Last-Minute-Ausgleich für Stadelschwarzach

TSV Abtswind II – DJK Stadelschwarzach 1:1 (0:0)

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Gift und Galle ergeben auch eine Schorle. Wirklich trinkbar ist dieses Gesöff allerdings nicht. Eine knappe Stunde lang plätschert dieses Derby auf überschaubarem Niveau dahin. Plötzlich entdecken die Aktiven eine unmotiviert herum oxidierende Kampfkeule. Bis zum Abpfiff lädt sich das gesamte Geschehen statisch auf und gipfelt im Ausgleichstreffer in der Nachspielzeit. Unmittelbar danach beendet Schiedsrichter Burkhard Böhm eine Partie, die in der letzten halben Stunde ständig damit drohte, gepflegt zu eskalieren. It´s Derby, Dude!

Herrlich strahlt die Luzie aufs frühlingshafte Grün der Kräuter Mix Arena. Im zweiten Akt des Abtswinder Derbywochenendes gibt Aufsteiger Stadelschwarzach seine individuelle Visitenkarte ab. Prominent im Fettgedruckten listet das Team von Gästetrainer Peter Zay seine AGBs auf, also die Allgemeinen Grund Bedürfnisse, um als Neuling gegen eine vermeintlich spielstarke, bisweilen launische Diva wie Abtswind II bestehen zu können. Ganz oben stehen Laufbereitschaft, Kampf bis zum Krampf, kompromisslose Zweikampfhärte. Der Plan steht, ist leicht formuliert, nur muss man ihn auch auf den Platz bringen. Bekanntlich steckt der Teufel immer im Detail.

Und diese Details stimmen bei Stadelschwarzach. Nicht nur die angesprochenen Attribute: Gerade in der ersten Hälfte fügt sich vieles zusammen, was gepflegter Fußball bieten kann. Stadelschwarzachs Manuel Rodamer berichtet: „Wenn man sieht, dass wir in der ersten Halbzeit unheimlich lange Ballstafetten hatten, sicheres Passspiel aufzogen, aber mit dem Dreier Mittelfeld und unserer einsamen Spitze ergaben sich kaum echte Torraumszenen.“ Es fehlt das letzte Quäntchen Genauigkeit. Der finale, sezierende Pass kommt nicht an oder wird von Abtswinds Viererkette geklärt. Und plötzlich liegt das Ei im Abtswinder Kasten, René Rotterdorfer lässt sich feiern. Aber Maximilian Dietrich gibt auf Nachfrage sofort zu, dass der Ball vor dem entscheidenden Zuspiel bereits im Aus lag. Absolut ein Fall für die Fair-Play-Medaille der Main-Post. Vorbildhaft, gerade in der aktuellen Tabellensituation seiner Mannschaft, die ums Überleben in der Kreisliga kämpft.

Erst nach einer halben Stunde kommt mehr von den Gastgeber. Stadelschwarzach gerät in Rückenlage, wenn man schnell, schnörkellos über die Außenpositionen spielt. Letztendlich ist es ein über motiviertes Bein, welches Abtswinds Sturmspitze Aljoscha Keßler zu Fall bringt. Christoph Hofmann legt sich die Kugel zurecht und schweißt diese einen halben Meter oberhalb des rechten Gambele ins Fangnetz.

„In der Kabine haben wir uns vorgenommen, etwas näher am Gegenspieler zu stehen“, berichtet Christoph Kniewasser. Sein Trainer Velibor Teofilovic gibt die Prognose aus, dass „Stadelschwarzach es über 90 Minuten nicht schafft, vorne alle Mann zuzustellen. Das schafft ausreichend Lücken, die wir nur nutzen müssen.“ Der Plan geht auf, in gewisser Weise jedenfalls. Aus der Sicht von Abtswinds Innenverteidiger Christoph Kniewasser: „Das 1:0 war ein schnörkelloser Gegenangriff über die rechte Seite. Sauber rausgespielt über Markus Schamberger Letzter Pass kam von Aljoscha Keßler auf Andy Herrmann, der Stadelschwarzachs Keeper Alexander Ebert umkurvt und aus spitzem Winkel ins leere Tor schiebt.“

Weitere Chancen für Abtswinds Landesligareserve folgen. Etwas wirklich Zwingendes, eine von der Linie gekratzte Rettungsaktion, oder ein Katzen gleich parierter Gewaltschuss bleibt den Gästen erspart. Anders formuliert steht die Gästedefensive bombensicher, konsequent gegen den Ball arbeitend, dicht und klug gestaffelt. Kurz und gut, bis auf den Führungstreffer fällt der Truppe von Velibor Teofilovic reichlich wenig attraktives ein auf der Angriffsseite. Aljoscha Keßler fühlt sich in der Abseitszone pudelwohl. Die Außenpositionen kommen kaum einmal durch. Konter scheitern am präzisen Zuspiel zum Mitspieler. Mehr Kraut als Rüben, irgendwie oder auch sowieso ein Abstiegskrampf par exelence.

Und wenn einem Berichterstatter die notwendige Inspiration mangelt, aus einem unkontrollierten Hin und Her etwas halbwegs sinnvolles herauszukitzeln, lässt man am besten einen aktiv Beteiligten sprechen. Meine lieben Leserinnen und Leser, höret die Lesung nach Kniewasser, dem Christoph [da Brian gerade im Kreuzweg steckt und Schwanzus Longus auswärts belächelt wird]: „Nach einer Stunde Spielzeit fehlt uns oft die Konzentration, da machen wir Fouls, sind aber nicht gleich bei der Sache, sondern sehen nur den Schiedsrichter an, was der so macht. Der ermahnt noch unseren Spieler, wir gucken zu, dabei geht das Spiel bereits weiter. Stadelschwarzach hat beinahe jeden Freistoß aus dem Halbfeld kurz rausgespielt. Das kann normalerweise gar nicht sein. Da muss man sich vor den Ball stellen. Dann passiert erst mal nichts. So ging das die letzte halbe Stunde unverändert weiter. Und ständig steckst du in der Scheiße.“

Andächtige Stille im berauschten Rund. Besser hätte man diese krude Spielphase kaum beschreiben können. Mit einer kleinen Anmerkung: Stadelschwarzach ist präsent, drückt, wirft alles nach vorne. Abtswind kontert rudimentär, bis zum gegnerischen Strafraum, kurz vor Keeper Alexander Ebert. Aber spätestens dann ist Siesta, Kameraden. Gut, zugegeben, man könnte noch die gute Torchance von Johannes Knorr erwähnen, den – vom übermäßigen, vornächtlichen Züngeln gehemmt – gefühlte zwei Meter vor dem Stadelschwarzacher Kasten die nötige Kraft fehlt, um das Ei über die Linie zu bugsieren. Oder etwa der Freistoß, getreten von Abtswinds auffälligstem Wirbelwind, Julian Beßler, den Stadelschwarzachs kaum wirklich geprüfter Schlussmann gerade noch über die Latte wischt.

Irgendwie schaukelt sich alles hoch auf ein unbekanntes Finale. Wir befinden uns bereits in der dreiminütigen Nachspielzeit, die der an vielen Fronten geforderte Unparteiische prompt um weitere 60 Sekunden verlängern muss, da sich Aljoscha Keßler die Ampelkarte abholt. Gesperrter Ball beim Ausführen eines Freistoßes gepaart mit einem Foulspiel bedeutet halt gelb-rot. Kannste machen nix! Ein weiteres unnötiges Foul an der Mittellinie. Ein letzter Freistoß für die unablässig kämpfenden Gäste. „Wieder schauen wir nur zu, was der Schiedsrichter macht, lassen unsere Gegenspieler sich in Ruhe positionieren“, schildert Kniewasser. „Der Ball segelt rein, geht über zwei Mann hinweg und landet irgendwie auf der Brust von Benedikt Schumann. Ich halte noch mein Bein rein, aber zu spät. Ein Drehschuss. Abpfiff und fertig ist das Dilemma“, berichtet Abtswinds Innenverteidiger.

Insgesamt ein leistungsgerechtes 1:1-Unentschieden. Abtswind verpasst die Chance, die Partie per Elfmeter in erfolgreichere Bahnen zu lenken. Die Truppe von Spielertrainer Peter Zay hingegen gibt sich nie geschlagen und erkämpft sich den einen Auswärtspunkt mit viel Aufwand. Am Schluss bleibt der Geschmack von Gift und Galle am Gaumen. Stadelschwarzachs Trainer verpasst sich selbst einen presse technischen Maulkorb und wollte sich nicht zum Spiel äußern.

Matthias Ley

Das Spiel im Überblick:

TSV Abtswind II: Timo Katzenberger – Michael Rügamer, Christoph Kniewasser, Christoph Hofmann, Markus Golombek – Markus Schamberger, Janek Wendt – Andreas Herrmann, Mladen Grujic, Julian Beßler – Aljoscha Keßler. Einwechselspieler: Eric Köhler, Tobias Holzberger, Johannes Knorr, Velibor Teofilovic, Michael Ludwig.
DJK Stadelschwarzach: Alexander Ebert – Felix Manger, Benedikt Schuhmann, Matthias Reichert, Peter Zay – Christian Lorey, Matthias Griesmann, René Rottendorf, Lukas Schaefer – Maximilian Dietrich, Christoph Kleedörfer. Einwechselspieler: Lukas Vet, Manuel Rodamer, Alexander Virnekaes.
Schiedsrichter: Burkhard Böhm (Niederwerrn)
Zuschauer: ca. 120
Gelbe Karten: Michael Rügamer, Andreas Herrmann, Aljoscha Keßler, Michael Ludwig (Abtswind II) – Lukas Schaefer, Christoph Kleedörfer, Manuel Rodamer (Stadelschwarzach)
Gelb-Rote Karte: Aljoscha Keßler (Abtswind II, wiederholtes Foulspiel)
Tore: 1:0 Andreas Herrmann (49.), 1:1 Benedikt Schumann (90.+4).

Die Stimmen zum Spiel:

Peter Zay (Trainer DJK Stadelschwarzach): „Kein Kommentar heute zum Spiel. Ich habe mir selbst einen Maulkorb verpasst. Mir liegen die Kommentare vom letzten Derby noch im Magen, deshalb möchte ich nichts sagen.“

Christoph Kniewasser (Spieler TSV Abtswind II): „In der ersten Halbzeit hat Stadelschwarzach gedrückt, gepresst, und wir haben nur noch lange Bälle gespielt. Es kamen auch keine Ideen, weder aus dem Mittelfeld, noch aus der Viererkette. Insgesamt einfaltslos. Allerdings haben wir defensiv auch kaum etwas zugelassen. Auf beiden Seiten gab es kaum Torchancen. Auch der erste Aufreger, das Tor durch René Rottendorf, war eine klare Geschichte. Maximilian Dietrich hat sofort zugegeben, dass der Ball vor dem finalen Zuspiel bereits im Aus war. Dann bekommen wir den Elfmeter. Gut, da gibt es keine zwei Meinungen für mich. Wenn der Verteidiger das lange Bein stehen lässt und der Stürmer legt den Ball vorbei, dann fällt man einfach hin. Da braucht sich keiner darüber aufregen, dass der geschenkt wäre. Und Hofi (Anm. d. Red.: Christoph Hofmann) setzt das Ding übers Tor. Das war dann die nächste Blödheit, aber sowas passiert halt auch einmal.
Nach einer Stunde Spielzeit fehlt uns oft die Konzentration, da machen wir Fouls, sind aber nicht gleich bei der Sache sondern sehen nur den Schiedsrichter an, was der so macht. Der ermahnt noch unseren Spieler, wir gucken zu, dabei geht das Spiel bereits weiter. Stadelschwarzach hat beinahe jeden Freistoß aus dem Halbfeld kurz rausgespielt. Das kann normalerweise gar nicht sein. Da muss man sich vor den Ball stellen. Dann passiert erst mal nichts. So ging das die letzte halbe Stunde unverändert weiter. .“

Manuel Rodamer (Spieler DJK Stadelschwarzach): „In den ersten 45 Minuten hatten wir deutlich mehr Spielanteile als Abtswind. Aber zwingende Torchancen hatte keine Seite. Nach der Pause brauchten wir zumindest 20 Minuten, um wieder in die Partie zu kommen, obwohl unser Trainer vorgegeben hat, so weiterzuspielen wie bisher. Also kompakt in der Abwehr und kontrolliert nach vorne spielen, auf unsere Chancen lauern. Es hat bis zur Nachspielzeit gedauert, bis wir uns für dieses Rackern belohnen. Wir stehen beim Gegner auf dem Platz, der knappe zweieinhalb Spiele von den Punkten her gesehen, von dir entfernt ist. Das ist nicht leicht, aber unterm Strich geht das Unentschieden in Ordnung. Nach einer knappen Stunde wurde es ruppiger. Erklärbar ist das nicht, da jedes Spiel seinen eigenen Verlauf nimmt. Wenn man sieht, dass wir in der ersten Halbzeit unheimlich lange Ballstafetten hatten, sicheres Passspiel aufzogen, aber mit dem Dreier Mittelfeld und unserer einsamen Spitze ergaben sich kaum echte Torraumszenen. Und dann kriegst Du gleich nach Wiederanpfiff so ein Gegentor. Das wurmt. Aber zum Glück haben wir uns dann doch noch belohnen können.“

Offene Worte vom Innenverteidiger: Christoph Kniewasser