Nach der vierten Niederlage in Serie steht die Reserve einen verträumten Punkt vor dem Tabellenende

DJK Stadelschwarzach – TSV Abtswind II 4:3 (3:2)

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Manchmal erfährt man alles Wissenswerte kompakt zusammengefasst in den Stimmen zum Spiel. Auch wenn sich diese Statements bei der zweiten Mannschaft Woche für Woche gleich anhören. Die Gesprächspartner wechseln, Ergebnis und Spielverlauf ähneln sich wie zweieiige Zwillinge, oder wie es Sven Gibfried trocken formuliert: „Vorne fehlt uns ein Quäntchen Glück und hinten leisten wir uns zu viele Fehler. So ist momentan der Leistungsstand bei der zweiten Mannschaft.“

Auch Markus Schamberger rät erst mal, sich ganz schnell vom Saisonziel zu verabschieden: „Mit Aufstieg hat unsere aktuelle Spielweise nichts mehr zu tun. Was wir jetzt brauchen ist mal ein Sieg, um unten raus zu kommen.“ Hängende Köpfe, unterschwellig Gefühle von Resignation bis kochende Wut auf die eigene Lage. Abstiegskampf ist angesagt. Dabei startete die Reserve auch heute wieder top motiviert und engagiert über die Flügel kombinierend.

Von Beginn an übernimmt Abtswind die Spielregie, was auch Stadelschwarzachs Spielertrainer Peter Zay unumwunden respektiert: „Uns war klar, dass wir nur kämpferisch dagegenhalten können. Abtswind war uns spielerisch haushoch überlegen“ und analysiert die Anfangsphase: „Mit viel Einsatz kommen wir schnell zu einer eigentlich beruhigenden 2:0-Führung, wenn da nicht unser Manko wäre, die fehlende Konstanz.“ Denn Abtswind kommt postwendend zum 1:2-Anschlusstreffer. Christoph Hofmann köpft einen platzierten Eckball von Jona Riedel unhaltbar ins Netz.

Abtswind ist dem Ausgleich näher und fängt sich hinten einen Sonntagsschuss ein. Stadelschwarzachs Mittelfeldmotor Rene Rottendorf schüttelt Eric Köhler ab. Mangels sicherer Abspielstation bleibt in einem solchen Fall lediglich der Torabschluss. Aus 25 Metern Distanz schlägt das Kunstleder unhaltbar im Abtswinder Kasten ein. Und wieder haben die Gäste die richtige Antwort parat. Kurz vor dem Seitenwechsel spielt Andreas Herrmann gefühlvoll in den Lauf von Markus Schamberger. Frei vor Torwart Alexander Ebert lässt Abtswinds Mittelstürmer seinem Kontrahenten keine Abwehrchance. Mit einem 2:3-Rückstand aus Abtswinder Sicht geht es zum Pausentee.

Nach dem Seitenwechsel wird es richtig wild. Kurz nach Wiederanpfiff gleichen die favorisierten Gäste in Person des umtriebigen Außenstürmers Patrick Hock aus, begünstigt durch ein chirurgisch sezierendes Zuspiel von Markus Schamberger. Abtswind setzt alles auf eine Karte, mobilisiert die letzten Körner, doch heute fehlt irgendetwas. Chancen sind reichlich vorhanden, selbst einmal in Führung zu gehen. Drei Mal tankt sich Jona Riedel bis vor den gegnerischen Kasten vor. Mal scheitert er am lang ausgestreckten Bein von Stadelschwarzachs Keeper Alexander Ebert. Ein anderes Mal streichelt der Ball den Außenpfosten. Auch Markus Schamberger vergibt seine hundertprozentige Gelegenheit etwas überhastet. Eric Köhlers Dampfhammer aus 20 Metern findet irgendein unmotiviert herum lungerndes, gegnerisches Körperteil.

In der Trinkpause muntert Christoph Hofmann seine Mitspielet mit einem satten „Jungs, die sind doch fertig“ auf. Und dieser markige Spruch geht gepflegt nach hinten los. Denn in den folgenden Minuten ist Stadelschwarzach die Spiel bestimmende Elf auf dem Platz. Offensichtlich ist Abtswind platt, hat beim Hinterherhecheln diverser Rückstände sein Pulver verschossen, was auch Stadelschwarzachs Spielertrainer nicht verborgen bleibt: „Was mich bei Abtswind überrascht hat, war die Defensive, die in der Schlusshase konditionell sichtlich platt war. Ich bin jetzt 35 Jahre alt und den Jungspunden zwei Male regelrecht davon gerannt. Das dürfte eigentlich nicht passieren, in meinen Augen.“ Und eben jener Peter Zay setzt sich in der 78. Minute geschickt gegen seinen Gegenspieler durch und hämmert die Kugel humorlos ins kurze Eck. 4:3 und die Messe ist noch nicht gelesen. Wieder setzt sich Jona Riedel auf der Außenbahn durch und flankt punktgenau an den langen Pfosten. Abtswinds Trainer Velibor Teofilovic köpft frei stehend ans Außennetz. „Früher hätte ich ein solches Ding bei zehn Versuchen auch zehn Mal reingemacht“, gibt der Übungsleiter nach Abpfiff zu Protokoll. „Nach der Verletzung von Sven Gibfried musste ich umstellen. Auch heute hatte ich nur zwei Alternativen auf der Bank. Ich bin ja immer im Training, aber gerade nicht topfit. Da kann so ein Fehlschuss schon mal passieren.“

Mit viel Leidenschaft und Kampf bringt die Truppe von Peter Zay den knappen Vorsprung über die Zeit. Auf Abtswinder Seite feiert Galgenhumor Hochsaison. Und Sven Gibfried spricht aus, was vielen auf der Zunge brennt: „Vorne fehlt uns ein Quäntchen Glück und hinten leisten wir uns zu viele Fehler. So ist momentan der Leistungsstand bei der zweiten Mannschaft. Dann verliert man auch die Spiele gegen spielerisch limitierte Teams wie Stadelschwarzach, die vielleicht drei, maximal vier Spieler haben, die richtig Fußball spielen können. Der Rest ist – höflich gesagt – noch nicht reif für die Kreisliga.“ Aber der Aufsteiger hat die Punkte und die favorisierten Gäste fangen sich ein weiteres Brett ein. Das ist die nüchterne Realität.

Matthias Ley

 

Das Spiel im Überblick:

DJK Stadelschwarzach: Alexander Ebert – Felix Manger, Thomas Ebert, Lukas Veth, Matthias Reichert – Benedikt Schuhmann, Peter Zay, Rene Rottendorf, Michael Ebert – Manuel Rodamer, Christoph Kleedörfer. Einwechselspieler: Lukas Schaefer, Christian Lorey, Matthias Grießmann, Christoph Schuhmann.
TSV Abtswind II: Eduard-Alin Wellmann – Christoph Hofmann, Sven Gibfried, Julian Beßler – Eric Köhler – Daniel Kaminski, Janek Wendt, Jona Riedel – Patrick Hock, Andreas Herrmann – Markus Schamberger. Einwechselspieler: Michael Rügamer, Mladen Grujic, Velibor Teofilovic.
Schiedsrichter: Thomas Wolf
Zuschauer: ca. 100
Gelbe Karten: Christian Lorey, Lukas Schaefer (DJK Stadelschwarzach) – Michael Rügamer, Jona Riedel, (TSV Abtswind II)
Tore: 1:0 Rene Rottendorf (10., Nachsetzten auf Freistoß von Felix Manger und zu kurze Faustabwehr von Abtswind Keeper Eduard-Alin Wellmann), 2:0 Rene Rottendorf (13., Elfmeter nach Foul an Felix Manger), 1:2 Christoph Hoffmann (30., Kopfball auf Eckball von Jona Riedel), 3:1 Rene Rottendorf (36., Sonntagshammer aus mindestens 25 Metern in den Winkel), 3:2 Markus Schamberger (41., schnelle Kombination durch die Mitte und Lupfer von Andreas Herrmann genau in den Lauf von Markus Schamberger), 3:3 Patrick Hock (49., Vorarbeit Markus Schamberger), 4:3 Peter Zay (78., setzt sich auf der Außenbahn gegen zwei Abtswinder durch und schließt aus kurzer Distanz ab)

Die Stimmen zum Spiel:

Velibor Teofilovic (Trainer TSV Abtswind II): „Der gesamte Spielverlauf war wieder so typisch Abtswind II. Wir fangen druckvoll an und nach einer Viertelstunde liegst du plötzlich 0:2 hinten. Das Abwehrverhalten war schlecht. Beim Freistoß zum 0:1 pennt die gesamte Hintermannschaft. Eduard-Alin Wellmann faustet den Ball zentral in den Spielerpulk und kein Abtswinder setzt nach. Schockstarre. Kurz darauf beim Elfmeter reagieren wir nur, anstatt die Initiative zu übernehmen. Aber auch nach dem Doppelschlag haben wir das Spiel gemacht, kommen zum Anschlusstreffer und vergeben einige gute Chancen. Sonntagsschuss zum 1:3. Trotzdem kommen wir noch vor der Pause zum 2:3. Wir haben viel investiert. Mir war schon vorher klar, dass wir dieses Tempo nicht bis zum Schluss durchhalten können. Nach dem Ausgleich und der Trinkpause kam Stadelschwarzach mehrmals über unsere rechte Abwehrseite durch. Auch heute hatten wir wieder nur zwei Ersatzspieler, mit mir als absoluter Notlösung. Nach der Halbzeitpause musste ich zudem Sven Gibfried verletzt rausnehmen. Nach der Trinkpause war bei uns die Luft raus. Wir waren nicht mehr in der Lage, die rechte Seite zuzumachen. Daniel Kaminski war auch platt, hat insgesamt sehr gut gespielt, ist weite Wege gegangen. Ebenso wie Eric Köhler. Wie wir nach vier Niederlagen wieder in die Erfolgsspur kommen wollen? Jetzt müssen wir uns erst mal aus dem Tabellenkeller befreien, mal einen Sieg einfahren.

Peter Zay (Trainer DJK Stadelschwarzach): „Spielerisch war Abtswind klar besser. Das kann man nicht verheimlichen. Uns war klar, dass wir nur kämpferisch dagegenhalten können. Uns reichen zwei Chancen für das 2:0 und dann hat man wieder gesehen, wie schnell es bei uns geht. Zur Pause können wir gerade noch ein 3:2 retten. Neben vielen verletzten Stammspielern ist gerade das fehlende konstante Auftreten unser Manko. Das muss meine junge Truppe noch lernen. Nach der Pause war Abtswind Spiel bestimmend. Was mich bei Abtswind überrascht hat, war die Defensive, die in der Schlusshase konditionell sichtlich platt war. Ich bin jetzt 35 Jahre alt und den Jungspunden zwei Male regelrecht davon gerannt. Das dürfte eigentlich nicht passieren, in meinen Augen. In der Schlussphase haben wir noch einmal richtig aufgedreht. Die Zuschauer standen die ganze Zeit hinter uns. Ich sag immer meinen Jungs, nehmt das mit auf den Platz, diese tolle Unterstützung von Außen. “

Markus Schamberger (Stürmer TSV Abtswind II): „Unter der Woche hat mir der Trainer gesagt, dass ich heute als zentraler Mittelstürmer auflaufen soll. Als Ersatz für Aljoscha Keßler, der gerade im Urlaub weilt. Auf der Position habe ich ja letzte Saison öfters gespielt. Deshalb war das keine große Umstellung für mich. Heute lief es wie immer in den letzten Jahren. Wir bekommen viel zu einfache Tore, teilweise Traumtore aus 25 Metern direkt in den Winkel. Hinten haben wir uns wieder ungeschickt angestellt. Wenn man so schnell mit 0:2 zurückliegst, ist es schwierig, wieder aufzuholen. Das haben wir gut gemacht, hatten die Partie gut im Griff, waren überlegen, gleichen aus und vergeben einige gute Torchancen, selbst in Führung zu gehen. Eine Riesenchance auch für mich. Der Trainer köpft frei stehend daneben, was natürlich mal passieren kann, und nach der zweiten Trinkpause war es dann plötzlich vorbei. Ab der 70. Minute hat sich die Niederlage angekündigt. Hinten ein paar individuelle Fehler, haben uns da richtig angestellt, dann bekommen wir das 3:4 und ab da wurde es brutal schwierig, noch etwas nachzulegen. Wir sollten nicht mehr nach oben schauen, nur noch nach unten. Mit dem Saisonziel Aufstieg hat unsere aktuelle Spielweise nichts mehr zu tun. Was wir jetzt brauchen ist mal ein Sieg, um unten raus zu kommen. Auch fürs eigene Selbstvertrauen.“

Sven Gibfried (Verteidiger TSV Abtswind II): „Wir haben sehr gut angefangen, uns viele Chancen erarbeitet, vor allem über die Außenpositionen, sind oft durchgekommen und dann der Doppelfehler. Erst ein individueller Fehler von uns, die verunglückte Faustabwehr von unserem Keeper Eduard-Alin Wellmann. Dann ein Fehler vom Schiedsrichter. Der Elfmeter war eine klare Fehlentscheidung. Stadelschwarzachs Felix Manger läuft durch die Mitte, hakt bei beiden Gegenspielern ein, lässt sich fallen und schreit halt, wie er es immer macht. Eigentlich müssen wir uns die vielen Gegentore mal wieder selbst zuschreiben. Das gesamte Spiel über haben wir versucht, offensiv zu pressen. Aber dafür war das Mittelfeld personell zu schwach besetzt. Mit einem oder zwei zentralen Aufbauspieler mehr kann man das planmäßig durchziehen. Aber nicht so, wie wir aufgestellt waren. Natürlich war es dann, auch bei der Schweinehitze, schwer, zurückzukommen. Ist uns dann nach der Pause doch gelungen mit dem sauber herausgespielten Ausgleich durch Patrick Hock. Wir waren am Drücker, hatten wieder einige Hundertprozentige durch Jona Riedel oder auch Markus Schamberger. Vorne fehlt dir ein Quäntchen Glück und hinten leisten wir uns zu viele Fehler. So ist momentan der Leistungsstand bei der zweiten Mannschaft. Dann verliert man auch die Spiele gegen spielerisch limitierte Teams wie Stadelschwarzach, die vielleicht drei, maximal vier Spieler haben, die richtig Fußball spielen können. Der Rest ist – höflich gesagt – noch nicht reif für die Kreisliga.“

Die Zuschauer hatten sichtlich Spaß am Spielgeschehen, wie hier beispielsweise der ehemalige Abtswinder und Stadelschwarzacher Trainer Oliver Böhm, links im Bild.