Als Meister der Schmerzen geht die Skarabela-Elf für den Erfolg an ihre Grenzen
TSV Abtswind – FC Fuchsstadt 3:0 (1:0)
Schau an, der TSV Abtswind hat eine kleine Serie gestartet. Drei Siege am Stück – das gab es zuletzt Anfang Oktober. Obendrein fing sich das Team von Trainer Petr Skarabela dabei nur einen Gegentreffer. Im Nachholspiel gegen den FC Fuchsstadt am Mittwochabend mussten die körperlich arg gebeutelten Akteure an ihre Grenzen und noch weiter gehen. Bis die drei Punkte eingefahren waren, dauerte es eine Weile. Dafür waren die Erleichterung und die Freude dann umso größer.
Pascal Kamolz hat gerade das, was man einen Lauf nennt. Nicht anders ist es zu erklären, dass der Premiumstürmer des TSV Abtswind sieben seiner dreizehn Saisontreffer nach der Winterpause geschossen hat. Für diese Marke im Jahr 2017 brauchte er gerade mal sechs Spiele. „Auf Pascal ist derzeit Verlass“, stellte Trainer Petr Skarabela vor der Partie gegen den FC Fuchsstadt fest. Und der Angreifer bestätigte seine Form auch diesmal. Mit dem Treffer zum 2:0 in der 76. Minute entschied Kamolz die Partie endgültig, nachdem Abtswind sich der drei Zähler zuvor nicht sicher sein durfte. „Wir brauchen eine geniale Aktion“, hatte Skarabela seine Mannschaft angefleht. Dieser Augenblick war gekommen, als die Fuchsstädter Philipp Halbritter und Philipp Pfeuffer im eigenen Strafraum einen Pressschlag fabrizierten und Pascal Kamolz als Nutznießer skrupellos einnetzte. „Ich mache drei Kreuze, weil wir gewonnen haben“, sagte Skarabela. Zwischenzeitlich erwies sich der forsche Aufsteiger Fuchsstadt, der auf Platz sieben als bester Liganeuling dasteht und sich im ganzen Saisonverlauf nie ernsthaft Sorgen um den Klassenverbleib machen musste, als harter Brocken. Dass Abtswind für den Erfolg an die Schmerzgrenze gehen musste, machte die Liste der Akteure deutlich, die angeschlagen auf dem Feld standen, um überhaupt elf Leute aufzubieten. Michael Herrmann, Carl Murphy, Peter Mrugalla, Frank Hartlehnert und Adrian Graf gingen durch Verletzung oder Krankheit geschwächt ins Spiel. Das Training in den vergangenen Tagen war deshalb auf Sparflamme geblieben.
„Weil ich Angst hatte, dass sich noch jemand verletzt oder krank wird“, erklärte Petr Skarabela, der ohnehin schon zahlreiche andere Ausfälle wie Jürgen Endres oder Nicolas Wirsching kompensieren musste. Da tat es gut, dass Pascal Kamolz als einer der wenigen zu hundert Prozent fit war. „Er hat gezeigt, wie der Hase läuft“, wählte Abtswinds Übungsleiter eine Bildsprache, die zum bevorstehenden Osterfest passte. Bis dahin wird die Mannschaft auch Zeit haben, um sich zu erholen und wieder zu Kräften zu kommen: Nach dem kommenden spielfreien Wochenende wartet mit den Duellen in Bamberg (Karsamstag, 15 Uhr) und zu Hause gegen Unterpleichfeld (Ostermontag, 15 Uhr) die nächste Doppelbelastung auf Abtswind. „Die Pause kommt zur richtigen Zeit“, sagte Skarabela, dessen Glück darin lag, dass seine Truppe von zwei ausgelaugten Mannschaften ein wenig frischer und spritziger war. Vor allem in der Anfangsphase zeigte sich das so deutlich, dass Fuchsstadts Trainer Martin Halbig glaubte, seine Spieler befänden sich noch auf der Autobahn. „In Abtswind musst du von Beginn an präsent sein“, sagte der 51-Jährige und sprach aus Erfahrung: „Ich fahre sehr gerne hierher, aber die letzten Jahre habe ich immer die Punkte abgeliefert“, so der Übungsleiter, der bis vorige Saison die U23 des FC Schweinfurt 05 angeleitet hatte und der am Ende des Tages noch für einen Lacher sorgte: „In Zukunft gehe ich lieber zum Abtswinder Weinfest und schicke die Punkte mit der Post.“
Hart im Nehmen: Der Abtswinder Pascal Kamolz (Mitte) landet im Zweikampf gegen die Fuchsstädter Simon Bolz (links) und Michael Emmer auf dem Hosenboden.
Pascal Kamolz kam mit seinem Kopfball, der in der zehnten Minute an die Latte klatschte, dem Erfolgserlebnis schon sehr nahe. Was allerdings Frank Hartlehnert ablieferte, war schlicht beeindruckend: Der wegen seiner unglaublichen Schnelligkeit mit dem Kosenamen „Speedy“ bedachte Flügelspieler erweckte mit seinem Sprint den Eindruck, als wolle er physikalische Gesetze außer Kraft setzen. Hartlehnert zog vorbei an Fuchsstadts Michael Emmer und an Schlussmann Frank Fella und schob den Ball ins leere Gehäuse (12. Minute). „Nimm du ihn, ich hab ihn“, kommentierte Martin Halbig die Abstimmungsprobleme seiner Defensive beim Gegentreffer zum 0:1. Angst, wie im Hinspiel mit 2:9 abgeschossen zu werden, mussten die Fuchsstädter diesmal allerdings nicht haben. „Das Ergebnis war im Vorfeld kein Thema mehr“, sagte Halbig und schob selbstironisch hinterher. „Dass wir den direkten Vergleich nicht mehr gewinnen, war zu erwarten.“ Abtswind verfiel im ersten Durchgang zu oft in krampfhafte Aktionen und ließ das Niveau abflauen. Fuchsstadts Johannes Feser sorgte derweil für Unruhe. Die hochgewachsene Sturmspitze lief die gegnerische Verteidigung energisch an und kam vor der Pause manches Mal in gute Position. Gerade in der 18. Minute hatte Feser so viel Freiraum für den Abschluss, dass Abtswinds Keeper Patrick Hefner nur mit einer Glanzparade den Ausgleich verhinderte.
Gefährlich wurde es für den jungen Torwart nach der Pause auch noch, als der Freistoß des Fuchsstädters Simon Bolz abgefälscht wurde (52.) und als Feser abermals auf ihn zusteuerte (64.). Mit einem Treffer der Gäste wurde es aber nichts. „Das spricht für die Defensive“, sagte Petr Skarabela. Und das obwohl Carl Murphy zur zweiten Halbzeit verletzt aufgeben musste und Przemyslaw Szuszkiewicz ohne Training ins Spiel kam. Dass die Hausherren zulegen konnten, rang dem Trainer ein besonderes Lob ab: „Heute verdienen alle meine Spieler die Note 1.“ So arbeitete das Team geduldig auf die eine von Skarabela geforderte geniale Aktion hin. Mancher Abschluss kam dem Ziel schon sehr nahe, bevor Pascal Kamolz zuschlug und das 2:0 erzielte. Steffen Barthel, immer dann Dreh- und Angelpunkt des Abtswinder Spiels, wenn er einfach spielt und es nicht zu kompliziert machen will, setzte kurz vor dem Ende mit dem 3:0 noch einen drauf (86.). „Wenn es uns gelingt, die Kräfte für die nächsten schweren Aufgaben zu bündeln, ist immer noch die Hoffnung da, dass wir vorne mitmischen“, gab Petr Skarabela zu verstehen. „Ich bin guter Dinge.“ Pascal Kamolz könnte dabei ein wesentlicher Erfolgsfaktor sein.
Michael Kämmerer
Klein gegen Groß: Abtswinds Michael Herrmann kommt vor dem Fuchsstädter Johannes Feser an den Ball.
Das Spiel in der Statistik
TSV Abtswind: Patrick Hefner – Michael Herrmann, Sven Gibfried, Adrian Graf, Carl Murphy (46. Przemyslaw Szuszkiewicz) – Jonas Wirth, Philipp Hummel, Frank Hartlehnert (72. Andreas Herrmann), Steffen Barthel – Peter Mrugalla (80. Julian Beßler), Pascal Kamolz.
FC Fuchsstadt: Frank Fella – Maximilian Seit, Simon Häcker, Lukas Lieb, Harald Bayer – Michael Emmer (66. Fabio Reuß), Philipp Pfeuffer – Simon Bolz (53. Andreas Graup), Philipp Halbritter (80. Nikolai Wolf), Dominik Halbig – Johannes Feser.
Schiedsrichter: Sebastian Linz (Pettstadt); Assistenten: Sebastian Burkard (Herrnsdorf-Schlüsselau), Christian Sinne (Weidhausen); vierter Offizieller: Andreas Stolorz (Irchenrieth).
Zuschauer: 120.
Gelbe Karten: Pascal Kamolz, Frank Hartlehnert, Andreas Herrmann (Abtswind); Philipp Pfeuffer (Fuchsstadt).
Tore: 1:0 Frank Hartlehnert (12.), 2:0 Pascal Kamolz (76.), 3:0 Steffen Barthel (86.).
Stimmen zum Spiel
Petr Skarabela (Trainer TSV Abtswind): „Wir haben zwei müde Mannschaften gesehen. Es war beiden anzumerken, dass die Kräfte nachgelassen haben. Wir hatten zehn gesunde Leute und auf der Bank zwei Akteure aus der zweiten Mannschaft. Einige sind angeschlagen ins Spiel gegangen. Unsere Verletztenliste ist lang. Wir mussten auf die Zähne beißen. Meine Jungs sind richtig kaputt. Ich ziehe den Hut davor, was sie geleistet haben. Es war ein zerfahrenes Spiel. Wir haben sehr gut reingefunden und wollten innerhalb von zwanzig Minuten so viel Druck aufbauen, um das Spiel zu entscheiden. Das ist uns trotz der 1:0-Führung nicht gelungen. Danach ist es bei uns erst einmal nicht besser geworden. Später haben wir uns gesteigert. Fuchsstadt ist ein starker Gegner, der als Aufsteiger gut dasteht. Mit unbedingtem Siegeswillen haben wir das Spiel über die Bühne gebracht. In unserer Phase sind die drei Punkte das Wichtigste.“
Martin Halbig (Trainer FC Fuchsstadt): „Was wir uns vorgenommen hatten, war nach einer Viertelstunde über den Haufen geworfen. Wir wollten tief stehen und aus einer gesicherten Defensive spielen. Das haben wir nicht geschafft. Und als ich dachte, es läuft, fangen wir uns das 0:1 aus einer Unachtsamkeit. Bis zur Halbzeit konnten wir das Spiel ausgeglichen gestalten. Mit dem knappen Rückstand hätten wir nach der Pause immer noch zurückkommen können. Der zweite Durchgang war unsererseits ein bisschen besser. Nach dem 0:2 war das Spiel entschieden. Insgesamt geht der Abtswinder Sieg aufgrund der Spielanteile und der reiferen Spielanlage in Ordnung. Wir haben wenige Lösungen nach vorne gefunden, unser Spiel aufzuziehen und Konter zu setzen, weil wir nicht spritzig und aggressiv genug waren. In der Hinsicht war uns der Gegner eindeutig voraus. Wir hatten vereinzelte Chancen, doch die wurden schlecht zu Ende gespielt.“
Pascal Kamolz (Angreifer TSV Abtswind): „Der Trainer baut mich von Woche zu Woche auf, wenn es mal nicht so gut läuft. Ich arbeite sehr hart im Training. Irgendwann macht es sich bezahlt, dass einem die Tore gelingen. Das ist gerade der Fall. Es ist mein Anspruch, dem Trainer, der Mannschaft und den Zuschauern etwas zurückzugeben. Ich bin seit einiger Zeit verletzungsfrei und habe keine Schmerzen. Das war im Laufe der Runde nicht immer so. Im Moment schaut es richtig gut bei mir aus. Wobei ich heute noch das ein oder andere Tor hätte nachlegen können. In der Anfangsphase geht mein Kopfball an die Latte. Beim Tor profitiere ich vom Pressschlag der beiden Verteidiger. Dann habe ich einfach spekuliert und die Chance genutzt. Die kämpferische Einstellung der Mannschaft war heute top. Wir haben die drei Punkte. Weiter geht’s.“
Höhenflug: Abtswinds Sven Gibfried (links) beim Kopfballduell mit dem Fuchsstädter Johannes Feser.
Wahl zur Elf der Woche beim Fußballportal Fupa: Für Abtswind abstimmen.