Ein Video wird den Abtswinder Spielern noch einmal die Niederlage vor Augen führen
TSV Abtswind – ASV Rimpar 0:2 (0:1)
Es gab für den TSV Abtswind noch eine rechnerische Möglichkeit auf den zweiten Platz und die Aufstiegsspiele zur Bayernliga. Die Resthoffnung hat sich nun endgültig zerschlagen. Die unerwartete Niederlage gegen den ASV Rimpar vergrößerte den Rückstand zu Jahn Forchheim auf acht Zähler – eine Lücke, die sich bei zwei verbleibenden Partien nicht mehr schließen lässt. Gleichzeitig verhalf das 2:0 den Gästen vorzeitig zum Klassenverbleib.
Es schien so etwas wie eine Vorahnung zu sein. Petr Skarabela wollte die Möglichkeiten der Technik nutzen, um das Geschehen für die Ewigkeit festzuhalten. Auf Geheiß des Abtswinder Trainers zeichnete eine Videokamera die neunzig Minuten gegen Rimpar auf. Was in den Profiligen zum Standard gehört, kommt hin und wieder auch bei ambitionierten Amateuren vor. „Gut, dass wir heute aufgenommen haben“, sagte der 49-Jährige zu Beginn der zweiten Halbzeit. Bei der Verarbeitung der Niederlage im Kreise der Mannschaft wird der erfahrene Übungsleiter auf die bewegten Bilder zurückgreifen und den Spielern vor allem ihre Fehler vor Augen führen. Davon gab es besonders in der ersten Hälfte deutlich zu viele. Nach dem matten Auftritt in Forchheim vor einer Woche, als Abtswind im Spiel um Platz zwei versagte, trat das Team den Beweis an, dass es noch schlechter geht. „Das war zu wenig“, stellte Skarabela fest, der einer Reihe von Spielern die fehlende Frische anmerkte: „Heute sind fünf, sechs Leute mit sechzig, maximal siebzig Prozent auf dem Platz herumgelaufen.“ Kein Wunder also, dass das Spiel so ausging wie im Film: Die Guten besiegen die Schlechten.
Ein passabler zweiter Durchgang vermochte die Handlung zu Gunsten der Abtswinder nicht mehr zu retten. Es hatte den Anschein, als fehlte den Spielern schon zu Beginn der rechte Glaube, noch einmal in den Kampf um die Vizemeisterschaft eingreifen zu können. Und das schlug sich in der Leistung nieder. Rimpars Trainer René Grimm hatte das ins Kalkül gezogen: „Das war unsere Chance. Wenn Abtswind punktgleich mit Forchheim gewesen wäre, hätte das eine Packung für uns werden können.“ Stattdessen nutzte der Außenseiter den Leistungsabfall des Gegners, um die benötigten Zähler für ein weiteres Jahr Landesliga einzuheimsen, und dafür genügten die eingeschränkten Möglichkeiten, mit denen sich die Rimparer schon über Wochen zurechtfinden müssen. Reservisten füllten den Kader, der Co-Trainer saß als Einwechselspieler auf der Bank, und ein Ehemaliger kehrte aus dem Ruhestand zurück, weil das Team viele Patienten hat. Da ging es René Grimm nicht anders als seinem Abtswinder Kollegen, dem seit längerem mehrere Leistungsträger fehlen.
Wer steckt sich am längsten? Rimpars Julian Göbel (von links) sowie die Abtswinder Pascal Kamolz und Peter Mrugalla im Luftkampf.
Dass es diesmal besser war auszusetzen, musste auch Jonas Wirth einsehen. Eine Verletzung aus dem Training machte sich beim Aufwärmen bemerkbar. Skarabela ließ ihn vorsichtshalber draußen. Das Risiko erschien ihm zu groß, Wirths Zustand zu verschlimmern – auch mit Blick auf die nächste Saison. So kam an einem vermaledeiten Samstagnachmittag eins zum anderen. In der 14. Spielminute warteten die Abtswinder vergeblich auf einen Pfiff des Schiedsrichters. Was im ersten Moment nach Abseits aussah, stellte sich beim Betrachten der Videoaufzeichnung als korrekt heraus. Bei der Ballabgabe stand Abtswinds Verteidiger Adrian Graf einen Schritt näher zum eigenen Tor als der Rimparer Andreas Hetterich. Der Stürmer zog auf und davon und knallte das Leder unter die Latte. Die Gästeführung saß und erschütterte Abtswind umso deutlicher. Kein Biss, kein Druck, keine Balleroberung – die Hausherren liefen ohne Spannung in ihren Aktionen hinterher. So kam eine ganze Halbzeit lang nur ein Torschuss zustande, den Philipp Hummel abgab und der nichts bewirkte, weil ein Gegenspieler abfälschte (24. Minute).
„In der zweiten Halbzeit hat die Mannschaft verstanden, dass es so nicht geht“, sagte Petr Skarabela über die Leistungssteigerung nach dem Seitenwechsel, die manchen Zuschauer wieder versöhnte. Sogar Chancen zum Ausgleich ergaben sich. Die beste hatte Jona Riedel, der nach Jürgen Endres Heber über die Abwehr aufs Tor zulief und zu sehr lupfte, so dass der Ball über die Latte flog (56.). Pascal Kamolz hatte ebenfalls das 1:1 auf dem Fuß. Der kantige Angreifer aber ließ sich von seinem Bewacher Martin Eck abdrängen, bevor er kontrolliert schießen konnte (55.), und hatte bei seinem nächsten Versuch ein Stolpern zu viel in den Beinen (58.). Abtswind war längst nicht so gut wie in besten Zeiten, aber immer noch besser als vor der Pause. Trotzdem trafen nur noch die Gäste: Bei einem Flugball von rechts verharrte Schlussmann Patrick Hefner auf der Linie. Das machte es einfacher für Timo Rüttiger, um zum 2:0 zu versenken (83.). Selbst der Schiedsrichter hatte ein Einsehen mit den Hausherren: „Nachspielzeit oder nicht?“, fragte Sven Bode Abtswinds Trainer. Petr Skarabela winkte ab, als fühlte er sich im falschen Film. Er hatte genug gesehen.
Michael Kämmerer
Akrobatische Ballannahme: Abtswinds Jürgen Endres steht in der Luft.
Das Spiel in der Statistik
TSV Abtswind: Patrick Hefner – Carl Murphy, Sven Gibfried, Adrian Graf, Przemyslaw Szuszkiewicz – Jürgen Endres, Steffen Barthel, Jona Riedel (71. Andreas Herrmann), Philipp Hummel – Peter Mrugalla (80. Julian Beßler), Pascal Kamolz.
ASV Rimpar: Maximilian Schmitt – Sebastian Brennecke, Julian Göbel, Martin Eck, Maximilian Baier – Fabian Hüsam, Maximilian Göbel (87. Marcel Heck), Timo Rüttiger, Sebastian Hüfner (88. Christian Betzel) – Phillip Loew (84. Sven Mahler), Andreas Hetterich.
Schiedsrichter: Sven Bode (Eibach); Assistenten: Peter Schweigert (Diespeck), Peter Werner (Langenfeld).
Zuschauer: 110.
Tore: 0:1 Andreas Hetterich (14.), 0:2 Timo Rüttiger (83.).
Stimmen zum Spiel
Petr Skarabela (Trainer TSV Abtswind): „Wir haben zwei verschiedene Halbzeiten gesehen. In der ersten Hälfte haben wir angeknüpft, wo wir vergangene Woche in Forchheim aufgehört hatten. Man merkt, dass wir seit sieben Spielen mit elf Leuten über die Runden kommen müssen. Es war zu spüren, dass uns die Konzentration fehlt. In der ersten Halbzeit haben wir nicht gut gespielt und dem Gegner viel Freiheit gegeben. Die Mannschaft hat anscheinend nicht mehr daran geglaubt, dass wir Platz zwei erreichen konnten. Wir wollen uns die Saison nicht mit den letzten Spielen kaputt machen und die Punkte leichtfertig abgeben. Die Leistung muss weiterhin stimmen. Ich war enttäuscht, dass die Mannschaft die erste Halbzeit hergeschenkt hat. Der Gegner hat das mit einem super herausgespielten Tor genutzt. Nach der Pause stand eine ganz andere Mannschaft auf dem Platz. Ich wollte, dass wir attraktiver und aggressiver spielen. Daher hätten wir wenigstens ein Unentschieden verdient gehabt.“
René Grimm (Trainer ASV Rimpar): „Ich muss meiner Mannschaft ein Riesenkompliment machen, weil sie seit mehreren Wochen aus der schwierigen personellen Situation das Bestmögliche herausholt. Wir haben mit unseren Möglichkeiten versucht, das Ziel Klassenerhalt fix zu machen. Heute haben wir es geschafft, auch wenn der Sieg aufgrund der zweiten Halbzeit ein bisschen glücklich war. Es gab manche Situation, die wir überstehen mussten und in der wir das nötige Glück besaßen. Doch in der ersten Hälfte haben es meine Spieler mehr als ordentlich gemacht und waren besser als der Gegner. Daher waren die drei Punkte vielleicht nicht unverdient. Es wäre gelogen, wenn die Zähler zum Klassenerhalt heute gegen Abtswind einkalkuliert waren. Wir waren vielmehr darauf fokussiert, kommende Woche zu Hause gegen Höchberg alles klar zu machen. Dass es früher geklappt hat, macht uns umso glücklicher.
Sven Gibfried (Verteidiger TSV Abtswind): „In der ersten Halbzeit haben es die Rimparer sehr gut gemacht und den Ball gut laufen lassen. Wir waren meistens zu weit weg vom Gegner und sind nicht in die Zweikämpfe gekommen. Dadurch sind für den Gegner riesige Räume entstanden. Wir waren in der Phase klar die schlechtere Mannschaft. Dann wird es nach der Pause schwer, sich noch zu belohnen. Die Chancen waren ja vorhanden, nur sind sie nicht ins Tor gegangen. Vor dem Spiel war der zweite Platz rechnerisch noch möglich. Unabhängig davon sind wir alle Fußballer durch und durch, von denen keiner verlieren will. Deshalb haken wir die Saison nicht vorzeitig ab und treten nicht halbherzig auf. Die Zuschauer haben das Recht auf eine anständige Leistung. Keiner spielt absichtlich schlecht. Die Niederlage in Forchheim war natürlich bitter. Wir waren dran und hätten uns belohnen können für die sechs Siege zuvor.“
Die um den Ball rangeln: Der Abtswinder Jona Riedel (vorne) setzt sich mit dem Rimparer Fabian Hüsam auseinander.
Wahl zur Elf der Woche beim Fußballportal Fupa: Für Abtswind abstimmen.