Am Schluss behält Abtswind II die Nerven
FV Niederwerrn/Oberwerrn – TSV Abtswind II 1:2 (0:1)
Es geht um viel. Die Spielgemeinschaft aus den beiden Nachbarorten im Schweinfurter Bannkreis spielt gegen das Abstiegsgespenst. Ein magerer Zähler trennt Niederwerrn und Oberwerrn von den direkten Konkurrenten Nordheim/Sommerach und Stadelschwarzach. Ein Punkt in der Endabrechnung Ende Mai bedeutet – vorausgesetzt der direkte Vergleich stünde positiv – das rettende Ufer. „Das Niederwerrn gegen den Abstieg spielte, davon haben wir nicht allzu viel mitbekommen“, relativiert Daniel Kaminski. Noch beim abendlichen Maibaumaufstellen wundert sich Abtswinds Außenverteidiger, am 2:1-Siegtreffer entscheidend beteiligt, über den Charakter dieser Kreisliga Partie. Niederwerrner Nichtangriffspakt? Und dennoch müssen die Gäste am Ende zittern.
Die Landesligareserve aus dem beschaulichen Kräuter- und Weinort am Fuße des Friedrichsberg ist allerdings auch noch lange nicht aus dem gröbsten raus. Zudem plagen Trainer Velibor Teofilovic ernste Personalsorgen. Über Taktik, ausgefeilte strategische Winkelzüge braucht man sich aktuell nicht unterhalten. Die erste Elf stellt sich quasi von allein auf. Hier und heute geht es nur um Motivation, Einsatz, Wille. Anheizen, was bleibt dem Übungsleiter auch anderes übrig?
Auf überschaubarem Niveau beginnt die Partie ausgeglichen. Beide Seiten bekommen paritätisch den Ball, ohne viel damit anfangen zu können. Nach einer obligatorischen Viertelstunde Abtasten dominieren die Gäste mit druckvollem Flügelspiel. Jona Riedel und Julian Beßler stellen Niederwerrns Außenverteidigung vor schier unlösbare Probleme. Nur der letzte Pass hoppelt unkontrolliert auf dem Beton harten Untergrund dahin. Gerade im arg strapazierten Mittelstück ist an ein sauberes, flaches Zuspiel kaum zu denken. Es ist bezeichnend, dass der erste Treffer nach einer Standardsituation fällt. Ein Abtswinder Eckball wird mehr oder minder konsequent aus der unmittelbaren Gefahrenzone geköpft – glaubt man jedenfalls. Bei näherer Betrachtung vielleicht ein Trugschluss: Vom Strafraumeck nimmt Markus Schamberger das krumme Ding volley, per Außenrist um die Meute herum. Torentfernung geschätzte 18 Metern, ein Traumtor vor dem Herrn. Der Ball schlägt genau neben dem Pfosten ein.
„In der ersten Hälfte kamen wir oft über die rechte Seite“, berichtet Christoph Kniewasser. „Eigentlich war es immer derselbe Spielzug: Jona rennt allen davon, Zuspiel in die Mitte, Aljoscha Keßler einziger Abnehmer, Chance verpufft. Niederwerrn konnte das relativ leicht verteidigen.“ Neben Schema F erarbeiten sich die Gäste auch einige hochkarätige Torabschlüsse. Aus dem Mittelfeld gut in Szene geschickt, rennt Julian Beßler mutterseelenallein auf Schlussmann Sven Schimanski zu. Der Keeper behält die Nerven und seinen Kasten sauber.
Mit diesem 1:0 geht es auch in die Halbzeit. „Danach kam von Niederwerrn mehr Druck“, erzählt Christoph Kniewasser und schildert die Szene zum 1:1-Ausgleich: „Wir kriegen den Ball nicht gescheit weg. Über die Außenbahn geht der Niederwerrner Angriff bis zur Grundlinie. Zuspiel zurück auf Sebastian Serzisko der das Ding kurz mitnimmt, voll durchzieht und genau ins Gamberle trifft.“ Abtswinds Keeper Irnes Husic war beim Torabschluss die Sicht verstellt. „Selbst bei freier Sicht hätte er dieses Geschoss kaum gehalten“, gibt Daniel Kaminski zu. „Das Ding war einfach zu platziert.“ Christoph Kniewasser kann sich gut an Sebastian Serzisko erinnern. „Der Kerl hat uns schon im Hinspiel drei Buden eingeschenkt.“
„Niederwerrn stellt um auf zwei Spitzen. Und auf dieses System haben wir wieder einmal keine Antwort. Trotzdem hatten sie keine echte, zwingende Torchance, der Ausgleich fällt irgendwie aus dem nichts“, meint Daniel Kaminski. „Und man denkt sich wieder, warum nur? Was haben wir jetzt wieder falsch gemacht? Ach Gott, typische Situation für uns. Wo führt das hin? Denn eigentlich spielst du Niederwerrn an die Wand. Du machst eigentlich alles richtig, leistest dir mal einen einzigen Fehler und der wird sofort bestraft. Die Innenverteidigung mit Christoph Kniewasser und Christoph Hofmann war auch heute wieder bärenstark, wie schon seit Wochen, machen keinen Fehler, und trotzdem steht es 1:1.“
Wenig später der ansehnlichste Spielzug des Tages. Links nimmt Jona Riedel Fahrt auf und passt auf Daniel Kaminski. „Ich dachte, der schickt mich steil. Jetzt steh ich mit dem Rücken zum Tor im Strafraumeck und kann den Ball nur per Hacke weiterleiten“, berichtet Abtswinds Außenverteidiger. Jona Riedel hinter läuft schulbuchmäßig, geht aufs gegnerische Tor zu und passt dann doch scharf auf den langen Pfosten. Ungedeckt lässt sich ein Andreas Herrmann so eine Chance natürlich nicht nehmen.
„Danach lassen wir uns hinten rein drängen.“ Daniel Kaminski begreift die Welt nicht mehr. „Ich weiß nicht warum wir uns den Schneid abkaufen lassen, wieso wir plötzlich ängstlich agieren. Christoph Hofmann klärt zwei Male auf der Linie. Da hätte der Schuss auch nach hinten losgehen können. Aber am Ende können wir über den Sieg zufrieden sein. Wir sind nicht abgestiegen und das ist die wichtigste Nachricht des Tages.“ 10 Punkte beträgt Abtswinds Vorsprung auf den Relegationsplatz in den letzten drei Saisonspielen. Ein weiteres Jahr in dieser verrückt, sympathischen Kreisliga.
Matthias Ley
Das Spiel im Überblick:
FV Niederwerrn/Oberwerrn: Sven Schimanski – Julian Heinisch, Alex Lobach, Steven Perry, Felix Karg – Timo Wohlleben, Alexander Scheling, Mauris Rüth – Abdullah Rahimi – Janis Halbach, Alessandro Miano. Einwechselspieler: Luca Rödemer, Sebastian Serzisko, Sascha Schreiber, Alexander Keil, Savon Troupe.
TSV Abtswind II: Irnes Husic – Janek Wendt, Christoph Kniewasser, Christoph Hofmann, Daniel Kaminski – Markus Schamberger – Jona Riedel, Johannes Knorr, Mladen Grujic, Julian Beßler – Aljoscha Keßler. Einwechselspieler: Oliver Döring, Andreas Herrmann, Markus Golombek, Johannes Primus.
Schiedsrichter: Manfred Schäfer
Zuschauer: ca. 50
Gelbe Karten: Janis Halbach (Niederwerrn/Oberwerrn) – Oliver Döring (Abtswind II)
Tore: 0:1 Markus Schamberger (30.), 1:1 Sebastian Serzisko (51.), 1:2 Andreas Herrmann (72.).
Die Stimmen zum Spiel:
Christoph Kniewasser (Spieler TSV Abtswind II): „Recht großer Platz, buckelhart, wie wenn man auf der Straße spielen würde. Nach einigen Minuten sind wir recht gut in die Partie gekommen. Über Julian Beßler und Jona Riedel, die beiden Außen, sind wir echt gut durchgekommen. Vorne hat uns dann natürlich wieder das Glück gefehlt. Beispielsweise beim Durchmarsch von Jona Riedel, flaches Zuspiel in den Rücken der Abwehr, Aljoscha Keßler kann das Ding volley nehmen, aber kurz vor dem Abschluss hüpft der Ball auf. Den Rest kann man sich denken. Spielbestimmend sind normalerweise eigentlich wir. Niederwerrn hat da nicht viel zu melden gehabt. Ab und zu stellten sie uns vor ein paar Probleme, wenn wir den Ball verloren, wo wir das nicht wollten, also im Mittelfeld. Bei diesem megabreiten Platz hat man das nicht gescheit verteidigen können. Nach dem Ausgleich brauchten wir etwas Zeit. Aber dann haben wir die Partie wieder an uns gerissen. Der 2:1-Siegtreffer sah schon recht ordentlich aus. Schöne Kombination auch für die Zuschauer. Für mich geht das Ergebnis absolut in Ordnung.“
Daniel Kaminski (Spieler TSV Abtswind II): „Die ersten 10 Minuten haben wir nicht gut gespielt. Wir hatten dabei zwar kaum Fehler im Spielaufbau, allerdings haben wir auch kaum etwas für unser eigenes Spiel gemacht. Recht maue Angelegenheit. Niederwerrn war als Mannschaft einfach nicht gut. Man hat nicht gesehen, dass sie gegen den Abstieg kämpfen. Von einem Treten kann auch keine Rede sein. Spielerisch war das zu wenig, was Niederwerrn angeboten hat. Gerade auf den Außenpositionen hatten wir freie Bahn. Richtig gut Dampf von unserer Seite, was gefehlt hat war der genaue, letzte Pass. Julian Beßler war so oft durch, hat jedoch meist die falsche Entscheidung getroffen. Anstatt noch ein paar Meter zu gehen, kam gleich die Flanke und dann hat in der Mitte der Abnehmer gefehlt. Deshalb gab uns dieses Tor nach einem Eckball mehr Sicherheit. Das Spiel können wir eigentlich nicht verlieren, dachten wir, ja und dann kam die zweite Halbzeit und die Einwechslung von Sebastian Serzisko. Niederwerrn stellt um auf zwei Spitzen. Und auf dieses System haben wir wieder einmal keine Antwort gefunden. Das Tor fällt irgendwie aus dem nichts. Und man denkt sich wieder, warum nur? Was haben wir jetzt wieder falsch gemacht? Ach Gott, typische Situation für uns. Wo führt das hin? Denn eigentlich spielst du Niederwerrn an die Wand. Du machst eigentlich alles richtig, leistest dir mal einen einzigen Fehler und der wird sofort bestraft. Aber am Ende können wir über den Sieg zufrieden sein. Wir sind nicht abgestiegen und das ist die wichtigste Nachricht des Tages.“
Zusammen mit Christoph Kniewasser ein Spitzenteam in der Innenverteidigung: Christoph Hofmann.
Am Ende hält er den Sieg fest und rettet zwei Male auf der Linie.