Abtswinds Rumpfelf kann sich auf ihre formstarken Angreifer verlassen
DJK Schwebenried/Schwemmelsbach – TSV Abtswind 1:2 (0:1)
Hat der TSV Abtswind einen Lieblingsgegner? Geht es nach der Statistik, ist die Antwort eindeutig. Gegen die DJK Schwebenried/Schwemmelsbach könnte die Bilanz nicht positiver sein: Sechsmal sind die Teams seit 2010 aufeinandergetroffen, sechsmal siegte Abtswind zum Teil sehr deutlich. Das jüngste Duell verlief nahezu auf Augenhöhe, änderte aber nichts an den Fakten. Zehn Minuten fehlten Schwebenried zum Unentschieden. Peter Mrugalla schob zum 2:1-Siegtreffer ein.
Petr Skarabela hat in dieser Landesliga-Saison schon einige Male improvisieren und sich den Kopf zerbrechen müssen. Wenn Stammspieler fehlten, musste er überlegen, wie er seine Mannschaft umbaut, welche Akteure er auf dem Rasen wohin verschiebt und welches Spielsystem dem Gefüge am besten liegt. Der erfahrene Trainer des TSV Abtswind hat solche Herausforderungen stets gut bewältigt, doch am Samstag gegen die DJK Schwebenried/Schwemmelsbach blieb Skarabela nicht einmal mehr Entscheidungsspielraum, um seine Startelf zu bestücken. Gerade mal zehn gesunde Feldspieler aus dem Landesliga-Kader standen parat. Sechs Mann fielen aus: Ohne Jürgen Endres (Flitterwochen), Jona Riedel (Knöchel), Nicolas Wirsching (Kreuzband), Sven Gibfried (Sperre), Jörg Otto (Knie) und Przemyslaw Szuszkiewicz (Hüfte) war das Aufgebot extrem ersatzgeschwächt. Um im Laufe der Partie überhaupt wechseln zu können, hatte der Trainer Julian Beßler, Daniel Kaminski und Andreas Herrmann aus der Kreisliga-Reserve mitgenommen. Alle drei kamen in der Schlussphase zu einem Kurzeinsatz.
Was Petr Skarabela von Beginn an aufbieten konnte, hatte trotzdem Format. „Wir sind eine eingeschworene Truppe“, stellte der Übungsleiter fest. „Die Mannschaft ist eingespielt und topfit.“ Skarabelas Zustandsbeschreibung war die Aufzählung der Erfolgsfaktoren für das Spiel gegen Schwebenried/Schwemmelsbach. Die beiden Treffer dienten als bester Beleg dafür. In der 38. Minute nahm Außenverteidiger Michael Herrmann den Ball herrlich mit der Brust an. Ohne Umschweife gelangte das Leder zu Pascal Kamolz in den Strafraum. Der Angreifer von besonderer Güte bewies neben seiner Klasse auch seine aufsteigende Form. Kamolz versetzte Innenverteidiger Sebastian Heinlein und zog abgeklärt zum 1:0 ab. Mit nunmehr zwölf Saisontreffern – allein sechs nach der Winterpause – ist der 30-Jährige im Saisonendspurt zum Siegbringer geworden und hat gleichzeitig einen schönen Vorwärtssprung in der Torschützenliste gemacht.
Einer, der als Offensivkraft derzeit einen vergleichbaren Lauf hat, ist Peter Mrugalla. In Kahl schoss er das Team in Führung, gegen Bayern Kitzingen köpfte er den Siegtreffer, und auch gegen Schwebenried/Schwemmelsbach tat er im entscheidenden Augenblick das Richtige: Mrugalla blieb verstandeskühl und sorgte für das Hochgefühl. Nach dem abgewehrten Schuss Steffen Barthels behielt der 28-Jährige die Nerven, um im dritten Versuch Schlussmann Nikolas Herold zu bezwingen (79. Minute). Einen brenzligen Moment musste Abtswind noch überstehen, bevor der 2:1-Erfolg feststand: Schwebenrieds Felix Lehfer kam am Ende eines Konters aus der Nahdistanz zum Abschluss. Irgendein Körperteil im Getümmel verhinderte den mutmaßlichen Ausgleich (90.). „Das war ein Brett aus einem Meter. Den Ball muss er unterbringen“, sagte Mario Schindler, der Trainer der Hausherren. „Das passiert jedem mal, dass er eine solche Megachance vergibt.“
Wie die Faust aufs Auge: Abtswinds Schlussmann Patrick Hefner (rechts) und sein köpfender Mitspieler Carl Murphy klären vor dem lauernden Schwebenrieder Jens Rumpel.
Mitte der zweiten Hälfte hatte es nicht danach ausgesehen, als könnte Abtswind nach dem Derbysieg gegen Kitzingen in der Vorwoche einen zweiten Dreier nachlegen. Zu häufig endeten die Spielzüge im Nichts. Zu schnell landete der Ball beim Gegner. „Nach dem 1:1 hat die Mannschaft verunsichert gewirkt“, sagte Petr Skarabela. Wenige Minuten nach dem Ausgleich lief Peter Mrugalla übers halbe Feld. Gegenspieler Bastian Full, dem er den Ball abgeluchst hatte, war eigentlich abgehängt. Und doch zögerte Mrugalla frei vor dem Gehäuse zu lange, so dass die aussichtsreiche Gelegenheit vertan war (61.). Kurz darauf verpassten Pascal Kamolz und Carl Murphy einen Freistoß von Steffen Barthel (63.). „Schwebenried ist einfach gut. Das hat es für uns nicht einfach gemacht“, sagte Petr Skarabela nach dem Verfolgerduell zwischen dem Dritten und Vierten der Tabelle. Sein Gegenüber Mario Schindler, der die Mannschaft im zweiten Landesliga-Jahr weit nach vorne gebracht hat, erklärte: „Unser Vorteil ist, dass wir die Leichtigkeit von Woche zu Woche mitnehmen. Wir können es gar nicht richtig glauben, dass wir oben mitmischen. Wir haben es uns erarbeitet, wo wir stehen. Wenn man über Monate so konstant ist, ist das kein Zufall. Wir wissen, wo wir herkommen, und wissen, was nötig wäre, um noch viel besser zu sein.“
Beim 1:1-Ausgleich stand Jens Rumpel im Zentrum. Abtswinds Torhüter Patrick Hefner, für den sich Skarabela erneut ausgesprochen hatte, wehrte eine Hereingabe vor die Füße des Schwebenrieders ab. Und der reagierte trotz der Bedrängnis am schnellsten, um abzustauben (53. Minute). Auch wenn seine Elf in der Situation alles richtig gemacht hatte, war Mario Schindler mit anderem nicht zufrieden. In der Defensive sah er Unsicherheiten, die Abtswind Chancen eröffneten, etwa als Peter Mrugalla das untere Eck anvisierte und Keeper Nikolas Herold sich daraufhin lang machte (51.). Steffen Barthels Freistoß kratzte er aus dem Winkel (48.). Die Begegnung war zwischenzeitlich eine ziemlich muntere Angelegenheit. Abtswind begann zunächst verhalten. Eng wurde es beim Kopfball von Schwebenrieds Felix Zöller, den Steffen Barthel auf der Linie klärte (15.). Danach wurden die Gäste besser. Frank Hartlehnert konnte den Fangfehler von Nikolas Herold nicht nutzen (18.), genauso wenig wie er den von der Latte prallenden Ball nach einem Kamolz-Schuss nicht verwerten konnte (36.).
Petr Skarabela nahm am Ende gleich mehrere positive Eindrücke mit: „Wir haben uns Chancen erspielt. Unsere Innenverteidigung war richtig stark. Es gab nur zwei brenzlige Situationen. Und wir haben in den letzten zwei Spielen nur ein Gegentor kassiert.“ Der Abstand auf Schwebenried/Schwemmelsbach ist durch den Sieg kleiner geworden. Bei einem Spiel weniger beträgt der Rückstand vier Zähler. „Wir bekommen dadurch keinen Druck. Wir schütteln mal kurz Köpfe und genießen den Moment, dass wir oben stehen“, sagte Mario Schindler. Nach dem 1:1 zwischen den Topteams Schweinfurt und Forchheim hat Abtswind ebenfalls ein wenig aufgeholt.
Michael Kämmerer
Vier gegen einen: Der Abtswinder Pascal Kamolz rennt gegen die Schwebenrieder Übermacht an.
Das Spiel in der Statistik
DJK Schwebenried/Schwemmelsbach: Nikolas Herold – Yannick Deibl (80. Philipp Paul), Sebastian Heinlein, Bastian Full, Pascal Stürmer (67. Simon Weißenberger) – Thomas Cäsar, Oliver Mützel (80. Felix Lehfer), Felix Zöller, David Fleischmann – Manuel Weißenberger, Jens Rumpel.
TSV Abtswind: Patrick Hefner – Michael Herrmann, Daniel Hämmerlein, Adrian Graf, Carl Murphy – Jonas Wirth (90.+1 Daniel Kaminski), Steffen Barthel, Philipp Hummel, Frank Hartlehnert (77. Julian Beßler) – Peter Mrugalla (86. Andreas Herrmann), Pascal Kamolz.
Schiedsrichter: Marcel Schiller (Rödental); Assistenten: Janek Steinbach (Eicha), Frank Kaiser (Unterpreppach).
Zuschauer: 250.
Gelbe Karten: Pascal Stürmer, Oliver Mützel, Bastian Full (Schwebenried/Schwemmelsbach); Steffen Barthel, Pascal Kamolz, Carl Murphy (Abtswind).
Tore: 0:1 Pascal Kamolz (38.), 1:1 Jens Rumpel (53.), 1:2 Peter Mrugalla (79.).
Stimmen zum Spiel
Petr Skarabela (Trainer TSV Abtswind): „Mit einer Notelf haben wir eine richtig gute Leistung gezeigt. Wir haben unsere Aufgabe erfüllt. Ein Unentschieden hätte uns nicht geholfen. Wir sind das Spiel mit Überzeugung und Engagement angegangen und haben jederzeit an den Sieg geglaubt. Bei drei Riesenmöglichkeiten hätten wir die Entscheidung vorzeitig herbeiführen müssen. Nach dem 1:1 haben wir uns eine Viertelstunde gesucht und hatten keinen Zugriff auf das Spiel. Die Schlussphase war das, was ich gerne möchte: Wir haben nach vorne gespielt. Bis zur letzten Minute haben wir versucht, das Spiel zu kontrollieren. Das ist uns bis auf eine Situation gelungen. Die Mannschaft ist physisch super drauf. Ob der Sieg glücklich war oder nicht, möchte ich nicht bewerten. Die drei Punkte haben wir gebraucht, damit es vorne noch ein wenig interessant wird. Das Nachholspiel am Mittwoch gegen Fuchsstadt wird richtungsweisend.“
Mario Schindler (Trainer DJK Schwebenried/Schwemmelsbach): „Mir war im Vorfeld klar: Die Mannschaft, die mehr Fehler begeht, verliert. So ist es gekommen. Wir haben zu viele Fehler gemacht: im Spielaufbau, zum Teil im Stellungsspiel, das Passspiel war nicht sauber genug. Daher waren wir den Tick schlechter. Unter dem Strich ist der Abtswinder Sieg verdient. Wir hatten in den Defensive ungewohnte Unsicherheiten. Das ist wahrscheinlich der Abtswind-Faktor. Ich erkenne meine Jungs dann kaum wieder. Das waren zwanzig Prozent, die heute gefehlt haben. Gegen Abtswind reicht das niemals. Das Spiel geht vielleicht anders aus, wenn wir in der ersten Halbzeit in Führung gehen. In den ersten 25 Minuten hatten wir die ein oder andere torgefährliche Situation. Es wäre vermessen zu glauben, dass wir in der Tabelle ewig vorne mitmarschieren und das als selbstverständlich betrachten. Wir sind stolz, wie weit wir sind und wo wir stehen. Uns wirft die Niederlage nicht um.“
Patrick Hefner (Torhüter TSV Abtswind): „Wir haben fünfzehn Minuten gebraucht, um ins Spiel zu kommen. Danach lief es besser. Vor allem waren wir hinten sicher gestanden und haben recht wenig zugelassen. Wir haben frisch aufgespielt und mit Nadelstichen die Tore gesetzt. Alles in allem war es in Ordnung, was wir gezeigt haben. Das Gegentor sieht von außen unglücklich aus. Ich bin an die abgefälschte Flanke nur noch mit den Fingerspitzen gekommen. Die Situation war nicht einfach zu lösen. Ich versuche der Mannschaft, in jedem Spiel bestmöglich zu helfen. In den beiden Spielen, in denen ich im Tor stand, haben wir nur ein Gegentor bekommen und sechs Punkte geholt. Eine gute Abwehr gehört natürlich dazu. Als Torwart kann immer nur einer spielen. Der Trainer hatte sich anfangs für Irnes Husic entschieden. Jetzt habe ich meine Chance bekommen. Irnes und ich haben beide den Ansporn, im Tor zu stehen. Ich komme mit ihm gut aus. Am Ende der Woche entscheidet der Trainer.“
Stürmer gegen Stürmer: Schwebenrieds Verteidiger Pascal Stürmer (links) im Zweikampf mit dem Abtswinder Angreifer Peter Mrugalla.
Viele Impressionen vom Spiel gibt es in einer Fotoserie.
Wahl zur Elf der Woche beim Fußballportal Fupa: Für Abtswind abstimmen.