Niederlage beim Flutlichtspiel in Hirschfeld
DJK Hirschfeld – TSV Abtswind II 2:0 (0:0)
Novum in der Historie der zweiten Mannschaft: Freitagabend Partie unter Flutlicht. Was ansonsten nur der FC Schweinfurt (in der Regionalliga) oder die Würzburger Kickers (vor den Sport1-Kameras) praktizieren, darf an der Kreisliga nicht vorbeigehen. Kann man mal so machen. Was man sich jedoch verkneifen sollte, sich aktuell Abtswind II als spielerisches Vorbild zu nehmen.
Schnell, intensiv, mit rasant wechselndem Ballbesitz, was oft zum sogenannten „Tennis-Hals“ führt, so oder ähnlich könnte man das Geschehen auf dem neuen Hirschfelder Sportgelände beschreiben. Plötzlich spürt der Zuschauer einen harten Stich im steifen Genick. Kein Wunder, spielt sich doch vieles zwischen den Strafräumen ab. Wie beim Tennis flitzt die Kugel hin und her, ohne erkennbaren Plot, unmotiviert, ohne klare spielerische Linie. Vom Zufall getrieben. Ein Duell zweier Mannschaften, die spürbar bemüht sind, den ersten entscheidenden Fehler zu vermeiden. Sicherheit ist oberste Prämisse und so bleiben Torraumszenen Mangelware.
In der ersten Halbzeit verzeichnet der Chronist gerade einmal zwei aussichtsreiche Torgelegenheiten auf beiden Seiten. In der Anfangsphase köpft Hirschfels Linksaußen Daniel Wächter neben den Abtswinder Kasten. Später drischt Stürmer Spiridon Antoniou das arme Geschöpf aus Kunstleder mit Schaumstoffherz knapp übers Gestänge. Die Gäste vom Friedrichsberg treten gleich zu Beginn auf. Jona Riedel wird über die rechte Außenbahn bedient und zieht vom Strafraumeck aus ab. Die Pille flutscht am langen Pfosten vorbei ins Dunkel der Nacht. Dorthin, wo das arg beanspruchte Flutlicht kaum hinreichen kann. Gegen Ende des ersten Durchgangs köpft ebenfalls Jona Riedel kaum bedrängt die Kugel neben das Tor. Da lag der Torschrei schon auf den Lippen.
Zum Pausentee sieht alles nach einem blutleeren, torlosen Remis aus. Laut Informant Frank Hufnagel, Co-Trainer des TSV Abtswind II, hatte Abtswind optisch etwas die Nase vorn. Aber was heißt das schon, beim Team von Trainer Velibor Teofilovic. Zuletzt drei Niederlagen in Serie sorgen kaum für breite Brust und Selbstvertrauen.
Kurz nach dem Seitenwechsel zirkelte Hirschfelds Jannik Lutz, auffälligster Akteur des Abends, einen Freistoß ans Aluminium. Nach etwa einer knappen Stunde reagierte Abtswinds Bank und brachte Markus Schamberger taktisch für den solide auftretenden Defensivallrounder Mladen Grujic. Eine verhängnisvolle Entscheidung, wie sich gleich zeigen sollte. Kurz nach seiner Einwechslung schubste Markus Schamberger Hirschfelds Mittelstürmer Jannik Lutz im eigenen Strafraum, der das Foul dankend annahm. Eine strittige Szene, in der man auf den Punkt deuten kann, jedoch nicht zwingend muss. Wie dem auch sei, der Gefoulte verwandelte den Strafstoß sicher zur mittlerweile verdienten 1:0-Führung.
Wer jetzt das übliche Aufbäumen der Kräuterkicker erwartet hatte, wurde krass enttäuscht. Von Abtswind kam kaum eine zwingende Offensivaktion. Ob es an der ungewohnt trüben Beleuchtung lag oder sich die Truppe an negativen Erfahrungen aus den bisherigen, suboptimal verlaufenden Saisonspielen erinnert fühlte, Abtswind bekam kaum ein Bein in die Partie. Hirschfelds „Angstgegner“ arbeitete fleißig daran, auch diesen nebensächlichen Nimbus über Bord zu schmeißen. Selbst in Überzahl, nach der gelb-roten Karte gegen Jannik Lutz, der es einmal zu oft übertrieb mit Forderungen an den Unparteiischen (77., Schwalbe), sah man keinen nennenswerten Torabschluss auf Seiten der Gäste. Velibor Teofilovic spielte seine letzte Trumpfkarte aus und betrat selbst den Platz. Etwas zu früh für den Schiedsrichter, der ihm gleich einmal den gelben Karton unter die Nase hielt. Auch seine eigene Einwechslung brachte keine neuen Impulse und irgendwann macht man taktisch dermaßen weit auf, dass die gegnerischen Konter kaum mehr zu verteidigen sind. In der Nachspielzeit trifft Hirschfelds Spiridon Antoniou zur Entscheidung ins kurze Eck.
Die vierte Niederlage in Folge offenbart eklatante Mängel. Bei spielerischem Magerquark zeigt das Abtswinder Formbarometer unmissverständlich nach unten. Das Team von Velibor Teofilovic ist sichtlich angezählt und taumelt von einem Verlegenheitsauftritt zum nächsten. Während Hirschfeld am Sonntag gegen die DJK Schweinfurt bereits erneut ran muss, bekommt die Landesligareserve eine notwendige Verschnaufpause. Im Abstiegskampf muss man die Köpfe frei kriegen, ansonsten sieht die Zukunft zappenduster aus.
Matthias Ley
Das Spiel im Überblick:
DJK Hirschfeld: Medet Aydin – Daniel Walter, Mario Knaup, Marcel Keller – Pascal Knaup, Sandro Hemmerich, Manuel Wächter – Maximilian Gessner, Michel Knaup, Spiridon Antoniou – Jannik Lutz. Einwechselspieler: Marco Hedrich, Benedikt Amend, Christian Bollstetter.
TSV Abtswind II: Patrick Hefner – Christoph Kniewasser, Daniel Kaminski, Christoph Hofmann, Markus Golombek – Andreas Herrmann, Eric Köhler, Mladen Grujic, Maximilian Heß – Aljoscha Keßler, Jona Riedel. Einwechselspieler: Michael Rügamer, Patrick Hock, Markus Schamberger, Velibor Teofilovic.
Schiedsrichter: Slawomir Maiczek (Türkiyemspor SV-12 Schweinfurt)
Zuschauer: ca. 60
Gelbe Karten: Mario Knaup, Sandro Hemmerich, Jannik Lutz (DJK Hirschfeld) – Eric Köhler, Jona Riedel, Velibor Teofilovic (TSV Abtswind II)
Gelb-rote Karte: Jannik Lutz (77., Foulspiel + Schwalbe, DJK Hirschfeld)
Tore: 1:0 Jannik Lutz (60., Foulelfmeter), 2:0 Spiridon Antoniou (90+1.).
Die Stimmen zum Spiel, zur Abwechslung einmal zusammengestellt von anpfiff.info Redakteur Michael Horling:
Velibor Teofilovic (Trainer TSV Abtswind II): „Klar sind wir enttäuscht, es ist ja die vierte Niederlage in Folge. Das Elfmeter-Tor war typisch für uns zur Zeit. Wir haben diese Saison bestimmt schon 12 oder 13 Gegentreffer durch so dumme Fehler bekommen. So können wir in dieser Klasse gegen keine Mannschaft gewinnen. Die Niederlage war verdient. Hirschfeld hat mehr gemacht, gekämpft, eben mehr investiert. Die hatten sogar mit einem Mann weniger zwei gute Chencen. Bei uns fehlte die Einstellung. Wir haben vielleicht nur 20 Minuten das Spiel kontrolliert. Das war zu wenig gegen so eine Mannschaft wie Hirschfeld. Der Gegner hat sogar mit einem Mann weniger die Partie kontrolliert.“
Jürgen Reisinger (Trainer DJK Hirschfeld): „Die erste Halbzeit war ausgeglichen, Abtswind kann natürlich kurz vor der Pause in Führung gehen. Letztlich war´s aber ein verdienter Sieg für uns, würde ich sagen. aufgrund unserer Chancen und weil wir die letzten 15 Minuten zu zehnt richtig gut gekämpft haben. Da haben wir nichts zugelassen, da hatte Abtswind ja nur ganz wenige Gelegenheiten. Es wurde ja aber auch Zeit, dass es wieder in die andere Richtung geht. Anfangs der Saison standen wir ganz oben, danach ganz unten. Jetzt ist die Tendenz wieder steigend, sind wir in Fahrt, haben schon wieder zu Null gespielt. Allerdings gehen wir auf dem letzten Ast, haben nur noch elf, zwölf Mann, spielen mit Akteuren aus der zweiten Mannschaft, die aber alles geben. Vielleicht ist das gar nicht so verkehrt: Je weniger Leute man hat, desto mehr hängen die sich rein.“
Brachte sich selbst, um im Angriff neue Impulse zu setzen: Velibor Teofilovic