Verteidiger Sven Gibfried lässt das Rechnen lieber sein
TSV Abtswind – TG Höchberg 2:0 (1:0)
Thorsten Götzelmanns Heimpremiere ist ganz nach seinem Geschmack ausgegangen: Der TSV Abtswind blieb unter dem neuen Trainer ohne Gegentor. Das hatte der Tabellenführer in den fünf Spielen zuvor nicht vollbracht. Mit der nötigen Geduld fielen vorne die Treffer beim 2:0-Sieg gegen die TG Höchberg. Um sich im Kampf um die Meisterschaft zu behaupten, hat Abtswind im Saisonendspurt wieder in den Erfolgsmodus geschaltet. Götzelmanns Bilanz von drei Siegen ist makellos.
Was kann ein Trainerwechsel in der Kürze der Zeit bewirken? Seit zwei Wochen ist Thorsten Götzelmann beim TSV Abtswind zurück auf dem Trainingsplatz und an der Seitenlinie. Der Erfolg gibt ihm Recht. Unter dem Nachfolger von Petr Skarabela, der gleichzeitig dessen Vorgänger war, hat der Landesliga-Erste die maximale Ausbeute von neun Zählern eingefahren. Ob seine Methoden bereits gefruchtet haben, darauf mag Götzelmann derzeit keine abschließende Antwort geben. „Punktuell“ – das ist das Wort, das dem 45-Jährigen in dem Zusammenhang häufiger über die Lippen kommt. „Punktuell zeigen die Spieler das, was ich von ihnen verlange“, sagt Götzelmann. Und weiter: „Punktuell sieht man, wie ich mir das Spiel vorstelle. Bis es richtig fruchtet, braucht es Zeit.“ Zeit, die Götzelmann als Interimslösung eigentlich nicht hat.
Für sieben Spiele hat er sich darauf eingelassen, den Vorsprung an der Spitze ins Ziel zu retten und den Klub erstmals in seiner Geschichte noch in die Bayernliga zu bringen. Drei Partien hat Götzelmann, für den nach der Saison wieder Schluss sein wird, bereits hinter sich. Und wenn er mit seinem Team auch die nächsten drei Aufgaben so erfolgreich bewältigt – das würde einen Sieg am vorletzten Spieltag gegen Verfolger Vach bedeuten –, hat er seine Mission sogar vorzeitig mit dem Aufstieg erfüllt. Derlei Zahlenspiele beschäftigen einen wie Sven Gibfried (im Bild) offensichtlich nicht. „In der Schule war ich in Mathe eigentlich ganz gut“, sagt der Abtswinder Verteidiger. „Aber ich rechne nie, wenn es um die Tabelle geht, sondern schaue immer nur von Spiel zu Spiel.“ Gibfried war diese Saison noch nicht auf viele Einsätze gekommen. Doch seit der neue Trainer eine Dreierkette in der Abwehr installiert hat, ist der 26-Jährige in der Startelf gesetzt.
Für Thorsten Götzelmann ist die geänderte Formation ein Mittel, um seinem Spielverständnis nahezukommen. „Mit Mathias Brunsch, Sven Gibfried und Adrian Graf haben wir gute Defensivleute“, sagt der Übungsleiter. „Wenn die Drei miteinander harmonieren, wird es für den Gegner schwer durchzukommen.“ Ein System wie dieses braucht intensives Training. Dafür funktionierte es gegen Höchberg ansatzweise bereits ganz gut. Alles konnte Abtswind nicht verhindern, aber zumindest setzte es diesmal kein Gegentor. Das hatte in letzter Konsequenz mit Florian Warschecha zu tun. Der Schlussmann, der sich weiterhin mit Julian Schneider die Einsätze teilt, zeigte ein ums andere Mal seine Klasse. Ferdinand Hansels Schuss lenkte er mit den Fingerkuppen über die Latte (6. Minute). Gegen den völlig freien David Bröer riskierte er im wahrsten Sinne des Wortes Kopf und Kragen, um sein Team vor dem Rückstand zu bewahren, konnte aber nach kurzer Behandlung weiterspielen (31.). Bei der nächsten Parade in der 56. Minute wehrte Warschecha Daniel Wollers Freistoß mit einer Flugeinlage ab.
Die von Thorsten Götzelmann geforderte kontrollierte Offensive brauchte ihre Zeit, um in Schwung zu kommen. Der Führungstreffer durch den abermals im Sturm aufgebotenen Philipp Hummel fiel bei Abtswinds erster richtiger Torgelegenheit. Vierzig Minuten waren da bereits vergangen, als Nicolas Wirsching und Daniel Endres den Ball schön weiterleiteten und Hummel im richtigen Moment den Abschluss suchte. Pascal Kamolz saß unterdessen auf der Bank. Die ganze Woche hatte der erfolgreichste Angreifer der Liga wegen eines gereizten Oberschenkelmuskels nicht trainieren können. Das Risiko einer schlimmeren Verletzung war zu groß, so dass er nur für die letzten zwanzig Minuten als Absicherung vor der Abwehr eingewechselt wurde. Mit den Blessuren war es diesmal ohnehin so eine Sache: Mathias Brunsch flog bei einem Zweikampf hochkant über die Spielfeldbegrenzung. Und als der Abwehrrecke bei einer Ecke kurz vor der Halbzeit mit Höchbergs Torhüter Nicolas Riegler aneinandergeriet, erlitt er eine so gravierende Prellung, dass er vom Feld musste.
Ersatzmann Daniel Hämmerlein erwischte es nicht viel besser: Nach 25 Minuten brach die alte Zerrung wieder auf. Sein Einsatz war somit nur von kurzer Dauer. Dafür richteten es die anderen gegen die robust auftretenden Gäste. Höchbergs Lucas Moser erwischte Adrian Dußler in der ersten Hälfte am Fuß, doch statt Elfmeter gab es Gelb für eine angebliche Schwalbe. Viele Chancen bekam die Heimelf nicht, nachdem Höchberg im zweiten Abschnitt mit einem Mann mehr verteidigte. Daniel Endres kam in der 77. Minute ein einziges Mal zum Zug, doch der Ball flog genau in die Hände des Keepers. Dafür trat Adrian Dußler in der Schlussminute entscheidend in Erscheinung: Als Frank Hartlehnerts Angriff abgegrätscht wurde, kam das Leder zu Abtswinds Antreiber. Mit einem überlegten Schuss ins lange Eck erzielte er mit seinem 13. Saisontor den 2:0-Endstand. „In den letzten Spielen geht es nur noch um die Punkte“, stellte Thorsten Götzelmann später fest. Wenn es dabei bleibt, hat er alles richtig gemacht.
Michael Kämmerer
Das Spiel in der Statistik
TSV Abtswind: Florian Warschecha – Mathias Brunsch (45.+1 Daniel Hämmerlein, 70. Pascal Kamolz), Sven Gibfried, Adrian Graf – Adrian Dußler, Nicolas Wirsching, Lukas Wirth (51. Jürgen Endres), Michael Herrmann, Frank Hartlehnert – Philipp Hummel, Daniel Endres.
TG Höchberg: Nicolas Riegler – Matthias Grünewald (46. Daniel Woller), Tobias Riedner, Lucas Moser – Yanik Unger, Alexander Priesnitz, Jeffrey Karl, Ferdinand Hansel, Julian Hippacher – René Riebe (76. Manuel Priesnitz), David Bröer.
Schiedsrichter: Mario Hofmann (Heroldsbach); Assistenten: Marc Bauer (Neuses), David Schiersch (Moggast).
Zuschauer: 245.
Gelbe Karten: Adrian Dußler (Abtswind); Ferdinand Hansel (Höchberg).
Tore: 1:0 Philipp Hummel (40.), 2:0 Adrian Dußler (90.).
Stimmen zum Spiel
Thorsten Götzelmann (Trainer TSV Abtswind): „Wir alle wissen, wie die letzten Heimspiele gelaufen sind. Generell haben wir relativ viele Gegentore eingesteckt. Unser Augenmerk lag darauf, möglichst wenige Chancen zuzulassen. Wir mussten personell manchen Ausfall verkraften. Uns war klar, wir rocken das Ding nur, wenn wir alle zusammenhalten und jeder seine Eitelkeiten zurückstellt. So viele Spieler sind körperlich an ihre Grenzen gegangen, um gemeinsam gegen den Ball zu arbeiten. Deshalb bleiben die Punkte heute in Abtswind. Und nur darum geht es. Das haben die Jungs bravourös gemeistert. Wenn ich dann noch schönen Fußball sehe, ist das der Idealfall. Punktuell ist das schon bei der Mannschaft angekommen, was ich von ihr verlange. Die Jungs erkennen, dass das Spiel gegen den Ball elementar wichtig ist. Wir haben vieles schon angesprochen, aber wir müssen es noch trainieren. Dafür waren die zwei Wochen, in denen ich jetzt wieder dabei bin, zu kurz. Es kommen keine leichten Gegner mehr. Wir brauchen daher alle Leute.“
Thomas Kaiser (Trainer TG Höchberg): „Wir hatten nichts zu verlieren und wollten uns ein wenig fortbilden, wollten mutig spielen. Wir wollten hoch pressen und den Gegner frühzeitig im Spielaufbau zu Fehlern zwingen. Dadurch haben wir uns kurze Wege zum Tor und die ein oder andere Chance erhofft. Das ging insbesondere in der ersten Halbzeit auf. Abtswind hatte sich dann aber auf unsere Spielweise eingestellt. Mit unserer Dreierkette haben wir nicht mehr jeden Raum zubekommen, in den die schnellen Außenspieler gestoßen sind. Um die Lücken zu schließen, habe ich aus taktischen Gründen auf die Viererkette umgestellt. Nach der Pause mussten wir durch den Rückstand mehr riskieren, um zum Ausgleich zu kommen, und haben dadurch die Kontergefahr und letztlich das 2:0 in Kauf genommen. Unter dem Strich kann ich mit unserer Leistung sehr gut leben. Wir haben uns nichts vorzuwerfen und fahren erhobenen Hauptes nach Hause. Gerne hätte ich hier etwas mitgenommen, aber in den entscheidenden Situationen war zu spüren, dass uns noch manches Prozent in unserer Entwicklung fehlt.“
Sven Gibfried (Abwehrspieler TSV Abtswind): „Wir sind alle an unsere Grenzen gegangen, nahezu auf dem Zahnfleisch. Das war in der zweiten Halbzeit zu sehen. Den Schweinehund mussten wir überwinden. Großes Lob an die Jungs, wie sie das gepackt haben. Mit der Dreierkette haben wir das System der Mannschaft angepasst. Wir haben in den letzten drei Spielen sieben Gegentore, meistens über Konter, bekommen. Um hinten stabiler und mit mehr Spielern hinter dem Ball zu stehen, hat der Trainer umgestellt. Jeder Trainer hat seine Ansätze, auf die er Wert legt, sei es bei der Motivation, taktisch oder spielerisch. Die gesunde Mischung macht’s. Wir verstehen uns gut mit Thorsten und kennen ihn auch schon sehr lange. Er wieder versteht die Mannschaft und die einzelnen Spieler. Er weiß, worauf es bei gewissen Spielern ankommt. Ich rechne nicht, wie viele Punkte wir noch brauchen, sondern schaue nur von Spiel zu Spiel und auf uns. Das können wir in unserer Situation. Wenn wir weiterhin eine Einheit bilden und Gas geben, bin ich überzeugt, dass wir unser Ziel erreichen.“
Viele Bilder vom Spiel gegen Höchberg gibt es in einer Fotoserie.
Die Partie in voller Länge bei sporttotal.tv.
Das Stenogramm zum Spiel im Liveticker.
Abtswinds Trainer Thorsten Götzelmann im Video-Interview.
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