Der Torwart zieht die Notbremse und wird im Spitzenspiel fehlen

ESV Ansbach-Eyb – TSV Abtswind 0:3 (0:3)

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Eigentlich sollte so ein ungefährdeter Sieg wie das 3:0 beim Landesliga-Neuling ESV Ansbach-Eyb die Stimmung in Reihen des TSV Abtswind deutlich aufhellen. Tat es freilich auch. Doch der Blick richtete sich gleichzeitig auf den kommenden Knüller gegen den ASV Vach, der dem Tabellenführer mit drei Zählern Abstand im Nacken sitzt. Denn Stammkeeper Julian Schneider wird nach einer Roten Karte gesperrt fehlen.

Der Arbeitsnachweis des Abtswinder Schlussmannes enthielt lange Zeit nur Unspektakuläres. Meistens beschränkte sich sein Aufgabenspektrum darauf, aufmerksam und konzentriert zu sein. Gegner Ansbach-Eyb tauchte nur selten gefährlich vor Julian Schneiders Gehäuse auf. Die Pässe in die Tiefe versprachen viel, doch die Abschlüsse hielten wenig. So war es für Schneider ein Leichtes, das Schüsschen des freistehenden David Scherb in der zweiten Minute zu halten. Schwieriger wurde es für den Regionalliga-erprobten Ballfänger nach knapp einer halben Stunde, als erneut ein Konter auf seinen Kasten zukam und diesmal Anton Schröferl draufhielt. Schneider streckte sich ins Tiefparterre und lenkte das Leder zur Ecke. Business as usual, könnte man meinen.

Zumal Abtswind trotz vereinzelter Gegenstöße der Eyber längst souverän führte. Im Stile eines Spitzenreiters waren bis kurz vor der Halbzeitpause drei Treffer gefallen. Nicolas Wirsching (7. Saisontor), Pascal Kamolz (7) und Peter Mrugalla (5) hießen die üblichen Verdächtigen, die vor dem Tor kompromisslos zulangten, dass gegen die in spielerischer Hinsicht beschränkten Hausherren nichts mehr anbrennen sollte. In der 43. Minute nahm der vorgezeichnete Verlauf eine unvorhergesehene Abweichung, die zwar auf das Abtswinder Spiel in Ansbach keinen Einfluss mehr hatte, aber mit Blick auf die nächste Herausforderung gegen Verfolger Vach einschneidend wirkte: Julian Schneider leistete sich eine Fehleinschätzung, die seinen Arbeitstag abrupt beendete.

Der Schlussmann glaubte, als er aus dem Strafraum rannte, vor Tim Eisenberger an den Ball zu gelangen. Tat er aber nicht, und so erwischte er den durchgebrochenen Angreifer in vollem Tempo an den Beinen. Die Rote Karte war die Folge. Wie lange der 23-Jährige fehlen wird, entscheidet demnächst das Sportgericht. Um die Sperre im Spitzenspiel am kommenden Wochenende, so viel scheint sicher, wird er nicht herumkommen. In den verbleibenden Momenten bis zur Halbzeit und im zweiten Abschnitt vertrat ihn Patrick Hefner. Beim folgenden Freistoß Anton Schröferls stand er mit der Latte im Bunde. Und auch nach dem Seitenwechsel musste Hefner nicht ernsthaft eingreifen, weil Tim Eisenberger die beste Gelegenheit freistehend neben den Pfosten schob (53. Minute). Dass Abtswind in Unterzahl ohne Gegentor blieb, lag nicht nur am Eyber Unvermögen.

Tor für Abtswind! Nicolas Wirsching köpft zur 1:0-Führung ein.

Mathias Brunsch stand seinen Mann in der Innenverteidigung gegen den langen Tim Eisenberger. Mit seinem Stellungsspiel und seiner Zweikampfstärke, auch in der Luft, bereinigte er frühzeitig potenzielle Gefahrensituationen. Nach dem Platzverweis, in dessen Folge Sven Gibfried für Ersatzkeeper Patrick Hefner Platz machen musste, bildete Brunsch mit Nicolas Wirsching ein neues, unüberwindbares Duo in der Abwehr. Überhaupt war die Defensivkette schon von Beginn an neu durchgemischt worden, nachdem Adrian Graf nicht nur krank war, sondern auch Leistenprobleme hatte, und Przemyslaw Szuszkiewicz unter der Woche nicht hatte trainieren konnte und von Daniel Hämmerlein ersetzt wurde. Für den Auftritt beim zweimaligen Aufsteiger Ansbach-Eyb brachte das keine Nachteile.

Vielmehr überraschte Abtswind mit einer Eigenschaft, die sich in dieser Ausprägung noch nie so deutlich gezeigt hatte: Die Elf von Trainer Petr Skarabela kann auch nach Eckbällen Torgefahr entfachen und treffen. In der Vergangenheit waren solche Situationen meist wirkungslos verpufft. Diesmal passte es gleich zweimal. Bei Adrian Dußlers Ecke in der 14. Minute stand Nicolas Wirsching sträflich frei, dass sein Kopfball den Gästen die 1:0-Führung brachte. Jede vielversprechende Szene hatte ihren Ausgangspunkt bei Adrian Dußler – ganz gleich ob der Ball ruhte oder sich im Spielfluss befand. Brunschs Kopfball im Tiefflug wurde gerade so geblockt (17.). Wirschings Hereingabe fand im Zentrum keinen Abnehmer (20.). Besser lief es bei Dußlers Flanke: Pascal Kamolz, nicht entscheidend gestört, drückte den Ball mit der Stirn zum 2:0 über die Linie (22.).

Den Deckel drauf machte Peter Mrugalla fünf Minuten vor der Pause. Steffen Barthel nahm Anlauf aufs Tor. Sein Zuspiel galt Pascal Kamolz, doch dessen Straucheln kam Mrugalla gerade recht, um selbst das Leder zum 3:0 ins Netz zu wuchten. Eine Viertelstunde versuchten die Eyber ihrer Überzahl Nachdruck zu verleihen. Danach erkannten sie, dass selbst gegen zehn Abtswinder nichts mehr zu holen war. „Man musste immer aufpassen“, sagte Ansbachs Verteidiger Janek Wendt, der zuvor zwei Jahre das Abtswinder Trikot in der Kreisliga getragen hatte und sich bei seinem neuen Verein zu einer festen Größe in der Landesliga entwickelt hat. „Das Niveau ist ein anderes als in Abtswind“, sagt der 22-Jährige, der in Ansbach studiert und deshalb beim TSV nicht regelmäßig hatte trainieren können. Mit Ansbach-Eyb will Wendt den Klassenverbleib schaffen.

Michael Kämmerer

Scheint ein guter Stoff zu sein: Ansbachs Anton Schröferl zerrt am Trikot des Abtswinders Steffen Barthel.

Das Spiel in der Statistik

ESV Ansbach-Eyb: Sebastian Andreka – Michael Kreißelmeier, Maxime Holzhäuser (66. Christian Burkhardt), Alexander Preis, Janek Wendt – André Folz (77. Christian Sandner), Tobias Hasselmeier – David Scherb, Anton Schröferl (83. Kevin Zelch), Woldemar Kapp – Tim Eisenberger.
TSV Abtswind: Julian Schneider – Michael Herrmann, Sven Gibfried (45.+1 Patrick Hefner), Mathias Brunsch, Daniel Hämmerlein – Nicolas Wirsching, Adrian Dußler – Peter Mrugalla (74. Jonas Wirth), Steffen Barthel, Philipp Hummel (58. Daniel Endres) – Pascal Kamolz.
Schiedsrichter: Jonathan Schädle (Donauwörth); Assistenten: Clauspeter Heger (Harburg), Sebastian Stadlmayr (Donaumünster).
Zuschauer: 100.
Gelbe Karten: André Folz, Woldemar Kapp (Ansbach-Eyb); Peter Mrugalla (Abtswind).
Rote Karte: Julian Schneider (Abtswind, 44., Notbremse).
Tore: 0:1 Nicolas Wirsching (14.), 0:2 Pascal Kamolz (22.), 0:3 Peter Mrugalla (40.).

Stimmen zum Spiel

Petr Skarabela (Trainer TSV Abtswind): „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und sind bravourös mit zehn Mann aufgetreten. Die erste Halbzeit war gut, in der zweiten haben wir taktisch gespielt. Unsere beiden Tore nach Standards waren sehenswert: Die Vorlagen kamen gut, die Laufwege passten. Ansbach war insofern eine unangenehme Mannschaft, da sie meistens mit langen Bällen auf ihren einzigen Stürmer Tim Eisenberger agiert hat. Doch Mathias Brunsch war gegen ihn in der Innenverteidigung überragend, der Fels in der Brandung. Insgesamt hat die Abwehr sehr gut ausgesehen, selbst in Unterzahl, weil Nici Wirsching alles richtig gemacht hat. Der Fleck auf der weißen Weste ist die bevorstehende Sperre für Torwart Julian Schneider. Mir wäre lieber gewesen, wir hätten in der Szene statt des Platzverweises das 1:3 kassiert. Im Spitzenspiel gegen Vach wird Julian uns fehlen.“

Daniel Hämmerlein (Defensivspieler TSV Abtswind): „Am Ende war es ein verdienter Sieg. In der zweiten Halbzeit war es ein taktisch geprägtes Spiel. Wir haben gut verschoben und relativ wenige Chancen zugelassen, obwohl wir ein Mann weniger waren. Wir haben stark begonnen und mit der Führung im Rücken gut gespielt. Im Großen und Ganzen war es eine gute Mannschaftsleistung. Die Rote Karte war eine harte Entscheidung, weil sich Sven Gibfried noch auf Ballhöhe befand. Wahrscheinlich kann man den Platzverweis geben. Ich bin seit September nach meiner fünfmonatigen Verletzungspause wieder im Kader. Nach der langen Zeit ist es schwierig, neunzig Minuten zu spielen. Dafür fehlt mir die Sommervorbereitung. Doch die Mannschaft macht es mir relativ einfach. Auf der Erfolgswelle lässt es sich kompensieren, wenn einer ein wenig abfällt.“

Janek Wendt (Abwehrspieler ESV Ansbach-Eyb und Ex-Abtswinder): „Die Niederlage ist ärgerlich, aber unter dem Strich verdient. Unser Manko war die Chancenverwertung, vor allem in der ersten Minute. Letzten Endes hat man gemerkt, dass Abtswind zu Recht auf dem ersten Tabellenplatz steht. Es war typisch, dass wir mal wieder in der Anfangsphase Gegentore bekommen haben und dann auch noch auf diese Weise nach Eckbällen. Da haben wir dumm verteidigt. Wir wollten vor allem über außen nach vorne kommen. Nach der Roten Karte für Abtswind haben wir uns noch Chancen ausgerechnet, doch im Laufe der zweiten Halbzeit wurde klar, dass die Möglichkeiten nicht reinwollten. Mit einem schnellen Tor hätten wir Auftrieb bekommen. Abtswind hat jedoch auch in Unterzahl sehr gut gespielt und verteidigt. Man musste immer aufpassen.“

Gleich passiert’s: Abtswinds Schlussmann Julian Schneider (links) bringt den Ansbacher Tim Eisenberger zu Fall und sieht Rot.

Die Tore und Höhepunkte der Partie als Video.

Das Stenogramm zum Spiel im Liveticker.

Abtswinds Daniel Hämmerlein im Video-Interview.

Wahl zur Elf der Woche beim Fußballportal Fupa: Für Abtswind abstimmen.