Der 21-Jährige wechselte vor der Saison vom WFV nach Abtswind
Fabio Bozesan strahlte. Gerade hatten er und seine Abtswinder das Unterfranken-Derby beim Würzburger FV mit 3:2 für sich entschieden. Für den 21-Jährigen ein ganz besonderes Spiel, kickte er doch bis vor wenigen Wochen noch für die Zellerauer. „Es war sehr schön, wieder hier zu spielen, gegen meine ehemaligen Kollegen, vor dieser tollen Kulisse“, freute sich der TSV-Neuzugang. Komisch sei es dennoch gewesen, nicht in die Heimkabine, nicht in den Besprechungsraum zu gehen, sondern in die kleinere Gästekabine. „Auch die ersten Minuten auf Platz waren seltsam, der Umgang mit den ehemaligen Kollegen unterschiedlich. Das Publikum war plötzlich gegen dich“, beschreibt Fabio Bozesan. Schnell habe er sich aber im Tunnel befunden.
Sieben Punkte sind „vollkommen in Ordnung“
Getroffen hat er gegen die Ex-Kollegen nicht. Die Chance wäre in der 10. Minute da gewesen, als er frei vor André Koob auftauchte, aber der Würzburger Keeper stark parierte. Auch im weiteren Spielverlauf zeichnete sich der WFV-Kapitän aus und verhinderte im zweiten Durchgang die vorzeitige Entscheidung. „Er ist ein unglaublich starker Torwart, der immer zwei-drei Unhaltbare zieht. Auf ihn war auch schon in den letzten beiden Spielzeiten Verlass“, lobt der gebürtige Gerbrunner seinen ehemaligen Mitspieler. Die Niederlage konnte er aber nicht verhindern.
Dabei waren die Abtswinder erneut früh in Rückstand geraten. „Moritz Lotzen ist ein Standardspezialist und David Drösler ist für seine Kopfballstärke bekannt. Danach waren wir aber hellwach, haben sehr viel Eigeninitiative gezeigt und die Räume genutzt“, fand der Mittelfeldspieler. Zudem zeigten sich die Grün-Weißen sehr effizient vor des Gegners Gehäuse. Felix Lehrmann und Ferdinand Hansel sorgten für die verdiente Halbzeitführung. „Diese Effektivität hat uns in den vergangenen Partien gefehlt“, legt Fabio Bozesan den Finger in die Wunde. Die Niederlagen In Regensburg, wo er selbst seine ersten beiden Ligatreffer im Abtswinder Trikot erzielte, und gegen Neumarkt waren daher bitter. Insgesamt findet der 21-Jährige die Ausbeute von sieben Punkten nach fünf Spielen aber „vollkommen in Ordnung“. Das sei ein vernünftiger Start in die Saison.
Plötzlich ohne Verein, plötzlich blau statt rot
„Wir haben uns von Spiel zu Spiel gesteigert und aus den Fehlern, die wir als Mannschaft gemacht haben, gelernt. Das Team ist mental stark, lässt sich auch von Rückständen nicht aus der Bahn werfen und hält sehr gut zusammen. Es macht Spaß, mit den Jungs in Abtswind zu kicken“, resümiert Fabio Bozesan die erste Saisonphase. Er fühle sich im Kräuterdorf sehr wohl. Mit einigen seiner neuen Mitspieler hatte er schon in der Vergangenheit zusammengespielt. Mit Calvin Gehret letzte Saison beim Würzburger FV. Mit Niclas Staudt, Felix Lehrmann und Tom Bretorius in der U19 der Würzburger Kickers. Schon damals war auch Vater Claudiu sein Trainer.
„Das war damals in den ersten Wochen schon gewöhnungsbedürftig. Aber es hat sich schnell eingespielt und ist seitdem kein Problem mehr. Natürlich diskutieren wir über Szenen und Situationen im Spiel, sind auch nicht immer einer Meinung. Aber das haben wir auch früher schon gemacht, als er nicht mein Trainer war“, ist es für Fabio Bozesan mittlerweile normal, dass sein Vater an der Seitenlinie steht. Gerne wäre der BWL-Student damals auch bei den Rothosen geblieben, hatte auch schon einen Vertrag für ein weiteres Jahr in der U23 unterschrieben. Doch der Verein entschied sich kurzfristig, keine U23 in der Bayernliga zu melden.
In Fürth sehr viel fürs Leben gelernt
„Das war ein Schock. Wir dachten, wir besprechen die Saison vor. Schließlich war es wenige Tage vor Trainingsstart. Plötzlich saßen wir alle auf der Straße. Wir kamen uns alle verschaukelt vor“, erinnert er sich an das abrupte, nicht absehbare Ende am Dallenberg. Glücklicherweise kam er dann bei den Blauen unter, die noch auf der Suche nach Spielern waren. „Die frühere Rivalität ist nicht mehr so groß. Schließlich kickten auch andere schon für die Roten. In der Mannschaft war es kein Problem und ich wurde sehr gut aufgenommen“, ist Fabio Bozesan den damaligen Verantwortlichen dankbar. Schnell avancierte er auch in der Mainau zum Leistungsträger, erzielte in 48 Spielen 14 Treffer, darunter zwei der Marke Tor des Monats. Sowohl gegen den ATSV Erlangen als auch in der Relegation beim TSV Karlburg überwand er den gegnerischen Keeper aus rund 50 Metern. „Die haben beide perfekt gepasst. Ich habe jeweils gesehen, dass der Torwart zu weit vor seinem Kasten steht und habe es probiert“, freut er sich, zumal es zwei sehr wichtige Treffer waren.
Beide Würzburger Vereine wird er in guter Erinnerung behalten, ebenso wie die Zeit in der Jugend bei der SpVgg Greuther Fürth. Vier Jahre kickte er für das Kleeblatt. Vier Jahre pendelte er nahezu täglich nach Mittelfranken. „Das war sehr zeitintensiv, aber ich habe sehr viel gelernt, sowohl zwischenmenschlich als auch fußballerisch“, möchte er die Zeit keineswegs missen. Irgendwann war der Aufwand nicht mehr mit der Schule vereinbar und Fabio Bozesan kehrte in heimische Gefilde zurück in den Nachwuchs der Würzburger Kickers.
Endlich wieder zweistellig treffen
Die Frage, welche Farbe – ob blau, rot oder grün – ihm am meisten tauge, mag er nicht beantworten. Schließlich habe er sich überall wohl gefühlt. Auch das Abtswinder Grün gefalle ihm. Und in dem möchte der Mittelfeldspieler gerne wieder zweistellig treffen: „Das ist schon mein Anspruch. In der U19 habe ich in meinem zweiten Jahr in 18 Partien elfmal getroffen. Eine ähnliche Quote wünsche ich mir auch hier.“ Mit seinen Treffern möchte er nicht nur dem TSV zu einer guten Platzierung verhelfen, sondern auch wie in Regensburg die Topteams ärgern. Potenzial habe sowohl er als auch die Mannschaft. Nächste Möglichkeit: Am Samstag gegen Eintracht Bamberg, immerhin Vierter der Vorsaison.
Alexander Rausch