Trotz Überzahl müssen die Skarabela-Schützlinge um den Sieg bangen

TSV Abtswind – TSV Kleinrinderfeld 1:0 (1:0)

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Auch ein Tabellenführer erwischt mal einen schlechten Tag – und gewinnt trotzdem. Gegen den TSV Kleinrinderfeld lieferte der TSV Abtswind nach berauschenden Auftritten nicht mehr als Mittelmaß. Doch das genügte zu einem glücklichen wie knappen 1:0-Erfolg, weil die abschlussschwachen Gäste ihre Überlegenheit trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit nach einem Platzverweis nicht zu nutzen vermochten.

Man muss lange grübeln, um herauszufinden, wann Abtswinds Fußballer das letzte Mal so neben sich standen wie am vergangenen Samstag. Es dürfte in der Vorsaison gewesen sein, als die Mannschaft des Öfteren nach Beständigkeit suchte und nach guten, torreichen Spielen einen Leistungsabfall hatte, der in viel zu viele Niederlagen mündete. Das unterscheidet 2017/18 von 2016/17. Fünfmal hat Abtswind in dieser Landesliga-Spielzeit seine Überlegenheit demonstriert und sich ungeschlagen an die Tabellenspitze befördert. Im sechsten Versuch gegen Kleinrinderfeld erlebte das Team einen Einbruch. Doch selbst in diesem Szenario behielt der TSV die vollen Punkte. Sechzehn Zähler nach sechs Spielen geben die Richtung vor. „Wir sind eine gute Mannschaft, aber es gibt eben auch mal Tage, an denen es nicht so funktioniert wie gewünscht“, sagte Abtswinds Verteidiger Mathias Brunsch. Und Trainer Petr Skarabela stellte nach dieser Art von Sieg, den Fußballer gerne als dreckig bezeichnen, fest: „Der Gegner war einfach gut. Das muss man anerkennen.“ Dass seine Mannen es auch schön können, haben sie bereits zur Genüge bewiesen.

Schlecht fing es ja gar nicht an. Nach einer Minute lag das Leder schon im Tor. Nur stand Pascal Kamolz beim Zuspiel von Daniel Endres knapp im Abseits. Das Chancenplus lag im ersten Durchgang auf Seiten der Hausherren: Philipp Hummel, Adrian Dußler und zweimal Frank Hartlehnert traten aussichtsreich in Erscheinung, aber allein Pascal Kamolz bewies seinen Torinstinkt und traf nach 25 Minuten zur Abtswinder Führung: Ein Rückpass von Kleinrinderfelds Julian Meyer zum eigenen Torwart fiel so kurz aus, dass Kamolz die unfreiwillige Vorlage verwandelte, ehe Pascal Krämer aus seinem Kasten geeilt war. Auch wenn die Gäste bis auf einen Schuss von Sandro Kramosch in den Anfangsminuten nicht groß zu Möglichkeiten kamen, machten sie vieles richtig, um ebenbürtig mitzuspielen. Es ließ sich schwer nachvollziehen, dass das Team aus dem Landkreis Würzburg bisher so schlecht in die Saison gefunden und erst einen Sieg eingefahren hatte. Gerade die schnellen Offensivleuten Silas Krebelder und Sandro Kramosch sorgten für Unruhe und waren die Ersten, die den Abtswinder Spielaufbau unterbanden.

Der Kleinrinderfelder Sandro Kramosch hält das Abtswinder Mittelfeld mit Adrian Dußler (links) und Philipp Hummel (rechts) in Atem.

Mit einem derart starken Gegner hatte es die Skarabela-Elf in dieser Runde noch nicht zu tun gehabt. „Gegen Mannschaften, die in der Tabelle hinten stehen, tun wir uns schwer“, stellte Kleinrinderfelds Trainer Hans-Jürgen Meyer fest, der sich unter der Woche mit einem mageren 1:1 gegen das Schlusslicht TuS Röllbach zufriedengeben musste. Dafür lief es gegen den Tabellenführer umso besser. Die Gäste sahen ihre Chance, doch Julian Meyer, der schon das Gegentor mitverschuldet hatte, ging das Vorhaben zu hart an: Ungeschickt an der Seitenlinie fuhr er Michael Herrmann in die Beine. Wenige Minuten nach der Gelben Karte war die Partie für Meyer noch vor der Pause zu Ende. „Der Platzverweis hat uns aus dem Konzept gebracht.“ Das sagte nicht etwa Kleinrinderfelds Trainer nach der Ampelkarte, sondern der Abtswinder Mathias Brunsch. So paradox es war, aber die Unterzahl machte die Gäste erst so richtig stark. Wer nun elf Spieler auf dem Feld hatte und wer zehn, war nicht zu unterscheiden. Für Kleinrinderfeld ging es unentwegt nach vorne.

Spielerisch hielt die von Hans-Jürgen Meyer und Hennes Scheder im Gespann trainierte Truppe locker mit und drängte auf den Ausgleich. Immer wieder kamen Sandro Kramosch und Silas Krebelder zum Zug, die der Abtswinder Abwehr ein ums andere Mal entwischten. Beim Konter in der 69. Minute ergab sich die größte Möglichkeit zum 1:1: Silas Krebelder stürmte aufs Tor und stolperte unbedrängt. „Da fehlen einem die Worte“, haderte Hans-Jürgen Meyer, der einmal mehr die schwache Chancenverwertung seiner Schützlinge beklagte. Auf den verletzter Torjäger Peter Endres konnte Kleinrinderfeld jedenfalls nicht zugrückgreifen. „Er würde uns gut zu Gesicht stehen“, sagte Meyer. „Wenn wir den Ausgleich erzielen, haben wir den psychologischen Vorteil auf unserer Seite.“ Zumal in der zweiten Halbzeit die angeschlagenen Abtswinder Defensivkräfte Michael Herrmann und Sven Gibfried vom Feld mussten. Die Hausherren mussten bangen, weil es kaum Entlastung und Gegenangriffe gab, aber sie retteten das 1:0 über die Zeit. „Die zweite Halbzeit müssen wir streichen“, machte Petr Skarabela deutlich. Schon am Dienstag, 22. August, 18 Uhr, wartet zu Hause mit dem Bayernligisten Viktoria Aschaffenburg im Toto-Pokal die nächste große Herausforderung.

Michael Kämmerer

Abtswinds Philipp Hummel (rechts) geht gegen den Kleinrinderfelder Manuel Jäger ins Dribbling.

Das Spiel in der Statistik

TSV Abtswind: Julian Schneider – Michael Herrmann (73. Lukas Wirth), Sven Gibfried (57. Mathias Brunsch), Adrian Graf, Przemyslaw Szuszkiewicz – Nicolas Wirsching, Adrian Dußler, Philipp Hummel, Frank Hartlehnert – Daniel Endres (73. Steffen Barthel), Pascal Kamolz.
TSV Kleinrinderfeld: Pascal Krämer – Marcel Dietz (68. Joshua Heberlein), Simon Sommer, Magnus Rentzsch, Manuel Jäger – Mario Christ, Tim Schlachter, Benedikt Engert, Julian Meyer – Silas Krebelder, Sandro Kramosch.
Schiedsrichter: Stefan Linß (Bayreuth); Assistenten: Oliver Barnert (Bayreuth), Christian Hossein Seyed Ebrahimi (Bayreuth).
Zuschauer: 240.
Gelbe Karten: Mathias Brunsch (Abtswind); Sandro Kramosch, Mario Christ, Simon Sommer (Kleinrinderfeld).
Gelb-Rote Karte: Julian Meyer (Kleinrinderfeld, 38., Foulspiel).
Tor: 1:0 Pascal Kamolz (26.).

Stimmen zum Spiel

Petr Skarabela (Trainer TSV Abtswind): „Die erste Halbzeit war unsererseits in Ordnung. Die Chancen waren vorhanden. Kleinrinderfeld hat eine sehr gute Mannschaft. Das war uns bewusst. Der Gegner hat 120 Prozent geleistet. Wir haben in der zweiten Hälfte nicht gut gespielt. Gegen zehn Mann ist uns kein Vorteil entstanden, im Gegenteil. Wir haben schlecht verschoben und keine Chancen herausgespielt. Am Ende hatten wir Glück, dass wir die Punkte eingefahren haben. Solche Spiele werden immer mal vorkommen. Es ist der sechste Spieltag, und wir haben zum ersten Mal nicht unsere Leistung gebracht. Das weiß die Mannschaft auch. Für uns muss das eine Warnung sein. In den bisherigen Partien haben wir den Gegner beherrscht. Das war heute nicht der Fall. Wenn die Kleinrinderfelder immer so gespielt hätten, hätten sie mindestens doppelt so viele Punkte.“

Hans-Jürgen Meyer (Trainer TSV Kleinrinderfeld): „Es ist immer dasselbe, wenn wir in Abtswind zu Gast sind: Wir machen ein Riesenspiel und bringen uns durch einen individuellen Fehler ins Hintertreffen. Hinzukam die Gelb-Rote Karte, die im Übereifer entstanden ist. Es ist ärgerlich, dass wir wieder mit leeren Händen dastehen. Wir werden das Positive aus dem Spiel herausziehen. Abtswind hat in der ersten Halbzeit sehr viel Druck ausgeübt. Gegen diese Mannschaft geht es nicht mit Friede, Freude, Eierkuchen. Da braucht es Disziplin, Kopf und Taktik. Das haben wir bis auf die eine Situation beim Platzverweis gemacht. In der zweiten Hälfte ist es uns erneut nicht gelungen, unsere Chancen zu verwerten. Meine Mannschaft tut mir heute leid. Wenn wir komplett sind, können wir jedem Gegner Paroli bieten. Wo wir bislang stehen, entspricht nicht unseren Ansprüchen.“

Pascal Kamolz (Abtswinds Siegtorschütze): „Die Kleinrinderfelder sind dafür bekannt, dass sie eine starke Mannschaft haben. Wir hatten Glück, dass es zum Sieg gereicht hat. Beim Tor habe ich spekuliert, dass der Verteidiger einen Fehler begeht. Ich war im vollen Lauf und bin weitergerannt. Dadurch hat sich auch der Torwart ein wenig verschätzt und ist beim Rückpass nicht mehr an den Ball gekommen. Auch wenn ich in der Torschützenliste vornestehe, könnten es ein, zwei Treffer mehr sein. Ganz zufrieden ist man nie. Seit drei Wochen habe ich Probleme mit der Schulter. Ich weiß noch nicht, was es genau ist. Ich beiße mich weiter durch. Mit Daniel Endres funktioniert es sehr gut im Sturm. Er arbeitet sehr viel, auch für die Mannschaft. Wenn zwei gefährliche Stürme vorne herumwuseln, macht uns das noch unberechenbarer.“

Abgehobener Abtswinder: Przemyslaw Szuszkiewicz (rechts), ausgehebelt von Kleinrinderfelds Joshua Heberlein.

Viele Bilder vom Heimspiel gegen Kleinrinderfeld gibt es in einer Fotoserie.

Die Höhepunkte des Spiels als Video.

Abtswinds Mathias Brunsch im Video-Interview.

Wahl zur Elf der Woche beim Fußballportal Fupa: Für Abtswind abstimmen.