Der Jungspund findet sich in einer neuen Rolle wieder
TSV Kleinrinderfeld – TSV Abtswind 2:4 (2:2)
Zwei Tage nach der Entlassung von Petr Skarabela und der Rückkehr von Thorsten Götzelmann auf die Trainerbank ist dem TSV Abtswind der ersehnte Befreiungsschlag gelungen: Im Nachholspiel am Mittwochabend verteidigte der Tabellenführer seine Spitzenposition durch ein 4:2 beim TSV Kleinrinderfeld. Zweimal geriet Abtswind in Rückstand, zweimal glichen Michael Herrmann und Adrian Dußler noch vor der Pause aus, ehe Pascal Kamolz und Peter Mrugalla mit ihren Toren die Partie in Überzahl umbogen.
Viel Zeit hatte Thorsten Götzelmann nicht, sich auf seine neue alte Aufgabe vorzubereiten. Am Montagabend stand er erstmals wieder mit der Mannschaft zum Training auf dem Platz. 48 Stunden später musste alles glattgehen. „Eine solche Situation habe ich noch nicht erlebt“, sagte der Übungsleiter. Knapp zwei Jahre nach seinem freiwilligen Rückzug von der Seitenlinie war Götzelmann plötzlich zurück im Geschäft und verantwortlich für Abtswinds sportliche Geschicke. Der 45-Jährige soll bis zum 19. Mai dafür sorgen, dass die Mannschaft an der Tabellenspitze bleibt und den Aufstieg in die Bayernliga schafft. Danach ist für Götzelmann, der sich gleichzeitig um den Nachwuchs der SpVgg Greuther Fürth kümmert, neben seinem Beruf bei der Polizei in Nürnberg, wieder Schluss. Das hatte er vor seiner spontanen Zusage in Abtswind zur Bedingung gemacht. Nach dem Spiel in Kleinrinderfeld ist der Vorsprung auf den ASV Vach, der zur selben Zeit die DJK Schwebenried/Schwemmelsbach mit 2:0 bezwang, nicht weiter geschrumpft.
Drei Zähler trennen die beiden besten Teams der Landesliga Nordwest, die sich am 12. Mai, am vorletzten Spieltag, nochmals gegenüberstehen. Im Idealfall hat Abtswind sich bis dahin so weit abgesetzt, dass die Partie keinen Endspielcharakter bekommt. Nach dem ein oder anderen durchwachsenen Spiel, vor allem der herben 1:4-Niederlage gegen Schwebenried/Schwemmelsbach, kann man in Abtswind aber auch schon mit weniger als solchen ausgedehnten Errungenschaften zufrieden sein. Der solide Erfolg ist zurückgekehrt, auch wenn beileibe nicht alles herrlich war. Zweimal liefen die Gäste einem Rückstand hinterher. Und hätte Kleinrinderfelds Manuel Jäger kurz vor der Pause nicht eine Gelb-Rote Karte kassiert, wäre es für den Tabellenführer aller Voraussicht nach deutlich schwerer geworden, den hinter seinen Erwartungen zurückgebliebenen Gegner in Schach zu halten. Als die Tore für Kleinrinderfeld fielen, war Abtswinds Hintermannschaft nicht auf der Höhe. „Wir müssen intensiver gegen den Ball arbeiten“, verdeutlichte Thorsten Götzelmann, der seine Spieler eher zur Defensive ruft, statt unermüdlich Offensive zu fordern.
Die überraschendste Personalie in Götzelmanns Startaufstellung war Jona Riedel auf der Position des linken Verteidigers, nachdem Daniel Hämmerlein verletzt ausfiel. Ziemlich schnell hatten die Hausherren die linke Seite als Schwachstelle ausgemacht und ihre Tore dort eingeleitet. Am Ende verwertete beide Male Peter Endres (4. und 24. Minute). „Jona hat sich am Anfang schwer getan“, sagte Götzelmann. „Ich habe ihn hinten reingeschmissen.“ Doch der 22-jährige Riedel, dem bislang eine offensive Rolle zuteil geworden war, ließ sich davon nicht entmutigen und kam nach einer halben Stunde immer besser zur Geltung, indem er neben seinen Defensivaufgaben sich mit seiner Schnelligkeit über den Flügel auch ins Spiel nach vorne einschaltete. „Dann war er eine Bank“, stellte Götzelmann fest. „Das hat man an seinen Zweikämpfen gemerkt.“ Abtswind brauchte nicht besonders lange, um nach dem 0:1 und dem 1:2 auszugleichen. Michael Herrmann war schnellen Schrittes in den Strafraum vorgestoßen und hatte den von Adrian Dußler zugespielten Ball aus spitzem Winkel ins lange Eck gezimmert (6.).
Frank Hartlehnert war nach Adrian Grafs langem Pass zu schnell für Manuel Jäger. Der Kleinrinderfelder zog das Foul im Strafraum und sah dafür zum zweiten Mal Gelb, musste also mit Gelb-Rot vom Feld (45.+1). Das Elfmeter-2:2 durch Adrian Dußler, vor allem aber die Überzahl hielten den Gästen alle Chancen für den zweiten Durchgang offen. Zu zehnt besaß Kleinrinderfeld bei Weitem nicht mehr die Durchschlagskraft wie zuvor. Doch Abtswind hatte ein Problem: Das dauernde Anlaufen führte häufig ins Abseits. Erst als Michael Herrmann über die Seite kam und nach innen legte, passte der Spielzug. Pascal Kamolz stand in der Mitte bereit und traf zur 3:2-Führung (66.). „Das Tor war ein Musterbeispiel, wie man es richtig macht“, sagte Thorsten Götzelmann. „Man muss nicht immer gleich den Ball nach vorne spielen.“ Das war auch Abtswinds Marschroute für die Schlussphase: Kleinrinderfeld machte noch einmal Druck, die Gäste konterten. Der letzte Gegenstoß, eingeleitet von Lukas Wirth, landete bei Pascal Kamolz. Die Gegenspieler ließen ihn ziehen und reklamierten Abseits. Statt sein 18. Saisontor zu erzielen, legte der Stürmer ab zu Peter Mrugualla. Das 4:2 in der Nachspielzeit war damit perfekt.
Michael Kämmerer
Das Spiel in der Statistik
TSV Kleinrinderfeld: Cosmin Andrei – Marco Kramosch (46. Levi Wendel), Simon Sommer, Manuel Jäger, Joshua Heberlein – Andreas Grebe – Benedikt Engert, Mario Christ, Julian Meyer – Sandro Kramosch (70. Philipp Günder), Peter Endres (62. Silas Krebelder).
TSV Abtswind: Julian Schneider – Michael Herrmann, Mathias Brunsch, Adrian Graf, Jona Riedel – Nicolas Wirsching, Jonas Wirth (71. Lukas Wirth) – Philipp Hummel (80. Peter Mrugalla), Adrian Dußler, Frank Hartlehnert (88. Sven Gibfried) – Pascal Kamolz.
Schiedsrichter: Christopher Schwarzmann (Scheßlitz); Assistenten: Moritz Meisel (Rügheim), Robert Görtler (Oberhaid).
Zuschauer: 240.
Gelbe Karten: Simon Sommer, Peter Endres, Benedikt Engert, Cosmin Andrei (Kleinrinderfeld); Michael Herrmann, Jona Riedel, Adrian Dußler, Pascal Kamolz (Abtswind),
Gelb-Rote Karte: Manuel Jäger (Kleinrinderfeld, 45.+1, Foulspiel).
Tore: 1:0 Peter Endres (4.), 1:1 Michael Herrmann (6.), 2:1 Peter Endres (24.), 2:2 Adrian Dußler (45.+3, Foulelfmeter), 2:3 Pascal Kamolz (66.), 2:4 Peter Mrugalla (90.+2).
Stimmen zum Spiel
Thorsten Götzelmann (Trainer TSV Abtswind): „Das Training am Montag hat mir gleich wieder Spaß gemacht. In einer einzigen Einheit konnte ich aber noch nicht viel machen. Das Spiel war vom Gefühl eine Achterbahnfahrt. Spannend, nervenaufreibend, aber wenn es so ausgeht, ist alles gut. Ich war positiv überrascht, dass die Jungs zweimal einen Rückstand wettgemacht haben, und bin froh, dass wir uns belohnt haben. Hätten wir anfangs mehr Abschlussglück gehabt, hätten wir uns nicht so schwergetan. Die Mannschaft hat eine hohe Qualität. Aus verschiedenen Gründen konnten die Spieler zuletzt ihre Leistung nicht abrufen. Ich will in den letzten Wochen der Saison, dass wir eine klare Struktur im Spiel haben. Meine Philosophie ist es, die Ballkontrolle an die erste Stelle zu stellen, statt nur das Tor zu suchen. Dann fällt es dem Gegner schwer, den Ball zu ergattern. Ich denke taktisch etwas defensiver. Wir haben ohnehin genug Potenzial, um Tore zu schießen.“
Hans-Jürgen Meyer (Trainer TSV Kleinrinderfeld): „Wir konnten mithalten. Die ganze Mannschaft stand gut auf dem Spielfeld, obwohl wir wegen der Verletzten nicht bei hundert Prozent sind. Eigentlich ist es gut gelaufen. Ärgerlich sind die einfachen Fehler, die zu Gegentoren führen. Die Gelb-Rote Karte war spielentscheidend. Mir tut es leid für die Mannschaft, die Einsatz und Willen gezeigt hat und dennoch leer ausgeht. Mit zehn Mann ist es gegen Abtswind eben kein Zuckerschlecken. Wir haben die Schwachstelle des Gegners früh erkannt und über die linke Seite unsere Tore eingeleitet. Trotzdem haben wir viel zu häufig lang und hoch in die Mitte gespielt, wo die Innenverteidiger Adrian Graf und Mathias Brunsch klären konnten. Das hat uns postwendend in die Bredouille gebracht. Wir hätten noch häufiger über außen kommen müssen. Alles reden hat nicht geholfen. Wir brauchen noch zwei, drei Siege für den Klassenerhalt.“
Jona Riedel (Spieler TSV Abtswind): „Ausschlaggebend war die Mannschaftsleistung. Das haben wir gut gemacht. Nach den Rückständen sind wir gut zurückgekommen. Es ging nur über den Kampf. Gerade in der zweiten Halbzeit haben wir die Überzahl stark ausgespielt. Ich war ein bisschen überrascht, dass mich der Trainer von Beginn an aufgestellt hat, gerade als linker Verteidiger, was ja nicht meine Lieblingsposition ist. Wenn über die eigene Seite ein Tor fällt, kommt man schon ein wenig ins Grübeln. Dann heißt es Mund abwischen und weitermachen. Ich habe dann doch noch ins Spiel gefunden. Die Zweikämpfe wurden besser. Durch den Sieg haben wir gezeigt, was wir können. Wenn wir die nächsten Wochen so weitermachen, dann sollten wir unser Ziel erreichen.“
Das Stenogramm zum Spiel im Liveticker.
Abtswinds Jona Riedel im Video-Interview.
Wahl zur Elf der Woche beim Fußballportal Fupa: Für Abtswind abstimmen.