wir werden in nächster Zeit gegen Mannschaften spielen, die nicht die Qualität von mitbringen.“ Das lässt in Zukunft wieder auf Siege hoffen.

Michael Kämmerer

Das Spiel in der Statistik

TSV Abtswind: Florian Warschecha – Michael Herrmann, Adrian Graf, Przemyslaw Szuszkiewicz, Carl Murphy – Jonas Wirth (90. Daniel Hämmerlein), Thilo Wilke, Nicolas Wirsching, Frank Hartlehnert (46. Jona Riedel) – Steffen Barthel (70. Pascal Kamolz), Jürgen Endres.
SpVgg Jahn Forchheim: Markus Kredel – Sebastian Schäferlein, Sandro Gumbrecht, Tobias Eisgrub, Steffen Müller – Adem Selmani, Andi Mönius (90. Dominik Zametzer), Maximilian Göbhardt, Sven Wieczorek (59. Thomas Roas) – Felix Burkel, Patrick Titzmann (71. Senad Bajric).
Schiedsrichter: Marcel Geuß (Haßfurt); Assistenten: Moritz Meisel (Rügheim), Steffen Krauß (Herlheim).
Zuschauer: 300.
Gelbe Karten: Nicolas Wirsching, Pascal Kamolz (Abtswind); Patrick Titzmann, Felix Burkel, Thomas Roas (Forchheim).
Tore: 0:1 Felix Burkel (8.), 0:2 Dominik Zametzer (90.+4).

Stimmen zum Spiel

Petr Skarabela (Trainer TSV Abtswind): „Wir haben kein Rezept gefunden, eine sehr gut organisierte Mannschaft zu knacken. Wir haben in der ersten Hälfte versucht, das Spiel zu dominieren. So viele Fehlpässe haben wir schon länger nicht mehr produziert. Die klaren Chancen lagen auf Seiten der Forchheimer. Unser schnelles Umschaltspiel hat der Gegner nicht zugelassen. Entscheidend wäre gewesen, wenn Thilo Wilke im ersten Durchgang der Ausgleich gelungen wäre. Der Sieg geht in Ordnung. Das war ein sehr gutes Landesligaspiel zweier guter Mannschaften. Doch Forchheim war besser, die beste Mannschaft, auf die wir getroffen sind. Wir sind mit viel Selbstvertrauen ins Spiel gegangen. Schade, dass wir vom angeschlagenen Zustand des Gegners nicht profitieren konnten. Die Forchheimer haben trotz ihrer kleinen Krise befreiter gespielt.“

Michael Hutzler (Trainer SpVgg Jahn Forchheim): „Ich bin überglücklich. Wir sind in den letzten Wochen durch ein Tal der Trauer gegangen. Unser Ziel in Abtswind war, wieder in die Spur zu finden. Eine Verunsicherung habe ich nicht festgestellt, denn die Mannschaft ist intakt. Wir wussten, dass wir spielen können, dass wir Tore schießen können. Nur hatten wir das zuletzt nicht umgesetzt. Tausend Dank an alle meine Spieler. Wir waren vom Verletzungspech geplagt und hatten Sperren nach Roten Karten. Das hat Spuren hinterlassen. Wir sind mit dem letzten Aufgebot hierher gefahren. Ich habe einen verdienten Sieg gesehen. Die Chancen auf ein höheres Ergebnis gab es bereits in der ersten Halbzeit. Wir haben uns auch nach der Pause nicht von Abtswind herauslocken lassen. Zum Schluss wurde es ein Kampfspiel.“

Adrian Graf (Abwehrspieler TSV Abtswind): „Forchheim war ein anderes Kaliber als die Gegner zuvor. Das wussten wir. Trotzdem hatten wir Ambitionen, das Spiel erfolgreich zu gestalten. Der frühe Rückstand hat es schwierig gemacht. Die Forchheimer haben unsere Fehler, gerade im Passspiel, eiskalt verwertet. Wir befanden uns mehrmals in höchster Bedrängnis. Mit Glück stand es zur Pause nur 0:1. Wir hatten einen leichten Ballverlust im Mittelfeld. Wenn die Angreifer mit dieser Qualität auf die Abwehrkette zulaufen, ist das schwer zu verteidigen. Wir mussten heute lernen, dass Forchheim die Fehler gnadenlos bestraft. Die Chancen im weiteren Saisonverlauf schätze ich trotz der Niederlage heute gut ein. Wir haben genug Qualität im Kader, um am Ende oben zu stehen. Der Weg dahin ist jedoch lang und bedeutet viel Arbeit.“

Helmut Hack (Präsident SpVgg Greuther Fürth): „Unverdient war der Forchheimer Sieg nicht. Abtswind hat schnell und aggressiv gespielt, nicht abwartend. Eine Handvoll Spieler sind richtig gut und technisch stark. Forchheim war nicht von den Einzelspielern besser, sondern als Mannschaft und trat robuster auf. Mit einem Petr Skarabela als Innenverteidiger wären bei Abtswind die Räume hinten zu gewesen. Trotzdem hat mich die Mannschaft mit ihrem Teamgeist überzeugt. Kompliment an den TSV Abtswind, wie sich der Verein entwickelt hat. Dass man gegen Jahn Forchheim spielt und das auf Augenhöhe, ist nicht selbstverständlich. Die Landesliga ist für dieses kleine Dorf eine ganz tolle Leistung. Als ich heute hier angekommen bin, ist mir als Erstes der Platzwart aufgefallen. Der Rasen hat wirklich eine tolle Qualität.“

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