Unbezwungen gegen Greuther Fürth II, hütet der 24-Jährige erneut notgedrungen das Tor
TSV Abtswind II – FC Geesdorf 2:4 (2:2)
Von ihrer Bestbesetzung war Abtswinds zweite Mannschaft im Freundschaftsspiel gegen den FC Geesdorf weit entfernt. Mehrere Akteure aus der dritten Garde mussten herbeieilen, um überhaupt antreten zu können. Trotz des Personalproblems bot das gemischte Team dem Bezirksligisten ordentlich Paroli. Welche Schlüsse ließen sich aus der Begegnung ziehen, wenn mehr als die halbe Stammelf ausfällt? Nicht viele.
Gegen den Regionalligisten SpVgg Greuther Fürth II schaffte es Julian Beßler (im Bild), zu Null zu spielen. Vom Bezirksligisten FC Geesdorf ließ sich der Aushilfstorhüter des TSV Abtswind zweimal bezwingen. Wie konnte das passieren? „In Fürth stand die Abwehr bombensicher“, sagte Beßler. „Gegen Geesdorf gab es Leichtsinnsfehler, die Gegenspieler waren öfters ungedeckt.“ In beiden Partien stand der 24-Jährige notgedrungen 45 Minuten zwischen den Pfosten. In Fürth musste er in der ersten Garde ran, weil sich Irnes Husic verletzte. Nun fehlte bei der Reserve die etatmäßige Nummer eins, Eduard-Alin Wellmann. An sich hatte Beßler, der in der Jugend zum Schlussmann ausgebildet worden war, seinen Aktivitäten als Keeper schon vor Jahren für beendet erklärt. Im Feld fühle er sich einfach wohler, lautet seine Begründung. Aber wenn es partout nicht anders geht, springt der Abtswinder auf seiner gelernten Position ein. Beßlers neuerlicher Einsatz im Gehäuse spiegelte exemplarisch den personellen Zustand der ganzen Mannschaft: Mit fünf Akteuren der dritten Garnitur, davon drei von Beginn an, musste sich Trainer Velibor Teofilovic gegen Geesdorf behelfen und sich dazu noch selbst einbringen. Zur zweiten Halbzeit wechselte er sich ein. Er stellte sich ins Tor, damit Julian Beßler auch im Feld zeigen konnte, was in ihm steckte. Mehr als die halbe Stammbesetzung war verletzt, unpässlich oder sonst wie verhindert.
Dafür schlug sich die gemischte Truppe, in die sich Michael Herrmann aus der Landesliga-Mannschaft herabgelassen hatte, mehr als passabel, auch wenn der Erkenntnisgewinn für ein Testspiel eher gering ausfiel. „Ich habe mich gewundert, dass wir in der ersten Hälfte mit dieser einmaligen Besetzung so gut mitgehalten haben“, sagte Julian Beßler. Sein Team bestimmte das Geschehen. Das ging so weit, dass Abtswind in Führung zog. Ein Flankenball Andreas Herrmanns über 25 Meter erreichte punktgenau Aljoscha Keßler. Dessen Kopfball aus elf Metern schlug nach einer Viertelstunde im Geesdorfer Kasten ein. Was der Bezirksligist praktizierte, der ebenfalls keine üppig besetzte Ersatzbank vorweisen konnte, war auf Standardsituationen und Zufallsprodukte ausgelegt. Beim 1:1-Ausgleich wurde Simon Weiglein sträflich allein gelassen, dass er nach einer Ecke den Ball per Kopf aus drei Metern über die Linie drücken konnte (24. Minute). Von seiner unbeabsichtigten Bogenlampe in den Winkel dürfte Thomas Lordo selbst überrascht gewesen sein. Was als Flanke gedacht war, senkte sich so spitzfindig ins Netz, dass sich Julian Beßler strecken konnte, wie er nur wollte.
Das krumme Ding brachte die Geesdorfer, die vor der Pause sonst nicht zu Chancen kamen, in der 35. Minute mit 2:1 in Führung. Noch viel sehenswerter machte es auf der anderen Seite Eric Köhler, der im defensiven Mittelfeld erneut für viel Wirbel sorgte. Einen abgewehrten Eckball erwischte er aus 25 Metern volley so akkurat, dass die Kugel fulminant unter der Latte einschlug – 2:2 (40.). Nach 45 Minuten ließen bei den Abtswindern spürbar die Kräfte nach. Jetzt machte sich bemerkbar, dass etliche Spieler aus der A-Klasse das höhere Tempo nicht gewohnt waren. Das vermochten selbst die vermehrten Rückwechsel nicht zu kaschieren. Das Offensivspiel war eingestellt. Angreifer Aljoscha Keßler bekam kaum noch Bälle zugespielt. Es ging nur noch ums Verteidigen. In der Schlussviertelstunde gelang selbst das nur noch leidlich. Ohne Druck auf den ballführenden Spieler stand Abtswind tief in der eigenen Hälfte. Das nahm Geesdorfs Simon Weiglein als Aufforderung, aus zwanzig Metern abzuziehen und zum 3:2 zu treffen (82.). Stefan Weiglein setzte mit dem 4:2 den Schlusspunkt, indem er aus spitzem Winkel ins kurze Eck schob (84.).
Michael Kämmerer
Das Spiel in der Statistik
TSV Abtswind II: Julian Beßler – Maximilian Mahler, Michael Herrmann, Daniel Kaminski, Tobias Holzberger – Johannes Knorr, Eric Köhler – Mladen Grujic, Markus Schamberger, Andreas Herrmann – Aljoscha Keßler; eingewechselt: Velibor Teofilovic, Eduard Schneider, Dominik vom Berg.
FC Geesdorf: Dominik Holzmann – Thomas Lordo, Fabian Hahn, Dominik Kober, Patrick Beuerlein, Simon Weiglein, Mohamed Rmeithi, Oliver Hahn, Stefan Weiglein, Alexander Huller, Julian Zehnder; eingewechselt: Hassan Rmeithi, Bernd Oppmann.
Schiedsrichter: Maximilian Krämer (Münsterschwarzach); Assistenten: Martin Nickel (Gerolzhofen), Yannis Walter (Frankenwinheim).
Zuschauer: 10 (in Estenfeld).
Tore: 1:0 Aljoscha Keßler (16.), 1:1 Simon Weiglein (24.), 1:2 Thomas Lordo (35.), 2:2 Eric Köhler (40.), 2:3 Simon Weiglein (82.), 2:4 Stefan Weiglein (84.).
Alle Abtswinder Testspiele der Wintervorbereitung im Überblick.