Abtswind verliert bei Aufsteiger Poppenhausen
SG Poppenhausen / Kronungen – TSV Abtswind II 3:2 (2:1)
Das erwartet schwere Auswärtsspiel gegen eine Landesliga erfahrene Poppenhauser Sturmreihe. Über 90 Minuten kann man Spieler wie Yannik Saal (ehem. FT Schweinfurt) und Daniel Greubel (ehem. DJK Schwebenried/Schwemmelsbach) kaum unter Kontrolle bringen. Solche Typen bekommen stets ihre Chancen. Die wirkliche Erfolgsfrage ist, ob man selbst ein Mal öfter treffen kann als der Gegner. Bei Abtswind II fehlte es heute an den richtig zwingenden Szenen. Dabei begann auch diese Kreisligapartie so stereotyp, wie man es seit einiger Zeit gewohnt ist.
Abtswind macht das Spiel, während sich Poppenhausen defensiv fallen lässt und auf Konter lauert. Mit Ballkontrolle und vielen Seitenwechseln „hinten rum“ versuchen die Gäste, in die letzte, die gefährliche Zone zu kommen. Dorthin, wo ein Torabschluss hohe Chancen hat, im Netz zu landen. Dabei immer wieder der bange Schulterblick, dass hinten nichts anbrennt. Und nach 10 Minuten zeigt die Kreisliga mal wieder ihr sarkastisches Grinsen. Auf der rechten Seite läuft sich Abtswinds Kombinationsmarathon fest. Poppenhausen schaltet blitzschnell um. Ein langer Ball in die Spitze reicht, und prompt wird es brandgefährlich.
„Poppenhausens Stürmer Jan Wolf ist bereits an der Grundlinie, läuft eigentlich weg von unserem Tor“, schildert Andreas Herrmann die Szene zum 1:0. „Ist ein bisschen unglücklich gelaufen, dass wir da noch so hinlangen. Der Stürmer macht einen kleinen Schlenzer, Christoph Hoffmann lässt das lange Bein stehen. Keine Diskussion.“ Yannik Saal verwandelt eiskalt.
Mit der Führung im Rücken gestaltet die Elf von Elio Trasente das Spiel nun offener. Im Abtswinder Aufbauspiel klaffen deutliche Lücken. Häufige Abspielfehler laden Poppenhausen ein, die Führung weiter auszubauen. Nach 20 Minuten besorgt Yannik Saal das 2:0 mit einem Traumfreistoß. Satter Schuss über die Mauer hinweg, der exakt im Winkel einschlägt. Besser kann man einen Freistoß nicht zelebrieren. Und aus dem Nichts heraus kommen die Gäste wieder zurück. Dieses Mal kontert Abtswind. Eric Köhler spielt steil auf Andreas Herrmann, der seinen Mittelstürmerkollegen relativ frei am langen Pfosten erkennt. Aljoscha Keßler lässt die punktgenaue Flanke sauber über den Scheitel rollen.
Der 1:2-Anschlusstreffer beschwingt die Landesligareserve. Bis zum Halbzeitpfiff dominiert die Elf von Trainer Velibor Teofilovic das Geschehen. Optisch jedenfalls. Seltener mit zwingenden Situationen im Poppenhauser Strafraum. Eric Köhler köpft einen Eckball knapp neben das Aluminiumgestänge. Patrick Hock scheitert veritabel mit einem Torabschluss aus der zweiten Reihe. Das Ding landet im Nirgendwo zwischen Passau und Pankhofen, verdeutlicht also Pest und Prüderie im Zielgetriebe des ansonsten treffsicheren Scharfschützen. Ebenso ein verschluderte Gelegenheit wie kurz darauf Aljoscha Keßler, allein auf weiter Flur im gepflegten Rumba Kardinale mit dem Torwart. Eine weitere aussichtsreiche Chance unkonzentriert vertändelt.
Ein Ding haben wir noch vor dem Seitenwechsel. In einer unübersichtlichen Szene „wird Andreas Herrmann im Poppenhauser Strafraum das Standbein weggezogen“, wie Abtswinds Co-Trainer Frank Hufnagel später zu Protokoll gibt. „Ein klarer Elfmeter, den uns der Unparteiische verwehrt hat. Mit einem 2:2 zur Pause sähe die ganze Angelegenheit schon anders aus.“
Auch nach dem Seitenwechsel haben die Gäste optisch mehr vom Spiel, lassen Ball und Gegner laufen, ohne jedoch wirklich gefährlich zu wirken. Vieles spielt sich zwischen den beiden Strafräumen ab. Zudem steigt die Fehlerquote beider Mannschaften. Phasenweise verkommt das Passspiel aller Akteure zu einer „Mensch, ärger mich nicht“ Kopie, die irgendein überforderter chinesischer Produktdesigner in Cheng-Du oder wo auch immer vollkommen verhunzt. Klassisches Brettspiel trifft hilfloses Kopiermonster. Was das für das Spiel bedeutet, ist Entertainment im kitschigen Nonsens-Stiel. Oder wie es Jürgen von der Lippe einst formulierte: „Es ist weniger dieses Brennen in den Augen …“
Wenn Abtswind seine wenigen Chancen nicht nutzt, dann reizt dies gemeinhin den jeweiligen Kontrahenten zu besonderer Effektivität. Im Hintergrund spielt Loki, der Gott der Zwietracht und des Glückspiel, Gestaltwandler mit krankhaftem Hang zum Diabolischen, allen Akteuren einen Streich nach dem anderen. Kurzzeitig steigt der Slapstick Faktor in ungeahnte Höhen. Auch im Nachgang ist Andreas Herrmann noch sichtlich bedient von der Entstehung des 1:3-Gegentreffers: „Und dann kriegst du wieder so ein Slapstick Tor. Das darf man keinem erzählen. Der Ball kommt Richtung langem Pfosten, wäre wahrscheinlich ins Toraus ausgerollt. Christoph Hoffmann geht trotzdem hin, schießt ihn mit dem Knie an die Latte. Fast ein Eigentor. Der Ball hüpft raus. Dann trifft der den Ball nicht und ein anderer ebenso wenig, den fälligen Torschuss blocken wir, dann über Umwege kommt die Pille noch einmal zum Gegenspieler und der schießt ihn im dritten oder vierten Versuch rein.“
Auch nach dem 1:3-Rückstand gibt sich Abtswind noch lange nicht geschlagen. Velibor Teofilovic bringt sich selbst als letzte Trumpfkarte. Andreas Herrmann schildert die Schlussphase der Partie. „Wir waren sofort wieder dran. Christoph Kniewasser spielt einen unglaublich guten, langen Ball von der Mittellinie aus. Patrick Hock ist schneller als Poppenhausens Keeper Felix Hofmann und verlängert das Zuspiel per Kopf ins lange Eck.“ Aber in den letzten Minuten gelingt Abtswind zu wenig Zwingendes vor dem gegnerischen Kasten. Poppenhausen schaukelt die Partie geschickt über die Zeit und beendet Abtswinds kurze Siegesserie.
Am kommenden Sonntag gastiert der FV Niederwerrn / Oberwerrn in der Kräuter Mix Arena. Anpfiff um 15:00 Uhr.
Matthias Ley
Das Spiel im Überblick:
SG Poppenhausen / Kronungen: Felix Hofmann – Patrick Hesselbach, Dominik Wolf, Tobias Fenn, Dat Phan-Van – Nunzio de Donato, Fabian Ziegler, Jan Wolf – Robin Zemelka – Yannik Saal, Daniel Greubel. Einwechselspieler: Christian Fenn, Patrick Pfaff, Alexander Haas, Bjoern Kraus (ETW).
TSV Abtswind II: Eduard-Alin Wellmann –Daniel Kaminski, Christoph Kniewasser, Christoph Hofmann, Markus Golombek – Eric Köhler, Maximilian Heß – Mladen Grujic, Andreas Herrmann, Patrick Hock – Aljoscha Keßler. Einwechselspieler: Michael Rügamer, Julian Beßler, Velibor Teofilovic.
Schiedsrichter: Konstantin Willacker
Zuschauer: ca. 100
Gelbe Karten: Daniel Greubel (SG Poppenhausen / Kronungen) – Eric Köhler, Daniel Kaminski, Patrick Hock, Christoph Hoffmann (TSV Abtswind II)
Tore: 1:0 Yannik Saal (22., Foulelfmeter), 2:0 Daniel Greubel (30., direkt verwandelter Traumfreistoß), 2:1 Aljoscha Keßler (32., platzierter Kopfball nach Flanke von Andreas Herrmann), 3:1 Fabian Ziegler (77., Abstauber aus dem Gewühl heraus), 3:2 Patrick Hock (84., Kopfball über den herauslaufenden Torwart Felix Hofmann hinweg ins leere Tor)
Die Stimmen zum Spiel:
Frank Hufnagel (Co-Trainer TSV Abtswind II): „Wir haben gut angefangen, druckvoll nach vorne gespielt. Dann verursachen wir diesen dummen Elfmeter. Aber keine Frage, absolut berechtigt nach dem Foul von Christoph Hoffmann. Dadurch haben wir unsere spielerische Linie verloren. Kaum 10 Minuten später bekommen wir das nächste Ei. Christoph Kniewasser langt von hinten in die Parade. Man kann das Foul pfeifen oder man lässt einfach weiterlaufen. Da kann man sich drum streiten. Bis auf den kurzen Aussetzer zwischen der 10. und 20. Spielminute haben wir die Partie bestimmt. Vor allem vor dem Seitenwechsel hatten wir einige gute Torabschlüsse und hätten auch einen Elfmeter kriegen müssen, nachdem Andy Herrmann im gegnerischen Strafraum das Standbein weggezogen wurde. Hier lag der Unparteiische vollkommen falsch mit seiner Entscheidung, es einfach auf sich beruhen zu lassen. Nach dem Seitenwechsel dauerte es etwas, bis beide Seiten ins Spiel zurück fanden. Wobei wir auch dann die spielerisch bessere Mannschaft waren. Beim 1:3 stehen drei, vier Leute im eigenen 5-Meter-Raum und bekommen die Pille nicht weg. Drei Gegentore, die alle absolut vermeidbar waren. Zum Schluss kam noch Velibor Teofilovic, taktischer Wechsel für Innenverteidiger Christoph Kniewasser. Wir haben hinten auf Dreierkette umgestellt, um mehr Druck in die Offensive zu bekommen. Wenn man sich hinten solche Fehler leistet, hat man einen Sieg nicht verdient.“
Andreas Herrmann (Spieler TSV Abtswind II): „Was soll man da noch groß sagen. Wir schenken uns die Dinger halt selber ein. Das erste Gegentor bekommen wir nach einem einfachen langen Ball auf der rechten Außenbahn. Bis zum 2:0 haben wir auch spielerisch den Faden verloren. Das war eine ganz strittige Szene. Eigentlich haben wir den Ball fast schon geklärt. Der Poppenhauser Stürmer dreht sich weg, geht auf unser Tor zu. Christoph Kniewasser lupft den Ball von hinten drüber, wird selbst getroffen und der Schiedsrichter pfeift das Foul. Allerdings gegen uns. Das war wirklich fragwürdig. Der Freistoß geht über die Mauer und schlägt direkt im Winkel ein. Wir sind mal wieder 2:0 hinten. Eigentlich aus dem Nichts heraus bekommen wir doch wieder Zugriff auf das Spiel. Eric Köhler spielt mich auf der linken Seite an. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie Aljoscha Keßler am langen Pfosten glockenfrei steht. Flanke, Kopfball Streichler ins lange Eck. Bis zur Halbzeit sah es eigentlich ganz gut aus, was wir so fabriziert haben. Auch nach dem Seitenwechsel kamen wir gut in die Partie. Es war wie immer. Wir hatten viel mehr vom Spiel, laufen unentwegt an. Heute war allerdings nicht viel Zwingendes dabei, dass man hätte sagen können, ein Sieg wäre verdient gewesen. Vielleicht ein Unentschieden. Und dann kriegst du wieder so ein Slapstick Tor. Das darf man keinem erzählen. Der Ball fliegt Richtung langem Pfosten, wäre wahrscheinlich ins Toraus gerollt. Christoph Hoffmann geht trotzdem hin, schießt ihn mit dem Knie an die Latte. Fast ein Eigentor. Der Ball hüpft zurück ins Feld. Dann trifft ein Mitspieler den Ball nicht und ein anderer ebenso wenig, den fälligen Torschuss blocken wir, dann über Umwege kommt die Pille noch einmal zum selben Gegenspieler und der schießt ihn im dritten oder vierten Versuch rein. Ist natürlich saubitter. Im direkten Gegenstoß köpft Patrick Hock über den Poppenhauser Keeper hinweg ins leere Tor. Doch da fehlte uns schon die Zeit, um wirklich etwas Zählbares rauszukitzeln. Von dem was wir heute abgefackelt haben, hat es einfach nicht gereicht. Da müssen wir uns an die eigene Nase fassen.“
Der den Ball per Scheitel Streichler sanft streichelt: Aljoscha Keßler, Sturmtank und Kopfball-Virtuose