Der Flügelstürmer sticht mit zwei Toren und einer Vorlage alle aus
TSV Abtswind – TSV Unterpleichfeld 4:2 (2:1)
Satte sieben Zähler trennten den TSV Abtswind vor nicht allzu langer Zeit vom zweiten Tabellenplatz. Die Hoffnung, in die Relegation zu kommen und damit das von Trainer Petr Skarabela angepeilte Saisonziel zu erreichen, schien in weite Ferne gerückt. Vier Wochen ist das gerade einmal her. Fünf Siege in Folge später ist das Team wieder dick im Geschäft: Nur noch zwei Punkte beträgt der Rückstand auf Jahn Forchheim, und das direkte Duell steht noch aus. Abtswind hat sein Schicksal wieder in der eigenen Hand.
Selten zuvor hat es so viel Spaß bereitet, den Fußballern des TSV Abtswind beim Spielen zuzuschauen. Erfolg ist eben doch das beste Mittel, um für gute Stimmung zu sorgen. Das war den Akteuren und den Zuschauern auch nach dem 4:2-Erfolg gegen den TSV Unterpleichfeld anzumerken. Zwei Tage zuvor war bereits ein ungefährdeter 2:0-Sieg bei Eintracht Bamberg gelungen. Das Osterwochenende mit der vollen Ausbeute von sechs Punkten hat die Mannschaft wieder auf Kurs gebracht. Auf Rang drei ist die Relegation wieder in Reichweite. „Seit wir nicht mehr über unsere Ziele gesprochen haben, gewinnen wir jedes Spiel“, sagt Trainer Petr Skarabela rückblickend, als nach der 1:3-Niederlage in Kahl der Tiefpunkt erreicht war. „Die Mannschaft bringt von Woche zu Woche Topleistungen. Jetzt müssen wir die Euphorie mitnehmen. Alles ist noch möglich.“ Gegen Unterpleichfeld spielte Abtswind nicht nur ergebnisorientiert, sondern bot gleichzeitig Fußball fürs Auge. Einer, dem die Spielfreude ganz besonders in den Füßen steckte, war Philipp Hummel. Der Mann vom rechten Flügel machte sein bestes Spiel im grün-weißen Trikot, das er seit der Winterpause überstreift. Zwei sehenswerte Tore und eine uneigennützige Vorlage zeichneten ihn im Nachholspiel am Montag aus. Klar, dass der Trainer ein großes Lob an ihn verteilte. Das gab es auch für Daniel Kaminski.
Der blonde Linksfuß gab sein Debüt in der Landesliga und spielte volle neunzig Minuten. Der Einsatz des Spielers aus der zweiten Mannschaft war nötig geworden, weil im Vergleich zum Auftritt in Bamberg auch noch Przemyslaw Szuszkiewicz (Heimaturlaub) und Frank Hartlehnert (Muskelverletzung) ausfielen und den von Verletzungen gezeichneten Kader weiter schmälerten. Aus der dritten Mannschaft waren Tobias Holzberger und Michael Ludwig für die Ersatzbank abgestellt. „Daniel hat seine sehr gute Leistung gezeigt. Der Junge hat mich richtig überrascht, wie abgeklärt er gespielt hat“, erkannte Skarabela. „Das zeigt, dass auch in der zweiten Mannschaft Potenzial herrscht.“ Mit Carl Murphy bildete Kaminski auf der linken Seite ein Gespann, das nach hinten wie nach vorne arbeitete. Die seit Wochen angespannte personelle Lage des Gegners mochte Unterpleichfelds Trainer Thomas Redelberger nicht unkommentiert lassen: „Selbst jetzt stehen bei Abtswind immer noch mehrere hundert Bayernliga- und Regionalliga-Einsätze auf dem Platz“, lautete sein Einwand. „Wir haben vor drei Jahren noch zwei Klassen tiefer gespielt. Unsere Neuzugänge kommen aus der Kreisliga, aus der Kreisklasse und aus der Jugend.“ Der Aufsteiger mischte zu Saisonbeginn für einige Wochen die Landesliga auf, siegte im Hinspiel in Unterzahl mit 2:1 und stand an der Tabellenspitze.
Zweikampf mit harten Bandagen: Unterpleichfelds Dominik Oßwald springt dem Abtswinder Peter Mrugalla ins Kreuz.
2017 gab es bis zur Niederlage in Abtswind acht Unentschieden in Folge. Der Kontakt nach oben ist abgerissen, doch der Liganeuling liegt im Soll. Um mit Sicherheit in der Klasse zu bleiben, sollen in den verbleibenden Partien noch fünf Zähler her. Für einen Dreier in Abtswind reichte die Qualität nicht aus. Eine Vielzahl an Möglichkeiten eröffnete sich den Hausherren, die bereits nach sechzig Sekunden dem gegnerischen Gehäuse ganz nah kamen. Auf Zuspiel von Philipp Hummel bugsierte Peter Mrugalla den Ball ganz kess mit der Hacke aufs Tor. Bei den ersten Abschlüssen brachte Unterpleichfelds Keeper Stefan Kraus noch ein Körperteil zwischen die Torlinie und das Leder. Hummels Schuss in der sechsten Minute stand der Fuß im Weg. Sturm und Drang nahmen ihren Lauf, und Philipp Hummel blühte auf. Mitspieler Jonas Wirth leitete mit der Hacke weiter, Hummel blieb cool, ließ Bewacher Nino Wagner ins Nirgendwo rutschen und drückte den Ball flach zum 1:0 ins Eck (14. Minute). Wenn die Gäste einmal gefährlich wurden, dann lag das an den Abtswindern selbst. Torhüter Patrick Hefner griff dem heranstürmenden Nino Wagner in die Beine, verursachte damit den Strafstoß, den Nikos Bude zum 1:1-Ausgleich verwandelte (22.). Dem Unterpleichfelder Anschlusstreffer zum 2:3 leistete Abtswinds Sven Gibfried Vorschub, indem er den Ball vor die Füße von Leon Vollmuth prallen ließ (59.).
Auch wenn das Team von Thomas Redelberger nie aufsteckte, waren die Verhältnisse eindeutig. Philipp Hummel, in Szene gesetzt von Jürgen Endres, entwischte auch vor seinem zweiten Streich seinen Fängern Julian Horn und Nino Wagner, bevor es zum 2:1 im Netz zappelte (39.). Und weil ein sehenswerter Auftritt auch einen außergewöhnlichen Treffer braucht, durfte Jürgen Endres als Vollstrecker nicht fehlen. In typischer Manier nach dem Querpass von Steffen Barthel lupfte er über den Schlussmann. Der Ball senkte sich aus zwanzig Metern zum 3:1 hinter die Linie (51.). „Spielerisch war das richtig gut“, sagte Trainer Petr Skarabela aufgrund der vielen Chancen, die sein Team kreierte, und er lieferte die Begründung für den Höhenflug: „Wir spielen mittlerweile homogener. Abwehr, Mittelfeld und Sturm harmonieren.“ Dieses Verständnis demonstrierten Peter Mrugalla uns Philipp Hummel beim 4:2. Mit einem Doppelpass überspielten sie die Abwehr. Dann stand Hummel frei vor dem Kasten und legte abermals quer, um Mrugalla den Treffer zu überlassen (68.). So viel Leichtigkeit fehlte diesmal anderen treffsicheren Leuten: Während Abtswinds Steffen Barthel (12 Saisontore) nach starkem Antritt nur ans Außennetz schoss (58.) und ihm beim Freistoß der Pfosten im Weg stand (64.), ging der Unterpleichfelder Marcial Weisenseel (13 Saisontore) nach gut siebzig Minuten entkräftet vom Rasen. Bei seiner größten und einzigen Möglichkeit hatte er Patrick Hefner überspielt. Doch das Leder ließ sich nicht mehr kontrollieren. So landete sein Schuss daneben (72.).
Michael Kämmerer
Personalnot macht erfinderisch: Abtswinds Daniel Kaminski (rechts) kam zu seinem Landesliga-Debüt und spielte auf der linken Seite neunzig Minuten durch.
Das Spiel in der Statistik
TSV Abtswind: Patrick Hefner – Michael Herrmann, Sven Gibfried, Adrian Graf, Carl Murphy – Jürgen Endres, Jonas Wirth, Philipp Hummel (89. Tobias Holzberger), Daniel Kaminski – Steffen Barthel, Peter Mrugalla (83. Jona Riedel).
TSV Unterpleichfeld: Stefan Kraus – Andreas Flockerzi, Nino Wagner (72. Christoph Friedrich), Dominik Oßwald, Julian Horn – Simon Schönfeld, Leon Vollmuth, Andreas Fernando, Andreas Zehner (46. Marcel Adrow) – Marcial Weisenseel (72. André Schmitt), Nikos Bude.
Schiedsrichter: Joshua Roloff; Assistenten: André Govorusic, Sebastian Nemetz (alle Nürnberg).
Zuschauer: 130.
Gelbe Karten: Patrick Hefner, Michael Herrmann (Abtswind); Andreas Zehner, Nikos Bude, Dominik Oßwald (Unterpleichfeld).
Tore: 1:0 Philipp Hummel (14.), 1:1 Nikos Bude (22., Foulelfmeter), 2:1 Philipp Hummel (39.), 3:1 Jürgen Endres (51.), 3:2 Leon Vollmuth (59.), 4:2 Peter Mrugalla (68.).
Stimmen zum Spiel
Petr Skarabela (Trainer TSV Abtswind): „Ich bin richtig glücklich, dass die Mannschaft in dieser Besetzung eine solche Leistung gebracht hat. Wie in Bamberg sind wir mit einer dezimierten Truppe aufgetreten. Ich tüftle schon seit fünf Wochen. Es ist schwierig, die Mannschaft so aufzustellen, wie ich das gerne möchte. Die Spieler haben das richtig gut gemacht, Philipp Hummel und Peter Mrugalla, Daniel Kaminski zusammen mit Carl Murphy und auch die Innenverteidigung. Mich beeindruckt immer wieder, dass die Mannschaft physisch so gut drauf ist, besonders bei den vielen Spielen im Moment. Wir haben nach zwei groben Fehlern Tore bekommen. Dadurch haben wir es unnötig spannend gemacht. Dennoch: Das war eines der besten Heimspiele. Es scheint, je weniger Leute wir haben, desto besser spielen wir. Wir haben fünf Spiele hintereinander gewonnen. Die Mannschaft lebt. Ich bin vom Zusammenhalt beeindruckt. Mit der Unterstützung der Zuschauer schaffen wir vielleicht noch das Unmögliche. Das war heute ein guter Schritt nach vorne.“
Thomas Redelberger (Trainer TSV Unterpleichfeld): „Abtswind hat sich die drei Punkte verdient. Es war absehbar, dass wir die Sensation aus dem Hinspiel nicht wiederholen. Abtswind war sehr stark und sechzig Minuten sehr zielstrebig. Uns war das Spiel vom Samstag gegen Schwebenried anzumerken. Dafür haben wir heute büßen müssen. Außerdem ist auch mein Kader um sieben Feldspieler dezimiert. Das können wir mit einer im Vergleich zu Abtswind geringeren Qualität nicht auffangen. In der ersten Halbzeit konnten wir noch gut gegen den Ball arbeiten. Für unsere Verhältnisse haben wir viele Großchancen zugelassen. Das bin ich von meiner Mannschaft nicht gewohnt. Wir waren einfach nicht in der Lage, Abtswind wie im Hinspiel zu ärgern. Trotzdem waren wir auch selbst nach dem 2:4 weiter im Spiel. Wir sind keine Mannschaft, die aufgibt. Marcial Weisenseel wollte zur Halbzeit raus, weil seine Muskeln nicht mehr mitgespielt haben. Er war einfach müde und nicht mehr so spritzig. Daher habe ich ihn nach siebzig Minuten vom Feld geholt.“
Philipp Hummel (zweifacher Torschütze und Vorbereiter TSV Abtswind): „Endlich ist bei mir der Knoten geplatzt. Zwei Chancen, zwei Tore – das passt. Ich hätte gerne noch die Chance zum dritten Tor genutzt, doch ich gönne es Peter, dass auch er getroffen hat. Das letzte Mal, dass ich drei Stück gemacht habe, war vor einem Jahr mit dem TSV Neustadt/Aisch ausgerechnet hier in Abtswind. Nach meinem Wechsel aus der Kreisklasse von der SpVgg Steinachgrund während der Winterpause habe ich in der Vorbereitung bis in den Februar gebraucht, um wieder auf Landesliga-Niveau zu kommen. Wir gehen körperlich momentan auf dem Zahnfleisch. Jeder hat schon vor dem Spiel seine Wehwehchen. Ich spüre es überall. Das kann ich gar nicht genau definieren. Im Spiel lässt sich das ausblenden. Doch sobald die neunzig Minuten vorbei sind, merkt man wieder, wo es zwickt. Im Training vermeiden wir jegliche Zweikämpfe, damit sich keiner mehr verletzt.“
Vor Freude über sein Tor der Extraklasse schlägt der Abtwinder Jürgen Endres einen Purzelbaum. Adrian Graf (rechts) und Steffen Barthel kommen zum Gratulieren.
Viele Impressionen vom Spiel gibt es in einer Fotoserie.
Wahl zur Elf der Woche beim Fußballportal Fupa: Für Abtswind abstimmen.