Beim Tabellenletzten schlägt sich die Skarabela-Elf durch eigenes Verschulden
FC Viktoria Kahl – TSV Abtswind 3:1 (0:0)
Zweimal gegen den TSV Abtswind zu gewinnen – das haben in dieser Saison bisher nur zwei Vereine geschafft. Während sich der FC Schweinfurt 05 II mit den sechs Zählern längst in Richtung Meisterschaft abgesetzt hat, helfen die beiden Dreier dem vormaligen Schlusslicht Viktoria Kahl, um sich im Abstiegskampf in eine bessere Position zu bringen. Dagegen zieht den Abtswindern nach dem erneuten schmerzhaften Punktverlust die Konkurrenz an der Spitze immer weiter davon.
Petr Skarabela war ganz schön bedient. Nach dem Schlusspfiff mied der Trainer des TSV Abstwind die Umkleidekabine der eigenen Mannschaft. „Sonst sage ich noch was Falsches“, erklärte der 49-Jährige. „Ich muss über das Spiel erst mal eine Nacht schlafen.“ Skarabela hatte an der unnötigen Niederlage ziemlich zu knabbern und wusste, woran es gelegen hatte. Ein Doppelplatzverweis in der 68. Minute machte sämtliche Aussichten auf einen Sieg zunichte. Sven Gibfried leistete sich eine Tätlichkeit gegen Dominik Witzel, woraufhin Carl Murphy Schiedsrichter Manuel Steigerwald noch einige unpassende Worte hinterherschickte. Das machte glatt Rot für Gibfried und eine Ampelkarte für den bereits verwarnten Murphy. „Das darf zwei so erfahrenen Spielern nicht passieren, egal was zuvor vom Gegner gekommen ist“, sagte Skarabela. „Danach war das Spiel für uns vorbei.“ Zu allem Übel erwischte Torhüter Irnes Husic einen schwarzen Tag. Alle Gegentreffer gingen auf seine Kappe.
Beim langgezogenen Freistoß von Kahls Bastian Schwalbe sprang Husic durch den Strafraum, ohne an den Ball zu kommen. Niclas Strugarov nahm die Vorlage an und köpfte zum 1:1-Ausgleich ins Netz (63. Minute). Wenige Augenblicke nach der Abtswinder Unterzahl flog der nächste Freistoß in Richtung Husic, diesmal von der anderen Seite. Der 28-Jährige verschätzte sich kolossal, so dass der Schuss von Dominik Witzel auf direktem Weg im Tor landete (69.). Und weil aller schlechten Dinge drei waren, bekam der Keeper auch noch einen harmlosen Ball nicht sicher zu fassen, woraufhin Enrico Puglisi zum 3:1 einschob (81.). Damit waren alle Versuche hinfällig geworden, selbst mit zwei Mann weniger, die Partie noch zum Positiven zu wenden. Knapp zwanzig Minuten lang nach der Halbzeitpause war es um die Gäste richtig gut bestellt gewesen. Kaum war das Spiel wieder angepfiffen, schlug Abtswind zu. Steffen Barthel leitete weiter zu Nicolas Wirsching. Der hob das Leder aufs Tor, was Kahls wackliger Schlussmann Patrick Kasiow mit einer Abwehrreaktion vor die Füße von Peter Mrugalla bewerkstelligte.
Augen zu und durch: Abtswinds Sven Gibfried (rechts) im Kopfballduell mit dem Kahler Lukas Smith.
Der Mann für die rechte Außenbahn war keine Minute im Spiel, schon schloss er knallhart aus kurzer Entfernung zur 1:0-Führung ab (46.). Mrugalla war zu seinem Einsatz gekommen, weil Philipp Hummel in der Kabine über Kopfschmerzen und Übelkeit klagte. Torwart Kasiow hatte ihn in der 39. Minute bei einer Rettungsaktion mit der Faust niedergestreckt. Schon zu dem Zeitpunkt war die Begegnung reichlich aufgeladen. Es ging zur Sache. Ein ums andere Mal gerieten die Akteure aneinander, und das nicht nur in den Zweikämpfen. Es brauchte nicht viel, und die Hausherren waren auf Hundertachtzig. Auch von der Bank kam Unruhe. Kahl zeigte, dass im Abstiegskampf die Nerven strapaziert sind. „Dort wo wir im Moment stehen, geht es nicht ohne Aggressivität“, sagte Kahls Trainer Albert Repp. „Unfair war die Sache aber nicht.“
Repps Team hielt die Partie im ersten Durchgang auch ohne größere Chancen offen. Die Kahler Defensivabteilung machte es Steffen Barthel, Jürgen Endres und Nicolas Wirsching nicht leicht, aus dem Mittelfeld heraus das Spiel zu entwickeln. Die Gastgeber zeigten Mut und keine Angst. Das jüngste 9:3 der Abtswinder gegen Kleinrinderfeld schien den Gegner nicht zu beeindrucken – zumindest nicht ab Mitte der ersten Hälfte. Zuvor war durchaus Respekt und eine Spur Verunsicherung zu spüren. Nicht umsonst dauerte es über zehn Minuten, bis Irnes Husic zum ersten Mal auch nur den Ball berührte. Patrick Kasiow im Kasten der Viktoria hatte sich bis dahin fast selbst das Leder ins Netz geboxt. Bei einem Heber von Pascal Kamolz stellte sich der junge Keeper derart ungeschickt an, dass er den Ball gegen die Latte drückte (4.). Dafür brachte er zumindest bei Philipp Hummels Abschluss in der 33. Minute die Finger an den Ball, um eine der wenigen Abtswinder Großchancen zu klären.
Michael Kämmerer
Mit Ali Zaeteri (links) und Jasko Colovic kümmern sich gleich zwei Kahler um den Abtswinder Angreifer Pascal Kamolz.
Das Spiel in der Statistik
FC Viktoria Kahl: Patrick Kasiow – Niclas Strugarov, Jasko Colovic, Ali Zaeteri, Bastian Schwalbe (85. Fahad Mhoma) – Gabriel Akman, Lucas Gora, Enrico Puglisi, Benedikt Hotz – Lukas Smith (66. Dominik Witzel), Sebastian Morhard (80. Bajram Dzeladini).
TSV Abtswind: Irnes Husic – Michael Herrmann, Sven Gibfried, Daniel Hämmerlein, Przemyslaw Szuszkiewicz – Philipp Hummel (46. Peter Mrugalla), Nicolas Wirsching, Jürgen Endres, Carl Murphy – Steffen Barthel (71. Adrian Graf), Pascal Kamolz.
Schiedsrichter: Manuel Steigerwald (Karlstadt); Assistenten: Lorenz Kuger (Gänheim), Lukas Lampe (Karsbach).
Zuschauer: 110.
Gelbe Karten: Bastian Schwalbe, Lukas Smith, Lucas Gora, Sebastian Morhard (Kahl); Daniel Hämmerlein (Abtswind).
Gelb-Rote Karte: Carl Murphy (Abtswind, 68., Unsportlichkeit).
Rote Karte: Sven Gibfried (Abtswind, 68., Tätlichkeit).
Tore: 0:1 Peter Mrugalla (46.), 1:1 Niclas Strugarov (63.), 2:1 Dominik Witzel (69.), 3:1 Enrico Puglisi (81.).
Stimmen zum Spiel
Petr Skarabela (Trainer TSV Abtswind): „Was wir in der zweiten Halbzeit gezeigt haben, ist inakzeptabel. Das ärgert mich maßlos. Das ist nicht zu entschuldigen. Es geht nicht so sehr um die Niederlage an sich, sondern um die Platzverweise zweier erfahrener Leute. Dadurch haben wir uns neben den drei Torwartfehlern selbst geschlagen. Die Ausgangsposition war super nach der Führung kurz nach Wiederanpfiff. Schon die erste Halbzeit war in Ordnung. Nach dem 1:0 haben wir richtig gut ausgesehen, hatten mehr vom Spiel und einige gute Aktionen, gerade über außen. Selbst nach dem Ausgleich hatten wir noch genügend Zeit. Doch wie soll man mit zwei Mann in Unterzahl das Spiel drehen? Die neun Leute haben richtig gerackert und verdienen meinen Respekt. Der Gegner war nicht besser und hat vor allem verteidigt. Kahl hat außerdem Schärfe reingebracht. Wir haben das Spiel selbst verloren. Wie wollen wir vorne mitspielen, wenn wir solche Fehler machen und gegen den Tabellenletzten verlieren? Über unsere Ziele müssen wir nicht reden.“
Albert Repp (Trainer FC Viktoria Kahl): „Seit vierzehn Tagen waren wir kurz davor zu gewinnen, haben zuletzt zweimal Unentschieden gespielt. Der Tabellenplatz spiegelt unser Potenzial nicht wider. Wir spielen attraktiven, aggressiven und guten Fußball. Dort wo wir stehen, geht es nicht ohne Aggressivität, die ich von außen auch fordere. Da gilt es zu kämpfen und eine Gelbe Karte zu riskieren. Unfair war die Sache aber nicht. Nach dem 0:1 zurückzukommen, zeigt, dass die Mannschaft mehr als intakt ist. Nach den letzten Wochen haben wir uns den Sieg verdient. Mitte der ersten Hälfte wurden wir mehr als gleichwertig. Die Platzverweise haben natürlich eine Rolle gespielt. Wir haben keine Angst gezeigt vor einem Gegner, der vergangene Woche neun Tore gemacht hat. Wir haben kein besonderes Augenmerk auf Pascal Kamolz gelegt, sondern nur auf uns geschaut. Zweimal Abtswind in einer Saison zu schlagen, schafft nicht jeder. Und zweimal war es nicht unverdient. Wir haben in der Winterpause neue Leute geholt. Das fruchtet. Es geht nach vorne. Wir sind auf dem richtigen Weg.“
Da sah es noch gut aus für Abtswind: Peter Mrugalla erzielt den Führungstreffer.
Viele Impressionen vom Spiel gibt es in einer Fotoserie.
Wahl zur Elf der Woche beim Fußballportal Fupa: Für Abtswind abstimmen.