Bei der letzten Auswärtsfahrt der Saison geht Abtswind leer aus
SV Memmelsdorf – TSV Abtswind 3:1 (1:1)
Auf den letzten Metern der Saison gerät der TSV Abtswind ein wenig vom Kurs ab: Die ersten beiden Plätze sind an andere vergeben. Ein Haufen Verletzte zehren an der Mannschaft. Die verbleibenden Spiele in der Landesliga sind der Pflicht geschuldet, sich anständig aus der Affäre zu ziehen. Doch auch die letzte Auswärtsfahrt nach Memmelsdorf brachte nichts Zählbares. Eine Woche vor dem Rundenende steht Abtswind nur noch an vierter Stelle.
Jona Riedel brachte es auf den Punkt: „Jeder weiß, dass es eigentlich um nichts mehr geht. Trotzdem will man die Saison so gut wie möglich abschließen“, sagte Abtswinds 21 Jahre alter Jungspund im Stile eines erfahrenen Recken nach dem 1:3 gegen den SV Memmelsdorf. Seit der Niederlage gegen Jahn Forchheim vor zwei Wochen, als die Mannschaft den zweiten Tabellenplatz verspielte, klingt die Runde im Wettkampfmodus aus. Und das ist das Dilemma, mit dem sich Trainer Petr Skarabela auseinandersetzen muss: Den sechs Siegen, die Abtswind erst wieder auf Tuchfühlung zur Spitzengruppe gebracht hatten, sind drei Niederlagen gefolgt. Die Spannung scheint im Schlussbogen der Saison von allen abgefallen zu sein. Skarabela empfindet die Situation vor dem letzten Spiel gegen den TSV Karlburg als „nicht zufriedenstellend“. Der Rückstand auf Forchheim ist in kürzester Zeit von zwei auf elf Zähler gewachsen. Die DJK Schwebenried/Schwemmelsbach hat Abtswind von Rang drei verdrängt. Ein Sieg am kommenden Samstag vor eigenem Publikum soll der Spielzeit zumindest einen versöhnlichen Abschluss verleihen. Dennoch: Seit dem Aufstieg in die Landesliga vor fünf Jahren wird der TSV zum fünften Mal auf einem der undankbaren Plätze landen. Unter den Trainern Jochen Seuling und Thorsten Götzelmann wurde das Team jedes Jahr entweder Dritter oder Vierter. Und so wird das auch nach der ersten Saison unter der Regie von Petr Skarabela sein.
Nach der Partie gegen den SV Memmelsdorf legte der Vereinsvorsitzende Ulrich Zehnder beim Mannschaftsessen im Kreis der Fans gleichwohl das Augenmerk auf die positiven Leistungen. Das Abschneiden in dieser Saison erfülle seine Erwartungen. Deswegen könne man in Zukunft immer noch einen Anlauf auf die Bayernliga nehmen. Manager Christoph Mix steckt derzeit mitten in den Personalplanungen für die neue Spielzeit, um den Kader gezielt zu verstärken. Für den letzten Auftritt in der Fremde musste Skarabela einmal mehr auf ein schmales Aufgebot zurückgreifen. Neben den Langzeitverletzten war Verteidiger Adrian Graf wegen einer Bänderdehnung zu Hause geblieben. Carl Murphy nahm mit Schmerzen an der Leiste vorsichtshalber auf der Bank Platz – genauso wie Michael Herrmann mit angeknackster Rippe. Also musste der Trainer die Abwehr vollkommen neu zusammenstellen: Daniel Kaminski kam zu seinem zweiten Startelf-Einsatz in der Landesliga. Jona Riedel verteidigte hinten rechts auf einer Position, die er bislang nur aus Testspielen kannte. In der Mitte bildeten Sven Gibfried und Przemyslaw Szuszkiewicz ein Tandem. Als Gibfried zur Pause mit lädierter Achillessehne in der Kabine blieb, gingen die Umstellungen weiter: Dann musste auch noch Philipp Hummel nach hinten rücken.
Schmerz, lass nach: Abtswinds Pascal Kamolz, ausgebremst durch ein Foul.
Bei allen Umständen lieferte Abtswind eine gute Stunde lang ordentlich ab. 1:1 stand es bis dahin. Nach Peter Mrugallas vergebener Großchance in der 66. Minute spielte Memmelsdorf den Konter über den starken Markus Beiersdorfer aus. Die Hereingabe nutzte Simon Ruß unbedrängt zur 2:1-Führung der Hausherren. Jener Ruß, der sich kurz zuvor schon auswechseln lassen wollte aus lauter Unzufriedenheit mit seinen Mitspielern. „Simon ist ein sehr ehrgeiziger Spieler, was dem ein oder anderen vielleicht fehlt. Solche Charaktere braucht man auf dem Platz“, sagte Memmelsdorfs Co-Trainer Marco Zahn. „Er hat mal kurz gebrummt und dadurch die Mannschaft wieder geweckt und mitgezogen.“ Mit Erfolg. In der Schlussphase legte Thomas Kamm mit einem strammen Schuss das 3:1 nach (78. Minute). Auch wenn beide Mannschaften nur noch untergeordnete Ziele verfolgten – Abtswind wollte Platz drei verteidigen, Memmelsdorf Rang fünf sichern –, ergaben sich auf dem weitläufigen Spielfeld eine Reihe von Möglichkeiten. Gästestürmer Pascal Kamolz, seit Wochen in starker Verfassung als Torjäger und Antreiber, kam bereits in der ersten Halbzeit zu guten Abschlüssen. In der 57. Minute befand er sich auf dem Weg zum Tor, blieb dann aber uneigennützig, und die Chance war vertan. Durch Herrmanns und Murphys Fehlen trug Kamolz die Kapitänsbinde und damit auch mehr Verantwortung, die sich in engagierten Ansagen an die Mitspieler äußerte.
Petr Skarabela und Assistent Carl Murphy hatten sich von Beginn an auf den Steintreppen der Sportanlage positioniert und nicht am Spielfeldrand Stellung bezogen. Das sollte einen anderen Blick auf das Geschehen liefern. Von dort aus war ihnen das Abstimmungsproblem nicht entgangen, das in der 34. Minute zum 0:1-Rückstand führte: Sven Gibfried und Schlussmann Irnes Husic, der diesmal den Vorzug vor Patrick Hefner erhalten hatte, konnten sich nicht darauf verständigen, wer von beiden den Ball klärt. Markus Beiersdorfer brauchte nur noch einzuschieben. Der Außenstürmer war im ganzen Spiel nur schwer in den Griff zu bekommen. Sein Mitspieler Markus Saal sorgte durch die Mitte mehrmals für Gefahr. Zweimal stellte sich Husic ihm in den Weg. Abtswinds Reaktion auf das 0:1 dauerte zwar nicht lange, als Steffen Barthel in der 36. Minute an mehreren Gegenspielern vorbeizog und den Ball anschließend flach ins Eck setzte. Unter dem Strich war das allerdings zu wenig gegen bissigere Memmelsdorfer, die nach der Winterpause lediglich gegen Schweinfurt und Forchheim verloren.
Michael Kämmerer
Wenn Blicke Bände sprechen: Abtswinds Trainer Petr Skarabela (rechts) und sein Co Carl Murphy.
Das Spiel in der Statistik
SV Memmelsdorf: Florian Dörnbrack – Peter Koch, Simon Ruß, Nicolas Müller, Jonas Hummel (46. Wladislaw Nikiforow) – Michael Wernsdorfer, Niklas Griebel, Manuel Schwarm (62. Thomas Kamm), Tobias Seifert (46. Christopher Sowinski), Markus Beiersdorfer – Markus Saal.
TSV Abtswind: Irnes Husic – Jona Riedel, Sven Gibfried (46. Julian Beßler), Przemyslaw Szuszkiewicz, Daniel Kaminski – Jonas Wirth, Jürgen Endres (84. Tobias Holzberger), Peter Mrugalla (68. Andreas Herrmann), Philipp Hummel – Steffen Barthel, Pascal Kamolz.
Schiedsrichter: Roland Gawlik (Wilhermsdorf); Assistenten: Florian Roth (Stein), Kenny Abieba (Nürnberg).
Zuschauer: 100.
Gelbe Karten: Peter Koch, Markus Beiersdorfer (Memmelsdorf); Jona Riedel, Philipp Hummel (Abtswind).
Tore: 1:0 Markus Beiersdorfer (34.), 1:1 Steffen Barthel (36.), 2:1 Simon Ruß (66.), 3:1 Thomas Kamm (78.).
Stimmen zum Spiel
Petr Skarabela (Trainer TSV Abtswind): „Wir haben sechzig Minuten ein ordentliches Spiel gezeigt, wenn man sieht, wie viele Angeschlagene wir haben. Ich kann leider nur die Spieler einsetzen, die ich zur Verfügung habe. Die Niederlagen heute und gegen Rimpar waren dennoch zu vermeiden. Pascal Kamolz war der beste Mann auf dem Platz: Was er gelaufen ist, welche Chancen er hatte, war stark. Wenn er zwei davon trifft, gewinnen wir vielleicht. Pascal hat in der gesamten Rückrunde gezeigt, dass er einer unserer wichtigsten Spieler ist. Memmelsdorf war zu schlagen. Einen Punkt hätten wir mitnehmen müssen. So aber ist die Situation nicht zufriedenstellend: Vor zwei Wochen haben wir noch um den zweiten Platz gekämpft. Jetzt haben wir elf Punkte Rückstand auf Forchheim und sind hinter Schwebenried/Schwemmelsbach auf Rang vier zurückgefallen. Nächste Woche gegen Karlburg wollen wir die Saison vernünftig abschließen.“
Marco Zahn (Co-Trainer SV Memmelsdorf): „Für die Zuschauer war es bei diesen Temperaturen eine sehr offensiv geführte Begegnung, die sich auf spielerisch gutem Niveau bewegt hat. Man hat gemerkt, dass beide Mannschaften oben mitmischen. Es waren sehr schöne Ballstafetten zu sehen. Für uns war es ein verdienter Sieg. Beiden Seiten war anzumerken, dass sie das Spiel ernsthaft angegangen sind. Das war kein Sommerkick. Vielleicht war bei uns der Wille etwas stärker ausgeprägt als beim Gegner. Das hat es heute ausgemacht. Hinzu kam die Mehrzahl an Torchancen, die wir uns spielerisch geschaffen haben. Da waren einige herrliche Kombinationen dabei. Unser Ziel war Platz fünf. Das haben wir heute mit den drei Punkten erreicht. Uns war aber auch wichtig, mal gegen eine Mannschaft zu gewinnen, die vor uns steht, nachdem wir gegen Schweinfurt und Forchheim verloren hatten.“
Jona Riedel (Abwehrspieler TSV Abtswind): „Jeder weiß, dass es eigentlich um nichts mehr geht. Trotzdem will man die Saison so gut wie möglich abschließen. Vor allem wollten wir den dritten Platz festigen. Eine Gelegenheit, Schwebenried/Schwemmelsbach wieder zu überholen, haben wir noch. Nach sechs Siegen am Stück stehen wir jetzt mit drei Niederlagen da. Das ist natürlich nicht berauschend. Nach dem Spiel heute und in Forchheim vor zwei Wochen auf so großen Plätzen habe ich den Eindruck, dass uns kleinere Spielfelder besser liegen. Die Wärme tut dann ihr Übriges. Unsere Personalsorgen sind ja seit längerem bekannt. In Vollbesetzung würde es anders ausschauen. Wegen einer Zerrung im Knie habe ich selbst vier Wochen nicht trainiert. Mittlerweile sind die Probleme weg, auch wenn ich noch Rückstand habe. Wie in der Vorbereitung hat mich der Trainer als Rechtsverteidiger aufgestellt. Das ist für mich ungewohnt, aber ich springe überall ein, wenn es erforderlich ist.“
Da kommt keine Freude auf: der Abtswinder Anhang bei der letzten Auswärtsfahrt.
Viele Impressionen vom Spiel gibt es in einer Fotoserie.
Wahl zur Elf der Woche beim Fußballportal Fupa: Für Abtswind abstimmen.