Die Reisinger-Elf lässt den Big Point ungenutzt

TSV Abtswind II – DJK Hirschfeld 0:0

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Das torlose Remis zwischen Abtswind und Hirschfeld bietet vieles an, Kampf, Emotionen, Torraumszenen, sogar einen Treffer durch Aljoscha Keßler, dem die Anerkennung verwehrt bleibt. Viel Diskussionsstoff für Stammtischbrüder und -schwestern.

„Wenn man sieht, wie der Ball herein segelt, den Innenpfosten küsst und von dort abprallt, dann ist die Sache doch klar.“ Nach Abpfiff wird diese eine Szene heiß diskutiert. Für Abtswinds Trainer Velibor gibt es da keine zwei Meinungen. Auf Flanke von Christoph Hofmann von der Mittellinie aus köpft Abtswinds Sturmspitze Aljoscha Keßler frei stehend aufs Tor. Butterweich einen 30 Grad Winkel mitnehmend, prallt dieses krumme Ding vom Innenpfosten ab. Hirschfelds Keeper Medet Aydin pariert den Ball nach eigener Aussage „gefühlt hinter der Linie“. Die Frage bleibt, ob das Kunstleder in vollem Umfang dahinter war, oder eben nicht. „Wenn mich der Schiedsrichter nicht fragt“, fügt der erfahrene Schlussmann hinzu, „dann war es wenigstens für ihn klar.“

Kurz darauf schaukeln sich die Emotionen auf. Hirschfeld agiert von Beginn an zielstrebig nach vorne, stets auf der Suche nach dem ehemaligen Abtswinder Sturmtank Philipp Kutzenberger. Aus dem Hinspiel vorgewarnt antwortet die Heimelf mit bedingungsloser Zweikampfführung. Hart an der gelben Karte schrappt Christoph Hoffmanns Einsteigen gegen Daniel Walter vorbei und auf dem Spielfeld stimmt die Kulisse. Derbystimmung ohne Derbycharakter. In einer guten Kreisligapartie mit oft wechselndem Ballbesitz wird den Zuschauern einiges geboten. Wenn man vom vermeintlichen Wembley-Tor absieht, fehlt den Torabschlüssen etwas Qualität. Das ändert sich nach dem Seitenwechsel.

In der Kabine macht Jürgen Reisinger seine Schützlinge heiß auf die zweiten 45 Minuten: „In der ersten Halbzeit hat uns Abtswind den Schneid abgekauft. Das musste sich ändern, was ich meinen Jungs auch genau so klar gemacht habe.“ Hirschfelds Coach setzt auf die bekannte Schwächephase der Abtswinder Landesligareserve. Aus der Erfahrung heraus bieten sich gerade um die 60. Spielminute offensive Gelegenheiten,“die man einfach nutzen muss“, wie Reisinger anfügt. Ob Philipp Kutzenberger oder Jannik Lutz, auch einige Male der eingewechselte Spiridon Antoniou, man bekommt das Ei einfach nicht im Eckigen unter. Mit teils sensationellen Paraden und gutem Stellungsspiel hält Abtswinds Keeper Eduard-Alin Wellmann seine Farben im Spiel. Und wenn der Schlussmann bereits geschlagen ist, klärt ein Abtswinder Verteidiger vor der Linie.

Hirschfeld drückt, Abtswind antwortet mit gelegentlichem Konterspiel. Man sucht Aljoscha Keßler oder den pfeilschnellen, eingewechselten Julian Beßler. Auf der anderen Seite gehen Andreas Herrmann langsam aber sicher die Körner aus. Patrick Hock springt offensiv in die Bresche, aber auch ihm gelingt an diesem Tag wenig zielführendes. Nach einer weiteren Zugabeminute oben drauf pfeift der Unparteiische diese intensive, Kraft raubende Kreisligapartie ab. Lange lag ein Tor in der Luft, emotional bewertet eher für die Reisinger-Elf. Aber das Runde wollte dann doch nicht ins Eckige. Demnach endet diese heiße Partie torlos, aber reich an Diskussionsstoff. Velibor Teofilovic nimmt das Endergebnis ergeben hin: „Im Abstiegskampf müssen wir mit dem Punkt einfach leben. Es geht um kleine Schritte raus aus dem Tabellenkeller.“ Abtswinds Abwehrspieler Christoph Hoffmann konstatiert trocken: „2017 sind wir noch ungeschlagen.“

Matthias Ley

Das Spiel im Überblick:

TSV Abtswind II: Eduard-Alin Wellmann – Christoph Kniewasser, Daniel Kaminski, Christoph Hofmann, Markus Golombek – Janek Wendt, Eric Köhler – Andreas Herrmann, Mladen Grujic, Patrick Hock – Aljoscha Keßler. Einwechselspieler: Michael Ludwig, Julian Beßler, Maximilian Heß, Tobias Holzberger.
DJK Hirschfeld: Medet Aydin – Maximilian Wächter, Mario Knaup, Marcel Keller, Daniel Walter – Sandro Hemmerich, Maximilian Gessner, Michel Knaup – Jannik Lutz, Philipp Kutzenberger, Manuel Wächter. Einwechselspieler: Benedikt Amend, Johannes Wirsing, Christian Friedrich, Spiridon Antoniou.
Schiedsrichter: Marvin Heimrich
Zuschauer: ca. 70
Gelbe Karten: Markus Golombek, Mladen Grujic, Christoph Hoffmann, Michael Ludwig (TSV Abtswind II) – Marcel Keller, Maximilian Gessner (DJK Hirschfeld)

Die Stimmen zum Spiel:

Velibor Teofilovic (Trainer TSV Abtswind II): „Das Null zu Null geht zum Schluss in Ordnung. In unserer Situation geht es um jeden Zähler. Da müssen wir mit dem Punkt leben. Die erste Halbzeit habe ich ausgeglichen gesehen. In den zweiten 45 Minuten war Hirschfeld besser. Der Gegner hatte die besseren Chancen. Was mich wirklich wurmt ist die Szene Mitte des ersten Durchgangs. Ein erfahrener Schiedsrichter muss erkennen, dass der Ball klar hinter der Linie geklärt wurde. Seit 40 Jahren spiele ich jetzt Fußball, da sieht man vieles, sogar bei Nationalmannschaften. Ich erinnere an das nicht gegebene Tor beim Spiel Deutschland gegen England. Da war der Ball einen ganzen Meter hinter der Linie. Selbst auf solch hohem Niveau passieren Fehler. Deshalb mache ich dem Unparteiischen keinen Vorwurf. Ihm stehen keine Assistenten zur Verfügung, die ihn von der Linie aus unterstützen.“

Jürgen Reisinger (Trainer DJK Hirschfeld): „Insgesamt war es ein ausgeglichenes Spiel, wenn man sich die Torchancen ansieht. Im ersten Durchgang hatte Abtswind mehr vom Spiel. Nach dem Seitenwechsel hatten wir einige Hundertprozentige, die wir leider nicht verwerten können. Mir war schon vorher klar. Derjenige, der das erste Tor schießt, gewinnt das Spiel.
Zur Frage, ob es ein Tor war oder nicht, kann ich nichts beitragen. Wir stehen an der Mittellinie und können das folglich nicht bewerten. In der Halbzeit habe ich meinen Keeper gefragt, ob der Ball hinter der Linie war. Er meinte wahrscheinlich schon. Aber sicher ist auch er sich nicht.
Es ist bekannt, dass Abtswind II in der zweiten Halbzeit konditionell einbricht. Deshalb ist es mir unerklärlich, dass wir den Ball teilweise aus fünf Metern nicht rein bringen können. Für uns war heute mehr drin als dieser eine Punkt.“

Christoph Hofmann (Spieler TSV Abtswind II): „Das war ein sehr schwieriges Spiel für uns. Aus den Erfahrungen vom Hinspiel wussten wir, dass wir in jedem Zweikampf drauf gehen mussten. Hirschfeld attackiert früh. Dieses Mal waren wir eingestellt und in der ersten Halbzeit konnten wir auch gut dagegenhalten. Zum Ende hin, nach viel Laufarbeit, lässt die Luft nach, da waren wir konditionell am Limit.
Ich habe zwar die Flanke gegeben zum Kopfball von Aljoscha Keßler. Aber von der Mittellinie aus kannst du nicht sehen, ob der Ball hinter der Linie war. Für den Unparteiischen war die Partie auch nicht gerade leicht. Ständig lange Bälle auf beiden Seiten. Da kann man nicht immer auf Ballhöhe sein.
Nach einer Stunde merkte man dem ein oder anderen an, dass hier Konditionsdefizite sind. Zudem mussten wir auf der wichtigen Sechser-Position umstellen, weil Eric Köhler zur Halbzeit verletzt in der Kabine bleiben musste. Unser stabiler Linksverteidiger musste in die defensive Zentrale, deshalb schob ein Linksfuß auf die Außenbahn. Da hatte Hirschfeld einige gute Torchancen. Gerade über ihre rechte Angriffsseite. Die taktische Zwangsmaßnahme hat Hirschfeld sauber ausgenutzt.
Mit Eric Köhler fällt der nächste Stammspieler für die nächsten Spiele aus. Heute hat uns die dritte Mannschaft auf der Bank super unterstützt. Wie lange das noch gut geht, bleibt abzuwarten.“

Ruhiger Rückhalt seiner unter Hirschfelder Dauerdruck stehenden Abwehrkollegen: Eduard-Alin Wellmann