Der Stellvertreter im Tor besteht das Spitzenspiel mit Bravour
TSV Abtswind – ASV Vach 2:1 (1:0)
Aus der Vorsaison rührten gewisse Zweifel: Kann der TSV Abtswind überhaupt Spiele gegen direkte Aufstiegskonkurrenten gewinnen? Letztes Jahr setzte es gegen Schweinfurt 05 II und Jahn Forchheim ausnahmslos Niederlagen. So konnte das für die Truppe von Petr Skarabela nichts mit der Bayernliga werden. Nun ist der ASV Vach der einzige Widersacher, der in der Lage ist, Abtswind den Sprung in höhere Sphären streitig zu machen. Nach seiner 1:2-Niederlage spricht selbst der Gegner nur noch vom zweiten Platz.
Als Greuther Fürths Präsident Helmut Hack nach einer Stunde das Spiel verließ und zu einem privaten Termin aufbrach, hatte er das Beste noch gar nicht gesehen. Zwischen Abtswind und Vach bekamen die letzten dreißig Minuten noch einmal richtig Würze. Als der starke Rico Röder für die Gäste auf 1:2 verkürzte, entwickelte sich eine besonders heiße Angelegenheit zwischen dem Tabellenführer und dem Verfolger, der selbst in Unterzahl – Kai Hufnagel musste mit Gelb-Rot runter – die Chance auf den Ausgleich besaß. Wie Helmut Hack reizte rund 450 Zuschauer der Spitzenvergleich der Landesliga Nordwest, die ihr Kommen an diesem sonnig-warmen Oktober-Samstag nicht bereuten. Selbst Vachs Trainer Norbert Hofmann, der nach dem Schlusspfiff noch gegen das Schiedsrichter-Gespann gepoltert hatte, wollte sich den Abend durch die Niederlage nicht vermiesen lassen.
„Dass man in Abtswind verliert, damit muss man rechnen“, sagte der 66-jährige Altmeister. Wie für die Hausherren stand nach der Partie auch für die Mittelfranken der Besuch des Abtswinder Weinfests an. Verständlich, dass sich TSV-Trainer Petr Skarabela in Spendierlaune zeigte. „Ich bezahle ihm den Schoppen auf dem Weinfest“, sagte der Fürther Ex-Profi mit Blick auf seinen Vacher Kollegen. Auf dem Platz schenkten seine Abtswinder dem Gegner ein. Das war nicht unbedingt zu erwarten: Wenn es in der Vergangenheit um alles ging, versagten Skarabelas Jungs regelmäßig die Füße und die Nerven. „Ich bin froh, dass wir endlich gegen einen direkten Konkurrenten gewonnen haben“, meinte der Trainer. Trotzdem war eine Portion Glück vonnöten, um die Punkte zu holen, die den Vorsprung an der Tabellenspitze auf sechs Zähler ausweiteten.
In der vierten Minute der Nachspielzeit wurde es vor dem Abtswinder Tor ganz schön turbulent. Es war der letzte vehemente Versuch der Gäste, den selbst nach Skarabelas Auffassung verdienten Ausgleich zu erzwingen. Vachs Genc Bajrami und sein Widersacher Michael Herrmann rangelten im Torraum um den Ball, ehe sich Torwart Patrick Hefner auf die Kugel stürzte. Am Ende fehlten dem Fürther Vorortklub ein paar Zentimeter. Und ein Elfmeter, wie ihn Trainer Norbert Hofmann forderte, der sich in den emotionsgeladenen Momenten nach dem Schlusspfiff wie seine Spieler nicht mit der Niederlage abfinden wollte und dabei die Unparteiischen ins Visier nahm. „Mich ärgert, dass der Schiedsrichter nicht den Mut hatte, Strafstoß zu pfeifen“, sagte Hofmann über den Zweikampf zwischen Abtswinds Mathias Brunsch und dem Vacher Daniel Krapfenbauer kurz vor Schluss.
Er läuft und läuft und läuft: Abtswinds Frank Hartlehnert (rechts) hat den Vacher Dominik Zametzer abgehängt und flankt vor Kai Hufnagel (links).
Nichtsdestotrotz zeigte er großen Respekt vor der Leistung und der Stärke Abtswinds – ebenso wie es Petr Skarabela mit Blick auf die Vacher tat. „Abtswind steht zu Recht vorne“, stellte Hofmann fest. „Aufgeben werden wir nicht, aber man muss realistisch sein.“ Vor allem dann, wenn der TSV aus dem Vollen schöpfen kann. Neun Spieler saßen am Samstag auf der Bank. Mit Adrian Dußler und Pascal Kamolz standen dennoch zwei Akteure von Beginn an auf dem Platz, die angeschlagen aufliefen und dennoch unverzichtbar waren. Kamolz mit seinem achten Saisontor traf genau zur rechten Zeit, um die Gäste einzubremsen, die bis dahin einige Vorteile hatten. Abtswinds Ausnahmestürmer ließ sich selbst mit dem Rücken zum Tor nicht von seiner Angriffslust abbringen und vollendete in der 29. Minute zur Führung, die Peter Mrugalla und Steffen Barthel eingeleitet hatten. Das 1:0 tat den Gastgebern gut, um ins Spiel zu kommen.
Gerade über links kamen mit Frank Hartlehnert und Przemyslaw Szuszkiewicz mehrere Angriffszüge zustande, die selbst dem imposanten, weil physisch herausragenden Vacher Verteidigerduo Bastian Leikam und Michael Mirschberger einiges abverlangte. Wenn die Mittelfranken aber nach vorne spielten, dauerte es nicht lange, bis der Ball in die Gefahrenzone gelangte. Rico Röder, Nico Haas und Sammy Röder brachten aus dem Mittelfeld mächtig Wirbel ins Spiel. Schlussmann Patrick Hefner wehrte ab, als Rico Röder bis zur Grundlinie durchgebrochen war. Mathias Brunsch warf sich in Röders Schuss. Und kurz vor der Halbzeit verpasste Vachs Pascal Benes um Haaresbreite. Doch die Tore erzielte erst mal nur Abtswind, weil in der 47. Minute das Zusammenspiel so perfekt über mehrere Stationen lief, dass Pascal Kamolz von Dominik Zametzer nur durch ein Foul zu stoppen war.
Adrian Dußlers 2:0 per Elfmeter stellte die Weichen, reichte aber noch nicht, weil zunehmend Hektik Einzug hielt. Rico Röder verkürzte in der 67. Minute nach Zametzers Zuspiel auf 1:2 und läutete eine intensive Schlussphase ein, in der Abtswind nach Entlastung rang. Die gab es selbst dann nicht, als Vachs Kai Hufnagel Pascal Kamolz regelwidrig ausbremste und Gelb-Rot sah (79. Minute). Sekunden vor dem Ende packte dann Patrick Hefner entscheidend zu und rettete den Sieg. „Er ist unser Matchwinner“, sagte Petr Skarabela voller Anerkennung für den Zwanzigjährigen, der aufgrund der Rotsperre von Stammkeeper Julian Schneider zwischen die Pfosten gerückt war. „Ohne Spielpraxis war es für mich nicht einfach“, erklärte Hefner. „Am Anfang habe ich eine gewisse Anspannung gespürt.“ Aller Nervosität zum Trotz: Was er diesmal anpackte, löste er mit Bravour.
Michael Kämmerer
Alle bereitmachen zum Jubeln: Pascal Kamolz hat zur Abtswinder Führung getroffen.
Das Spiel in der Statistik
TSV Abtswind: Patrick Hefner – Michael Herrmann, Mathias Brunsch, Adrian Graf, Przemyslaw Szuszkiewicz – Nicolas Wirsching, Adrian Dußler (60. Jonas Wirth) – Peter Mrugalla, Steffen Barthel (81. Daniel Hämmerlein), Frank Hartlehnert (46. Philipp Hummel) – Pascal Kamolz.
ASV Vach: Markus Kredel – Dominik Zametzer, Bastian Leikam, Michael Mirschberger, Hednrik Hassa – Kai Hufnagel, Sammy Röder – Nico Haas, Rico Röder, Julian Konrad (62. Daniel Krapfenbauer) – Pascal Benes (83. Genc Bajrami).
Schiedsrichter: Christopher Schwarzmann (Scheßlitz); Assistenten: Robert Görtler (Oberhaid), Roland Schneider (Dörfleins).
Zuschauer: 420.
Gelbe Karten: Daniel Hämmerlein, Nicolas Wirsching (Abtswind); Hendrik Hassa, Kai Hufnagel (Vach).
Gelb-Rote Karte: Kai Hufnagel (Vach, 79., Foulspiel).
Tore: 1:0 Pascal Kamolz (29.), 2:0 Adrian Dußler (47., Foulelfmeter), 2:1 Rico Röder (67.).
Stimmen zum Spiel
Petr Skarabela (Trainer TSV Abtswind): „Ich bin froh, dass wir gegen einen direkten Konkurrenten gewonnen haben. Letzte Saison gegen Schweinfurt und Forchheim ist uns das nicht gelungen. Heute war ein bisschen Glück dabei. Aber das Ergebnis ist überragend. Vach ist außerordentlich besetzt und mit uns die beste Mannschaft und tritt auswärts eine Klasse besser auf als daheim. Das hat uns gerade in der Schlussphase viele Probleme bereitet. Ein 2:2 wäre gerecht gewesen. Damit hätte ich leben können. Vach hat uns an unsere Grenzen gebracht, sogar mit zehn Mann. Patrick Hefner hat die drei Punkte festgehalten. Unser Torwart ist der Matchwinner. Adrian Dußler war angeschlagen. Doch er ist ein genialer Fußballer, auch wenn er nicht zu hundert Prozent fit ist. Wenn wir die vier restlichen Spiele vor der Winterpause vernünftig bestreiten, haben wir gute Aussichten, im Sommer den Aufstieg zu schaffen.“
Norbert Hofmann (Trainer ASV Vach): „Wir haben von der ersten Minute ein absolutes Spitzenspiel gesehen. Beide Mannschaften stehen zu Recht oben. Wir wollten über unsere schnellen Offensivleute Möglichkeiten erspielen. Das ist uns 25 Minuten lang sehr gut gelungen, ohne dass wir in Führung gegangen sind. Das 1:0 für den Gegner war daher ein wenig glücklich. Abtswind ist sehr abgezockt und clever. Mit dem 0:2 hat sich unsere Situation verschlechtert, und trotzdem haben wir uns nicht aufgegeben, haben dem Gegner kaum mehr Möglichkeiten erlaubt. Es war ein sehr intensives Spiel mit vielen Zweikämpfen, ohne dass es unfair geworden ist. Mit dieser Klasse wird der TSV Abtswind ohne Zweifel das Rennen machen. Wir wollen den zweiten Platz sichern. Wenn wir unser Niveau halten, müsste das möglich sein. Wenn Abtswind demnächst Euerbach schlägt und uns damit den Verfolger von der Pelle hält, ist alles wieder in Ordnung.“
Patrick Hefner (Torhüter TSV Abtswind): „Das war eine geschlossene Mannschaftsleistung. Die Jungs haben es mir einfach gemacht. Mit Adrian Graf und Mathias Brunsch habe ich in der Verteidigung zwei Kanten vor mir. Das hilft ungemein. Wir haben uns unter der Woche sehr akribisch auf meinen Einsatz vorbereitet, auch mit Torwarttrainer Timo Katzenberger und Julian Schneider. Die Mannschaft hat es im Spiel super gemacht. Wir haben nicht viel zugelassen. An den emotionalen Reaktionen nach dem Schlusspfiff war zu erkennen, welche Bedeutung der Begegnung zugemessen wurde. Auch zu zehnt war Vach noch unangenehm. Trotzdem Riesenkompliment an unsere Mannschaft! Wenn du als Keeper in so ein Topspiel reingeworfen wirst, ist es wichtig, einfache Dinge zu machen, sich nicht auf Sperenzchen einzulassen und dem Team Rückhalt zu geben, so dass es keinen Unterschied macht, ob die Nummer eins im Tor steht oder der Ersatzmann.“
Da liegen sie: Abtswinds Mathias Brunsch (links) und der Vacher Daniel Krapfenbauer.
Die Tore und Höhepunkte der Partie als Video.
Das Stenogramm zum Spiel im Liveticker.
Abtswinds Torhüter Patrick Hefner im Video-Interview.
Wahl zur Elf der Woche beim Fußballportal Fupa: Für Abtswind abstimmen.