Auch in der dritten Halbzeit sind die Protagonisten gut aufgelegt
TSV Abtswind – ASV Rimpar 5:1 (3:0)
Alles wieder gut! Der TSV Abtswind hat die 2:4-Heimniederlage gegen den SV Euerbach/Kützberg mit einem rauschenden 5:1-Erfolg nahezu vergessen gemacht. Darunter leiden musste der ASV Rimpar. Besonders gut in Schuss zeigte sich der dreimalige Torschütze Pascal Kamolz, der ins Sturmzentrum zurückgekehrt war. Bereits vor dem letzten Spieltag im Jahr 2017 steht fest, dass Abtswind die Winterpause als Tabellenführer verbringen wird.
Was war das für ein großes Kino?! Das Spiel zwischen dem TSV Abtswind und dem ASV Rimpar hatte schon reichlich Unterhaltsames geboten, kein Wunder bei einem Kantersieg der Heimmannschaft. Erinnerungswürdig wurde auch die dritte Halbzeit, die öffentliche Pressekonferenz, bei der die Trainer einander die verbalen Bälle zuspielten und zur Hochform aufliefen, dass die Veranstaltung epischen Charakter und philosophisches Ausmaß bekam. Mit einer Dauer von 35 Minuten war die Gesprächsrunde im prallgefüllten Vereinsheim derart überzogen worden, wie es sich einst nur Thomas Gottschalk bei „Wetten dass..?“ getraut hatte. „Ich hoffe, ihr seid unseretwegen da und nicht, weil es hier so schön warm ist“, fragte Abtswinds Petr Skarabela die Leute, die sich nach dem Schlusspfiff in den kleinen Gastraum drängten.
Die Rolle des Entertainers übernahm Rimpars Harald Funsch, der trotz der deutlichen Niederlage seinen Humor nicht verloren hatte und dafür viel Applaus und die Lacher des Publikums erhielt, das am Ende gar eine Zugabe forderte. „Ich hätte lieber als Trainer gepunktet denn als Showmaster“, resümierte der 53-Jährige, der seine Laune auf seinen Realismus schob: „Wer nach Abtswind fährt, muss mit einer Niederlage rechnen. Daher kann ich mit dem 1:5 leben.“ Wo war nur der Harald Funsch früherer Tage geblieben, der Heißsporn, der an der Seitenlinie keinem Wortgefecht mit Gegnern, Schiedsrichtern und Zuschauern aus dem Weg gegangen war, der nach solchen Ergebnissen einst wild losgepoltert hatte?
„In meinem Alter denkt man ab und an mal nach. Manche Sachen, die man vor fünfzehn Jahren gemacht hat, sieht man mit ein bisschen Abstand anders“, sagte der Würzburger, der am vergangenen Samstag im Laufe der neunzig Minuten entspannt an der Bande lehnte und sich nahezu in die Rolle des stillen Beobachters begab: „Heute war ich eher der Denkende als der Verrückte.“ Abtswind entsprach einfach nicht Rimpars Maßstab, um mit Zählbarem zu rechnen. Zu groß fielen die Qualitätsunterschiede aus, die Funsch an drei Merkmalen festmachte: Der Spitzenreiter setzte sich im Mittelfeld häufiger in den Zweikämpfen durch als der Tabellenelfte, zeigte sich in der Offensive kaltschnäuziger im Abschluss und entschied die Duelle im Strafraum für sich. So betrieben die Hausherren Wiedergutmachung für die Niederlage eine Woche zuvor. Sie hatten ihr Manko im Abschluss behoben, brauchten weniger Chancen für umso mehr Tore. Gut möglich, dass das mit Pascal Kamolz zu tun hatte.
Die einen duellieren sich, die anderen schauen zu: Zwischen Rimpars Eren Özdemir (links) und dem Abtswinder Pascal Kamolz geht es zur Sache.
Der Stürmer war zuletzt auf dem ungewohnten linken Flügel zum Einsatz gekommen und damit zu weit weg vom Schuss gewesen. Vorne in der Mitte konnte er diesmal deutlich häufiger seine Gefährlichkeit ausspielen, und das machte sich auf seinem Torkonto bemerkbar: Dreimal traf der 31-Jährige gegen Rimpar und setzte sich mit dreizehn Saisontoren an die Spitze der Torschützenliste. Eine entscheidende Rolle spielte auch Jonas Wirth, den Skarabela für den verletzten Adrian Dußler aufbot: Wirth sorgte im defensiven Mittelfeld dafür, dass die Mitte anders als bei der jüngsten Niederlage keine Löcher bekam, und glänzte obendrein zweimal als Torvorbereiter. Doch es dauerte zwanzig Minuten, bis Abtswind Schwung aufnahm. Die Gäste hatten in der Anfangsphase mit einem mutigen, ganz und gar nicht verhaltenen Auftreten das Überraschungsmoment zu nutzen versucht. Ohne Erfolg.
Kamolz, der zunächst einen Kopfball freistehend über die Latte setzte und später vor dem leeren Tor den Fuß nicht ans Leder bekam, war zur Stelle, als er liefern musste: Die hohe Hereingabe Mathias Brunschs nutzte er schließlich nach knapp einer halben Stunde zur 1:0-Führung. Von da an war die Skarabela-Elf im Fluss. Das 2:0 durch Frank Hartlehnert, der den Ball an den linken und rechten Innenpfosten drückte, ehe er die Linie überschritt (39. Minute), und Kamolz’ 3:0 per Kopf (42.) ließen nicht lange auf sich warten. Es war ein Tor, das Adrian Graf mit einem weiten Schlag einleitete, Daniel Endres durch eine Flanke konkretisierte und das ob seiner Herrlichkeit Verzückung im Publikum erzeugte. „Wie auf der Playstation“, bejubelte ein Zuschauer den Spielzug. Wieder einmal hatte Abtswind schon zur Pause die Weichen für den Sieg gestellt.
Adrian Dußler, der für alle Fälle auf der Bank saß, brauchte es nicht mehr. „Er ist zwar einer der wichtigsten Spieler“, erklärte Skarabela, „doch ich wollte kein Risiko eingehen, dass er sich weiter verletzt.“ Dass Rimpar anschließend mehr Anteile hatte, phasenweise auf Augenhöhe mitspielte, mehrere gute Chancen erhielt und durch Phillip Löw in der 60. Minute auf 1:3 verkürzte – geschenkt. Im letzten Heimspiel vor der Winterpause machten die Platzherren trotz des miesen, windigen, kalten, nassen und düsteren Wetters schnell wieder ernst. Michael Herrmann flankte so exakt auf den Kopf von Daniel Endres, dass es fast nicht anders ging, als zum 4:1 zu treffen (66.). Pascal Kamolz hatte Lust auf mehr und schob Torhüter Patrick Meier die Kugel zum 5:1-Endstand durch die Beine (70.). „Bis auf die Gegentore, bei denen wir Überzahl im eigenen Sechzehner hatten, war ich mit der zweiten Hälfte nicht unzufrieden“, sagte Harald Funsch.
Michael Kämmerer
Mund auf, Augen zu: Der Abtswinder Michael Herrmannn (links, im Zweikampf mit Rimpars Martin Eck) hofft bei seiner Vorlage auf einen Abnehmer.
Das Spiel in der Statistik
TSV Abtswind: Julian Schneider – Michael Herrmann, Mathias Brunsch, Adrian Graf, Lukas Wirth (80. Przemyslaw Szuszkiewicz) – Nicolas Wirsching (58. Jürgen Endres), Jonas Wirth, Peter Mrugalla, Frank Hartlehnert (71. Steffen Barthel) – Daniel Endres, Pascal Kamolz.
ASV Rimpar: Patrick Meier – Kevin Weidner, Nicolas Moskwiak, Martin Eck, Gabriel Yaman (80. Robert Csef) – Sebastian Brennecke, Eren Özdemir, Julian Wagenhäuser (58. Marcel Böhm), Timo Rüttiger – Phillip Löw (74. Robert Schmidt), Andreas Hetterich.
Schiedsrichter: Jonathan Bähr (Kronach); Assistenten: Tim Michel (Steinwiesen), Andreas Ebert (Steinberg).
Zuschauer: 100.
Gelbe Karten: Eren Özdemir, Sebastian Brennecke (Rimpar).
Tore: 1:0 Pascal Kamolz (28.), 2:0 Frank Hartlehnert (39.), 3:0 Pascal Kamolz (42.), 3:1 Phillip Löw (60.), 4:1 Daniel Endres (66.), 5:1 Pascal Kamolz (70.).
Stimmen zum Spiel
Petr Skarabela (Trainer TSV Abtswind): „Mit den ersten zwanzig Minuten war ich nicht zufrieden, weil wir keinen Zugriff aufs Spiel hatten. Danach haben wir richtig angezogen und waren sehr gut aufgelegt. Das war dann Fußball und keine Bolzerei. Wir haben mit den Toren befreit gespielt. Nach dem Gegentor haben wir wieder dreißig Prozent mehr gegeben. Letztlich waren alle unsere Tore toll herausgespielt. Das war eine Reaktion auf die Niederlage der letzten Woche. Wir waren diesmal effektiver. Dass wir in der Defensive gut standen, war genauso wichtig. Auch Rimpar hat eine gute Leistung gezeigt. Pascal Kamolz ist ein klassischer Stürmer. Wenn er die Freiheiten bekommt, macht er seine Tore. Eigentlich darf man ihn nicht auf dem Flügel spielen lassen, weil er dort nicht so zur Geltung kommt. Mit seinen Vorlagen ist er genauso wertvoll wie mit seinen Toren. Das Schöne ist auch: Egal wen ich einwechsle, die Qualität geht nicht nach unten.“
Harald Funsch (Trainer ASV Rimpar): „Einmal im Jahr muss jeder nach Abtswind. Jetzt habe ich es hinter mir. Es steht außer Frage, dass Abtswind zu Recht gewonnen hat. Es hätte Pfingsten und Weihnachten zusammenfallen müssen, dass für uns hier was geht. Daher war am Spielfeldrand von mir wenig zu hören. Das war eine brutal schwere Aufgabe. Wir hätten gewinnen können, wenn Abtswind vielleicht manches falsch macht oder den Gegner unterschätzt. Leider ist das letzte Woche schon gegen Euerbach/Kützberg passiert. Mir war klar, dass es nicht ein zweites Mal so kommt. Trotzdem war ich in der ersten halben Stunde gar nicht unzufrieden. In der ein oder anderen Phase haben wir uns dumm angestellt. Nachdem in der zweiten Halbzeit Abtswind ein wenig zurückgeschraubt hat und wir einen Gang hoch geschaltet haben, war die Differenz nicht mehr so groß. So waren die Chancen sogar gleichmäßig verteilt.“
Jonas Wirth (Mittelfeldspieler TSV Abtswind): „Letzte Woche war unsere Mitte relativ offen. Meine Aufgabe war es daher heute, als klassischer Sechser vor der Abwehr zu spielen und die Bude dichtzuhalten. Das war der Schlüssel zum Erfolg. Nici Wirsching durfte den offensiven Part ausfüllen und Ausflüge nach vorne unternehmen. Ich habe abgesichert, und das mache ich auch gerne. Mit 3:0 in die Pause zu gehen, ist sehr angenehm. Auch wenn wir nach der Halbzeit nicht mehr so dominant waren, haben wir es im Großen und Ganzen gut über die Bühne gebracht. Nach meiner Operation am Sprunggelenk im Juli war ich zehn Wochen außer Gefecht. Ich brauche meine Zeit, um wieder reinzukommen. Inzwischen bin ich körperlich wieder so fit, dass ich neunzig Minuten spielen kann. Die große Konkurrenz auf den beiden Sechser-Positionen ist positiv für den Erfolg. Letzte Saison standen wir zum Teil nur mit elf Mann da.“
Vom Leder gezogen: Abtswinds Jonas Wirth (Mitte) will gegen die Rimparer Gabriel Yaman (links) und Eren Özdemir unbedingt am Ball bleiben.
Viele Bilder vom Spiel gegen Rimpar gibt es in einer Fotoserie.
Die Tore und Höhepunkte der Partie als Video.
Das Stenogramm zum Spiel im Liveticker.
Abtswinds Michael Herrmann im Video-Interview.
Wahl zur Elf der Woche beim Fußballportal Fupa: Für Abtswind abstimmen.