Ein Meilenstein der Vereinshistorie geht
Michael Kämmerer sagt leise Servus
Es gibt nicht viele Personen, von denen behauptet wird, sie hätten den TSV Abtswind maßgeblich beeinflusst. Aus den letzten 20 Jahren fallen mir dazu nur wenige Persönlichkeiten ein. Rudi Lottes (*1951, +2009) beispielsweise. Er war Trainer und Freund, der unseren Verein nicht nur sportlich, sondern auch in seiner Denk- und Arbeitsweise von der Kreisklasse bis auf die Bezirksebene angehoben hat.
Als langjähriger Vorsitzender plante und realisierte Roland Koos nicht nur diverse Liegenschaften, sondern prägte auch das kollegiale Miteinander des Vereinsausschuss, welches bis heute Bestand hat. Er prägte die Denke, die Ideale dieses Gremiums über eine ganze Generation hinweg. Christoph Mix, als Manager und Sponsor ist nicht nur ein Brandbeschleuniger auf die allgemeine Vereinsentwicklung. Als erfahrener Unternehmer motiviert er alle um sich herum, auch mal über den Tellerrand zu sehen, sich persönlich einzubringen fürs Gemeinwohl. Abtswind immer im Focus, ohne provinzielle Scheuklappen.
Und da kam einer, der auszog, diesen Verein schlicht und einfach bekannter zu machen. Vier Jahre ist es her, seit Michael Kämmerer seinen Abschied von der „Main-Post“ verkündete und neben seiner neuen Arbeitsstelle auch bei unserem Verein eintrat. Seit dieser Zeit entwickelte er viele neue Medienformate, organisierte die Öffentlichkeitsarbeit als Gesamtkunstwerk mit allen zeitgemäßen und vielen innovativen Schattierungen, wie Pressemonitoring, erstklassigen Spielberichten, Pressemitteilungen und vieles mehr. Das ganze immer garniert mit professionellem Bildmaterial. Seine großartigen Selfie-Interviews, gechillt an der Spielfeldbande lehnend oder entspannt auf einem gemütlichen Rasenstück, zogen regelmäßig Hunderte von Zuschauern an.
Wenn Michael Kämmerer sich an den breiten Tisch im Hüttla setzte, wartete stets eine breite Masse Fußballanhänger gespannt auf seine stilvolle Pressekonferenz zum Spieltag. Nicht die Veranstaltung an sich war hier stets das unterhaltsame Element, sondern der Mensch, der diese fest im Terminplan installierte Institution, allgemein als „familiär“ angekündigt, mit Leben füllte. Nachdem Michael seine Gesprächspartner auf professionelle, sympathische Art „ausgequetscht“ hatte, blieb meist kaum mehr Raum für weitere Fragen. Es war bereits alles gefragt und beantwortet.
Ohne ihn wäre die Facebook Seite des TSV Abtswind lediglich ein Anhängsel im weiten Portfolio der Öffentlichkeitsarbeit. Innerhalb der letzten vier Jahre skalierte er die Anzahl unserer Follower um das sechsfache. Von anfangs 240 auf aktuell knapp 1.500 steigerte er den Kreis derjenigen, denen „das gefällt“, die sogenannte „Daumen-Hoch-Fraktion“.
Sein vermutlich größter Verdienst ist jedoch mehr ideeller Natur. Mit treffenden Formulierungen und seriös recherchierten, stets absolut wahrheitsgemäßen Artikeln steigerte er das Ansehen des TSV Abtswind in der öffentlichen Wahrnehmung. Ein über jeden Zweifel erhabener Reporter, der stets seine Vereinsbrille trug, man diese in seinem Tun jedoch nicht ansatzweise wahrnahm. Das ist wahre, unverfälschte Kunst.
„Dieses Niveau zu erreichen und zu halten, erfordert einen beträchtlichen zeitlichen Aufwand. Diesen Aufwand kann ich in Zukunft aus beruflichen Gründen nicht mehr betreiben“, schreibt Michael in einigen, typisch elegant formulierten Zeilen und sagt somit Servus: „Mein Dank für diese wunderbare Zeit gilt […] allen im Verein, die mich bei der Ausübung meiner Arbeit unterstützt haben. Dem TSV Abtswind, dem ich für die Zukunft nur das Beste wünsche, bleibe ich als Fan mit großer Sympathie verbunden.“
Wir bedanken uns bei einem Menschen, der mit unwahrscheinlich großem, persönlichem Einsatz sein enormes Fachwissen in eine Aufgabe investierte, die einen Großteil der eigenen Freizeit bestimmte, nein , besser formuliert, die eigene freie Zeit kannibalisierte. Wie gesagt, der Personenkreis ist rar gesät, der von sich behaupten lässt, den TSV Abtswind wirklich geprägt zu haben. Hier geht einer erhobenen Hauptes und beginnt einen neuen Lebensabschnitt. Ein Meilenstein verlässt die Bühne. Hoffentlich nicht für immer.
Matthias Ley