Der starke Startelf-Einstand des neuen Stürmers hat einen kleinen Makel
ASV Rimpar – TSV Abtswind 0:3 (0:1)
Es gibt in der Landesliga tatsächlich Mannschaften, die den TSV Abtswind auf spielerische Weise bezwingen wollen. Der ASV Rimpar probierte es mit dieser Taktik, statt nur auf Kampf und Defensive zu setzen. Eine Stunde lang ging das gut, bis ein zweiter Elfmeter alle Aussichten auf eine Überraschung zerstörte. Dafür legten sich die Hausherren mit dem Schiedsrichter an.
Zur Krönung seiner Leistung fehlte Daniel Endres (im Bild) eigentlich nur eines: „Wenn ich getroffen hätte“, sagte der 24 Jahre alte Angreifer des TSV Abtswind, „wäre es ein perfekter Einstand gewesen.“ Zum ersten Mal nach zwei kürzeren Einsätzen zuvor durfte sich der Neuzugang, der von der FG Marktbreit/Martinsheim aus der Bezirksliga kam, in der Startelf beweisen. Wie so häufig, wenn ein Ausfall den Trainer zu Umstellungen zwingt, profitiert ein anderer. Gegen den ASV Rimpar fehlte Adrian Graf. Der Verteidiger hatte Urlaub gebucht. Dass der Abwehrspieler für den Stürmer Platz machte, war auf den ersten Blick ungewöhnlich. Bei genauerem Hinsehen zeigte sich, wie ausgeklügelt und wirkungsvoll die Personalrochaden von Trainer Petr Skarabela waren. Denn Endres ersetzte Graf nur indirekt. Tatsächlich zog Mittelfeldmann Nicolas Wirsching eine Reihe nach hinten und wurde wie in der Vorsaison des Öfteren zum Innenverteidiger erkoren. Dessen Lücke auf der Sechser-Position füllte Offensivkraft Steffen Barthel. Die freie Stelle besetzte Daniel Endres. So fügte sich eins ins andere.
Befürchtungen, der neue Stürmer verkörpere denselben Spielertyp wie der seit Jahren bewährte Pascal Kamolz, zerstreute Skarabela bereits nach kurzer Zeit. Beide ergänzen sich, statt das Abtswinder Spiel zu hemmen. Doppelt trifft eben besser. Diesmal freilich noch nicht. Kamolz hatte etwas mehr als einer halben Stunde vorgelegt und vom Elfmeterpunkt draufgehauen, als wollte er das Netz in Fetzen schießen. Herauskam ein Ball, der so gegen die Latte schlug, dass er von der Unterkante knapp die Torlinie überschritt. Den Strafstoß hatte Endres eingefädelt: Dessen Gegenspieler Martin Eck bekam mit der Hand Kontakt zum Leder. Den zweiten Scorerpunkt verdiente sich das Kraftpaket, indem Endres Philipp Hummel losschickte und der abgeklärt und lässig von der Strafraumkante über den Rimparer Torwart lupfte. Mit dem 3:0 nach 75 Minuten gab es kein Vertun mehr, dass Abtswind die drei Zähler einfahren würde. Daniel Endres hatte Lust auf mehr. Und die Chance darauf ergab sich kurz vor Schluss: Er schüttelte seinen Bewacher ab, guckte sich den Keeper aus, nur der Abschluss misslang. Aus vollem Lauf jagte er die Kugel über das Gestänge. Es war der einzige Makel seines Auftritts. „Schade, dass Daniel sich für seine Leistung nicht belohnt hat“, sagte Petr Skarabela.
Der Fels im Abtswinder Spiel: Nicolas Wirsching (rechts) blockt einen Rimparer Angriff.
Mit seinen positionsbezogenen Verschiebungen hatte der Trainer aber noch einen anderen Glückgriff gezogen: Nicolas Wirsching stand so unüberwindbar in der Abwehr, als hätte er nie zuvor etwas anderes gemacht. Der 24-Jährige organisierte und grätschte, er behielt den Überblick und entschärfte heikle Situationen bereits durch sein Stellungsspiel. Wirsching füllte die Rolle des Innenverteidigers in Perfektion aus. „Einfach überragend“, fand Skarabela, wissend, dass Wirsching im Mittelfeld noch wertvoller ist und sich dort auf seiner angestammten Position zudem wohler fühlt. Wirschings Souveränität war auch deshalb so wichtig, weil Michael Herrmann mit Schmerzen an der Leiste nach zehn Minuten ausgeschieden war. Obwohl Abtswind einige Zeit seine Probleme mit dem forschen Offensivspiel der Rimparer hatte, gab es zumindest keine brenzligen Momente zu überstehen. Deren Trainer Harald Funsch hatte den Plan, die Gäste mit Gegenangriffen zu beschäftigen, statt sich zurückzuhalten und einzuigeln wie manch anderer zuvor. Das sah gut aus, ließ Abtswind auf dem großen Spielfeld aber genug Freiraum für eigene Aktionen. Frank Hartlehnert konnte sich nach dem Pfostenschuss Philipp Hummels sämtliche Ecken des Tores aussuchen und ärgerte sich wohl selbst am meisten, dass der Ball aus so kurzer Entfernung so weit über den Kasten ging (18. Minute).
Sonst war es auch ein Spiel der Torhüter: Abtswinds Julian Schneider wurde wie so oft kaum geprüft, doch in den entscheidenden Augenblicken konnte sich das Team auf ihn verlassen: Seine Rettungstat nach 55 Minuten beim Stand von 1:0 gegen Andreas Hetterich hielt den TSV auf Kurs. Deutlich häufiger musste sich Patrick Meier dazwischenwerfen. Einige Male gelang ihm das richtig gut, gegen den anrennenden Pascal Kamolz kam der Rimparer allerdings deutlich zu spät. Es gibt wenige Elfmeter, die noch eindeutiger ihre Berechtigung haben. Przemyslaw Szuszkiewicz schob das wichtige 2:0 hinterher (64.). Nach einer Stunde Spielzeit hatten die Platzherren dann doch ihren Schwung und ihren Elan eingebüßt. Abtswind ließ sich das Spiel nicht mehr nehmen. Dafür wuchs Rimpars Unmut auf den Schiedsrichter. „In der letzten halben Stunde war es in Unterzahl sehr schwer“, sagte ASV-Trainer Harald Funsch. Sein Team hatte keineswegs einen Platzverweis erhalten. Es war Funschs rhetorischer Seitenhieb auf den Unparteiischen und dessen Assistenten. „In der zweiten Halbzeit habe ich manche Situation anders gesehen. Das ärgert mich“, sagte der 53-Jährige, der mit seinem Engagement in Rimpar nach zwei Spielzeiten Pause zurück im Geschäft ist.
Michael Kämmerer
Wer hoch genug springt, kann auch als kleinerer Spieler einen Kopfball platzieren: Abtswinds Adrian Dußler macht es vor.
Das Spiel in der Statistik
ASV Rimpar: Patrick Meier – Sebastian Brennecke, Nicolas Moskwiak, Martin Eck, Maximilian Beier – Alexander McBride, Eren Özdemir, Marvin Ott (80. Manuel Amthor), Kevin Weidner (75. Marcel Böhm) – Andreas Hetterich, Timo Rüttiger (80. Gabriel Yaman).
TSV Abtswind: Julian Schneider – Michael Herrmann (10. Jona Riedel), Sven Gibfried, Nicolas Wirsching, Przemyslaw Szuszkiewicz – Jürgen Endres, Steffen Barthel, Philipp Hummel, Frank Hartlehnert (81. Mathias Brunsch) – Pascal Kamolz (65. Adrian Dußler), Daniel Endres.
Schiedsrichter: Thomas M. Raßbach (Lehrberg); Assistenten: Peter Schweigert (Diespeck), Kevin Hegwein (Langenfeld).
Zuschauer: 350.
Gelbe Karten: Nicolas Moskwiak, Marvin Ott (Rimpar); Pascal Kamolz, Nicolas Wirsching (Abtswind).
Tore: 0:1 Pascal Kamolz (34., Handelfmeter), 0:2 Przemyslaw Szuszkiewicz (64., Foulelfmeter), 0:3 Philipp Hummel (78.).
Stimmen zum Spiel
Petr Skarabela (Trainer TSV Abtswind): „Es war ein sehr gutes Landesliga-Spiel. In den ersten fünfzehn Minuten haben wir nicht so gut ausgesehen. Rimpar hat einige gute Spieler in seinen Reihen. Danach haben wir kontrolliert. Die Aufgabe für die zweite Halbzeit war, dass wir uns verbessern. Gut, dass unser Torwart Julian Schneider nach der Pause das 1:1 verhindert hat. Nach dem 2:0 hatten wir viele Chancen. Nur müssen wir die Verwertung besser in den Griff bekommen. Einige Male hat Rimpars Torhüter hervorragend reagiert. Die drei Punkte gehen in Ordnung. Nicolas Wirsching hat ein überragendes Spiel in der Abwehr gemacht. Auch Philipp Hummel hat mir sehr gut gefallen. Schade, dass sich Daniel Endres für seine Leistung nicht mit einem Tor belohnt hat. Unsere Bilanz gegen Rimpar war bislang nicht berauschend. Das konnten wir heute ein wenig aufpolieren.“
Harald Funsch (Trainer ASV Rimpar): „Mit dem Ergebnis kann ich nicht zufrieden sein, egal wie der Gegner heißt. Dass der Sieg für Abtswind verdient ist, steht außer Frage. Diese Mannschaft hat Qualität. Wenn man dann noch zwei Elfmeter gegen sich bekommt, wird es ungleich schwerer zu bestehen. Wir haben sechzig ordentliche Minuten gezeigt und waren kurz davor, den Ausgleich zu erzielen. Unsere Taktik war ganz bewusst so, dass wir uns nicht verstecken und selbst Fußball spielen, statt nur auf den Gegner zu reagieren. Was mich ärgert: In der zweiten Halbzeit habe ich manche Situation anders gesehen als der Schiedsrichter. Den ersten Elfmeter kann man geben. Dass der Unparteiische das Foul an meinem Stürmer Andreas Hetterich außerhalb des Strafraums legt, verstehe ich nicht. In der letzten halben Stunde war es daher in Unterzahl sehr schwer.“
Daniel Endres (Stürmer TSV Abtswind): „Das war ein Sieg, der auch in der Höhe in Ordnung geht. Anfangs waren wir nicht so gut konzentriert, aber dann sind wir in Fahrt gekommen. Die Führung vor der Halbzeit war überfällig. Aber wir wollen uns nicht beschweren. Es hat gereicht, und zwar hochverdient. Uns war im Vorfeld bekannt, dass die Rimparer mitspielen wollen. Das hatten sie angekündigt. Das ist uns zugutegekommen. Wenn sich der Gegner heute genauso hinten postiert hätte wie zuletzt Euerbach, dann wäre es für uns verdammt schwierig geworden. Wenn sich zehn Mann zurückziehen, dann fällt es selbst uns schwer, spielerisch dagegen anzukommen. Ich bin als Neuzugang in eine funktionierende Mannschaft gekommen. Das ist nicht einfach, zumal ich aus der Bezirksliga gekommen bin. Aber ich habe in den letzten Wochen gut trainiert – was dann offenbar ausschlaggebend war, dass ich heute erstmals in der Startelf stand.“
Der Abtswinder Philipp Hummel (Mitte) verdiente sich ein Lob des Trainers.
Viele Bilder vom Spiel in Rimpar gibt es in einer Fotoserie.
Die Tore und Höhepunkte des Spiels als Video.
Abtswinds Daniel Endres im Video-Interview.
Wahl zur Elf der Woche beim Fußballportal Fupa: Für Abtswind abstimmen.